
Die niederländische ESC-Welt kommt nicht zur Ruhe. Fans und Medien in den Niederlanden zeigen sich weiterhin unzufrieden mit der internen ESC-Wahl von Mia Nicolai & Dion Cooper. Jetzt verkündete ein Jurymitglied, das für die interne Auswahl seit mittlerweile zehn Jahren zuständig ist, sogar seinen Rückzug von ebendiesem Posten!
Jan Smit ist nicht nur für seine Rolle als Moderator beim ESC 2021 bekannt, sondern im deutschsprachigen Raum und in seiner Heimat auch als Sänger und Kommentator. Er durch auch in diesem Jahr wieder als einer von sechs Expert:innen über den ESC-Beitrag mitentscheiden. Entgegen der zuletzt aufkommenden Gerüchte waren sich dieses Jahr tatsächlich alle Jurymitglieder darüber einig, dass „Burning Daylight“ der beste Song unter allen Einsendungen sei. Doch warum tritt Jan Smit dann von seinem Job als Juror zurück, wenn er mit der diesjährigen Entscheidung glücklich war?
Zwar gab Jan erst jetzt öffentlich bekannt, dass sein Weg als Juror endet, laut AVROTROS habe er diesen Entschluss jedoch bereits Ende November (!) gefasst. Somit sei die negative Rückmeldung zu den ersten Live-Auftritten von Mia Nicolai und Dion Cooper nicht der Auslöser für Smits Entschluss gewesen. Er habe sich für die Beendigung seiner Jurytätigkeit entschieden, weil er „frisches Blut“ in der Jury sehen will und gefühlt habe, dass es Zeit sei, sich zurückzuziehen. Gleichzeitig wünscht er Mia und Dion viel Glück in Liverpool.
Dieses Jahr scheint dennoch der Wurm bei der niederländischen ESC-Unternehmung drin zu sein. Der niederländische Kommentator Cornald Maas ist eines der weiteren Jurymitglieder für die internen ESC-Entscheidungen bei AVROTROS. Er hat in einem Interview kürzlich davon gesprochen, dass er zwar das Beste hoffe, es für die Niederlande aber tatsächlich schwer werden könnte, das Halbfinale am 9. Mai zu überstehen. Größtenteils aus dem Grund, dass dieses Mal ein reines Televoting über die Final-Teilnehmer entscheiden wird. Sowas aus den eigenen Reihen zu hören, ist natürlich nicht sehr motivierend.
Cornald ist zudem bereits vor den Pre-Party-Auftritten auf die Möglichkeit angesprochen worden, man könne mit einem öffentlichen Vorentscheid den Unmut über interne Entscheidungen entgehen. Auf Twitter sagte er dazu allerdings, dass ein großer Vorentscheid, wie etwa das schwedische Melodifestivalen, keinesfalls funktionieren würde. Bekannte Acts aus den Niederlanden hätten demnach Angst vor einer öffentlichen Auswahl. Seiner Meinung nach funktioniere für das Land nur eine interne Auswahl, um Erfolg beim ESC zu haben.
Nach Jan Smits Aus in der internen Jury gibt es jetzt, knapp fünf Wochen nach diesen Aussagen von Maas, allerdings wieder ernsthafte Gespräche bezüglich eines niederländischen Vorentscheids für kommendes Jahr. AVROTROS selbst bestätigte nun, dass man darüber nachdenken werde und diese Überlegungen „nicht ausgeschlossen“ seien für 2024. Eric van Stade vom Sender AVROTROS wird in den Medien so zitiert:
„Auch nach dem bevorstehenden Eurovision Song Contest wird die Entscheidung, ob der niederländische Beitrag von der Öffentlichkeit gewählt werden soll oder nicht, erneut ernsthaft mit allen Beteiligten diskutiert. Wir müssen nach einem funktionierenden Konzept suchen. Natürlich haben wir alle gesehen, dass dies in der Vergangenheit nicht funktioniert hat. Das wollen wir vermeiden.“
Die Niederlande wählten ihren ESC-Beitrag zuletzt im Jahr 2012 mithilfe eines öffentlichen Vorentscheids. Die damalige Gewinnerin, Joan Franka war die letzte von acht aufeinanderfolgenden Acts, die das ESC-Halbfinale nicht überstanden haben. Seitdem das Land ein Jahr später begonnen hat, intern über seinen Beitrag zu entscheiden, hat es – bis auf ein einziges Mal – immer mit dem Finale geklappt. Vermutlich wird das Abschneiden von Mia Nicolai und Dion Cooper in Liverpool über die Zukunft des niederländischen Auswahlverfahrens entscheiden.
