Faktencheck: Wollte das schwedische Fernsehen den ESC 2024 in Finnland austragen?

Seit vergangenen Freitag wissen wir, dass der Eurovision Song Contest 2024 am 7., 9. und 11. Mai im schwedischen Malmö stattfinden wird. Am Wochenende hat mich dann von unterschiedlichen Seiten die Frage erreicht, ob es eigentlich stimmen würde, dass Schweden die Austragung des ESC mangels Alternativen an Finnland abgegeben hätte, wenn es mit Malmö als Gastgeberstadt nicht geklappt hätte. Diese Frage (oder je nach Selbstbewusstsein auch Aussage) ist mir dann auch in den sozialen Medien noch öfter begegnet, so dass es sich lohnt, hier auf Spurensuche zu gehen. War es für den schwedischen Rundfunk SVT tatsächlich eine Option, den ESC 2024 in Finnland auszutragen bzw. an Finnland abzugeben? Wir machen den Faktencheck.

Ausgangspunkt dieser Nachricht war ein Beitrag des ESC-Experten Tobbe Ek im schwedischen Aftonbladet. Die Hauptthese seines Artikels ist, dass Malmö die einzige Option für die Austragung des kommenden Eurovision Song Contest war. Um das zu untermauern zählt er zunächst die Unzulänglichkeiten der übrigen Bewerberstädte auf und zeigt so, dass eine Vergabe an diese Städte eine zu große Unsicherheit für SVT und auch die European Broadcasting Union (EBU) dargestellt hätte.

Im Großen und Ganzen führt er zur Verdeutlichung die Argumente auf, die wir hier auf ESC kompakt in den vergangenen Wochen auch schon referiert haben: In Göteborg gibt es Probleme mit dem in die Jahre gekommenen Dach des Scandinaviums, in Örnsköldsvik fehlt es an (touristischer) Infrastruktur (vor allem an Hotelbetten und Flügen) und in Stockholm gab es viele Fragezeichen im Hinblick auf die geplante temporäre Halle. Soweit, so bekannt.

Allerdings schloss Tobbe seinen Beitrag mit folgendem Satz:

„Tack Malmö, hade ni inte funnits kanske vi blivit tvungna att ge bort Eurovision till Finland ändå.“

Auf Deutsch:

„Danke Malmö, wenn du nicht dabei gewesen wärst, hätten wir den Eurovision Song Contest doch an Finnland verschenken müssen.“

Ein Satz, den einige offenbar für bare Münze nahmen, obwohl der Artikel deutlich als Kommentar gekennzeichnet ist. Über den zitierten Satz hinaus gibt es im Artikel auch keinerlei Hinweise oder Belege, dass das schwedische Fernsehen tatsächlich so verzweifelt gewesen sein könnte, den ESC nicht selbst auszutragen. All das hätte schon ein deutliches Zeichen dafür sein können, dass an der Finnland-Geschichte nichts dran ist. Trotzdem verbreitete sich die Nachricht in der ESC-Bubble.

Schließlich sah sich auch Tobbe Ek veranlasst, die Sache auf Twitter noch einmal klarzustellen:

Kurz und knapp lautet die Antwort also: Nein, bei SVT gab es keine Pläne, die Austragung des ESC an Finnland abzugeben.

Über dieses Thema sprechen wir auch am heutigen Montagabend bei ESC kompakt LIVE – um 19 Uhr live auf YouTube oder im Anschluss als Podcast.

Was glaubt Ihr, wo wäre der ESC 2024 gelandet, wenn Malmö sich nicht beworben hätte? Und ist Euch das Finnland-Gerücht am Wochenende begegnet? Schreibt uns Eure Gedanken gerne in die Kommentare.


23 Kommentare

  1. Danke für die Aufklärung.
    Manchmal bin ich doch froh, nicht so tief in den Social Media Fankanälen drin zu sein, um solchen Enten bzw. Fehlinterpretationen aufsitzen zu können.

  2. Wie können sich die Schweden eigentlich bei der Gastgebersuche so anstellen? Ihr macht doch jedes Jahr einen Mini-ESC in der Friends Arena!

      • Ich meine damit, wie in dem Artikel beschrieben, dass es keine vernünftigen Alternativen zu Malmö gab. Ich hätte mir den ESC in der Friends Arena gewünscht und ich glaube man hätte auch eine Lösung mit der Belegung durch Taylor Swift finden können.

    • Am Ende gab es doch ein Ergebnis wie in vielen Jahren zuvor:
      Es bewerben sich ein Haufen Städte (teilweise weil man den ESC wirklich will, teilweise nur um den eigenen Namen in der Presse zu lesen) und meistens kristallisiert sich heraus, dass eine Option dabei qualitativ heraussticht (besonders deutlich z.B. bei Düsseldorf oder Tel Aviv).

      Vielleicht ist die Erwartungshaltung gegenüber den Schweden mittlerweile so hoch, dass selbst bei größter Perfektion viele Leute schon enttäuscht werden.
      Bislang muss man aber feststellen, dass SVT die einzig logische Wahl getroffen hat – gefühlt aber in einem Drittel der Zeit, die z.B. Italien, die Niederlande oder v.a. auch Deutschland gebraucht haben.

