Zum 10-jährigen Jubiläum: Die Erinnerungen der ESC-kompakt-Blogger an Lenas Sieg (2)

Bild: NDR/Rolf Klatt

Seit letzten Donnerstag, dem zehnjährigen Jubiläum von Lena Meyer-Landruts Sieg mit „Satellite“, schauen wir zurück auf den ESC 2010 in Oslo. Alle ESC-kompakt-Blogger haben ihre ganz eigenen Erinnerungen an den 29. Mai 2010 aufgeschrieben und weil die Berichte teilweise wirklich umfangreich sind, haben wir sie auf zwei Folgen aufgeteilt. Den ersten Teil könnt Ihr hier nachlesen. Für den zweiten Teil haben Benny, Manu und Peter aufgeschrieben, wie sie das Osloer Finale erlebt haben. Viel Spaß!

Benny: Der ESC 2010 war der erste, den ich live vor Ort erlebt habe. In Oslo war die ganze Woche über zu spüren, dass Lena eine der großen Favoritinnen ist – selbst norwegische Tageszeitungen machten groß mit ihr auf und Boulevard-Blätter versuchten sie wahlweise mit Alexander Rybak oder Didrik Solli-Tangen zu verkuppeln. Dem Braten wollte ich aber nicht so richtig trauen und in der Bubble verliert man selbst auch irgendwann das Gefühl dafür, wer ganz vorne landen könnte, deshalb habe ich bis zum Schluss nicht mit einem Sieg von Lena gerechnet.

Lena Oslo Norwegen Zeitung Alexander Rybak Didrik Solli-Tangen

Am Abend der Abende hatte ich einen Sitzplatz, von dem aus ich auch einen guten Blick auf einen Monitor mit dem Fernsehbild hatte und da dachte ich nach Lenas Auftritt zum ersten Mal, dass es wirklich gereicht haben könnte. Sie kam bei ihrem Auftritt so wunderbar unverstellt, natürlich und sympathisch rüber – wie sie eben auch schon bei „Unser Star für Oslo“ die Leute begeistert hatte. Als Lena dann bei der Punktevergabe irgendwann auf Platz 1 stand und auch die ersten 12-Punkte-Wertungen für Deutschland kamen, hat es mich (verbotenerweise) nicht mehr auf meinem Sitz gehalten und ich bin (verbotenerweise) quer durch die Halle gerannt, um den Rest der Punktevergabe gemeinsam mit Freunden zu erleben, die woanders saßen. Wir waren alle komplett aus dem Häuschen. Dass Lena wirklich gewonnen hat, habe ich dann am Telefon von meiner besten Freundin erfahren, die mich angerufen hat und mir gesagt hat, dass die Sache laut Peter Urban rechnerisch schon gelaufen ist. Das hatten wir in der Halle gar nicht mitbekommen.

Blogger Benny Lena Oslo Finaltag
Dieses Foto entstand am Finaltag im Osloer Vigeland-Skulpturenpark – Lena war – zumindest als Button – natürlich dabei.

Schön war dann auch das Feiern im Anschluss und dass wir überall auf der Straße von wildfremden Leuten angesprochen wurden, die uns zu Lenas Sieg gratuliert haben. Ein unglaublicher Abend!

Blogger Benny Lena Oslo Finaltag 2
Dieses Foto hat Co-Blogger Peter gemacht, den ich früher im Jahr 2010 beim Mello-Finale in Stockholm kennengelernt habe.

Manu: „Ay ay, ay ay“ – schon mit den ersten Tönen beim Casting war ich total begeistert von Lena, auch von ihrem eigenen musikalischen Geschmack, den sie in der Show zelebrierte. Glücklicherweise klang „Satellite“ dann bereits in der Version mit der Liveband im Finale frisch und modern – und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass man das Lied auch beim Song Contest zweimal hören würde. Doch… nein, das konnte ja nicht sein. Schließlich könnte Deutschland den Contest nicht gewinnen. Alle, aber „wir“ doch nicht…

Am 29. Mai, dem Tag des Finales, zog ich etwas widerwillig aus beruflichen Gründen von meiner Heimatstadt Oldenburg nach Hannover. Ich wollte damals nicht nach Hannover ziehen und hatte eine grausige Vorstellung von dieser so oft unterschätzten Stadt. So war ich hin- und hergerissen, ob ich an dem Tag nochmal mit meinen Freunden zurückfahren würde, um mit ihnen das Finale anzuschauen, oder ob ich allein zum Public Viewing auf den Rathausplatz gehen solle. Schlussendlich fühlte es sich für mich aber besser und vertrauter an, den Abend mit meinen Freunden zu verbringen. Die freudige Angespanntheit während der tollen und lockeren Show aus Oslo, der emotionale Interval-Act – alles schien an dem Abend zusammenzupassen.

