JESC 2021: Wie politisch ist der (Kinder-)Wettbewerb?

Quelle: eurovision.tv

Der JESC ist vorbei, Deutschland hat die rote Laterne abgegeben und Armenien schreibt eine der schönsten Comeback-Geschichten, die man seit langen gehört hat. Wer unser JESC-Live-Warm-up am Sonntag angeschaut hat, weiß, dass mir persönlich diese zwei Dinge wohl sehr viel Freude bereitet haben. Trotzdem hinterließ der diesjährige JESC ein gewisses „Gschmäckle“, wie wir im Schwabenland so schön sagen. Es gibt ein paar Punkte, die mich gestört oder zumindest zum Grübeln gebracht haben. Fangen wir an:

Vorhersehbare Punkte

Ich erinnere mich an eine Zeit, in der das Zuschauer-Voting einfach viel zu vorhersehbar war. Erst mit der Implementierung der Jurys hat dies nachgelassen und durch das neue Voting-Konzept ist es ohnehin viel schwieriger direkt zu sehen, wie die Zuschauer in den einzelnen Ländern abgestimmt haben. Nur weil man jedoch politisches oder Nachbarschafts-Voting nicht sieht, heißt dass noch lange nicht, dass es auch nicht stattfindet – logischerweise. Wie beim Senior Contest sieht man auch beim JESC erst einmal die Jury-Stimmen und erst später werden die jeweiligen Zuschauerstimmen – beim Junior ESC sind es Online-Stimmen – auf einem Schlag jedem der Länder zugeordnet. Soweit so gut.

Also theoretisch müssten die Jurys ja abseits von Nachbarschaft und Politik ganz neutral die einzelnen Beiträge bewerten. Ja, falsch gedacht. Bei der Abstimmung des diesjährigen Wettbewerbs wurde wieder einmal klar, dass manche Jurys aus bestimmten Ländern alles andere als nüchtern an die Sache gehen. Nennen wir mal die Kinder bei den Namen: Wieder einmal gab es keine Jury Stimmen zwischen Armenien und Aserbaidschan. Ebenso gefielen sich Russland und die Ukraine auch nicht wirklich, komisch. Dabei sind es gerade in diesem Jahr Beiträge gewesen, die unter normalen Umständen unter Garantie Punkte bekommen hätten. Russland gab zudem Kasachstan den Zwölfer, die Kasachen dankten den Russen dann ebenfalls mit ihren 12 Punkten Russland bekam dreimal die Zwölf, von Aserbaidschan, Nordmazedonien und Kasachstan. Kurioserweise waren dies auch die Top 3 Russlands. Ein Schelm, wer da Böses dabei denkt.

All dies riecht nach politischen Punkte-Entscheidungen. Diese sind zwar bekannt vom Senior-ESC, man müsste jedoch meinen, dass dies bei einem Kinder-Contest keine Rolle spielt oder spielen sollte. Der Fakt dass sich die Politik auch hier ohne Ende einmischt, ist schon etwas ernüchternd. Klar war mir bewusst, dass der JESC bestimmt nicht verschont bleibt, aber gerade hier verstehe ich es einfach noch weniger als beim großen Wettbewerb. Ob die EBU da weiterhin zusehen wird?

Eine symbolträchtige Umarmung

Zurück zum Sieger: Armenien gewann also den JESC, nachdem man im vergangenen Jahr aufgrund finanzieller Probleme und nicht zuletzt der politischen Situation rund um den Bergkarabach-Konflikt aussetzen musste. Siegerin Malena versuchte schon seit 2019 ihr Land beim Junior-Wettbewerb zu vertreten, dieses Jahr hat es endlich geklappt und siehe da, sie hielt am Ende die Trophäe in ihren Händen. Armenien hatte sich mit einer modernen und sauberen Produktion sowie einem aufwändigen Videoclip nicht lumpen lassen. Malena war so sehr zu Tränen gerührt, dass sie ihr Siegerlied nur schwer noch einmal zum besten geben könnt. Am Ende stürmten alle anderen Teilnehmer auf die Bühne, um sie zu umarmen. Aber Moment, alle? Nein, eine Teilnehmern fehlte.

