Mythos oder Realität? Ein Blick auf die Finalchancen anhand der Startplätze (nicht nur) beim ESC 2021

Es war für viele sicher überraschend, als Thomas Schreiber nach dem „S!stergate“ im deutschen Vorentscheid im Interview mit uns sagte, dass es ein Mythos sei, „dass die Startpositionen ausschlaggebend für das Ergebnis“ sind. Er bezog sich dabei zwar nur auf den Vorentscheid 2019 mit lediglich sieben Beiträgen, trotzdem wirkte diese Aussage auf viele etwas befremdlich (und wurde auch statistisch widerlegt). Na klar, eine Loreen oder ein Alexander Rybak hätten wahrscheinlich von jedem Startplatz aus gewonnen, aber die Vermutung liegt nahe, dass ein guter Startplatz in einem engen Teilnehmerfeld durchaus vorteilhaft sein kann.

Wie ist das aber, wenn es nicht um den Sieg an sich, sondern darum geht, dass mehrere Beiträge in das Eurovisions-Finale einziehen? Wirkt sich hier ein Startplatz auf das Erreichen der nächsten Runde aus? Von welchem Startplatz hat ein Beitrag dafür die größte Chance, gibt es tatsächlich sogenannte „Todesslots“? Schauen wir uns das einmal genauer an:

Die blanken Zahlen

Zuerst schauen wir uns einmal an, von welchem Startplatz aus – seit der Einführung der Halbfinale im Jahre 2004 – wie oft das begehrte Finale erreicht werden konnte. Die einmalig durchgeführte Qualifikationsrunde im Jahre 1996, als der deutsche Vertreter Leon unglücklich das Finale verpasste, lassen wir außen vor, da es hier keine Show gab, sondern die Auswahl hinter verschlossenen Türen stattfand.

Eine Besonderheit gab es zudem noch in den Jahren 2008 und 2009, als der Zehntplatzierte nicht automatisch das Finale erreichte, sondern die Jurys einen anderen Finalteilnehmer bestimmen konnten. Das taten sie 2008 im zweiten Halbfinale, als der mazedonische Beitrag „Let Me Love You“ von Tamara, Vrčak & Adrian durch das schwedische „Hero“ von Charlotte Perrelli ersetzt wurde. 2009 wurde der zehnte Platz sogar in beiden Halbfinalen ausgetauscht: Im ersten Halbfinale traf es wieder den mazedonischen Beitrag, diesmal dargeboten von Next Time. Dafür durften die Finnen Waldo’s People im Finale die Kontrolle verlieren. Im zweiten Halbfinale wurden die Serben Marko Kon & Milaan ausgesiebt, die fast doppelt so viele Punkte erhalten hatten wie der heutige Muskelprotz Igor Cukrov und Andrea aus Kroatien, die stattdessen ihr Lied „Lijepa Tena“ erneut im Finale singen durften. Ob das musikalisch nun besser war, darf natürlich jeder selbst entscheiden, so ganz fair mutete diese Regelung aber nicht an, die dann auch schon 2010 wieder verworfen wurde. Deshalb taucht zur Vereinfachung in der folgenden Grafik auch der jeweilige zehnte Platz als Finalteilnahme auf.

Zwischen 2004 und 2007 wurde jeweils nur ein Halbfinale mit bis zu 28 Beiträgen durchgeführt. Deshalb wurden die hinteren Startplätze aus diesen Jahren auf der Grafik etwas zurückgenommen dargestellt. Seit 2008 werden jedes Jahr zwei Halbfinale mit bisher immer zwischen 15 und 19 Beiträgen veranstaltet.

Der absolute Spitzenreiter ist bisher der Startplatz 18: Nur zweimal wurde von diesem Platz aus das Finale verfehlt – interessanterweise beide Male bei einem Song Contest in der Ukraine (2005 der etwas konfuse Beitrag aus Andorra in einem Feld von 25 Beiträgen und 2017 für einige trotz stimmlicher Schwächen überraschend der lettische Beitrag von Triana Park, der als Letzter ins Rennen ging – und Letzter wurde).

Auf der Verliererseite steht nicht der 2. sondern der Startplatz 3. Von diesem Startplatz aus konnte bei ausgetragen 28 Halbfinalen lediglich acht mal das Finale erreicht werden. Bei einem guten Beitrag ist es also möglich, selbst vom statistisch schlechtesten Startplatz die nächste Runde zu erreichen, aber es scheint tendenziell etwas schwieriger.

