„Mich nervt dann auch die Presse“ – So sieht Elton seine Punktevergabe beim ESC 2023

Foto: Screenshot ESC-Finale 2023

Seine Premiere als deutsche Spokesperson bei der Punktevergabe des Eurovision Song Contest 2023 in Liverpool kam nicht bei allen gut an. Nun hielt es Elton (Aufmacherbild rechts) sogar für notwendig, seinen Auftritt beim Voting zu erklären und aus seiner Sicht einzuordnen. „Mich nervt dann auch die Presse“, schreibt er im entsprechenden Post. Die Medien haben ihm mit ihrer Kritik offenbar stark zugesetzt.

Um 0:20 Uhr deutscher Zeit erschien Elton im Rahmen des ESC-Finals in Liverpool auf den Bildschirmen von etwa 100 Millionen Zuschauern in Europa, Australien und der Welt, um die 12 Punkte-Wertung der deutschen Jury durchzugeben. Dabei trug er ein graues T-Europa-Shirt in Regenbogenfarben und darüber ein Jacket. So weit, so gewöhnlich für ihn.

Bevor er zu den 12 Punkte kam, hielt er eine kleine Schachtel in die Kamera und holte daraus einen länglichen Keks, der von der Form her an Shortbread erinnerte. Nachdem er das Aussehen von Moderatorin Hannah Waddingham gelobt hatte, bot er ihr diesen Keks an. Die 48-Jährige lacht kurz herzhaft – sie hatte die Anspielung auf ihre Rolle in der Amazon-Prime-Serie Ted Lasso verstanden. Die meisten Zuschauer/innen nicht.

Und offenbar auch nicht Moderator Graham Norton, der sich bereits während der Hinleitung zu dem Gag sichtlich genervt zeigte. Entsprechend quittierte er die Aktion nach dem Vergabe der 12 Punkte mit dem Kommentar: „It’s Jurys, it’s not Tinder.“

Im Nachgang zu Eltons Punktevergabe und diesem Gag ging es in den sozialen Medien hoch her. Einige klassische Medien griffen das auf, die meisten mit einem kritischen Ton. Einige Tage nach der Aktion ordnete Elton die Vorgänge und die anschließende Kritik aus seiner Sicht ein:

Moin!!!
Nun doch ne Stellungnahmen. Zuerst einmal: ja, ich war unfassbar nervös, weil die Aktion nicht mit dem NDR abgesprochen war und ich auch nicht wusste, wie Hannah Waddingham reagieren würde. Das war aber alleine das Ziel, diese tolle Schauspielerin zumindest zum Lachen zu bringen und etwas anders zu sein, als die restlichen Nationspeaker. Ich denke, das habe ich geschafft. Viele behaupten, sie hätte es peinlich weggelächelt. Hallo? Schaut euch die Bilder an…sich nach hinten schmeißen vor lachen ist weder künstlich noch peinlich berührt…geht auch an @ollipolli73 und @therealjanboehmermann (den ich übrigens sehr als Satiriker und lustigen Journalisten schätze…aber was den Namen „Elton“ angeht, da sollte er besser recherchieren lassen😜).
Sie hat auch mein Wortspiel „Kieverpool“ verstanden, wie man alles in der Großaufnahme sieht. Was meine Klamotten angeht…nun ja…Geschmacksache. Das Shirt war sehr bewusst gewählt (Europasterne im Regenbogenfarben…falls es jemand nicht versteht 😜) und immerhin ein Sakko dazu. Und zum Punkt: Elton hat Deutschland lächerlich gemacht oder peinlich vertreten, der hört sich den original Kommentar der BBC von @melgiedroyc (support) an. Sie lacht auch und fand mich scheinbar sehr sympathisch. Mich nervt dann auch die Presse…die ersten stürzen sich auf negative Twitter Kommentare und schreiben dann auch nix gutes. Dann kommen aber zwei große Zeitungen mit weißen Buchstaben auf rotem Grund (gerade vor denen hatte ich „Angst“), die den Gag verstanden haben und dann ist es auf einmal zumindest ok. Bestes Beispiel ist ein Stadtanzeiger aus ner Domstadt. Zuerst „versuchter Witz von Elton, Moderatorin peinlich berührt“ und dann später „Elton macht Insider Witz und Moderatorin lacht herzhaft“. Was denn nun?
Also: mein Englisch mag aufgrund der Nervosität wirklich nicht gut gewesen sein…dafür entschuldige ich mich. Cool auch die Nachrichten, die hier auf Insta kamen: „Warum gibst du Schweden 12 Punkte, Vollidiot“. Das sind nicht meine Punkte, sondern die der deutschen Jury. Wie im Mittelalter: der Überbringer „schlechter“ Nachrichten wurde immer hingerichtet.

