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Talking Tel Aviv (10): Peter Urban – die (bereits zu?) langjährige Stimme des ESC

Er ist aktuell der wohl dienstälteste ESC-Kommentator: Peter Urban. 1997 trat er seinen Dienst an, ein Jahr nachdem der NDR die ESC-Verantwortung vom MDR übernommen hatte. Im ersten Jahr saß noch Ulf Ansorge in einer Kabine in Hamburg-Lokstedt, weil Deutschland mit Leon nicht bei der Show dabei sein durfte.

Aber 1997 wurde dann Peter Urbans weiche Stimme und sein pointierter Humor das auditive Markenzeichen für den ESC in Deutschland. Aufgrund einer Hüftoperation 2009 wurde er in Moskau von Tim Frühling als deutscher Kommentator vertreten. Entsprechend feierte Urban erst in Kiew sein 20. Kommentatoren-Jubiläum. Nach Lissabon und Tel Aviv steht der Zähler nun bei 22.

Allein bestreitet Urban die Kommentierung jedoch seit einigen Jahr nicht mehr, auch wenn nur er zu hören ist. Lukas Heinser (Foto unten, links), der sich in den Lena-Jahren als Videoblogger einen Namen in der ESC-Bubble gemacht hat, unterstützt den NDR-Mann. Das betrifft sowohl die Vorbereitung der Skripte für die drei Shows als auch die Begleitung während der Sendung. Ihn meint er, wenn Urban in der Sendung von „mein Assistent“ spricht.

So sehr für viele deutsche Zuschauer Urban zum ESC gehört wie der Braten zu Weihnachten, so sehr wünschen sich andere endlich mal etwas Abwechslung. Und zu kritisieren wäre sicher einiges, zumindest aber zu hinterfragen. Das bezieht sich nicht nur auf die vielen Versprecher bei der diesjährigen Kommentierung, die sich gerade dann häufen, wenn die geschliffen-humorvollen Texte offenbar von Heinser kamen. Und natürlich kann es wie in diesem Jahr auch mal eine Unachtsamkeit geben, wenn die Skripte nach den Halbfinals nicht auf aufs Finale umgeschrieben sind. Aber ist das wirklich innovativ, unterhaltend, abwechslungsreich?

Nein, ich werde hier nicht auf die Vorwürfe eingehen, dass Urbans Kommentare zu den Songs in den Halbfinals und im Finale meist identisch sind; das sind sie in vielen anderen Ländern auch. Aber ich habe den Eindruck, dass der NDR hier – wie übrigens auch bei Barbara Schöneberger – zu lange für denselben Job auf dieselbe Person setzt. Vermutlich aus Sicherheit. Denn Alternativen gäbe es.

Natürlich ist Urban noch weit entfernt von Terry Wogans Rekord, der 37 Mal für die britische BBC den ESC kommentierte. Allerdings hängte er seinen Kommentatoren-Job mit 70 Jahren an den Nagel. Urban wurde im April 71. Dass die Nachfolge nicht schlechter sein muss als das Original, beweist ebenfalls die BBC mit Graham Norton (Foto unten, rechts), der den Kommentatoren-Job seit 2009 innehat.

Auf dem oben Foto ist in der Mitte Edward af Sillén zu sehen. Er kommentiert seit 2009 mit Unterbrechungen den ESC für das schwedische Fernsehen SVT. Ihm wird dabei meist ein ehemaliger ESC-Teilnehmer zur Seite gestellt; in diesem Jahr etwa Charlotte Perrelli. Einen ähnlichen Ansatz versuchte man auch bei Unser Lied für Israel, als Michael Schulte zumindest zeitweise neben Peter Urban co-kommentierte – oder ihm zumindest für Fragen zur Verfügung stand. Beim ESC konnte man sich zu einer solchen Neuerung nicht durchringen. Da bleibt dann wieder mal alles beim (sehr) alten.

24 Jahre jünger als Urban, aber auch schon seit 1999 ESC-Kommentator (ebenfalls mit dem Aussetzer 2009): Andi Knoll aus Österreich (rechts)

Wie seht Ihr das? Wie gut machte Urban den Job in diesem Jahr? Wie wichtig ist der deutsche Kommentator beim ESC ganz generell? Und was geht vor: Tradition, Innovation und/oder Abwechslung?

Bereits erschienene Talking-Tel-Aviv-Folgen

(1) Duncan Laurence, der lachende Dritte
(2) Leider ein berechtigter vorletzter Platz für Deutschland
(3) Dynamisches, emotionales und farbenfrohes Opening des Finals
(4) Braucht’s wirklich vier Moderatoren?
(5) Mehr ist mehr – aber nicht beim Pausenact
(6) Nordmazedoniens erster ESC-Sieg – bei den Juroren
(7) Sind KEiiNO die wahren ESC-Sieger?
(8) Muss man den eigenen Beitrag unterstützen?
(9) Macht’s die neue Punktevergabe spannender – und gerechter?


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