Einer der Songweiter von „Burning Daylight“ ist ESC-Gewinner Duncan Laurence. Er äußerte sich nun auch in einer Instagram-Story zum Drama in den Niederlanden (siehe oben) und bestätigt, dass er alles dafür tun wird, dass Mia & Dion sicherer in ihrer Performance werden. Hierfür verschiebt er nun sogar die Veröffentlichung seiner neuen Single „California Rose“.
Was hältst Du von den aktuellen Ereignissen in den Niederlanden? Hoffst Du, dass es 2024 wieder einen Vorentscheid gibt? Lass es uns in den Kommentaren wissen.
Ich hatte mir zwar immer eine „ehrlichere“ Kommunikation des NDR über die Niederlagen der vergangenen Deutschen Beiträge gewünscht, allerdings überdenke ich das jetzt nach dem Beispiel der Niederlande. Da ist mir dann doch lieber, der Sender schiebt die Schuld nicht den Künstlern zu (wobei ich mir das auch nie gewünscht hätte).
Immerhin wurde das „Drama“ um Jan Smit jetzt relativiert, aber der Eindruck bleibt leider.
Die Niederlande hatten immer gute und interessante Vorentscheidungen ausgetragen. Warum sie diese nicht mehr veranstalten, würde mich sehr interessieren.
Interne Auswahlverfahren haben immer (!) einen merkwürdigen Beigeschmack.
Ich kann mich an niederländische Vorentscheidungen nicht mehr erinnern, das ist zu lange her.
Warum haben interne Entscheidungen immer einen Beigeschmack ? Sorry, anders hätte ich möglicherweise S10 nie kennenlernen dürfen.
Ich finde es nur nicht so professionell. daß die Diskussionen bereits vor der Entscheidung in Liverpool anfangen. Das könnte die Künstler möglicherweise schon vor der Liveperformance verunsichern. Aber wenigstens scheint man bei AVOTROS einen Plan zu haben.
Es kann beim NDR ja nicht darum gehen, den Sängern die Schuld zuzuschieben, sondern die eigenen Fehler offen zu kommunizieren. Dazu waren die Verantwortlichen nie in der Lage – entweder waren sie zu doof, das überhaupt wahrzunehmen, oder zu feige, es zuzugeben.
Der NDR verfügt nicht über die notwendigen Selbstreinigungskräfte, und die ARD nicht über den notwendigen Wumms, dem NDR die Sendung zu entziehen (wobei ich natürlich die Verträge und Vereinbarungen innerhalb der ARD nicht kenne… )
Dass in den Niederlanden nun offen gesprochen wird finde ich super.
Ich bin zwar selten Deiner Meinung, in diesem Fall aber unbedingt !
Eigentlich wollte ich bis zum Finale nichts mehr zum NDR schreiben. Aber, in der Tat: Der Wumms fehlt ! Diese Tatsache wurde nur dieses Jahr von der Tatsache überdekt, daß wir mit der Wahl von LofL noch so gerade die Kurve gekriegt haben und das Ikke-Grauen verhindert wurde.
Richtige Professionaltät sieht leider anders aus und die Diskussion wird wohl erneut anfangen, sollte das Ergebnis für Deutschland erneut nicht zufriedenstellend sein.
Es ist, denke ich, eher ein Problem der ARD und keines des NDR. Im ESC Kompakt live deutete Frau Wolfslast doch (diplomatisch) an, dass seitens der ARD viel zu viele Köche hineinreden und man in Hamburg eigentlich viel mutiger sein möchte.
