ESC-Songcheck kompakt 2023 (12) – Niederlande: „Burning Daylight“ von Mia Nicolai & Dion Cooper

Nachdem die Niederlande bis 2012 stolze acht Jahre hintereinander mit Abstand nicht das Finale des Eurovision Song Contestes erreichen konnten, zogen die Verantwortlichen für 2013 die Reißleine und verzichteten auf den nationalen Vorentscheid Nationaal Songfestival. Fortan wurde intern ausgewählt, was schon im ersten Jahr Früchte trug: Die Sängerin Anouk konnte mit ihrem ungewöhnlich sperrigen „Birds“ nicht nur das Finale, sondern mit Platz 9 sogar die Top 10 erreichen. Die interne Auswahl machte sich extrem bezahlt, lediglich 2015 schieden die Niederländer im Halbfinale aus, 2019 gewann Duncan Laurence sogar den ESC in Tel Aviv. So verwundert es nicht, dass beim verantwortlichen Sender AVROTROS auch in diesem Jahr wieder auf eine interne Auswahl zurückgegriffen wurde. Ausgewählt wurde das Lied „Burning Daylight“ von der 26-jährigen Mia Nicolai und dem 28-jährigen Dion Cooper.

Mia Nicolai hat schon im zarten Alter von drei Jahren Klavier- und Geigenunterricht genommen und hat sich in ihrer Kindheit in Ballett, Musik, Storytelling und Drama ausgelebt. Eines ihrer musikalischen Vorbilder ist David Bowie. Mia ist schon viel um die Welt gekommen und lebt derzeit in Los Angeles. Ihre 2020 erschiene Single „Mutual Needs“ wurde unter anderem vom bekannten Radiomoderator Zane Lowe in seine Show aufgenommen.

Auch Dion Cooper wollte schon im Kindesalter in die Musikerszene. Sein Vater ist als Schlagzeugspieler unterwegs und hat ihm so verschiedene musikalische Einflüsse von Toto und den Beatles bis hin zu Jimi Hendrix mitgegeben. Mit 15 hat Dion angefangen Gitarre zu spielen. Danach begann er, selbst Musik zu komponieren und zu schreiben.  Das Ergebnis lässt sich auf der 2021 erschienen EP „Too Young Too Dumb“ hören. Er selbst beschreibt seinen Sound als ein Zusammenspiel von Bryan Adams und Harry Styles.

Das Lied

ESC-Gewinner Duncan Laurence sowie sein Ehemann und Songwriter Jordan Garfield brachten die beiden Musiker zusammen. Zu viert schrieben sie gemeinsam das Lied, das die Verantwortlichen so überzeugt hat, dass Mia & Dion mit „Burning Daylight“ nun zum ESC fahren dürfen. Erstmals kamen Mia und Dion vor zwei Jahren als Duo zusammen, musikalisch soll es zwischen den beiden direkt gefunkt haben. Sie wollen Verletzbarkeit und Emotionen zeigen, was sie durch die Harmonien ihrer Stimmen zum Ausdruck bringen.

Der Titel beginnt sehr ruhig mit dem Gesang von Dion Cooper. Er beschreibt, warum er unzufrieden und unglücklich ist. Immer scheint er nur dem wahren Leben hinterher zulaufen. In der zweiten Strophe übernimmt dann Mia Nicolai. Zum Schluss finden die beiden, singen gemeinsam „Good-bye, old life“. Die Zukunft ist positiv, so die Aussage. Zu diesem Zeitpunkt hat sich aus der Ballade ein kraftvoller Midtempo-Song entwickelt, der von einer E-Gitarre begleitet wird.

Der Check

Song: 3/5 Punkten
Stimme: 4/5 Punkten
Darbietung: 3/5 Punkten (auf Basis des Videos)
Instant Appeal: 3/5 Punkten

Benny: Dieser Beitrag lässt mich leider etwas ratlos zurück. Eigentlich gefällt mir diese Art Musik, aber „Burning Daylight“ plätschert vor sich hin und den vermeintlichen Höhepunkt finde ich auch nicht gelungen. Außerdem werde ich mit dem Video nicht warm und spüre zwischen Mia & Dion keine Chemie. Ich hoffe noch auf eine super-gute Performance in Liverpool, so aber bisher wohlwollende und lieb gemeinte 5 Punkte.

Berenike: Eigentlich stehe ich auf ruhige Nummern, die andere als „langweilig“ bezeichnen und auf dem Papier sollte „Burning Daylight“ ein Song für mich sein. Aber zu dem diesjährigen niederländischen Beitrag finde ich nicht richtig Zugang. Ich vermute es liegt daran, dass mich die Stimmfärbung der beiden nicht anspricht, weder allein noch in Kombination, so kann das Lied keine stille Magie entwickeln. Wegen des schönen Arrangements noch 5 Punkte.

Douze Points: „Burning Daylight“ ist der typische Fall von ESC-Beitrag, bei dem ich beim Hören auf der Playlist jedes Mal denke: „Ach, das klingt ja gut, und wie die Stimmen harmonieren so toll. Aber, welches Land war das nochmal?“ Dann beginne ich zu Grübeln und spätestens wenn das 10.000 Mal wiederholte „Good-bye old life“ kommt, weiß ich wieder, welcher Song das ist – und warum er mich trotz der Harmonien am Anfang letztlich doch nervt. Da kann ich nicht mehr geben als 4 Punkte.

Flo: Man merkt der Nummer schon irgendwo an, dass Duncan Laurence mitgeschrieben hat. Ein wenig bleibt der große Höhepunkt aus, sodass „Burning Daylight“ eine schön vorgetragene Nummer ist, die sich auf der Bühne aber beweisen muss, um am Ende auch mit Punkten des Publikums bedacht zu werden. 6 Punkte.