Keine Überraschung war es, dass Sona Azizova aus Aserbaidschan nicht dabei war. Die Gründe kann sich ja jeder denken, umso überraschender was es dann, dass es Backstage sehr wohl eine Umarmung gegeben hat und dies auch noch live auf Instagram zu sehen war.

Wird es Repressalien geben? Vor einigen Jahren gab es Untersuchungen, als sich Armenien und Aserbaidschan beim ESC 2009 Punkte gegeben hatten. 2016 gab es einige ungemütliche Momente, als Iveta und Samra von der Presse zur jeweils anderen Sängerin befragt wurden. Zudem sorgte Iveta mit der Flagge Bergkarabachs für zusätzliche Kontroversen. Vielleicht hat es Backstage ja schon einige Male ein freundschaftliches Verhalten zwischen den beiden Delegationen gegeben, nur war dies vor der Kamera nicht so ersichtlich. Nun haben wir ja Beweisbilder – es geht also doch.

Kinderlieder war gestern

Bereits in unserem Livestream kam ein Thema auf, das wohl auch in anderen Ländern diskutiert wurde und wird: Wie „erwachsen“ darf ein JESC-Beitrag sein? Armenien und Polen landeten auf Platz 1 und 2. Beide Länder hatten Beiträge, die im Grunde auch beim Senior-ESC mitmachen könnten und zumindest nicht chancenlos wären. Geht der Trend also in diese Richtung?

Der JESC richtet sich ja vor allem an Kinder bis 14 Jahre. Nun, Teenies hören heutzutage keine klassischen Kinderlieder mehr, habe ich damals auch nicht. Sie sind auf TikTok unterwegs, bekommen da zum Teil auch Rap-Lieder mit, die sie vielleicht in ihrem Alter noch nicht hören sollten. Aber das ist eben die Realität, vielleicht haben deswegen in diesem Jahr die „erwachsenen“ Lieder beim den Zuschauern abgeräumt und beispielsweise das eher kindliche Frankreich hingegen bei den Jurys gepunktet.

Was meint Ihr? Wie kindlich muss ein JESC-Beitrag sein? Und was meint Ihr zum politischem Voting beim Kinder-ESC? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.


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Michi
Michi
2 Jahre zuvor

Ein sehr guter Beitrag, Max. Dem ist nichts hinzuzufügen!

James
James
2 Jahre zuvor
Reply to  Michi

Doch es fehlt leider etwas. Armeniens Beitrag wurde vom azerbaijanischen Sender komplett zensiert dabei haben die Kommentatoren die ganze Zeit während die armenierin gesungen hat über andere Themen geredet so dass man sie gar nicht hören konnte.

Festivalknüller
Festivalknüller
2 Jahre zuvor

Schön, dass die zwei Knackpunkte des JESC Wettbewerbs noch mal angesprochen wurden.
Ich finde, wie beim „großen“ ESC werden wir wohl mit dem politischen Votings leben müssen.
Auch damit, dass einige Junior-Beiträge doch sehr erwachsen sind. Es bleibt im Ermessen des Betrachters, ob er es honoriert oder nicht.

Der Thorsten von der Küste
Der Thorsten von der Küste
2 Jahre zuvor

Mir ging das Punkteschieben schon sehr auf den Sack (auch wenn Armenien meiner Meinung nach verdient gewonnen hat. Ich hätte mich auch sehr über Frankreich oder Polen als Gewinner gefreut).
Mir ist aufgefallen, dass Armenien den Polen bei der Jury-Wertung nur 1 Punkt zugestanden haben …und Polen 10 Punkte an Armenien. Das war schon sehr strategisch von Armenien (nur nicht den Polnischen Beitrag zu stark machen) – und es waren genau die Punkte, die dann Polen gefehlt haben zum Sieg. Nun, was für eine Gemeinheit – sollte man meinen …aber das Gleiche haben die Polen 2019 mit Spanien abgezogen. Nun ja, es ist wie es ist.
Es wurde auch sehr oft in den Youtube Kommentaren angemerkt, dass der aserbaidschanische Kommentar die ganze Zeit geredet hat während Malena gesungen hat. Dieses hat er auch nur bei dem Beitrag gemacht – und nicht bei den anderen Ländern. Sehr unschön, wenn das stimmt – so etwas muss die EBU unterbinden.

