
Seit dem vergangenen Wettbewerb in Liverpool ist Irland nicht mehr das einzige Land mit sieben Siegen beim Eurovision Song Contest: Schweden ist nach Loreens Triumph mit „Tattoo“ gleichgezogen und die beiden Länder teilen sich nun die Ehre, die meisten ESC-Siege aller Zeiten auf dem Konto zu haben. Doch mehr noch als das dürfte den Verantwortlichen des irischen Rundfunks RTÉ die eigene ESC-Bilanz der vergangenen Jahr zu denken geben: Seit den beiden Jedward-Jahren 2011 und 2012 schaffte es das Land lediglich zwei Mal ins ESC-Finale – zuletzt gelang das Ryan O’Shaughnessy mit „Together“ im Jahr 2018.
Umso mehr überrascht es, dass die Ursachenforschung bei RTÉ schon abgeschlossen zu sein scheint und sich interessierte Acts ab sofort und bis Ende September um das irische Ticket zum Eurovision Song Contest 2024 in Schweden bewerben können. Same procedure as every year, sozusagen. Der offizielle Bewerbungsaufruf ist sogar so liebevoll gestaltet, dass einige Textbausteine – bislang offenbar unbemerkt – gleich doppelt eingefügt wurden.
In der Veröffentlichung heißt es unter anderem:
„RTÉ möchte von zeitgenössischen Künstlern und Songwritern hören, die das Talent und den Ehrgeiz haben, sich in diesem hart umkämpften Umfeld zu behaupten und erfolgreich zu sein. Dies ist eine seltene und wertvolle Gelegenheit für Künstler und Songwriter, auf globaler Ebene Bekanntheit zu erlangen – die Belohnung für den Erfolg kann beträchtlich sein und daher zieht der Wettbewerb professionelle Top-Talente aus der ganzen Welt an.“
Auch wenn RTÉ bislang nicht bestätigt hat, dass der Beitrag wieder im Rahmen der „The Late Late Show – Eurosong Special“ gewählt wird, so scheint zumindest schon festzustehen, dass es eine öffentliche Vorentscheidung geben wird. Allerdings hält sich RTÉ noch alle Optionen offen, wie die Auswahl genau aussehen wird:
„Die Beiträge werden von einer von RTÉ ausgewählten Jury aus Fachleuten der Musik- und Unterhaltungsbranche und Eurovision-Fans geprüft. Künstler können zum Vorsingen in die RTÉ-Studios in Dublin eingeladen werden.
Eine Auswahl an Liedern und zugehörigen Interpreten wird anschließend zu einem Auftritt im Fernsehen Anfang 2024 eingeladen. Anschließend wird ein Gewinner ausgewählt, der Irland im Rahmen eines von RTÉ zu bestätigenden Auswahlverfahrens vertritt.“
Eins steht jedenfalls schon fest: Sollte RTÉ an der Vorentscheidung im Rahmen der „Late Late Show“ festhalten, wird diesmal nicht Moderator Ryan Tubridy durch die Sendung führen. Nach 14 Jahren hat er die Show nämlich abgegeben, neuer Moderator ist Patrick Kielty.
Was glaubt Ihr, wird es in Irland noch tiefgreifendere Änderungen im Auswahlprozess geben oder geht einfach alles so weiter wie die vergangenen beiden Jahre? Schreibt uns Eure Meinung und Eure Wünsche gerne in die Kommentare.
In Island geht es heut auch schon mit der Bewerbungsphase los!
Vielleicht wird es ja 2024 endlich die Erdnussbutter für Irland
Natürlich kann man das bisherige Auswahlverfahren so beibehalten, letztlich kommt es ja auf die Bewerbungen an. Aber ob das Bühnchen der Latelateshow geeignet ist, auch mal einen etwas aufwändigeren Act anzulocken oder auch ob so ein 0815-Schreiben den „etwas anderen“ Künstler anlockt, der mal etwas besonderes macht: da habe ich Zweifel.
Eigentlich ist es schade; Irland steckt irgendwie in dem 90ern fest – mal scnauen. Ich würde mir wünschen, dass es von der grünen Insel mal wieder einen Knallerbeitrag gibt.
Nun unsere neuste Weisheit ist ja, dass man sich, wenn die passenden Künstler und Lieder nicht freiwillig kommen, um diese aktiv bemühen muss.
Aber vermutlich fehlt bei dem irischen Sender einfach hierfür das Geld, und da der Erfolg ausbleibt gibt es auch keine Argumente, mehr zu investieren. Irland hat das gleiche Problem wie UK, kann man ja als einheitlichen Musikmarkt sehen, auf dem es nicht schwer ist auch den Weltmarkt zu bedienen, da ist der ESC eben nur für die dritte Liga interessant.
