Belgien: VRT bestätigt öffentlichen Vorentscheid für den ESC 2023

„Vermissen“ scheint dieses Jahr in Belgien – bezogen auf den ESC – das Thema Nummer Eins zu sein. Nicht nur, weil Jérémie Makiese (Aufmacherfoto) in Turin das Vermissen besungen hat, sondern auch weil man endlich wieder auf die Fangemeinde hören will, die einen belgischen Vorentscheid schon lange vermisst. Wie der TV-Sender Eén jetzt bekannt gegeben hat, soll der Act für Eurovision Song Contest 2023 in Großbritannien über einen nationalen Vorentscheid ermittelt werden.

Nachdem es Laura Tesoro – in einem Vorentscheid ausgewählt – 2016 in die Top 10 des ESC geschafft hat, sind in den Folgejahren interne Auswahlen in Belgien angesagt gewesen. Nach einigen eher durchwachsenen Ergebnissen soll es 2023, wie man bereits seit Monaten munkelte, tatsächlich wieder eine öffentliche Vorentscheidung geben. Peter Van de Vaire, der den ESC bereits mehrfach fürs belgische Publikum kommentierte, hat die kommende Teilnahme in der Show „Zomerhit“ weiter thematisiert:

„VRT hat die fantastische Aufgabe, jemanden zum Eurovision Song Contest 2023 zu entsenden. Ich selbst liebe den ESC, aber es gibt immer wieder Kritiker, die sagen er wäre „altbacken“. Allerdings ist er [der ESC] für die Jugend, für die Zukunft. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, in diesem Jahr mehr für ihn zu tun, als üblicherweise. Also wird VRT mithilfe eines Wettbewerbs nach einem neuen Act suchen. Jede:r kann sich dafür bewerben.“

Allerdings stehen noch keine genauen Details zur Vorentscheidung fest, wie etwa das Datum oder wie der Song ermittelt wird. Verantwortlich für die belgische ESC-Teilnahme sind der wallonische Sender RTBF und der flämische Sender VRT. Die beiden Rundfunkanstalten wechseln sich Jahr für Jahr ab. Während RTBF eine Vorliebe für interne Wahlen hat, werden von Seiten VRTs meistens Vorentscheidungen veranstaltet.

Dennoch kommt die Verkündung einer Vorentscheidungs-Show für 2023 überraschend. Die letzten beiden Acts, die VRT bestimmte, sind schließlich – inklusive ihrer Songs – ebenfalls intern gewählt worden. Da weder Senneks Halbfinal-Aus in Lissabon, noch die hintere Finalplatzierung von Hooverphonic letztes Jahr sonderlich erfolgreich waren, probiert man es nächstes Jahr also wieder mithilfe eines Vorentscheids.

Apropos Hooverphonic: Die haben für ihre ESC-Teilnahme 2021 ja kurzerhand ihre Leadsängerin ausgetauscht. Luka Cruysberghs war ein Jahr zuvor noch Teil der Band; 2020 fiel der ESC jedoch wegen der Pandemie aus. Somit hat Luka nie die Chance bekommen, am Wettbewerb teilzunehmen. Allerdings wäre ein Wiedersehen mit ihr im nächsten Jahr möglich. Ob sie es im belgischen Vorentscheid versucht, bleibt abzuwarten. Mittlerweile hat sie ihre Solo-Karriere vorangetrieben.

Während in den vergangenen Jahren fast durchgängig ehemalige The-Voice-Kandidat:innen die Nation beim ESC vertreten haben, gibt es noch eine ganz andere Wunschkandidatin unter den Fans. Bereits 2006 hat Kate Ryan Belgien in Athen vertreten und ist überraschend nicht ins Finale eingezogen, obwohl sie mit ihrem Song „Je t’adore“ als Favoritin galt. Ganz abgeneigt scheint die Sängerin einem ESC-Comeback gegenüber nicht zu sein. 2014 versuchte sie ihr Glück (unter einer Maske) im Vorentscheid mit der Band „Day One“.

Ist eine öffentliche Wahl der richtige Weg für Belgien? Wen würdest Du gerne auf der ESC-Bühne sehen? Wie immer sind Kommentare und Diskussionen unter diesem Beitrag herzlich willkommen.


29 Kommentare

  1. Hinge die Entscheidung, wer nächstes Jahr auf der ESC-Bühne steht, von mir ab, dann fiele die Wahl ohne lange zu zögern auf Loic Nottet.

