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ESC-Songcheck kompakt 2023 (9) – Finnland: „Cha Cha Cha“ von Käärijä

Bild: Nelli Kenttä / Yle

Finnland hat es mal wieder getan: Auch die diesjährige Ausgabe der Vorentscheidung „Uuden Musiikin Kilpailu“ (UMK) gehörte zu den meistbeachteten der ESC-Saison und konnte durch ein hohes Level an musikalischer Qualität überzeugen. Insgesamt sieben Acts stellten sich im nationalen Finale am 25. Februar dem Votum des Publikums und der Jury. Am Ende konnte sich der Rapper und Sänger Käärijä bei beiden Gruppen klar durchsetzen und einen Erdrutschsieg feiern.

Jere Pöyhönen, wie Käärijä eigentlich heißt, stammt aus Vantaa in der Nähe von Helsinki und ist 29 Jahre alt. In seine Musik lässt er unterschiedliche Stilrichtungen einfließen, von Rap über Metal bis hin zu Elektro. Das hat ihm auch schon einige Vergleiche (und Plagiatsvorwürfe) mit der deutschen Band Electric Callboy eingebracht. Obwohl Käärijä bereits ein Album und zahlreiche Singles veröffentlicht hat, blieb ihm der große Durchbruch auch in seiner Heimat bislang verwehrt. Das hat sich mit dem UMK-Sieg geändert, denn sein Beitrag „Cha Cha Cha“ schaffte es aus dem Stand auf Platz 1 der finnischen Single-Charts.

Das Lied

„Cha Cha Cha“ wurde von Käärijä gemeinsam mit Aleksi Nurmi und Johannes Naukkarinen geschrieben. Das Lied wird vor allem durch seine zwei ganz und gar unterschiedlichen Teile charakterisiert. Der deutlich härtere Beginn zeichnet sich durch ein Wechselspiel von sehr tief gerappten Strophen, die von einem stakkatoartigen Elektrobeat begleitet werden, und dem höher gerappten Refrain mit „Cha Cha Cha“-Einwürfen aus dem Background aus. Im zweiten Teil wird der Song dann beinahe schlagerhaft mit einem echter Ohrwurmmelodie.

Der Song handelt von einem Mann, der im Club allen Kummer und alle Sorgen einfach vergessen und kräftig feiern will. Dazu passt auch Käärijäs in Interviews gern geäußerter Lieblingsspruch „It’s crazy, it’s party“. Das ohnehin schon sehr wilde Lied wird allerdings noch getoppt von der Bühnenperformance, bei der Käärijä die alte ESC-Regel „Mehr ist mehr“ befolgt und den Zuschauer*innen drei Minuten beste Unterhaltung liefert.

Der Check

Song: 5/5 Punkten
Stimme: 4/5 Punkten
Darbietung: 4,5/5 Punkten
Instant Appeal: 5/5 Punkten

Benny: Genial! Wenn Deutschland Electric Callboy nicht zum ESC schickt, dann macht das eben Finnland. Käärijä ist ein cooler Typ und hat mit „Cha Cha Cha“ einen Song im Gepäck, der die Leute fast durch die Bank weg begeistert. Diejenigen, die auf etwa härtere Töne stehen, werden ebenso abgeholt wie diejenigen, die einen guten Schlager-Refrain zu schätzen wissen – das ist eine Kunst. Die Bühnenshow tut ihr Übriges, wobei Käärijä und der Song so viel Klamauk in meinen Augen gar nicht nötig haben. 12 Punkte.

Berenike: Das ist einer der Beiträge, bei denen ich im ersten Moment dachte „Was ist das?“, das Pendel dann aber schnell zu „Was auch immer es ist, es ist geil“ schwenkte. Als der Song dann ganz unerwartet ins fast schon Schlagerhafte kippte, hatte ich dann auch noch einmal so einen Moment: von „was passiert jetzt?“ zu „geil“. „Cha Cha Cha“ ist eigenständig, hat Wumms, bleibt im Kopf hängen. Der hämmernde Beat, die Grummeligkeit von Käärijä und der Klang des Finnischen passen perfekt zusammen, der Endteil ist dann genial over-the-top eingängig. Seltsamerweise nudelt sich der Song für mich auch gar nicht aus. Im Gegenteil, je häufiger ich ihn höre, desto besser finde ich ihn. Zum einzigen Mal in diesem Jahr 12 Punkte.

Douze Points: Nein, ich werde jetzt nicht über eine verpasste Chance für Deutschland im Jahr 2022 klagen. „Cha Cha Cha“ ist ein Brett, das es zu schlagen gilt. Von Sekunde eins des Auftritts übt die Nummer eine Faszination zwischen Genie und Wahnsinn aus. Der supereingängige Refrain macht es leicht, zu dem Lied eine Verbindung aufzubauen, was sonst auf Finnisch völlig unverständlich ist. Die Tänzer/innen sind grandios und ergänzen Käärijä perfekt. Während mir der Übergang ins Schlagerpoppige am Ende gefällt und den Song für mich leichter zugänglich macht, ist er für andere nicht nachzuvollziehen. Ich sehe aber die Reaktionen auf den ESC-Dancefloors und gebe zuversichtliche 12 Punkte.