Also, wenn das jetzt schon ein Drama ist dann möchte ich nicht wissen wie die alle reagieren wenn wirklich was schlimmes passiert. Der Song ist gut, klar ist es ein Problem für die Art von Song bei einem reinen Televoting. Aber es ist nicht unmöglich das Finale zu erreichen. Bei den Pre Partys haben viele schief gesungen, hat aber auch ein bisschen mit den schlechten technischen Möglichkeiten zu tun. Arsch zusammen kneifen und Gas geben, das wird schon. Und wenn nicht ist das kein Beinbruch. Deutschland ist in den letzten Jahren auch fast immer Letzter geworden, also was solls.
Es scheint in den Niederlanden ja ein ganz schöner Aufreger zu sein, dass man es womöglich zum ersten Mal seit 2015 nicht ins Finale schafft… Ein gewisser Ehrgeiz ist beim ESC natürlich hilfreich, allerdings muss man deshalb doch nicht das gesamte Auswahlverfahren hinterfragen, wenn einmal ein schwächerer Song dabei herauskommt.
Ganz abgesehen davon freue ich mich natürlich über jeden zusätzlichen Vorentscheid und wäre sehr gespannt, wie eine VE bei unseren Nachbarn aussehen würde. 🙂
Es ist nicht nur einmal ein schwächerer Song herausgekommen. 2021 waren die Niederlande nur dank Heimrecht im Finale. Das Semi hätte Birth Of A New Age nicht überstanden.
Das stimmt, allerdings stand in dem Jahr glaube ich auch nicht unbedingt die Konkurrenzfähigkeit des Beitrags im Mittelpunkt, da waren die Niederlande schließlich Gastgeber.
@tomudu
Das sehe ich auch so.👍
Ich glaube in (fast) jedem Land, das beim ESC teilnimmt, gibt es solche oder ähnlichen Situationen bzw. Auseinandersetzungen, nur wir wissen da oft nichts drüber.
Betreffend zu Jan Smit: Reisende soll man nicht aufhalten.
Das ist ein bisschen wie beim FC Hollywood:
Schmeißt man den Trainer jetzt raus, und wenn ja, wen holt man dann?
Taugt der Sportdirektor, und findet der neue Vorstand die richtigen Worte?
Welche Spieler braucht man als Verstärkung, und welche sortiert man aus?
Bei all dem gelten zwei Grundsätze:
– Hinterher ist man immer schlauer, und
– Wer siegt, hat recht…
Der Sender muss seine beiden Sänger jetzt sofort mit zwei Trainern unterstützen, einem Gesangs-Coach und einem „Rampensau“-Coach. Vielleicht machen sie das im Hintergrund eh schon – wäre dem Gesangsduo zu wünschen.
Den Leistungsdruck aka Lampenfieber kann man den Akteueren wohl nie so ganz nehmen, aber einiges lässt sich durch gutes psychologisches Verhaltenstraining auch kurzfristig noch machen. Dadurch kann man die (Selbst-)Sicherheit beim Auftritt enorm steigern, was zu einer besseren performance führt.
Dass die NIederländer die vorhandenen Probleme offen diskutieren, halte ich nicht für einen Fehler, sondern für eine Qualität.
Was hältst Du von den aktuellen Ereignissen in den Niederlanden? – Nichts. Oder besser gesagt: Alles wird hochgekocht in Boulevard-Presse/Sendungen, vermutlich weil es keine andere Themen gibt.
Hoffst Du, dass es 2024 wieder einen Vorentscheid gibt? – Nein, da bin ich einer Meinung mit Cornald Maas. Die jetzige ‚Diskussion‘ rundum Mia und Dion ist schon ein Beispiel warum man keinen Vorentscheid machen soll.
@Zwo.2 (Die Niederlande hatten immer gute und interessante Vorentscheidungen ausgetragen. Warum sie diese nicht mehr veranstalten, würde mich sehr interessieren.) – Alles dreht ums Geld. Pro Kopf ist das Budget der Rundfunk niedriger als in Moldavien/Moldau. Deswegen seit 2012:
… keinen Vorentscheid
… keinen Tänzer oder Gruppen auf der Bühne
… immer nur kleinen Songs
Ebenfalls wichtig: die Beiträge werden privat finanziert vom Verein Avrotros und bei sinkenden Mitgliedszahlen schrumpft das Budget jedes Jahr weiter. Nur die drie ESC-Sendungen werden aus dem Rundfunkbudget gezahlt.