Sehr positiv fand ich aber dagegen, was die Delegationen hinter den Kulissen gemacht haben – Sona und Malena haben sich umarmt und sich gegenseitig für die tollen Plätze gratuliert (und es wurden sogar gegenseitig Geschenke ausgetauscht). Ein tolles Zeichen von beiden Seiten.

Es würde meiner Meinung nach von beiden Seiten von Größe zeugen, wenn a) Armenien die Teilnahme von Aserbaidschan begrüßen würde und b) Aserbaidschan in Yerevan reisen und beim JESC 2022 antreten würde. Sicherlich müsste man auf die Sicherheit achten, denn in jedem Volk gibt es Hardliner, die eine Annäherung beider Staaten ablehnen und auch vor Gewalt nicht haltmachen würden.

Nun zu den Liedern – Kinder, die mit 10 schon voll in der Pubertät stecken sind heutzutage keine Ausnahme mehr und auch die Lieder, die im Alter von 9-14 Jahren gehört werden hat sich gegenüber 2003 stark verändert. Auch der JESC passt sich dementsprechend an. Mir ist auch aufgefallen, dass kein Land seine Künstlerinnen und Künstler zu sexy dargestellt hat – alle Darbietungen haben mir gefallen (okay, über die Klamotten von Serbien können wir noch mal reden).

Darf ich noch anmerken, dass ich mich über eine Rückkehr von Norwegen und ein Debut von Schottland und Island beim JESC sehr freuen würde.

Lily
Lily
2 Jahre zuvor

Keine redet über Frankreich, der auch gleich wie Armenien bewertet hat, also für Poland 2 Punkte gab und Georgien 12 Punkte, und dagegen hatten sich Frankreich und Armenien 10 Punkte ausgetauscht, obwohl beide Favorite waren und Frankreich hatte fast gewonnen. Also eine Geschmacksache, und so gesehen, hatte Armenien zu Poland fast niemals so hoch bewertet, und auch jetzt keine Ausnahme. Man kann aber nicht sagen, dass die das absichtlich gemacht haben, nur weil so viele Menschen aus Polen das gleiche sagen, bedeutet nicht, dass es 100% stimmt. Und bestimmt viele aus Armenien auch online anderes bewertet haben. Kann man also nicht das als eine Wahrheit zustimmen. Wollen in Poland so sehen oder nicht, hat Armenien wirklich gewonnen und Punkt hier, selbst wenn Armenien aus manche Länder (z.B. Italien) keine oder wenige Punkte bekommen hat.

AlexESC
AlexESC
2 Jahre zuvor

Auch von mir ein Kompliment an Max für diesen tollen Beitrag!

Ich habe dies bereits in einem anderen Kommentar geschrieben, aber da es hier in diesem Beitrag gut passt jetzt nochmal:
Beim JuniorESC ist das Problem mit der Jury außerdem, dass -dadaurch das nicht so viele Nationen teilnehmen- es eben auch weniger Nationen bzw. Jurys gibt die abstimmen. Dadurch fallen „Punkteschieberein“ stärker ins Gewicht als wie beim ESC.
Ein Beispiel: Wenn bei 10 Jurys es 5 gibt welche nicht „fair“ abstimmen, dann wirkt sich dies natürlich stärker dann auf das Endergebnis aus als wie wenn es 5 von 30 Jurys sind.

Nach dem ESC im Mai habe ich mich bereits dazu geäußert, dass ich gerne die Jury vom ESC wieder abschaffen möchte. Aber um ehrlich zu sein gehört sie beim JuniorESC mittlerweile viel eher weg! Vielleicht wäre es hier schon mal ein Anfang.
Ich habe nichts gegen Jurys, aber wenn sich diese nicht „fair“ benehmen, dann gibt es keine andere Möglichkeit. Ich finde es sonst schade um den Wettbewerb!