Das man aber nicht nur stumpf einen Startplatz an sich betrachten kann, sondern zur Chancenerrechnung die jeweilige Anzahl der Beiträge mit einbeziehen muss, wird klar, wenn man bedenkt, dass wir seit 2008 zwischen 15 und 19 Beiträge in den Halbfinals vorfanden. Es macht bezüglich eines Spannungsbogen einer Show eben einen Unterschied, ob beispielsweise ein Beitrag an Startplatz 16 ein Halbfinale abschließt oder nach ihm noch drei weitere folgen. So konnte vom letzten Startplatz aus satte 23 Mal das Finale erreicht werden (also in 82 Prozent aller Fälle), vom vorletzten Startplatz aus noch 21 Mal (immerhin noch in 75 Prozent aller Fälle). An dieser Stelle möchte ich zumindest in der Tendenz Herrn Schreibers oben zitierte Aussage widersprechen. Auch bei sieben oder gar noch wenigeren Beiträgen bietet der letzte oder vorletzte Auftritt durch den Spannungsbogen der Sendung, das Votingverhalten und die Erwartungen der Zuschauer zumindest eine höhere Chance auf eine bessere Platzierung.

Tendenziell kann man feststellen, dass ein hinterer Startplatz zumindest die Chance erhöht einen Finalplatz zu ergattern. Diese Feststellung ist aber natürlich keine neue Erkenntnis. Und so erleben wir, seitdem die Startplätze nicht mehr ausgelost werden, sondern von den Machern der Show – unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte – gesetzt werden, dass den Beiträgen, denen am meisten zugetraut wird, ein Startplatz weiter hinten der zuvor zugelosten Hälfte des Halbfinals (oder direkt zur Eröffnung) gegeben wird. In einer Art „selbsterfüllenden Prophezeiung“ wird dadurch der Trend der Erfolgschance für den jeweiligen Startplatz fortgesetzt und verstärkt.

Für die Statistik-Fetischisten unter uns, hier alle Platzierungen in den bisherigen Halbfinals auf einen Blick (zur größeren Ansicht die Grafik anklicken):

Die Chancen in diesem Jahr – nur aufgrund der Startplätze

Doch was bedeutet die ganze Theorie nun für die Halbfinals in diesem Jahr? Lässt man nur die Zahlen sprechen, so sollten im 1. Halbfinale die Chance auf einen Finaleinzug für Malta, Aserbaidschan und die Ukraine am größten sein. Dahinter folgen Rumänien, Israel, Nordmazedonien, Kroatien, Norwegen, Irland und Zypern oder (aufgrund der im Durchschnitt besseren Platzierung des Startplatzes 1 zu Startplatz 8) Litauen am größten sein.

Im zweiten Halbfinale sehen die nüchternen Zahlen den größten Startplatz-Vorteil für die Beiträge aus Dänemark, Finnland und der Schweiz. Dahinter folgen Lettland, Bulgarien, Polen, Portugal, Moldau und Serbien. Um die zehntbeste Chance buhlen im 2. Halbfinale relativ gleichauf Georgien, Island und San Marino als Eröffnungsnummer.

Bei allem „Rumgerechne“ bleibt schlussendlich aber festzuhalten, dass Startplätze nur tendenzielle Chancenvorteile für einen Finaleinzug bringen können. Das man auch vom letzten Startplatz eine Bruchlandung hinlegen kann, bewies vor vier Jahren wie oben erwähnt Triana Park. Dem entgegen bewies der Belgier Loïc Nottet 2015 mit seinem Lied „Rhythm Inside“ im ersten Halbfinale, dass man auch vom ungeliebten Startplatz 3 als Zweitplatzierter famos ins Finale einziehen kann.

Welche Länder aufgrund ihrer jeweiligen Qualifikationsrate die besten Chancen auf den Einzug ins ESC-Finale haben, hat Kollege Douze Points (damals noch unter Berücksichtigung von Armenien und Belarus) bereits im vergangenen Jahr analysiert.