„Lena, go for gold“! … Als Lena bei der Punktevergabe dann Wertung für Wertung nach oben kletterte und mit der 10. Wertung aus Finnland das erste Mal auch 12 Punkte erhielt, platzte der emotionale Knoten und das Undenkbare schien tatsächlich wahr zu werden. Ich wusste gar nicht wohin mit meinen surrealen Gefühlen. Irgendwann wurden dann Livebilder der jubelnden Zuschauer auf dem Rathausplatz eingeblendet (wenn anfangs auch falsch betitelt mit „Live aus Hamburg“). In diesem Moment fühlte es sich auf einmal toll und absolut richtig an, in diese Stadt zu ziehen. Meine Vorurteile lösten sich in Luft auf und mich überkam auf einmal ein heimatliches Gefühl für meinen Neustart in Hannover, das bis heute anhält.

Peter: Zunächst möchte ich festhalten, dass das von mir aufgenommene Foto von BennyBenny oben etwa eine Stunde vor Beginn des Finales, mit meiner damals brandneuen Canon 5d, die mich dann zehn Jahre treu begleitet hat und erst im letzten Herbst den Geist aufgegeben hat. Am liebsten würde ich sie aus nostalgischen Gründen reparieren lassen, aber Volli sagt, dass das wirtschaftlich bekloppt sei und ich für das gleiche Geld eine bessere neue bekommen würde.

Ich habe mit der Kamera in Oslo massenhaft wunderbare Bilder gemacht (auch von Lena), aber leider verhält es sich mit meinem Bildarchiv wie mit den Nebeln von Norwegen, es verliert sich leicht etwas darin. Irgendwann sortiere ich einmal mein Fotoarchiv und flute diesen Blog dann mit Bildern aus mehr als zehn Jahren ESC-Foto-Fanboy-Dasein.

Es lag was in der Luft vor dem Finale, die Fanclubs hatten Lena T-Shirts verteilt, die breiten Zuspruch fanden, nie zuvor und nie danach standen die deutschen Fans so stark hinter „ihrem“ Act. Es war noch eine andere Zeit, die Halle war komplett bestuhlt – kein WhatsApp, kein Insta, Oslo hatte eine Sperrstunde.

Ich verbinde mit dem ESC in der norwegischen Hauptstadt wunderbare Erinnerungen, nicht allein und nicht einmal hauptsächlich wegen des Erfolgs von Lena. Petra und Frank, OLi und Schnuckel, und Stef und ich wohnten im gleichen Hotel wie Pete Waterman, der wegen seines Künstlers Josh Dubovie angereist war, dessen „That sounds good to me“ bis heute zu meinen All time favourites gehört. Ich erinnere mich daran, dass wir im Hotel in Oslo Unmengen Champagner tranken, was uns im Vergleich zu den Foodpreisen (Hamburger mit Fritten für 40 Euro) als irgendwie vertretbar erschien, zumal wir uns vorzugsweise auf der Dachterrasse vom Hotel betranken, mit einem genialen Blick „über den Dächern von Oslo“. Ich bloggte von dort aus gerne (siehe Foto unten, das OLi mit meiner Canon gemacht hatte).

Stefan Raab produzierte in Oslo eine tägliche „TV total“-Show aus dem 7. Stock eines Gewerkschaftshauses und Frank hatte Karten für einen dieser Abende ergattert und Stargast war Wencke Myhre, die sehr geschlaucht im Studio im 7. Stock ankam, weil der Aufzug steckengeblieben war – mit Petra und Frank darin. Wencke tröstete die steckengebliebenen Aufzuginsassen mit einem Spontan-Mini-Konzert vor der verklemmten Fahrzeugtür auf ihrem (Fuß-)Weg nach oben und der Trost hat genutzt, pünktlich zum Beginn der Aufzeichnung waren auch die Steckengebliebenen gerettet.

Das eigentlich geniale an diesem Abend aber war eine Einladung von Frank an Petra, Douze Points und mich in ein sensationell gutes Osloer Restaurant, dessen Namen ich nicht mehr erinnere. Die Runde, das Essen, die Location, die „Lena schafft das“ Stimmung, die deutsche Servierkraft, die man uns zur Seite stellte, das alles war top notch und es war einer der grandiosesten Ausgehabende meines ESC-Lebens, der selbstverständlich im Euroclub endete, wo wir dann u.a. BennyBenny wiedertrafen.

Das alles hat jetzt nur mittelbar mit Lena zu tun, aber es sind meine schönsten Erinnerungen an „10 Jahre Satellite“ und die Erinnerung ist bekanntlich das Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann. Mein liebstes Lied kam in Oslo übrigens aus Kroatien, aber bei der Punktevergabe gab es tatsächlich nur eines: der nächste Zwölfer an „Lovely Lena“ (Feminnem war schon im Semi aussortiert worden).

Oslo Blogger Peter Dachterrasse Grandhotel beim Bloggen ueber Lena

Wenn Ihr das Finale des ESC 2010 auch selbst noch einmal nacherleben wollt, findet Ihr hier unseren Live-Blog zu der Show, die vor zwei Wochen im Ersten wiederholt wurde. Die Erinnerungen von Oslog-Videoblogger Stefan Niggemeier an Oslo (und Düsseldorf und Baku) findet Ihr hier.