Noch was zum Online-Voting, denn dort haben einige andere einen Verdacht geäußert:
Dort sollte man vielleicht darüber nachdenken, dass man zukünftig nur für 1(!) Nation/Teilnehmer abstimmen darf. Ich habe mich gefreut, dass Portugal so viele Stimmen beim Online-Voting bekommen hat, aber gab es nur so viele Stimmen, weil er mit seinem Song eher Außenseiter war und man bei 3 Stimmen nicht noch für die Konkurrenz abstimmen wollte, sondern stattdessen für seine Nation und noch zwei Außenseiter dazu?

Gab es also von Armenien viel weniger Stimmen für Polen und umgekehrt, sondern stattdessen viele für Portugal, weil man dem Mitfavoriten keine Punkte geben wollte?

Leider werden detailierte Online-Results, welches Land für welches Land im Online-Voting wie oft gestimmt hat, nicht veröffentlicht, aber Digame und die EBU wissen dies und sollten sich hier mal genau anschauen wie das so ist mit einem „Außenseiter“-Voting.

Lily
Lily
2 Jahre zuvor
Reply to  AlexESC

Ich habe (aus Handy und Laptops) Deutschland, Armenien, Italien,
Deutschland, Armenien, Polen,
Bulgarien, Armenien, Italien bewertet.
Also meine Favoriten, besonders Italien und Armenien. Und ähnlich meine Familie.
Also keine Punkte für Portugal 😀

Hendi
Hendi
2 Jahre zuvor
Reply to  AlexESC

Wenn man nur für ein einziges Land abstimmen darf, dann wird es sehr viele Stimmen für das eigene Land und kein anderes geben. Es hat schon einen Sinn, dass es drei Länder sein müssen, denn wenn man schon für das eigene Land stimmt, dann muss man anderen Ländern definitiv auch Punkte schenken.

goynen67
2 Jahre zuvor

Guter Beitrag Max ! Und was ist zu sagen. Ja, es gibt Geschmäckle. Der JESC wird gerade von den ehemaligen russischen Staaten und den Osteuropäischen Staaten als Podium gesehen. Vielleicht sind singende Kinder und jugendliche dort ein echtes Erfolgsrezept. Und nicht nur in kleinen Spartenkanälen unterwegs. Vor 30 Jahren war ja im großen TV bei uns ja die Mini Playback Show auch ein Garant für Quote. Tja und somit haben wir ein echtes Netzwerk oder Bollwerk von gegenseitigen Unterstützern und Sympathisanten. Manchmal habe ich das Gefühl das die Megafans des ESC dieser Wahrheit nicht immer ins Gesicht schauen wollen. Denn die Rankings des JSC der Vergangenheit sprechen Bände. Und ja, es gibt Ausnahmen und Gegenbeispiele. Aber zu wenig. Wie kann man hier eine Lösung finden? Echt schwierig. Publikum entmachten, will keiner. Jurys eine Schiebung unterstellen. Ist schwer zu beweisen. Beim echten ESC ist durch eine größere Anzahl von Staaten und einer Ausgewogenheit des Angebots das nicht zu extrem. Aber bei dem Kid Contest sind die östlichen Länder zudem mehr Profis in der Kindervermarktung. Und tatsächlich fällt es mir schwer so manchen Beitrag noch als JESC Beitrag zu erkennen. Ich finde schon das die Regeln hier mehr auf einen kindergerechten Contest ein Auge haben sollten. Denn es sollte einen Unterschied geben. Und ich habe das Gefühl das einige Länder nach ein paar Versuchen beim JESC einen Rückzieher machen weil es an Erfolgen fehlt. Die Zukunft wird den Wettbewerb zu einem JEESC machen….Junior Eastern ESC….

Meckie
Meckie
2 Jahre zuvor

Der Junge aus Portugal sah auch eher aus wie Mitte 30 als 13. Außerdem hat die reiche Mutter von Malena auf Social media dazu aufgerufen, nicht für die anderen Favoriten zu stimmen. Zufall? Auf jeden Fall nicht gerade kindergerecht. Und wie die albanische Mädchen gewählt wurde, hat auch Geschmackele, denn sie ist Tochter eines wichtigen albanischen Mannes. Warum Deutschland da mitmachen muss??? War wenigstens die Quote auf KIKA gut, habt ihr da Zahlen?

Meckie
Meckie
2 Jahre zuvor

Und sorry, aber über die Outfits muss man noch mal gesondert reden. Die waren nicht immer altersgerecht! Besonders manche Kameraeinstellungen!