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49 Comments
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Gaby
Gaby
3 Jahre zuvor

Danke für den interessanten Artikel, Manu🙂.
Ich hatte gar nicht mehr auf dem Schirm, dass 2008 und 2009 einfach den 10. Qualifikanten für das Finale bestimmt haben. Wie ungerecht war das denn??? Na ja, die Songs sind ja nicht sehr weit gekommen, wurde ihnen quasi ein Bährendienst erwiesen.😉

Sehr gut auch, dass Du die „selbsterfüllte Prophezeihung“ angesprochen hast, mit der die Produzenten, wenn auch indirekt, Einfluss auf das Ergebnis nehmen können. Muss sich natürlich nicht erfüllen, aber eine Tenzenz ist schon erkennbar. Ach, ich habe mich schon genug drüber aufgeregt!

Man könnte dem aber wenigstens ein bißchen Abhilfe schaffen (meiner Meinung nach), und zwar, in dem man die Schnelldurchläufe in umgekehrter Reihenfolge abspielt. So würden wenigstens die früheren Startnummern nochmals stärker in Erinnerung gerufen. Hat man früher, zumindest in den deutschen VEs der 80er Jahre auch so gehandhabt.

Gaby
Gaby
3 Jahre zuvor
Reply to  Gaby

*einfach die Jury den 10. Qualifikanten für das Finale bestimmt hat, sollte es natürlich heißen.😉

togravus ceterum
Mitglied
3 Jahre zuvor
Reply to  Gaby

Ich bin noch immer fuchsteufelswild, dass die blöden Jurys 2008 Charlotte ins Finale gehievt und Tamara nach Hause geschickt haben. 🙁

Gaby
Gaby
3 Jahre zuvor

Ja, da gebe ich Dir recht.

schorschiborsch
schorschiborsch
3 Jahre zuvor

das finde ich auch…wobei wohl nicht die Jurys schuld sind, sondern diejenigen, die sich diese himmelschreiend-ungerechte Regelung ausgedacht haben…:-)

Patrick Schneider
3 Jahre zuvor
Reply to  Gaby

Rückwarts-Recaps gab es beim ESC 2002 und beim ESC 2003. Hat aber an sich auch keine riesigen Veränderungen bewirkt (Slowenien wurde 2003 als letzter Startplatz etwa trotzdem nach hinten durchgereicht).

Gaby
Gaby
3 Jahre zuvor

Klar, eine Garantie gibt es nicht. Wenn ein Song nicht ankommt, dann nützt auch ein hinterer Startplatz nichts. Es wäre nur eine kleine Anpassung für die früheren Startplätze, um in Erinnerung zu bleiben.🙂

Branko
Branko
3 Jahre zuvor

Die EBU hatte in den Jahren 1996 – 2021 aber auch seltsame Regeln beschlossen… Man erinnere sich an den Schnelldurchlauf in umgekehrter Reihenfolge, das Abstimmen bereits ab dem 1. Song, das ultralange Semifinale 2007, die Wiedereinführung von Jurystimmen, das Goldene Finalticket in den Semifinal-Shows usw.

Gaby
Gaby
3 Jahre zuvor
Reply to  Branko

Ach, guck an, es gab schonmal auch beim ESC den Schnelldurchlauf in umgekehrter Reihenfolge?
Kann ich mich gar nicht mehr dran erinnern. Ich fände es gut, wenn sie das wieder einführen würden. Denn das macht Sinn, meiner Meinung nach, wie schon oben beschrieben.🙂

Branko
Branko
3 Jahre zuvor
Reply to  Gaby

ESC 2002 und ESC 2003

Gaby
Gaby
3 Jahre zuvor
Reply to  Gaby

@Branko

Danke für die Info.

floppy1992
Mitglied
floppy1992
3 Jahre zuvor
Reply to  Branko

Das goldene Ticket hatte allerdings im Wettbewerb keine Bewandtnls, sondern war nur ein Show-Gimmick der Aserbaidschaner bzw. wahrscheinlich von Brainpool.

roxy
roxy
3 Jahre zuvor

Danke für den Artikel, aber ich möchte darauf hinweisen, so wie es im Artikel ohnedies auch angedeutet wird, dass so eine Statistik wenig Sinn macht, da die Startreihenfolge ja nicht zufällig ausgewählt wird, sondern gewissen ungeschriebenen Gesetzen folgt.