Und wir sind auch an Euren ganz eigenen Erinnerungen an den 29. Mai 2010 interessiert. Wenn Ihr Lust habt, schreibt Eure Berichte doch gerne in die Kommentare und wir machen daraus eine weitere Erinnerungs-Folge.


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

9 Comments
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Matty
Matty
3 Jahre zuvor

Ich hätte den süßen Benjamin auf den Fotos nicht erkannt, Peter hingegen schon.

Nilsilaus
Nilsilaus
3 Jahre zuvor

Wir verändern uns alle.
Wir werden nicht jünger 😉

Doch was bleibt?

Schöne und wenige schöne Erinnerungen an und mit dem Eurovision Song Contest!

ESC1994
ESC1994
3 Jahre zuvor

Danke für die interessanten Berichte, tut gut mal in Erinnerungen zu schwelgen.

@Benjamin Hertlein

Hätte dich auf den Bildern fast nicht erkannt, muss aber sagen dass du dich optisch sehr positiv entwickelt hast im Laufe der Zeit.

stefanohh
stefanohh
3 Jahre zuvor

Ich habe getippt Island gewinnt, Lena sah ich auf 4, da zum ersten Mal von Beginn der Show an gevotet wurde und ein Big4 Land nicht gewinnen kann.

Beim eigenen Partyvoting hatte Norwegen zum dritten Mal in Folge gewonnen, mein Favorit war an dem Abend Belgien.

Für uns war der Flitzer, der spanische Backgroundsänger. Beim zweiten Auftritt fiel uns auf, dass der Sänger dazu gehörte 🙂

Glow als Intervalact brachte gute Stimmung, vorallem auch mit den Livebildern aus Hamburg und Hannover.

Tja und das Voting war unbeschreiblich, da hat das kleine Schweinchen mit den beiden Flaggen von Norwegen und Deutschland aufm TV Glück gebracht 🙂

ESCFan2009
ESCFan2009
3 Jahre zuvor

Benny war früher aber wirklich ein Leckerchen 😇
Und wehe, es hängt sich einer am „war“ auf, ihr wisst schon, wie ich das meine 😂😂

Nilsilaus
Nilsilaus
3 Jahre zuvor
Reply to  ESCFan2009

Es rasen die Zeiger der Uhr. Die Zeit kommt nicht mehr zurück. Das letzte Hemd hat keine Taschen 😉

Gaby
Gaby
3 Jahre zuvor

Danke, dass Ihr uns an Euren Erinnerungen teilhaben laßt😊. Ich finde ja auch die kleinen Dinge am Rande sehr interessant. 40€ für einen Hamburger mit Pommes??? Boah nee, ich bin wirklich kein geiziger Mensch, aber das würde mir im Halse stecken bleiben. Naja, ganz Skandinavien ist ein teures Pflaster, aber wunderschön😍. (Sorry, für Off Topic).

ESCFrank
ESCFrank
3 Jahre zuvor

Ach man, schön diese Erinnerungen….wie wischiwaschi sich „nur“ über Benny‘s Optik auszulassen 🙄😉😉
Ich werde nie vergessen, wie ungläubig ich war. Mein bester Freund hat von Anfang an, an Lena geglaubt. Ich immer „Dänemark gewinnt“. Er immer „ halt die Klappe, Lena gewinnt“, ich wieder „kann nicht sein, Dänemark“…dabei fand ich Dänemark gar nicht mal ansatzweise gut 🤷‍♂️😂😂
Ist seit 2010 unser running gag, egal was kommt, Dänemark gewinnt…auch wenn sie im Semi raus sind.

Eurovisionismus, der
Eurovisionismus, der
3 Jahre zuvor

@peter nennt „That Sounds Good To Me“ einen seiner All-Time-Favorites. Genial, ich flippe aus!
Dieser Titel wurde von Mike Stock und Pete Waterman geschrieben/produziert. Gemeinsam mit Matt Aitken bildeten sie die sog. Hit Factory „Stock Aitken Waterman“ (SAW), die in den 1980ern mit Künstler*innen wie Kylie Minogue, Rick Astley, Bananarama, Donna Summer und Cliff Richard die Charts dominierten. Unzählige Hits gehen auf ihr Konto: „You Spin Me ‚Round Like A Record“, „Venus“, „I Should Be So Lucky“, „Never Gonna Give You Up“ …
2010 erlebte der SAW-Sound sein Comeback beim Grand Prix. Matt Aitken war bereits Anfang der 1990er im Streit ausgeschieden, das hört man „That Sounds Good To Me“ aber keineswegs an 😉 Der Titel, vorgebracht von Josh Dubovie, wurde im Grand Final souverän Letzter.
Die Sammlung der Fließbandproduktionen aus der SAW-Hit-Factory, generell als nervtötender Soundschrott gebrandmarkt, ist eines meiner schockierenden Hobbys. Ich habe einen regelrechten Folterkeller davon, inklusive unveröffentlichter Aufnahmen 😀 Immer gut, wenn der Besuch mal wieder nicht gehen will 😉