Nilsilaus
Nilsilaus
2 Jahre zuvor

Respekt für dein Statement, Max! Sehr gut. Dankeschön.

Horst T
Horst T
2 Jahre zuvor

Vielen Dank für den Artikel. Einen Korrekturhinweis: Sona Azizova war am Ende auch auf der Bühne zugegen, z.B. im Stream auf Youtube sieht man sie bei 2:38:58 in blauem Kleid mit Aserbaischan-Flagge in der Hand in der Ecke unten links.

manu
Editor
2 Jahre zuvor

Also… für mich hat ja dieser ganze JESC ein riesen-großes Geschmäckle, aber das ist ein anderes Thema…

Ist eigentlich bekannt, was die Jurys bei dem Kinderwettbewerb eigentlich beurteilen sollen, bzw. auf was sie achten sollen? Beim ESC gibt es da ja zumindest Vorgaben/Wünsche seitens der EBU.
Aber klar, bei jedem Wettbewerb bei dem verschiedene Länder teilnehmen (und erst recht welche, die im Clinch miteinander liegen) ist es kaum möglich, diese Freund- und Feindschaften außen vorzulassen. Wie richtig bemerkt, je mehr Länder aber insgesamt werten, je weniger fällt das ins Gewicht.

Richtig schlimm aufgestoßen ist mir in diesem Jahr allerdings noch mehr der Wertungsmodus bezüglich des Zuschauervotings. Der JESC richtet sich an Kinder (BIS 14 Jahren). Natürlich kann jeder den Wettbewerb anschauen und dann meinetwegen auch außerhalb der eigentlichen Zielgruppe mal abstimmen. Aber das es Tage vorher schon möglich ist werten, entreißt den Kindern irgendwie „ihren“ Wettbewerb, denn stattgefunden hat er so doch eher bei den herkömmlichen Fans als bei Kindern. Zudem sollte es doch gerade Kindern einfach gemacht werden zu werten und nicht dem allgemeinen ESC-Fan. Ist ein Voting über die eine Webseite da wirklich kindgerecht?
Ein älterer ESC-Fan wertet eben für etwas anders als ein Kind unter 14 Jahren (oder glaubt wirklich irgendjemand, dass Portugal hauptsächlich von unter 14-jährigen so viele Stimmen bekommen hat?).

Benjamin Hertlein
Admin
2 Jahre zuvor
Reply to  manu

Hm, das ist jetzt eine Annahme, die durchaus sein könnte, aber ob sie stimmt, weiß ich nicht. Wenn zum Beispiel in den drei Tagen super viel Werbung für das Voting auf den Kindersendern gemacht wird und online und überhaupt, könnte es doch sein, dass damit viel mehr Kinder erreicht werden (und abstimmen?) als die paar Eurovision-Fans (von denen ja noch dazu viele nichts mit dem JESC anfangen können).

inga
inga
2 Jahre zuvor
Reply to  manu

„Also… für mich hat ja dieser ganze JESC ein riesen-großes Geschmäckle, aber das ist ein anderes Thema… “

Das wäre doch auch mal einen Beitrag wert.

Matty
Matty
2 Jahre zuvor

Martin Österdahl sagte, daß beim Onlinevoting Menschen aus 199 Ländern ihre Stimmen abgaben. Das bedeutet, die Punkte für Deutschland könnten vornehmlich aus der Schweiz und Österreich, die gar nicht am JESC teilnehmen, kommen. Ich frage mich, wie das wohl ausgegangen wäre, wenn nur die diesjährigen JESC-Teilnehmerländer beim Onlinevoting stimmberechtigt gewesen wären. Dann würde das Resultat für Deutschland mit Sicherheit noch schlechter aussehen.

Was die modischen Aspekte angeht, so fiel besonders Serbien auf. Bei den beiden Mädchen standen wohl Motive der Künstlerin Sarah Kay (bürgerlich Vivien Kubbos) Pate. Die Tänzerinnen aus Georgien brachten das 70er-Jahre-Fernsehballettfeeling wieder zurück und Aserbaidschans Teilnehmerin hatte das schönste Kleid an. Den größten Fail leistete sich aber Armenien. Das Kostüm sah aus, als hätte man Stopfmaterial, das man zum Verschicken von empfindlicher Ware benutzt, zusammengeklöppelt. Außerdem habe ich noch nie ein 14-jähriges Mädchen mit Overkneestiefeln herumlaufen sehen. Würde es bei diesem Wettbewerb sowas wie einen Barbara-Dex-Award gegeben, Armenien hätte ihn haushoch gewonnen!