Nilsilaus
Nilsilaus
3 Jahre zuvor

Jetzt sehe ich nur noch Zahlen 😱🥳🕳👨‍🏫🤹‍♀️👣

togravus ceterum
Mitglied
3 Jahre zuvor
Reply to  Nilsilaus

Sieben, Sieben
Ai lyu lyu
Sieben, Sieben
Ein, zwei
Sieben, Sieben
Ai lyu lyu
Ein, zwei, drei

♫♪♫ – shakeshakeshake

ag9
ag9
3 Jahre zuvor

Uno, Uno, Dos, Quatro…

Vondenburg
Vondenburg
3 Jahre zuvor

Un, deux, trois…

Tamara
Mitglied
3 Jahre zuvor

Merkt Ihr was: Bei Uno, Dos, Quatro fehlt die DREI! Die WUSSTEN, wovon sie da singen! Die haben das voll durchschaut gehabt!!!!1!1!11EINSELF

togravus ceterum
Mitglied
3 Jahre zuvor
Reply to  Tamara

Und ich dachte immer, dass die Zahl 3 in Russland verboten ist, seit der Heilige Sergey zum zweiten Mal nur Dritter geworden ist …

4porcelli - Adrenalina @the Discoteque
4porcelli - Adrenalina @the Discoteque
3 Jahre zuvor

Ich liebe ja diese statistischen Analysen also erst mal danke für den Artikel!
Glaube aber, es ist im Semi nicht so wichtig wie im Finale: Hier wird einfach, meist unabhängig vom Startplatz und sogar Land, der grösste Schrott ausgesiebt, siehe u.a. überraschend für viele TUR in Düsseldorf und die krächzende RUS Vulkannummer 2018.

benne
benne
3 Jahre zuvor

Ein interessanter Aspekt ist mit noch aufgefallen.
Man würde ja vermuten, dass die Startnr. 7,8 und 9 mit denen die vermeintlich stärkeren Songs aus der 1. Hälfte starten, bessere Finalchancen hatten als etwa 10, 11, 12 und 13 , also die vermeintlich schwächeren Songs der 2. Hälfte.
Da gibts aber keinen merkbaren Unterschied.

Ich habe mir dazu noch was anderes angesehen: nämlich die Startnr. der jeweils besten Nichtqualifikanten (Platz 11- 13) der Semifinals von 2012- 2019
Darunter waren Startnr. 2 und 7 (jeweils 5x) sowie Startnr. 8 und 9 (jeweils 4x) am häufigsten vertreten.
Bestätigt also, dass man aus der 2. Hälfte die besseren Chancen hat.

goynen67
Mitglied
3 Jahre zuvor

Eine witzige Analyse. Im statistischen Sinn ist wahrscheinlich der Zeitraum noch zu kurz für wirklich deutliche Ergebnisse. Leider wird aber eine saubere Analyse durch die willkürliche Startplatzvergabe seit einigen Jahre deutlich verzerrt. Denn es werden ja die Titel aufgrund ihrer Einschätzung an bestimmte Plätze durch sogenannte Experten vergeben. Dank Christer Björkmann.

maburayu
maburayu
3 Jahre zuvor

Interessant wäre auch, ob sich die Ergebnisse unterscheiden in den Jahren in denen gelost wurde und dene wo ein Schwede die Reihenfolge festlegte.

Yasi
Yasi
3 Jahre zuvor
Reply to  maburayu

Von 2008-2012 hat sich die #2 7/10 qualifiziert. Kein Todesslot! Erst seit 2013. Da haben die Produzenten wohl zu sehr an den Mythos geglaubt. Aber wie wir sehen, ist die #3 der WAHRE Todesslot in den Semis. Nur 2008-2019 betrachtet, sind #4 und #11 ebenfalls schlechter als die 2.
Die #14 hat sich von 2008-2012 sogar IMMER qualifiziert. Deshalb ist es eine der besten Startnummern statistisch!

Vondenburg
Vondenburg
3 Jahre zuvor

Interessant wäre auch die Erfolgschancen auf Grund der umgebenen Beiträge zu untersuchen, aber das dürfte ne ausgewachsene Musiktheorie-Dissertation sein.

