Italien: Termin und Regeländerungen für das 74. Festival di Sanremo 2024 wurden bekannt gegeben

Marco Megoni (Gewinner des 73. Festival di Sanremo) – Foto: Instagram @sanremorai

Nachdem der Termin schon seit ein paar Tagen durch das Netz schwirrte, wurde heute endlich offiziell bekannt gegeben: das 74. Festival di Sanremo findet vom 6. bis zum 10. Februar 2024 statt. Dies gab der Moderator und musikalische Leiter Amadeus heute neben einigen Veränderungen im Ablauf des Festivals im Nachrichtenjournal TG1 bekannt, später folgte eine offizielle Pressemitteilung der RAI.

Beim kommenden Festival della Canzone Italiana wird es einige Änderungen zu den Vorjahren geben. Zum einen wird die Teilnehmerzahl wieder auf 26 herabgesetzt. Im letzten Jahr hatten 28 Acts am Wettbewerb teilgenommen. Drei der Acts werden Nachwuchstalente sein, die sich im Finale von Sanremo Giovani am 20. Dezember 2023 für den Hauptwettbewerb qualifizieren werden.

gIANMARIA, Sieger von Sanremo Giovani im letzten Jahr – Foto Instagram @sanremorai

Eine größere Umgestaltung erfolgt beim Ablauf der Abende: diesmal treten alle 26 Acts mit ihrem Wettbewerbsbeitrag am Ersten Abend auf. Am Zweiten Abend performen 13 Acts ihren Beitrag noch einmal, am Dritten Abend die übrigen 13. Dabei werden die auftretenden Künstler:innen von jeweils einem Act, der am anderen Abend performt, angekündigt. Die Zuordnung, wer wen vorstellt, erfolgt per Auslosung in den Pressekonferenzen am 7. und 8. Februar.

Am Ersten Abend wird die Presse-Jury abstimmen. Am Zweiten und Dritten Abend werden die Zuschauer per Televoting und eine Radio-Jury voten. Diese Radio-Jury ersetzt die bisher vorhandene demoskopische Jury. Die Radio-Jury wird sich aus überregionalen und lokalen Radiostationen, die ganz Italien repräsentieren sollen, zusammensetzen. Am Ende der Abende wird jeweils die Top 5 des Votings bekannt gegeben.

Der Vierte Abend bleibt weiterhin der Abend der Cover-Versionen. Hier gibt es jedoch keine Einschränkung bezüglich der Songauswahl mehr: es dürfen italienische und internationale Lieder aus jeder Zeitperiode ausgewählt werden, sogar Titel aus dem eigenen Repertoire des jeweiligen Acts sind möglich. Die am Wettbewerb teilnehmenden Künstler:innen werden mit einem Gast-Star auftreten, es sei denn sie nehmen bereits als Duett oder als sonstige für den Wettbewerb gebildete Kooperation am Wettbewerb teil. Abstimmen werden an diesem Abend alle drei Jurys.

Mara Sattei und Noemi traten im letzten Jahr als Duett am Cover-Abend auf – Foto: Instagram @sanremorai

Am Fünften Abend bleibt dann alles beim Alten: alle 26 Acts präsentieren noch einmal ihren Wettbewerbsbeitrag und die Televoter dürfen abstimmen. Am Ende des Abends wird ein Gesamtklassement gebildet und die ersten fünf treten noch einmal auf. Nach der Wertung von Televotern, Presse-Jury und Radio-Jury steht dann der oder die Siegerin des 74. Festival di Sanremo fest.

Das genaue Reglement soll dann morgen um 12 Uhr auf www.sanremo.rai.it veröffentlicht werden. Dort wird dann sicherlich auch die Regelung bezüglich der Auswahl des ESC-Vertreters enthalten sein.

Wie findet Ihr die neuen Regelungen? Ist es gut, alle Acts am ersten Abend performen zu lassen? Ist die Ersetzung der demoskopischen Jury durch die Radio-Jury eine gute oder schlechte Idee Eurer Meinung nach?


15 Kommentare

    • Amadeus führt letztmalig durch das Festival di Sanremo. Danach tritt er zurück wie er bereits mehrfach ausdrücklich und unumkehrbar gesagt hat.

      Hinsichtlich der Co-Moderatoren (m/w/d) gibt es zur Sommerzeit – wie jedes Jahr im Sommer – Gerüchte und „Zeitungsenten“ ohne Ende. In Italien nimmt die niemand ernst. Trotzdem wird in den Medien und privat über die Co-Moderatoren (m/w/d) getratscht ohne Ende.

      Neuestes Gerücht: Amadeus bemühe sich um Meghan Marcle (Ehefrau von Prinz Harry) als Co-Moderatorin. Auch die Sängerin Annalisa wird zur Zeit heiß diskutiert.