Swiftie100
Swiftie100
2 Jahre zuvor

Ja okay,ich bin zwischen 12 und 16 und selbst mir fällt das mit Russland,Kasachstan und so weiter auch auf. Was ich eben am JESC gut finde ist,dass es dort eben nicht nur so Lieder wie ,,Tic tac„ ( welches bei mir defintiv im hinteren Drittel gelandet wäre) gibt,sondern auch starke Songs EBEN wie ,,Quami´´ oder ,,Somebody´´. Ich habe selbst mit 4 keine Kinderlieder mehr gehört sondern Pop,seit ich 8 bin,bin ich ein Fangirl von Taylor Swift ( Swiftie). Eben deshalb finde ich es gut dass beim JESC auch Songs die nicht nur Kinderlieder sing gesungen werden. Sonst finde ich aber alles komplett richtig und auch sehr auffälig,dass zB Deutschland mehr Punkte wie Frankreich im Onlinevoting aber dafür fast keine Punkte der Jury bekommen hat.

Matty
Matty
2 Jahre zuvor
Reply to  Swiftie100

Frankreich bekam beim Onlinevoting mehr Punkte als Deutschland (67 F und 46 D).

Swiftie100
Swiftie100
2 Jahre zuvor
Reply to  Matty

oh sry,dann ahb ich was verwechselt xD

David Z
David Z
2 Jahre zuvor

Man sollte bei Sona vielleicht noch berücksichtigen, dass sie in Serbien und Rumänien aufgewachsen ist und evtl. nicht so tief in dem Konflikt mit Armenien drin steckt. Schlimmer war ja ihre Vorgängerin, die letztes Jahr noch über Instagram widerliche Hassparolen geteilt hat.
Zum Voting: Dass man für 3 Länder votet hat natürlch den Nachteil, dass evtl Länder wie Portugal eine Punktzahl erreichen, die vielleicht nicht gerechtfertigt ist. Votet man nur für ein Land, hätten Armenien und Polen das Onlinevoting wohl noch deutlicher gewonnen. Da die Stimmen sich nicht mehr so sehr verteilen, wie bei 3 Votes, gibt es am Ende evtl einen so deutlichen Sieger, dass die Jurywertung komplett irrelevant wird. Dann kann man wohl auch noch deutlicher (z.B. an den Youtube-Aufrufen) einen Favoriten erkennen und das ganz ohne Wettquoten, was das „Downvoten“ der direkten Konkurrenz noch mehr verschlimmert.
Ich wünsche mir daher das Televoting zurück. Damals war der JESC nämlich wesentlich unvorhersehbarer. Oder hatte jemand Italien 2014, Malta 2015 oder Georgien 2016 auf der Rechnung?

floppy1992
Mitglied
2 Jahre zuvor
Reply to  David Z

2015 war Destiny schon die große Vorab-Favoritin, es war dann eher überraschend, dass es im Voting vorne zischen Malta und Armenien lange Zeit recht knapp war.
2016 gab es gar kein Televoting, sondern getrennt eine Erwachsenen- und eine Kinderjury.
Andererseits waren Russland 2017, Polen 2018 und auch Frankreich 2020 vorher nicht die Top-Favoritien, sondern gehörten zu einem Pulk von 3-4 Siegkandidaten (zwischen Polen und Armenien war es am Ende ja auch sehr eng), sowie man es beim ESC in den letzten Jahren auch immer hatte; spätestens im Verlauf der Proben. Wann gab es denn beim ESC zuletzt wirklich einen Überraschungssieger? 2011?