Für dieses Jahr ist nur eine Sache wichtig um alles zu verstehen: die Zeit.
Dion und Mia wurden bereits in September-Oktober 2022 ausgewählt und erst später, am 22. November 2022 wurde bekannt, dass in den Halbfinalen nur das Publikum entscheiden soll.
Genau so wie es seit längerem bekannt war, dass Jan Smit dieses Jahr zum letzten Mal im Auswahlkomittee dabei war.
Und ach … in 2024 gibt es wieder einen ESC.
Hallo Marko, es ist schön, endlich mal wieder von Dir zu lesen!
Ich bin für die Renaissance des Eurovisie Songfestival, denn die Niederlande haben mehr Künstler zu bieten als nur diejenigen, die seit 2013 jedes Jahr intern ausgewählt werden.
@Marko
Schließe mich Thomas M (mit Punkt) an. Hab‘ Deine Kommentare auch vermißt.🙂
In der Tat, das ist fast schon tragisch: Auf einen Act zu setzen, der vermeintlich durch die Jury ins Finale gewählt wird und dann entfällt diese Option….
So ganz erfolglos war Oranje mit diesem Konzept bekanntlich nicht:
Je einmal Erster und Zweiter, einmal Platz 9 und dreimal Platz 11.
Stimmt, aber es gibt Länder, die auch einige Jahre nur auf eine interne Nominierung gesetzt haben (z. B. Frankreich von 1988 – 1998, Belgien von 2017 – 2022 und Spanien von 1977 – 199) und schließlich wieder den Weg zum nationalen Vorentscheid gefunden haben. Außerdem hat ein nationaler Vorentscheid auch den Vorteil, daß wir beim SCC eine größere Auswahl haben, wenn es um die Zulosung der Patensongs geht.
Diese Diskussion in Holland kommt zur Unzeit für die Interpreten. So kurz vor dem ESC wird das Duo nun enorm unter Druck stehen.
Für 2024 hoffe ich, dass es wieder eine Vorentscheidung gibt. Eine öffentliche Wahl ist nun einmal die Königsdisziplin, um einen Beitrag zu wählen. In einer VE müssen auch keine Stars antreten. Es braucht nur gute Interpreten und gute Songs. Im Übrigen waren die intern gewählten holländischen Interpreten überwiegend keine Stars. Sondern meistens selbst in Holland unbekannt.
Es heißt Niederlande und nicht Holland Holland ist nur ein Teil der Niederlande oder hat man dir das in der Schulzeit nicht im Erdkundeunterricht erklärt?
Irrtum es sind zwei Teile. Noord-Holland und Zuid-Holland. Außerdem ist es auch ein Synonym für die ganze Niederlande. Seit 2020 soll das aber offiziell nicht mehr angewendet werden. Die Niederländer nennen ihr eigenes Land übrigens Nederland.
Ich sehe das Problem der Niederlande in der Farblosigkeit der Interpreten. Die sollten mal Ilse de Lange um Unterstützung bitten.
Gleich das ganze Auswahlverfahren zu hinterfragen halte ich für etwas übertrieben. Man sollte eher hinterfragen wie es zur Wahl des Duos gekommen ist. Vielleicht würden einfach falsche Kriterien angelegt ähnlich wie Deutschland letztes Jahr.
Das große Rätsel ist ja nunmal wie die beiden denn eine interne Auswahl als Sieger abschliessen konnten. Eine Live Leistung muss doch abgeliefert worden sein, die muss ja besser gewesen sein, als von anderen. Aber: wenn dem so gewesen ist wurde da entweder etwas als gut bewertet bei dem man ’sich die ganze Zeit die Ohren zugehalten‘ hat, oder der Rest, der in eine nähere Auswahl geraten war, der war NOCH schlechter. Kann dem Artikel aber nicht entnehmen, dass es überhaupt andere Auswahlmöglichkeiten gab.
Nationaler Vorentscheid macht nur Sinn wenn ausreichend viel ‚gutes Material rangeschafft werden kann‘. Sonst kann man sich das doch schenken.
Erwarte dann falls es nen VE geben sollte haufenweise Rap Acts und natürlich niederländische Schlageracts 🙂 Mart Hoogkamer