      Die Erfahrung beweist aber, dass das Sommerloch der Sanremo-Co-Moderatoren (m/w/d) in der 74-jährigen Sanremo-History immer ein Sommerloch blieben – also nie Realität wurden. 😀

  1. Und schon wieder steigt die Vorfreude auf dieses Festival.
    Gleich am ersten Abend alle Beiträge,puh,das wird dann wohl schonmal sehr lang.Ob es ein Nachteil ist,dass jetzt eine Radiojury mitmischt?In Deutschland wäre das wohl wieder ein negativer Faktor, ich könnte mir vorstellen, dass es in Italien vielleicht anders ist.

    • Das ist die große Frage, ob eine Radio-Jury hier eine bessere Rolle spielt als die demoskopische. Wahrscheinlich hat man die negative Erfahrung wie in Deutschland noch nicht gemacht und ist wie immer experimentierfreudig.

    • Bin kein Experte, aber denke mal in Italien könnte es durchaus mehr regionale Unterschiede geben als in Deutschland. Beispielsweise Südtirol ist ja schon kulturell anders geprägt, da dort vermehrt deutsch gesprochen wird. Etwas vergleichbares haben wir hier ja gar nicht.

      Könnte also in Italien tatsächlich mehr Sinn machen. Aber wir werden sehen.

  2. Hierzulande zielte die Einführung der Radiojury ja auf ein stärkeres Airplay, was dann das Hitpotential des deutschen Beitrags verstärken sollte (hat für den ESC eher wenig gebracht, aber in der Hinsicht gibt es Italien auch keinen Grund zur Sorge).
    Darf man daraus schliessen, dass die Sanremo-Beiträge in kommerzieller Hinsicht nachgelassen haben?

    • Ich denke ehrlich gesagt nicht, wenn man sich die letzten Jahre tendenziell so ansieht. Auch in diesem Halbjahr sind die bisher erfolgreichsten Songs Cenere, Due Vite und Supereroi, also Platz 1, 2 und 3. Von einem Nachlassen des kommerziellen Erfolgs kann man da nun wirklich nicht reden.

  3. Die eigentliche Frage, welche ich mir stelle, ist weshalb man überhaupt hier Änderungen bei den Jurys vornimmt und diese austauscht in dem man sich von der demoskopischen Jury verabschiedet und stattdessen diese durch eine Radio-Jury ersetzt. Italien ist doch beim ESC sehr erfolgreich. Anders wäre es gewesen, wenn Italien zuletzt immer die hinteren Plätze belegt hat, aber dem ist ja nicht so. Ich hätte es gelassen wie es war. So ganz nach dem Motto: Never change a winning team!

    • Bin sehr sicher, dass die Änderung absolut gar nichts mit dem ESC zu tun hat, der ist bei Sanremo ohnehin eine Randnotiz.

      Ist wahrscheinlich eher ein Versuch das Airplay der Teilnehmersongs zu pushen.

    • Brötchen hat Recht. Der ESC interessiert während des SRF niemanden. Wir nehmen Sanremo evtl als Vorentscheid wahr, die Italiener hingegen als das Musik-Highlight des Jahres und in sich geschlossenes Festival.

  4. Bei Sanremo bin ich irgendwie nicht so besorgt wegen der Radiojury, ich glaube einfach nicht, dass man die mit unserer deutschen Radiojurys aus letztem Jahr vergleichen kann und von daher muss man sich wahrscheinlich keine Sorgen machen. Trotzdem ist es schade um die demoskopische Jury, von der ich eigentlich ein Fan war. 😀

  5. Auch wenn die Radio-Jury genauso betitelt ist wie die deutsche, scheint sie ja ganz anders zu funktionieren. Unsere Radio-Jury waren ja zweimalig abstimmende Hörer (oder eher mobilisierte Fans der Acts) und nicht die Radioredakteure/mitarbeiter. Und im letzten Jahr waren die Radios ja nur an der Startfeldauswahl beteiligt und obendrein war nur eine geringe Anzahl an Radiostationen involviert. Von daher würde ich da jetzt nicht allzu viele Parallelen ziehen.

    Ob es trotzdem eine gute Idee ist, steht natürlich auf einem andere Blatt. Ja, die Einbeziehung sorgt sicherlich für mehr Airplay (was auf keinen Fall schlecht ist, aber mehr geht ja immer) und die Musikredakteure können gut beurteilen, was gerade in ist. Allerdings haben sie das Problem, was sie schon bei der Programmzusammenstellung haben: Sie können nur sagen, was sie denken, was bei den Hörern gut ankommt. Was bei den Menschen real gut ankommt konnte die demoslopsche Jury besser beurteilen.