Tamara
Mitglied
3 Jahre zuvor

Ich hab diese Annalühse vor drei Jahren auch schon mal gemacht, guckstu hier: http://sixtussagtmiau.blogspot.com/2018/05/startnummernorakelei-und-das-marchen.html (und ja, sorry, gerade muss ein bisschen Eigenwerbung sein, außerdem stehen bei Manu Sachen drin, die bei mir nicht drinstehen und umgekehrt, deshalb ruhig mal gucken). Das war vor dem 2018er, der aus zwei Gründen komplett aus der Reihe tanzt:

Erstens hat sich hier in beiden Semis die Startnummer 3 qualifiziert, beides Überraschungsqualifikanten (zu meiner übergroßen Freude „Mall“ und zu meiner Überraschung auch nach dem Semi-Auftritt „Nova Deca“). Das gab es so vorher noch nicht, normalerweise werden auf diese Startnummer eher aussichtslose Fälle gepackt. Dieses Jahr übrigens auch, wobei die Russin es schaffen sollte. Tschechien ist mit der Konstellation wahrscheinlich chancenlos.

Zweitens, und das ist die eigentliche Sensation: In BEIDEN Semis kam die Mehrheit (6 von 10) aus der ersten Hälfte! Das gab es vorher überhaupt noch nie, das höchste der Gefühle waren 5 von 10. Nun war 2018 bekanntlich extrem unausgewogen, was die Semiverteilung anging, Aber dennoch lässt sich daraus schließen, dass es ein Vorteil ist, wenn man bei den Semihälften die zweite Hälfte zieht.

Im Finale spielt die handgeklöppelte Startnummernvergabe dann eine viel größere Rolle, wie wir ja auch schon vermutete haben. Ich hab auf der Tube das hier gefunden: https://www.youtube.com/watch?v=DxEt98YiBrs. Ich finde, die grafische Aufbereitung sagt da schon einiges aus …

Yasi
Yasi
3 Jahre zuvor
Reply to  Tamara

Semifinale 2 2008. Da waren’s auch 6 in der ersten Hälfte. Und 2016 indirekt auch, wenn man Australien zur ersten Hälfte zählt.

stefanohh
stefanohh
3 Jahre zuvor

Startnummern 2-5 und 11 scheinen es schwieriger zu haben. Lasst uns schnellstmöglich wieder 18 Halbfinalisten haben, Startnummer 18 ist vielversprechend mit einer Finaleinzugquote von 89,5% (mehr als 3x so hoch wie Startnummer 3).

robba
robba
3 Jahre zuvor
Reply to  stefanohh

Ich nehme die 18 dazu und würde die 3,2 und 11 weglassen, dann müsste es klappen und wir haben nur noch Qualifikanten 😉

Rainer 1
3 Jahre zuvor

Vor lauter zahlen, tabellen und balken wird mir mal wieder ganz plümerant😀

Alki Bernd
3 Jahre zuvor

Ich finde man muss doch den ganzen Schlager sehen und nicht nur eine dürre Zahl , Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Beine !

Tamara
Mitglied
3 Jahre zuvor
Reply to  Alki Bernd

Dazu sag ich nur: Macadamia 2007. Wenn das ernsthaft mehr ist als die Summe seiner Beine, dann hab ich Schlager nie geliebt.

sam
sam
3 Jahre zuvor

Danke, manu für den tollen Artikel. Das war sehr interessant.

sam
sam
3 Jahre zuvor

Außerdem hat der niederländische Fanclub seine Punkte für dieses Jahr bekannt gegeben.

Schweiz – 12 Punkte
Malta – 10 Punkte
Frankreich – 8 Punkte
Zypern – 7 Punkte
San Marino – 6 Punkte
Litauen – 5 Punkte
Island – 4 Punkte
Schweden – 3 Punkte
Griechenland – 2 Punkte
Rumänien – 1 Punkt

https://eurovoix.com/2021/04/14/netherlands-ogae-netherlands-reveal-points-for-ogae-poll-2021/

Tamara
Mitglied
3 Jahre zuvor

Ich will übrigens nicht motzen, aber der Teil mit der Nummer 23 stimmt nicht – dort ist die Quote nämlich 0/3. Sowohl Omar Naber als auch Silvia Night als auch Gerli Padar haben es mit der Nummer 23 nicht geschafft. Also, wenn die 23 kein Todesslot ist, weiß ich es aber auch nicht! 😀 😀 😀

Mariposa
Mariposa
3 Jahre zuvor

Slowenien und Estland wären meines Erachtens auf jedem Startplatz in ihren Semis chancenlos.

Raffa
3 Jahre zuvor

Hach, das ist ganz mein Thema – Statistik, Psychologie (und auch etwas Musik)!