Flo: Vermutlich haben wir hier den viralen Moment des ESC 2023. Käärijä wird für Diskussionen nach dem ESC sorgen und allein deshalb ist Finnland wohl ganz vorne dabei und wird um den Sieg mitspielen. Der Song selbst ist irgendwie verrückt und schwer greifbar, aber eines ist klar: „Cha Cha Cha“ wird die Halle und vermutlich auch das Televoting zum Beben bringen. 7 Punkte.

Manu: Haben wir hier den Televotingsieger des ESC 2023? Käärijäs „Cha Cha Cha“ macht schon vom Audio viel her: Brachialer Techno-Beginn, dunkler Sprechgesang, ein sich steigender Refrain, der das Publikum zum mit“singen“ einlädt. Doch spätestens wenn in der zweiten Hälfte des Liedes der Sprechgesang einer ins Ohr bohrenden Melodie weicht, macht das Teil einfach nur noch Spaß. Ich war gespannt, ob Käärijä diese Energie auch auf die Bühne transportieren kann und wie wir wissen, konnte er. Beim Staging darf etwas, aber muss nichts verändert werden. Käärijä hat die große Chance, das beste finnische ESC-Ergebnis nach Lordi einzufahren und vielleicht lässt sich ja auch die ein oder andere Jury mitreißen: 10 Punkte.

Max: Spätestens seit dem Finale von UMK 2023 bin ich im „Cha Cha Cha“-Fieber. Dabei hatte mich das Lied nicht von Anfang an eingefangen. Käärijä ist jedoch einfach ein richtig cooler Typ und bei der Nummer und dem Auftritt passt alles zusammen. Das Finnische, die härteren Klänge in der Hookline, aber auch der letzte Part des Liedes, der schon fast in Richtung Schlager geht. Komplett Banane – aber ich liebe es. Zudem fällt mir auf, dass ESC-ferne Freunde und Bekannte sehr positiv auf das Lied reagieren und es fällt immer wieder der Satz „Der gewinnt!“. Also mal schauen, was Finnland so in Liverpool reißen kann. 12 Punkte!

Peter: Käärjas „Cha Cha Cha“ beweist, dass der ESC auch nach fast sieben Jahrzehnten noch für überwältigende Innovationen, kreative Explosionen und spektakuläre Inszenierungen gut sein kann. Die Hälfte des diesjährigen UMK wäre Top-Ten-Material gewesen und Crazy-Sexy-Cool-Käärija ist es vor allen anderen definitiv. Mehr ist mehr. Hardrock, Banlieue-Rap, Nouveau Artpop und am Ende Schlager – der (fantastische) Mix macht’s. Dargeboten von einer Rampensau im allerallerbeste Wortsinne – großes Kino für uns zwei. Oder: It’s what’s in the grooves that counts. 12 Punkte nur deswegen, weil mehr nicht möglich ist.

Rick: Finnlands Beitrag wirkt auf mich wie ein geordnetes Chaos. Die einzelnen Zutaten sind total crazy und wirr, aber im richtigen Verhältnis zueinander ergeben sie absolut Sinn. Es ist die richtige Prise Rap, genug Electro/House und dazu auch noch typisch finnische Rock-Einflüsse. Dieser Mix sollte eigentlich nicht funktionieren, aber das tut er dennoch. „Cha Cha Cha“ ist mitreißend und unterhaltsam. Alles richtig gemacht, Finnland. 12 Punkte!

Gesamtpunktzahl: 89/96 Punkten

Beim ESC kompakt-Index landet „Cha Cha Cha“ auf Platz 2 von 37.

Wie schneidet der finnische Beitrag "Cha Cha Cha" von Käärijä ab?

  • Top 5 (91%, 833 Votes)
  • Platz 6-10 (5%, 43 Votes)
  • bleibt im Halbfinale hängen (3%, 23 Votes)
  • Platz 11-15 (1%, 8 Votes)
  • Platz 21-26 (0%, 3 Votes)
  • Platz 16-20 (0%, 1 Votes)

Total Voters: 911

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Bisher erschienene Songchecks:

Erstes Halbfinale

(1) Irland: „We Are One“ von Wild Youth
(2) Kroatien: „Mama ŠČ!“ von Let 3
(3) Lettland: „Aijā“ von Sudden Light
(4) Malta: „Dance (Our Own Party)“ von The Busker
(5) Norwegen: „Queen Of Kings“ von Alessandra
(6) Portugal: „Ai Coração“ von Mimicat
(7) Serbien: „Samo Mi Se Spava“ von Luke Black
(8) Aserbaidschan: „Tell Me More“ von TuralTuranX


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