    Aber andererseits: Ich glaube ich belasse es lieber bei diesem Traum. Denn ich denke, dass die ein oder andere Illusion bei einer tatsächlichen ESC-Teilnahme 2023 über ihn zerstört werden würde.

    Belgien wird auch nächstes Jahr eine interessante Wahl treffen.

  2. Aber Blanche wurde doch, glaube ich, auch intern ausgewählt, und sie hat doch sehr gut abgeschnitten.
    Grundsätzlich freue ich mich über jede VE, wobei ich ausgerechnet 2016 einer der schwächeren Songs aus Belgien fand.

    P. S. Bin immer noch ein bißchen traurig, dass Hooverphonic so schlecht abgeschnitten haben,
    Lag bestimmt auch an der frühen Startposition. Der Song geriet wo dadurch in Vergessenheit, zumal die Inszenierung ja auch nicht sehr spektakulär war. Aber paßte schon alles zusammen, ging leider etwas unter.😥

  3. Hach, Loic Nottet und Blanche (meine Favoritin des Jahrganges). Eigentlich mochte ich viele belgische Sachen seit 2010, auch den erfolglosen Eliot 2019.

  4. Dass Belgien wieder einen öffentlichen Vorentscheid abhalten wird, ist vielleicht eine gute Gelegenheit für mich mal folgendes anzusprechen:

    Ich finde -und dies würde ich mir auch für Deutschland wünschen- dass es in mehr ESC-Ländern Bewerbungsphasen NUR für den Song alleine geben soll, für welchen dann, entweder intern oder ebenfalls über einen öffentlichen Bewerbungsaufruf, ein passender Künstler gesucht wird!
    Ich glaube nämlich, dass es sehr viele begabte -ich nenne sie jetzt einfach mal- „Newcomer-Songschreiber“ (Komponisten, Textdichter) da draußen gibt, für welche singen jetzt aber nicht unbedingt zu ihren Fähigkeiten zählt. Diese „Newcomer-Songschreiber“ haben aber nicht die Chance ihren Song irgendwie durch einem Sänger bzw. einer Sängerin oder auch Band, bekannt zu machen, da sie halt die Connections nicht haben und dadurch dann sich halt auch nicht bei ESC-Vorentscheiden bewerben kann. Bei Bewerbungen für den ESC-Vorentscheid vieler Länder braucht man ja (leider) immer Song plus Künstler.

    Wie ich in meinen letzten Kommentaren hier schon erwähnt habe, braucht Deutschland wirklich mal einen Top-Song, wo die Jurys überhaupt nicht drum herum kommen Deutschland dafür dann Punkte zu geben. Deswegen sollte, meiner Meinung nach, der NDR für unseren Vorentscheid bzw. Vertreter 2023 wirklich alles dafür tun einen sehr sehr guten Song zu finden. Darauf sollte das Hauptaugenmerk liegen und vielleicht ja mit einer geteilten Bewerbungsphase: Einmal für Songschreiber und einmal für Sänger/Bands

    • Songschreiber sollten in erster Linie in der Lage sein, sich selbst Connections aufzubauen. Wie machen das denn junge Autoren? Klinken putzen bei Verlagen, eventuell den Austausch mit erfahreneren Autoren suchen etc. Das wird doch wohl im Musikbusiness auch möglich sein.

      Dabei will ich jetzt nichts gegen die Idee gesagt haben. Unbekannte Songschreiber dürfen gerne über unsere Vorentscheidung bekannt werden wie unbekannte Sänger. Wenn das Endprodukt stimmt. Das muss es bei erfahrenen Acts schließlich auch. Ein Name allein bringt noch keine Punkte (wenn es nicht gerade Rammstein oder Tokio Hotel sind oder so).

      • Ja das stimmt natürlich!
        Ich stelle mir halt nur vor, dass es für viele junge Autoren -welche auch noch nichts veröffentlicht haben- da eventuell eine Hemmschwelle gibt sich jetzt da bei einem Verlag, Produzenten, etc. zu „melden“. Selbstverständlich gibt es auch welche die das machen, sonst hätten wir natürlich auch keinen Nachwuchs in diesem Bereich, aber ich finde gerade für einen Wettbewerb wie den ESC, wäre es vielleicht eine Überlegung wert mal so einen Bewerbungsaufsruf nur für Songs zu machen. Wenn man extra dafür einen Aufruf startet, dass Autoren ohne Sänger/Band für den ESC Songs einreichen können, ist diese Hemmschwelle bei vielen vielleicht durchbrochen.