Falls jemand die Sicht eines Psychologen interessiert, fasse ich ein paar spontane Gedanken zusammen:

1. Viele Studien belegen, dass die Reihenfolge, in der der Mensch Informationen präsentiert bekommt, einen Einfluss auf dessen Erinnerung hat. Die erstgenannte (bzw. erstgelesene, -gehörte, …) Information sowie die letztgenannte Information bleiben besonders in Erinnerung (im englischen Fachjargon als primacy effect und recency effect bezeichnet). Beim ESC könnten also der erste und insbesondere der letzte Song besonders in Erinnerung bleiben. Ist dieser jedoch schlecht (bzw. entspricht er nicht dem eigenen Geschmack), könnte sich das negativ für ihn auswirken. Ich würde hier also eine kombinierte Wirkung erwarten (d.h. eine statistische Interaktion).

2. Ebenso gibt es viele Studien dazu, wie sich der Kontext auf die Wahrnehmung und Beurteilung von Personen, Dingen etc. auswirkt. Hier gibt es sogenannte Assimilations- und Kontrasteffekte. Angewandt auf den ESC: Wenn z.B. ein schlechter Song vor oder nach einem guten Song kommt, wird der schlechte Song etwas schlechter und der gute etwas besser bewertet, als wenn diese für sich allein stünden oder von ähnlich guten Songs umgeben wären.

3. Es finden sich statistisch signifikante Korrelationen zwischen der Startreihenfolge der Songs und dem Finaleinzug oder der finalen Platzierung der Songs (nach der Bewertung). Einerseits können sich die oben genannten Effekte bemerkbar machen. Andererseits ist unbedingt zu beachten, dass von der Korrelation (d.h. dem statistischen Zusammenhang) nicht auf Ursache und Wirkung geschlossen werden darf. Es kann sein, dass die Startreihenfolge sich auf die Wahrscheinlichkeit des Finaleinzugs auswirkt. Wenn die Reihenfolge aber von Personen festgelegt ist, ist es ebenso plausibel, dass gut Songs bzw. Songs mit guten Chancen auf „gute Startplätze“ gelegt werden. Etwa, weil man die Show mit starken Songs eröffnen und schliessen möchte oder weil man um die Theorien zum Einfluss der Startplätze weiss. Mit der Interpretation von Korrelationen muss man also vorsichtig sein.

4. Gut untersucht ist übrigens die „sich selbst erfüllende Prophezeiung“ (engl. self-fulfilling prophecy). So treten einige Ereignisse genau deshalb ein, weil man sie erwartet. Dies kann beim Zusammenhang zwischen Startplatz und Finaleinzug bzw. Finalplatzierung der Fall sein. Hierzu würde der oben angeführte Punkt sprechen, dass verantwortliche Personen Theorien zum Einfluss der Startposition kennen und deshalb starke Songs auf vermeintlich starke Startplätze setzen. Somit wird die gehegte Theorie automatisch bestätigt.
Übrigens kann die self-fulfilling prophecy auch dazu beitragen, dass die „Vorhersage der Buchmacher“ (d.h. die Wettquoten) eintrifft. Der Mensch ist grundsätzlich nicht unabhängig in seiner Entscheidungsfindung und lässt sich durch allerlei äusserer Einflüsse unbewusst leiten. Wenn jemand die Wettquoten kennt und beispielsweise ein Song der klare Favorit ist, besteht die Tendenz, dass die Person den Song positiver bewertet. Songs können durch Prognosen, durch Werbung, durch Präsenz in (sozialen) Medien etc. zu Gewinnern gemacht werden, auch wenn sie nicht unbedingt die besten sind. Das weiss die Musikindustrie schon lange. Natürlich ist der Mensch aber keine Maschine und es ist nie eindeutig vorhersagbar, wie sich solche Einflüsse genau auswirken. So ist in der Psychologie auch der gegenteilige Effekt, die sich selbst zerstörende Prophezeiung (self-destroying prophecy) bekannt. Dies kann etwa bei politischen Wahlen auftreten: Wenn in den Medien immer wieder ein:e klare:r Sieger:in (Präsident:in, Partei, …) proklamiert wird, kann dies dazu führen, dass viele Personen, die für den/die proklamierte:n Sieger:in wären, nicht wählen gehen, da sie denken, dass ihre Stimmen nicht gebraucht würden. So kann die Vorhersage eines/-r Siegers/-in zur Nichtwahl führen, obwohl er/sie unter anderen Umständen gewonnen hätte.