  3. Aber so ganz unwahrscheinlich war das, glaube ich, jetzt nicht!
    Also SVT wollte den ESC 2024 sicherlich nicht in Finnland austragen, ABER, wenn es jetzt auch in Malmö nicht geklappt hätte und das mit der temporären Halle in Stockholm ebenfalls nicht -da es dort ja ebenfalls bereits bedenken gab-, dann wäre man , von Seiten der EBU nicht von SVT, einfach nicht drum herum gekommen die Austragung des nächsten ESC den zweitplatzierten, also sprch Finnland, zu überlassen. Dafür wäre aber natürlich Schweden trotzdem weiterhin in den ESC 2024 thematisch eingebunden gewesen durch eine Zusammenarbeit zwischen SVT und YLE. Also eine Lösung wie es sie eben auch für den diesjährigen ESC gab.

  4. Wobei man auch sagen muss ein ESC in Zusammenarbeit von Erst- und Zweitplatzierten hat auch was. In dem Fall wären es sogar die Nachbarn Schweden und Finnland gewesen.
    Mir hat der ESC 2023 an sich gut gefallen.
    Und durch die immer steigenden Kosten und Anforderungen, kann das gerade für kleinere Länder wieder ein Anreiz werden den ESC gewinnen zu wollen. Hat ja auch was von Länderverständigung, wenn gezielt zwei Sender miteinander zusammen arbeiten sollen.

  5. Och, hätte nichts dagegen, wenn Finnland den ESC 2024 austragen würde. Fand den ESC 2007 aus Helsinki klasse, nicht nur die Songs (wofür natürlich der verantwortliche Sender nichts kann), sondern auch die Show. Das Moderationsduo war sehr angenehm, sehr sympathisch.🙂
    Hach, ich glaube, ich gönne mir heute Abend das Vergnügen, und schaue mir den ESC 2007 noch mal an.😊

    • Das ist eine wunderbare Idee, zumal da seit gefühlten Jahrhunderten zum ersten Mal mein Favorit gewonnen hat. Bin sowas von dabei!! Ich hol schnell mal den Wein….und vor Allem ein Toast auf Roger Cicero

      • Ging mir auch so. 3 x haben meine Favoriten den ESC gewonnen, seit ich live und in Farbe dabei bin: 1977, 2007 und 2017 … Ich kann das Jahr 2027 gar nicht abwarten. 🤓

        Mir fehlt die Musik von Roger Cicero sehr … und auch seine tollen Liedtexte fehlen mir.

  6. Die ganze story ist doch eh hanebüchen. Die verantwortlichen von SVT und ebu wussten doch schon seit mindestens herbst22 das sie höchstwahrscheinlich den esc24 organisieren werden. Aber man will ja im gespräch bleiben

  7. Verschwörungstheorien bei ESC Kompakt – uhhhh!
    Wenn man sich das Programm der Malmö Arena mal auf deren HP anschaut, sind dort keine aufregenden und zahlreichen Veranstaltungen. Welche große Halle ist denn auch zwei Monate am Stück ein Jahr vorher verfügbar/buchbar. In den jeweiligen Metropolen der Länder wohl kaum. Warum fand der ESC 2011 denn wohl in Düsseldorf statt…?

    • Bei dem Teil mit den Metropolen stimme ich dir natürlich zu: Erfolgreiche Eventhallen sind 1-2 Jahre im Vorhinein verplant, weil die großen Künstler ihre Touren mit diesem Vorlauf planen. Keine Halle in Europa wird eine ESC-Klausel in die Verträge nehmen für den unwahrscheinlichen Fall einer möglichen Ausrichtung. Und ob eine Taylor Swift den Vertrag unterschreiben würde, weiß man auch nicht.

      Zu Düsseldorf muss man hinzufügen, dass die Stadt einfach Bock auf den ESC hatte und richtig viel Geld in die Hand genommen haben, um es zu ermöglichen. Der Fortuna wurde die Stadion-Miete erlassen plus die kostenlose Errichtung der „Lena-Arena“ als provisorisches Stadion. Das wurde nicht gemacht, weil es alternativlos war (wirtschaftlich vielleicht sogar Quatsch), sondern weil man den ESC als große Marketingmaßnahme verstand. Berlin und Hannover haben sich die Mühe nicht gemacht und entsprechend auch nichts grandioses anbieten können.
      Na gut, man muss natürlich auch anmerken, dass Düsseldorf damals schuldenfrei war, so dass man sich solch ein Prestigeprojekt leisten konnte, alle anderen halt nicht.

    • Wieso „trotz des Ausscheidens“? Jetzt ist man einmal ausgeschieden, hat doch aber mit dem Format mehrere Finalplatzierung erreicht, ist einmal Zweiter und einmal Sieger gewesen…? Nur weil Dinge einmal nicht funktionieren, sich aber sonst bewährt haben, muss man nicht immer alles gleich über den Haufen schmeißen. Welche Alternativen gibt es denn? Die sind genau wie beim Voting des ESC doch alle schon durchprobiert worden und landeten alle in der Tonne.

  8. Über 30 Grad im Schatten, Ferien, Urlaub, saure Gurkenzeit. Das ist der Kaiman im Baggersee im Bergischen Land. Es gibt nichts zu vermelden, da kommt man schon mal auf solche Ideen. Schon gehört? Der NDR hat Kontakt zu Benjamin Ingrosso aufgenommen und schickt im Februar 2024 einen offiziellen Beobachter nach San Remo.

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