  5. Ich freue mich über die langersehnte Entscheidung, dass das belgische Fernsehen, hier der VRT, wieder eine öffentliche Vorentscheidung ausrichtet.
    Ich werde meinen belgischen Kumpel bitten Tickets zu besorgen, sobald diese zum Verkauf angeboten werden. Aber er hat ja eine gute Quelle 😉

  6. Eine gute Entscheidung von VRT.

    Und der NDR? Der kommuniziert, wenn es etwas zu kommunizieren gibt, oder? Eine schon beim rbb erfolgreiche Praxis!

    • Macht es denn so großen Sinn jetzt im August bereits über den Vorentscheid zu sprechen, wo aktuell sogar noch die Bewerbungsfenster für den JuniorESC bei 4 Ländern geöffnet ist (und dieser findet im Dezember statt)? Das machen nur die Sender, welchen einen bereits etablierten (größeren) Vorentscheid haben (Mello, UMK etc.).

      VRT hat ja jetzt auch NUR einen öffentlichen Vorentscheid angekündigt, aber ein Konzept haben auch die noch nicht präsentiert!

      • Mich hat die Borniertheit des NDR im vergangenen Jahr geärgert, die zitierte schnippische Antwort auf ESC Kompakt-Anfrage. Die Zuschauenden sind keine Bittsteller, sondern die Existenzgrundlage des NDR. Und gerade vor dem Hintergrund des rbb-Skandals ist etwas Demut angeraten und es gibt immer etwas mitzuteilen. So war mein Kommentar gemeint.

    • rbb ist nur die Spitze des ARD-Eisberges. Brauchen wir eigentlich 9 öffentlich-rechtliche Rundfunk-TV-Sender für das ERSTE Programm (ARD)? Mit dem ZDF ist es schon der 10. Sender. Teuer…teuer…teuer!

      • Das stimmt wir haben sehr viele öffentlich-rechtliche ARD-Rundfunkanstalten und jede dieser einzelnen hat mehrere Radiosender sowie auch Orchester und Chöre! Somit kann man die ARD leider nicht mit ihren EBU-Kollegen (z.B. RTVE) vergleichen und außerdem steht die Größe der ARD, meinen Empfinden nach, auch einen „größeren“ Vorentscheid -wie ein „Benidorm Fest“- leider entgegen. Sowohl finanziell als auch organisatorisch, denn es müssen vielleicht einfach zu viele Köpfe etwas abnicken was das Programm betrifft!

        Vielleicht wäre es in dieser HInsicht besser wenn der ESC von der ARD zum ZDF wechseln würde?

      • Die öffentlich-rechtlichen Sender sind prima, besonders die Spartenkanäle, aber auch die Dritten. Wir haben definitiv zu viele Verdummungs-Privatsender. Wenn irgendwas weggehört, dann letztere!

  7. Es gibt Neuigkeiten zum JESC! In der Ukraine hat der für den ESC und JESC zuständige Sender UA:PBC die Bewerbungsfrist für den nationalen Vorentscheid bis zum 31. August verlängert:

    https://eurovoix.com/2022/08/22/ukraine-junior-eurovision-2022-submission-window-extended-august-31/

    Aus Irland gibt es erste Details zum nationalen JESC-Vorentscheid Junior Euroivsion Éire! Moderiert wird die Show von Louise Cantillon und Darragh Ó Caoimh, wie TG4, der für den JESC zuständige Sender, verlauten ließ:

    https://eurovoix.com/2022/08/22/%f0%9f%87%ae%f0%9f%87%aa-ireland-junior-eurovision-eire-2022-presenters-guest-judges-revealed/

    Die Jury besteht aus zwei Ständigen Mitgliedern und das sind Niamh Ní Chróinín und Chris Greene und als Gastjuroren fungieren die ehemaligen ESC-Teilnehmer Niamh Kavanagh, Linda Martin, Paul Harrington, Brooke Scullion, Brian Kennedy und Ryan O’ Shaughnessy.

    • Bei Irland muss noch dazu gesagt werden, dass in diesem Jahr beim Finale vom Vorentscheid „Junior Euroivsion Éire“ zum ersten mal -ähnlich wie bei „Szansa na sukces“ in Polen- die Zuschauer abstimmen und damit letztendlich entscheiden wer für Irland zum JESC fährt. Bisher war es beim irischen Vorentscheid eine komplett reine Jury-Entscheidung, also so wie bei „Ranina“ in Georgien.

  8. Oh Graus und das in Flandern. Dann wird wieder wie zuletzt mit Axel Hirsoux etwas so Kitschiges und Schmieriges nominiert, dass der Belgier nicht einmal seine Fritten darin braten würde.

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