Man kann bei Irland ja recht einfach den Spagat zum Junior ESC schwingen, da haben sie die letzten Jahre bewiesen wie schön irische Songs sein können die ihren Fokus auf ihre Herkunft legen. Gut, für ESC und JESC sind unterschiedliche Sender verantwortlich aber sowas würde sicher auch beim großen Wettbewerb funktionieren, einfach weil authentisch, durch die Sprache einzigartig und als Gesamtwerk wunderschön:
Vielleicht kommt ja ein Beitrag mit Irischen Dancebreak in Form von Riverdance zustande.
Aber joaaa, das Schreiben und Irland wirkt so „Dabei sein ist alles und wir haben für wenig Geld 8 Stunden Sendezeit im Mai.“
Habe den schweren Verdacht, dass die Iren sich diesem ganzen künstlichen US-Musikbusiness verweigern. Seit 1998 ist von da ja nichts mehr gekommen. Auf youtube findet man viele hochkarätige irische Musiker, die ihrem Stil treu bleiben, die wirklich singen können und in erster Linie von ihren Konzerten leben.
Man sollte einfach Connolly nominieren und ihr 6 gute Songs geben
Nichts gegen Connolly, ich fand Midnight Summer Night als Song auch schon ganz gut, aber nach diesem Auftritt in der Late Late Show Anfang des Jahres muss sie unbedingt noch mehr Bühnenerfahrung sammeln, denn so zittrig und ohne Bühnenpräsenz ist sie wohl kaum bereit für die größte Show Europas.
Meine Güte, die ist ja noch amateurhafter als die Gewinner der VE. Wir wollen mit solchen Talentchen nicht unsere knappe Zeit für gute Unterhaltung verplempern.
Ich finde Colm McGuinness genial. Krasse Bassstimme und richtig geiler irischer Sound. Ich könnte ihn mir sehr gut auf der ESC Bühne vorstellen. https://www.youtube.com/@Colm_R_McGuinness
Wann geht denn in Deutschland der Auswahlprozess los? Find ich viel interessanter!
Na im Dezember. Oder Januar, oder auch Februar. Wir haben doch keine Eile. Für den letzten Platz findet sich schon jemand 😀
Ich ahne schreckliches. Du wirst wohl recht haben 😅
Off Topic:
Happy Release-Day liebe Lena M.L.! What I Want kam heute raus. Videopremiere heute 17:00 Uhr.
Lena auf Instagram:
https://www.instagram.com/p/CtizeOPtJ8o/
Ich werfe jetzt mal eine ganz provokative These in den Ring: Vielleicht kommen kleinere Sender, deren Länder noch über eine starke regionale Musikszene verfügen, mit dem plastifizierten ESC skandinavischer Provinienz, den wir derzeit ertragen müssen, nicht so gut zurecht, weil ihre Musikszenen nicht mit dem auf eine Linie gebrachten Geschmack der Jurys und dem Mainstreamgeschmack der Televoter kompatibel sind. Und wenn sie dann auf dem derzeitigen Spielfeld mitspielen wollen, kommen eben zweitklassige Rohrkrepierer wie Lesley Roy, Brooke oder Wild Youth dabei raus, auch weil sich die wirklich guten Musiker, die nicht in die ESC-Schablonen des 21. Jahrhunderts passen, gar nicht für den ESC bewerben, wo sie dann (siehe Blanca dieses Jahr) gegen zweitklassige Acts wie Loreen, Käärijä oder Nora Kirel abschiffen würden. Ja, der ESC war in den 1990 kaum noch massenkompatibel, aber qualitativ war die damals dargebotene Musik Champions League im Vergleich zu dem, was uns seit der Jahrtausendwende Jahr für Jahr vorgesetzt wird (Ist jenseits des ESC ja nicht anders: Die Fischer füllt die Hallen, während die Stuttgarter Oper bei zeitgenössischer klassischer Musik höchstens halb gefüllt ist.). Die Siege von Jamala und Salvador waren eine Chance, zu musikalischer Qualität zurückzukehren, aber ich kann verstehen, warum die EBU diese Chance nicht ergriffen hat. Bemi ESC geht es nämlich nicht um musikalische Qualität, sondern um Quote. Schade! Ich hätte gerne mal wieder tolle Beiträge wie „In Your Eyes“, „Rock ’n Roll Kids“ oder „The Voice“ aus Irland. Hätte so etwas heute noch eine Chance? Ja, aber nur, wenn die Künstler einen ganz besonderen Zauber entfalten könnten, wie das der ganz einzigartige Salvador Sobral in 2017 geschafft hat.
Ich habe wenig Hoffnung für Irland, wünsche aber trotzdem viel Glück und besten Erfolg!
Also so Kommentare der Marke „früher war alles besser“ hatte ich eigentlich eher von anderen Usern hier erwartet.
PS: Finde alle irischen Siegertitel aus den Neunzigern furchtbar, besonders den aus meinem Geburtsjahr.