David Z
David Z
2 Jahre zuvor
Reply to  floppy1992

Naja Destiny war in den Fan-Rankings auf Youtube meistens weit hinten also eher nicht so der Favorit. 2016 gab zwar es kein Televoting aber auch kein vorhersehbares Onlinevoting. 2017 kann man auch nicht wirklich zählen, da das Onlinevoting vielerorts aufgrund von überlasteten Servern nicht funktioniert hat. Danach hat bis auf letztes Jahr immer das Land gewonnen, was auf Youtube im Vorfeld die meisten Aufrufe hatte. Dieses Jahr gabs eben zwei Favoriten die auch Platz 1+2 belegt haben

floppy1992
Mitglied
2 Jahre zuvor
Reply to  floppy1992

Interessant, Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass Destiny auf dem Prinz-Bolg die Favoritin war. Jetzt habe ich vergleichsweise mal bei Wiwibloggs geschaut und da war sie tatsächlich bei den meisten nur im Mittelfeld. Im Nachhinein wirkt das nicht mehr so ganz nachvollziehbar (wenn man sich Destinys Auftritt in Sofia anschaut, ist ihr Sieg keine Überraschung mehr), aber der Erfolg eines Beitrags übertüncht ja gerne mal die Vorab-Erwartungen, Stichwort Keiino und Barbara Pravi.
Ich glaube aber generell, dass ein wieder eingeführtes Televoting an der „Vorhersehbarkeit“ des Ergebnisses (wie gesagt, ein Siegesfavoriten-Cluster von 3-4 hat sich in den letzten Jahren etabliert) nicht viel ändern wird. Sicherlich, ein paar Platzierungen würden sich verschieben, aber die Grundtendenz wäre ähnlich, weil ja auch überwiegend die selben Leute anrufen würden, die jetzt online abstimmen.
Das „Problem“ ist die Internet-Öffentlichkeit, wo eine große Masse die Songs vorab bewertet und so auch Hypes initiiert. Verhindern könnte man das nur, wenn die Songs bis zur Show unter Verschluss blieben und das will ja wohl keiner. Überrraschungen gibt es ja immer noch, z. B. Nordmazedonien und Albanien, die viel schlechter wegkamen als es die Fan-Rankings erwarten ließen.
Da aber, wenn ich das richtig sehe, alle Teilnehmer die Show live ausstrahlen (eine mögliche zeitversetzte Ausstrahlung war ja ein Hauptargument für das Online-Voting) kann man es aber auch von mir aus gern wieder einführen, vielleicht auch als Kombilösung zwischen Online-Voting vorab (um Interesse zu generieren und die handvoll außereuropäischen Fans bei der Stange zu halten) und Televoting in der Sendung oder gleich Tele- und personalisiertes App-Voting (das ohnehin in den nächsten Jahren kommen wird).

Schorschiborsch
2 Jahre zuvor

Wenn man den ESC kopiert, dann kopiert man eben die entsprechenden politischen Votings und Konflikte á la Armeinien vs. Aserbaidschan gleich mit….

JESC-Fanatiker
JESC-Fanatiker
2 Jahre zuvor

Schon kurz nach dem JESC habe ich mich gefragt, ob der Auftritt Albaniens vielleicht ein bisschen zu politisch war, das „A“ auf Anna Gjebreas Outfit kann ja vielleicht sogar für ihren Namen gestanden haben, aber den Albanischen Doppeladler an ihren Kragen abzudrucken, fand ich ziemlich offensiv, zumal der serbische Rundfunk RTS auch am Wettbewerb teilnahm und der Kosovokonflikt erst im Sommer aufgrund des „Nummernschilderstreits“ köchelte. Doch wäre ein irischer Auftritt mit Kleeblatt oder ein armenischer mit Apricotfarben ebenfalls ein politisches Zeichen. Sicher nicht. Denn es gibt einen Unterschied zwischen Nationalsymbol und politischem Symbol, der hier, finde ich, deutlichst ersichtlich ist. Auch wenn das, soweit ich sehenkann oben (in der Kommentar-Sektion) kaum zum Gespräch kam, wollte ich meine Gedanken hier mal mitteilen. Die Politisierung und auch der Kinderschutz sowie die angebliche „Marionettisierung“ beim JESC bleiben jedoch ein wichtiges und kritisches Thema, deswegen freue ich mich sehr, dass es in einem ESC-Kompakt-Artikel Beachtung findet.