Oh je, ist dieser Kommentar lang … Wer bis hierhin gelesen hat: Respekt! 😀

Tamara
Mitglied
3 Jahre zuvor
Reply to  Raffa

Respekt für den Kommentar – stützt ja im wesentlichen alles, was wir bisher diesbezüglich auch erahnt haben.

togravus ceterum
Mitglied
3 Jahre zuvor
Reply to  Raffa

Danke. Ich liebe es, wenn es wissenschaftlich wird. Bin halt ein hoffnungsloser Wissensjunkie, und was das für Wissen ist, das ich aufsaugen darf, ist mir vollkommen schnurz. 🙂

„self-fulfilling prophecy“: Ein sehr schönes Beispiel hierfür sind die jährlichen Reaktionen der ESC-Blase auf was auch immer Schweden für den Jahrgang vorschlägt …

Gaby
Gaby
3 Jahre zuvor
Reply to  Raffa

@Raffa

Ein sehr guter, interessanter Kommentar, vielen Dank dafür.🙂
Vieles von dem, was Du schreibst, habe ich schon geahnt, aber Du hast es toll in Worte gefaßt.

Raffa
3 Jahre zuvor
Reply to  Gaby

Schön, dass auch jemand den Kommentar gelesen hat!

Benjamin Hertlein
Admin
3 Jahre zuvor
Reply to  Raffa

Mehrere!

trevoristos
Mitglied
trevoristos
3 Jahre zuvor
Reply to  Raffa

du hast, so glaube ich, allzusehr die Fanbrille auf. Die gigantische Mehrheit der Abstimmenden im ESC Grand Final zumindest beim Televoting hat überhaupt gar keine Kenntnis darüber ‚wie die Wettquoten‘ konkret aussehen, oder sich entwickelt haben, oder wie andere Daten die Songs betreffend beschaffen sind. Mit Self-Fulfilling hat das Voting damit praktisch aus statistischer Sicht gesehen fast gar nichts zu tun.

Raffa
3 Jahre zuvor
Reply to  trevoristos

Meine aufgeschriebenen Gedanken geben lediglich psychologische Effekte wieder, die in Studien gefunden wurden und zur Unterhaltung über den Einfluss von Startplätzen passen. Wie stark diese Effekte die Abstimmung beim ESC beeinflussen – das steht in den Sternen.

Wenn es um das Verhalten von Menschen geht, gibt es zahlreiche (oder zahllose?) Faktoren, die einen Einfluss haben und dabei auch miteinander interagieren, sich gegenseitig verstärken und abschwächen können. Zudem gibt es für die Wirkung Bedingungen, die erfüllt sein müssen. Wenn Zuschauer:innnen die Wettquoten nicht kennen, können die Quoten natürlich auch keinen Einfluss auf ihr Voting haben.