Aus rein musikalischer Perspektive ist das aber eines der besten Lieder, die je am ESC teilgenommen haben (Komposition, Text …). Wenn Du das Lied nicht magst, ist das vollkommen i. O. (ich mag manches große Kunstwerk auch nicht, Wagners Ring z. B.), aber in meinem Kommentar ging es ja nicht um Geschmack, sondern um Qualität. Ich weiß, ich weiß, es gibt Menschen, die behaupten, dass es keine objektiven Kriterien gibt, um Kunstwerke zu beschreiben, aber ganz tief in unserem Herzen wissen wir doch alle, dass das vollkommener Unsinn ist. 😉
Und wo, bitteschön, habe ich denn geschrieben, dass früher alles besser war? Ich will nur wieder die Qualität zurück, die wir in den 1990ern hatten, allerdings im Gewande des 21. Jahrhunderts … z. B. Annenmaykantereit für DEU, Asav Avidan für Israel, Madame für Italien etc.
@togravus ceterum
Du hast es doch gerade selber geschrieben, meinst du willst die Qualität der Neunziger zurück, ergo es war damals besser. 😉
„Also so Kommentare der Marke „früher war alles besser“ hatte ich eigentlich eher von anderen Usern hier erwartet.“
Hallo ESC1994, hier bin ich!!
Ich hab‘ auch gerade schon weiter unten was geschrieben (ich lese mal wieder von unten nach oben). Wobei ich da AUCH für zeitlose Songs plädiert habe, und dagegen, dass alle sich nach den neusten Trends (wie den aktuellen Dance-Breaks) richten. Vieles, was togravus ceterum geschrieben hat, kann ich unterschreiben, manches allerdings auch nicht, z.B. gefallen mir die irischen Beiträge 22 und 23 deutlich besser als der Siegertitel 94 (während ich 93 und 96 mag, 92 finde ich so la la). Und bei Annenmaykantereit bin ich glaube ich deutlich näher bei Dir 🙂
Natürlich geht um Quote. Wenn das ewig so weitergegangen wäre, dass Songs wie „The Voice“ gewinnen während eine Gina G Achte wird, dann hätten wir heute keinen ESC mehr.
Aber trotzdem. Was hätte die EBU denn deiner Meinung nach tun sollen, um nach Salvador „zu musikalischer Qualität zurückzukehren“? Ich verstehe nicht ganz, was es da für eine Handhabe gäbe.
P.S.: Loreen und Noa Kirel als „zweitklassige Acts“ zu bezeichnen, finde ich auch mehr als abenteuerlich…
Oh je, hoffentlich schicken die mal was anderes außer solche Johnny Logan-Imitatoren. Nachahmen bringt einen nämlich nie weiter. Gut wäre mal ein Mix aus keltischer Musik und Heavy Metal. Sowas hatte Irland nämlich noch nie und Heavy Metal Songs kommen beim ESC immer gut an. Siehe Finnland
Ich finde alle irischen Siegertitel der 90er bis auf 92 klasse. Diese Songs würden wahrscheinlich auch heute noch fett punkten. „Rockn Roll Kids“ ist für mich einer der besten Siegersongs.
Hoffe ja insgeheim, dass Jedward zurückkehrt, hehe.
Jedward sind besser als nichts. Die würde ich beim ESC mehr tolerieren wie jetzt zum Beispiel nochmal Wild Youth. Das wär ’ne Horrorvorstellung.
Der ESC verändert sich jedes Jahr und seine Songs dazu auch. Mit Musik aus den „guten“ 90ern würde man heute auch keinen Blumentopf mehr gewinnen. Ich erinnere nur das inzwischen ein dancebreak ganz gut funktioniert.
Meine Meinung zum Song von jedem Land , der Song muß zum Künstler passen und wenn er noch etwas aus diesem Land mit einfließen lässt umso besser.
Das klingt so, als ob man jedes Jahr nur eine Chance hätte, wenn man sich nach dem aktuellen ESC-„Veränderungsstand“ richtet. Zur Zeit also bitte Dance-Breaks, aber meide nach 90ern klingende Songs wie der Teufel das Weihwasser. Das ist doch eine ziemlich enge Sichtweise auf den ESC! Ich möchte beim ESC auch viele zeitlose Songs haben, die sich nicht nach aktuellen Moden richten.
Da kann ich dir nicht wiedersprechen. Erklärung was ich meinte, Irland kann seine Chancen auf eine gute Platzierung erhöhen wenn sie aktuell „angesagte “ Musik zum ESC bringen und nicht in ihrem 90er Jahre Genre verharren. Natürlich gibt es immer Ausnahmen und diese sind dann meist so gut das sie zum Teil einen neuen „Trend“ einleiten. Beispiel hier dafür Maneskin ( eventuell falsch geschrieben 😬 ), davor war Rockmusik von einer Band fast garnicht beim ESC vertreten.
Zustimmung. Allerdings empfinde ich die Modewelle „Dance-break“ im Vergleich zur von Maneskin losgetretenen Trendwelle „Rockband“ dann doch noch als das kleinere Übel …
Für den Fall, dass Du jetzt denkst: „Dem kann man auch gar nichts recht machen“ wünsche ich mir für die nächsten Jahre eine „Tattoo“-Nachahmwelle oder gerne auch mehrere diversifizierte „Voilà“- oder „Shum“-Nachahmwellen 😉