    Die fand ich immer gut, weil sie die Bevölkerung relativ neutral wiedergespiegelt hat ohne Verzerrung durch verrückte Teeniefans usw. Auf der anderen Seite hat natürlich auch immer deren Zusammensetzung den Votingausgang beeinflusst, wirklich einen Bevölkerungsquerschnitt zu haben ist ja auch eher schwierig.

    • Bei der demoskopischen Jury waren meistens die bekanntesten Acts vorne, egal wie der Song letztlich war. Finde gut, dass die ausgetauscht wurde.

  6. So ganz kann ich die Änderung noch nicht einschätzen. Die Radio-Leute waren ja bislang teil der Pressejury, d.h. eine separate Radio-Jury muss ja zwangsläufig auch Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Presse-Jury haben. Sind da dann zukünftig weniger Personen drin oder mehr Print- und Fernsehleute? Im Prinzip bedeutet das ja, dass bislang 2/3 des Ergebnisses (vor dem Superfinale) vom Publikum bestimmt wurden (Televoter plus demoskopische Jury) und nur ein 1/3 von der Presse (inkl. Radio). Zukünftig wäre es dann genau umgekehrt: 2/3 Presse (1/3 Radio und 1/3 Print plus TV) und 1/3 Zuschauer (= Televoting). Interessant, weil das genau konträr zu den internationalen Diskussionen geht, den Zuschauern mehr Macht und den Jurys weniger zu geben.

  7. Seitdem Amadeus für die Moderation und künstlerische Leitung die Verantwortung übernommen hat, sind nicht nur alle Gewinnersongs sondern auch die Songs der Plätze 2 bis 5 des Festival di Sanremo von 2020 – 2023 Superhits in den italienischen Charts geworden und werden im Radio rauf und runter gespielt.

    Ich finde es daher fast schon eine logische Konsequenz, wenn alle öffentlich-rechtlichen Radiostationen – und davon gibt es in Italien eine Menge – neben den Medien und Televotern (m/w/d) der dritte Bestandteil der Gesamtjury werden.

    Ich kann jetzt bezugnehmend der Meinung – ob es gut oder schlecht ist, wenn die Radiojury die demoskopische Jury ersetzt – nur für meine „bessere Hälfte“ und unseren Freundeskreis in Parma sprechen. Aber in Parma kommt bei dem Vergleich, ob nun die Radiojury oder die demoskopische Jury besser ist, die Radiojury ganz klar besser weg und erhält den Vorzug.

    Die demoskopische Jury wird zumindest in Parma als ein sehr abstraktes und eher mathematisches, also somit anonymes und unpersönliches Konstrukt wahrgenommen, welches nur sehr schwer greifbar ist.

    Eine Radiostation hingegen wird eher mit einem Moderator (m/w/d) in Verbindung gebracht. Nicht nur in einer italienischen Fernsehshow lebt der Moderator von der spontanen Unterhaltung mit seinen Gästen (m/w/d), was eben oft zur Überziehung der Sendezeit führt. Auch in einer Radiosendung „quasselt“ der Radiomoderator (m/w/d) sehr viel mehr während seiner Sendezeit, als dies bei einer deutschen Radiosendung der Fall ist. In italienischen Radiosendungen ist es immer der Fall, dass der Moderator (m/w/d) und sein Gesprächsgast (m/w/d) noch in den Song, der gerade anfängt zu laufen, ihre Unterhaltung konsequent zu Ende führen, einfach weil die Spontaneität dies so mit sich bringt.

    Eine italienische Fernsehshow und noch viel mehr eine italienische Radiosendung leben von der Spontaneität ohne ein strenges Regelwerk, wie etwa dass man bspw. nur zehn Sekunden Zeit hat etwas zu sagen und danach ruhig sein muss, weil nun der Song gespielt wird.

    Wenn ein spontaner Gag oder eine gute Unterhaltung mal etwas länger dauert, obwohl der Songs bereits gespielt wird, dann stört es in Italien kein Mensch, wenn der Radiomoderator (m/w/d) in den gespielten Song hinein redet.

    Am Anfang fand ich persönlich das sehr nervig, heute finde ich diese Spontaneität sehr lebendig und durchaus entertaining. Ich glaube daher, dass aus der Sicht der Italiener (m/w/d) eine Radiojury als sehr viel menschlicher und mit ihrer Künstlerbewertung / Songbewertung als sehr viel nachvollziehbarer beim Festival di Sanremo 2024 von den Leuten wahrgenommen wird.

    Der Austausch der demoskopischen Jury durch die Radiojury wird daher zumindest in Parma sehr positiv aufgenommen.

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