trevoristos
Mitglied
trevoristos
3 Jahre zuvor

Unbeachtet bleibt, dass die Startplätze ja nicht mehr wirklich verlost werden, sondern in diesem Jahr nun vom Veranstalter NPO, abgenickt von der EBU, vergeben werden und zwar nach angeblich ‚unterhaltungstechnischen‘ Gründen. (keine Balladen nacheinander, keine zwei Rocksongs nacheinander, keine zwei Spaßnummern nacheinander, keine 2oder 3 Dance Songs nacheinander usw usf.) Natürlich ist den Veranstaltern und der EBU und den Teilnehmerländern bekannt, dass einige wenige Startplätze theoretisch ungünstig, andere wiederum ‚eher günstig‘ sind. Von daher wäre es natürlich anstatt der Statistiken interessanter, wie eigentlich die Veranstalter die konkrete Startreihenfolge ausklabüsern. Z. B.: Wir haben in nem Halbfinale 3 Balladen, 2 Tanzsongs, 1 Rocksong, 1 Ethnosong, 1 Spaßsong, 2 Midtempo-Popsongs und sagen wir mal einen Rapsong. Da fragt sich ja jeder Intreressierte wie entschieden wird welcher Song wann aufläuft und welche Folgen das hat. Zum Beispiel könnte ich mir vorstellen, dass ein knackiger Song der auf eine lahme Ballade folgt solch eine Ballade stärker verblassen lässt und selbst besser zur Geltung kommt als wenn die Ballade am Ende, oder kurz Vor Ende des Feldes gelaufen wäre und der knackige Dancesong auf einen ebenso knackigen Rocksong folgt. USw usf. Glaube für die Vorfeldfavoriten ist der Startplatz im Grunde aber eh kaum von Belang. Der Kampf ‚um den letzten Platz‘ der geht, so glaube ich zu einem Teil auch auf die Startnummer. In den vergangenen 10 Jahren waren 80% der Startplätze des deutschen Betrages zwischen 10 und 20, obwohl diese nur rund 40% der Startplätze ausmachen. Die angeblich besonders Vorteilhaften 3 letzten Startplätze hat von den BIG FIVE in den Jahren 2011 bis 2019 insgesamt 2 mal UK, 2 mal ITA, 1 mal SPA und 1 mal FRA erhalten. Von den 27 möglichen Startplätze 24 bis 26 gingen damit 6 (22%) an die 4 der Big Five, die aber nur 15% der Teilnehmer stellen. Seltsamerweise hat Deutschland von den drei letzten Startplätzen seit vielen Jahrzehnten noch null komma nix gesehen. DAS sollte ein Ende haben. Nur glaube ich kaum, dass ausgerechnet NPO bzw die EBU dem deutschen Beitrag nen ‚Favor‘ machen wird.

Tamara
Mitglied
3 Jahre zuvor
Reply to  trevoristos

Na komm, dass GER nie einen der letzten Startplätze erhalten hat, seit die Reihenfolge ausklamüsert wurde, hatte auch den Grund, dass sie nur 2015 und 2017 überhaupt erstmal die zweite Hälfte gezogen haben. In beiden Jahren hat man chancenreichere Leute nach hinten gesetzt. Gehen wirs durch:

Cascada: 1. Hälfte, Startplatz 11 (Mitfavorit, Auftritt versemmelt)

Elaiza: 1. Hälfte, Startplatz 12 (Puffer zwischen zwei Top-Favoriten)

Ann-Sophie: 2. Hälfte, Startplatz 17 (die 17 hat ihren Mythos als Siegerlieferant aber sowas von eingebüßt, seit es die handgeklöppelte Startreihenfolge gibt!)

Jamie-Lee: 1. Hälfte, Startplatz 10 (direkt vor Amir – vergisses)

Levina: 2. Hälfte, Startplatz 21 (da war eh nix zu machen)

Michael Schulte: 1. Hälfte, Startplatz 11 (hinter ihm noch Eugent und Madame Monsieur, wobei wohl eigentlich die letztgenannten das Sahnestückchen kriegen sollten)

Sisters: 1. Hälfte, Startplatz 4 (siehe Levina)

trevoristos
Mitglied
trevoristos
3 Jahre zuvor
Reply to  Tamara

Ganz genau richtig. 2. Hälfte ziehen heisst mitnichten dass man nen wirklich guten bzw ‚für gut gehaltenen‘ Startplatz zugeteilt bekommt. Spielt natürlich eh nur ne Rolle, wenn man im engeren Favoritenkreis wäre. In diesem Jahr ist das nicht der Fall. Ich wette mal eine sehr ordentliche Summe darauf, dass Jendrik, würde er in die zweite Hälfte gelost werden, keine Chance darauf hat zu den letzten drei Startern zu gehören. Dabei hätte Deutschland sehr eindeutig eigentlich ein Anrecht auf einen von diesen Startplätzen. Halte es für sehr unwahrscheinlich zb dass ne Show vom holländischen Fernsehen mit nem deutschen Beitrag endet, denn bisher hat soweit ich weiss noch gar kein ESC Finale ever mit nem deutschen Beitrag geendet zumindest seitdem die Startreihenfolge nicht allein auf dem Los beruht….Ok das trifft auf eine ganz erhebliche Anzahl Länder auch zu. Egal 😉

Vondenburg
Vondenburg
3 Jahre zuvor
Reply to  Tamara

Gerade bei unserem aktuellen Lied könnte ich mir sehr wohl vorstellen, dass Startplatz 26 rauskommt, wenn Jendrik die zweite Hälfte zieht. Unabhängig von den Erfolgschancen wäre das ein passender Beitrag zum Abschliessen des Feldes.