Manu: Ich bin durchaus empfänglich für ruhige, träumerische Musik. Und wenn mich dann sogar noch die Lyrics ansprechen, lasse ich mich auch gern berühren. Daher konnten mich die Beiträge der Niederlande in den letzten Jahren oft begeistern. „Burning Daylight“ schafft das irgendwie nicht und lässt mich leider kalt – und das, obwohl mich der Text durchaus anspricht. Keine Ahnung, wieso das so ist – die Stimmen sind in Ordnung, die Produktion ist gut und wenn die Musik zum Ende nochmal kurz ins Volle geht, bin ich kurz davor mich doch noch ein wenig zu begeistern. Stand heute kann ich insgesamt aber leider nur 4 Punkte geben.

Max: Sehr schöner und unaufgeregter Song, der gefühlt nicht viel reißen kann oder wird. Aber dass es auch mit so einer Nummer gut funktionieren kann, hat die Niederlande ja bereits im Jahr 2014 beeindruckend unter Beweis gestellt. In mir selbst löst das Lied jedoch keine Emotionen aus, auch wenn mir gewisse Passagen sehr gut gefallen. Dafür fehlen mir an anderen Stellen dann die Ecken und Kanten. Es ist kein schlechter Song, das auf keinen Fall. 5 Punkte.

Peter: Das Genre ist generell nicht so mein Fall, aber „Burning Daylight“ gefällt mir gut, weil der Song eine geschlossene, tiefe Geschichte in drei Minuten sehr reflektiert erzählt, die eine melancholisch-positive Klimax hat. Melodiös schmeichelnd und stimmlich stark ist das Angebot auch. Wenn Mia und Dion gemeinsam singen, klingt das mitreißend und Dion sieht striking gut aus (wiewohl das für mich keine Rolle spielt). 10 Punkte.

Rick: Leider klingt die Nummer sehr „beliebig“ und irgendwie nach genau dem, was man von den Niederlanden mittlerweile erwartet. Somit bin ich nicht komplett überzeugt von „Burning Daylight“; es ist einfach nicht aufregend genug. Trotzdem kann man der Nummer nicht absprechen, dass sie gut gemacht ist und Mia & Dion sicher auch live überzeugen können. Vorerst 5 Punkte.

Gesamtpunktzahl: 44/96 Punkte.

Beim ESC kompakt-Index landet „Burning Daylight“ auf Platz 22 von 37.

Wie schneidet der niederländische Beitrag "Burning Daylight" von Mia Nicolai & Dion Cooper ab?

  • bleibt im Halbfinale hängen (44%, 236 Votes)
  • Platz 16-20 (25%, 133 Votes)
  • Platz 21-26 (14%, 78 Votes)
  • Platz 11-15 (12%, 66 Votes)
  • Platz 6-10 (4%, 19 Votes)
  • Top 5 (1%, 7 Votes)

Total Voters: 539

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Bisher erschienene Songchecks:

Erstes Halbfinale

(1) Irland: „We Are One“ von Wild Youth
(2) Kroatien: „Mama ŠČ!“ von Let 3
(3) Lettland: „Aijā“ von Sudden Light
(4) Malta: „Dance (Our Own Party)“ von The Busker
(5) Norwegen: „Queen Of Kings“ von Alessandra
(6) Portugal: „Ai Coração“ von Mimicat
(7) Serbien: „Samo Mi Se Spava“ von Luke Black
(8) Aserbaidschan: „Tell Me More“ von TuralTuranX
(9) Finnland: „Cha Cha Cha“ von Käärijä
(10) Israel: „Unicorn“ von Noa Kirel
(11) Moldau: „Soarele şi Luna“ von Pasha Parfeni


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97 Comments
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Porsteinn
Mitglied
Porsteinn
1 Jahr zuvor

Irgendwie geht es mir mit dem Song ein bisschen wie Douze Points. Der Song hat mich so lange, bis das „Goodbye old life“ einsetzt und dann verliert er mich sehr abrupt. Schade eigentlich, dass ein Finale einen an sich sehr schönen Song in der eigenen Wahrnehmung noch so herunter ziehen kann.

Jofan
Jofan
1 Jahr zuvor

Mit so viel negativer Resonanz habe ich nicht gerechnet 🤔😲. Ich finde auch, dass man die Einflüsse von Duncan Laurence durchaus hört, aber das muss ja nichts Negatives sein. Meine Meinung ist eigentlich genau konträr zu Bennys-. Ich finde, dass die beiden Stimmen sehr gut harmonieren und dann im Refrain auch zu einem richtigen Höhepunkt zusammenkommen. Gerade der ruhige Part von Dion gefällt mir echt gut. Den letzten Part mit der E-Gitarre hätte ich jetzt nicht gebraucht, tut aber auch nicht weh.
Ich hatte eigentlich null Erwartungen an das Lied, weil ich auch dachte, dass die Chemie zwischen beiden nicht stimmt und mir die Niederlande (mit Ausnahme von 2019, 2020) nie wirklich gefallen hat, aber das Lied hat mich eines Besseren belehrt.
Ich hoffe sehr, dass die Niederlande es ins Finale schafft, was in Semi 1 sehr schwer werden wird. Zudem spielt die neue Votingregel eher anderen Ländern in die Karten.
Ich mag es, 8 Punkte, Platz 11/37. Mein Tipp Stand jetzt wäre ein knapper Finaleinzug und dort dann Bottom 5.