Zum seinem Post fügte Elton auch noch drei Videos hinzu. Das erste zeigt das herzhafte Lachen von Hannah Waddingham, als sie seinen Gag versteht. Im zweiten ist auch die BBC-Kommentatorin Mel Giedroyc zu hören.

Wie fandest Du die Punktevergabe von Elton? Und hilft Dir seine Klarstellung auf Instagram, diese besser zu verstehen? Möchtest Du, dass Elton auch im nächsten Jahr die Punkte von Deutschland übermittelt oder dass das jemand anderes macht? Lass uns gern Deine Meinung in den Kommentaren da. 


107 Kommentare

  1. Ich habe zwar oft gelesen, das diejenigen, die die Teilnahme Deutschlands am ESC hinterfragen, alle dumm und alles rechtsradikale sind. Ich habe aber noch nirgends irgendwelche Argumente gelesen, warum Deutschland trotz ständiger Pleiten da noch teilnehmen soll?

  2. Ich hab ja immer den Eindruck, dass gerade Eltons unspannende Pantoffeligkeit sein Alleinstellungsmerkmal für das deutsche Spießerpublikum ist. Fand seinen Auftritt auch OK, aber ich vermisse ja auch die alten Tage, als die Spokespersons noch telefonisch alle Punkte durchgaben …

  3. Ich fand Elton besser als erwartet, das ist doch auch schon mal was. 😆
    Ich find ihn oft.. sagen wir: speziell. Und ich frag mich immer noch, wie er es geschafft hat, sich im deutschen TV zu etablieren. Aber: er hat es.
    „Mach mit, mach’s nach, mach’s besser‘. (sorry 🙄)

    Ganz schlimm war das damals mit Frau Zervakis beim VE, da musste ich auf lautlos schalten, das war zum Fremdschämen ohne Ende.

    Quintessenz: Besser Elton, als dass bei „Hello, here is Hamburg“ wieder Haarsinneszellen auf immer flöten gehen.

    Next year bitte Chris!

    Grüßchen.

  4. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich mir natürlich wünschen, dass Lord of the Lost den nächsten Vorentscheid(!) gepflegt mit ganz viel Glitter sowie eimerweise (Schweine-)Blut eröffnen und die Halle komplett in Brand setzen. ❤️‍🔥

    Aber Punkteverkünder – nennen wir es mal Spokesperson of the Lost – wäre auch nicht übel.

    • Sorry, die Vorstellung das nach der Eröffnung ein Testbild kommt und „VE verschiebt sich, Halle lieg tin Schutt und Asche“ 🤣

  5. Wenn wir denn wieder einen Vorentscheid haben?! Mich würde es nicht wundern, wenn wieder intern entschieden wird (hoffentlich nicht). Frau Wolflast wollte noch vor dem ESC- Finale von den ARD- Zuständigen eine verbindliche Zusage, dass es wieder einen Vorentscheid gibt. Das blieb aber aus.

  6. Wenn ich die Kommentare hier so lese, würde man denken, mindestens die Hälfte der ESC Fans sind arrogante, selbsverliebte, nicht emphatische A…er. Das hat dieser Blog hier nicht verdient.
    Es beschämt mich einfach.

    • So berechtigt ich deinen Kommentar angesichts der Gesamtheit der Kommentare in letzter Zeit auch finde, sehe ich die Kommentare unter diesem speziellen Post noch im erträglichen Bereich. Aber fallst Du (auch) meinen Post meinst: der war ausdrücklich nicht so böse gemeint wie es durch die Nutzung des Spiesser-Begriffs vielleicht rüberkam (der Begriff richtet sich ja auch weniger gegen Elton als das von ihm m.E. bediente Publikum).

    • Danke für deinen Hinweis.
      Die Unpersönlichkeit macht es möglich, ich ertappe mich selbst oft dabei. Ich denke auch, es ist oft so, dass man viel mehr als im Gespräch hier Sachen schnell und zackig rüber bringen muss oder will.
      Ich werde in mich gehen. 🙄 Ernsthaft. 😀

      • Glaube nicht, dass @Teufelchen Dich gemeint hat. Generell fände ich es echt besser, die Person direkt anzuschreiben, wenn einem etwas nicht paßt, anstatt hier so Pauschalurteile zu fällen…
        „… die Hälfte der ESC-Fans“ finde ich schon ziemlich hochgegriffen.

    • Ein hartes Urteil – woran machst Du das bitte fest? Vielleicht haben wir auch unterschiedliche Wahrnehmungen, aber ich finde, dass es im Moment eigentlich recht zivilisiert zugeht…

      • Ich stelle auch eher Gegenteiliges fest – von ein paar „Ausreißern“ abgesehen, aber auch denen würde ich fehlende Empathie nicht unterstellen. 🙂

  7. Apple+ Serie. Nicht Amazon Prime Serie.

    Der Witz von Elton hat mich sehr unterhalten.
    Alle beim ESC sind bunt und verkleidet und schrill und dann wird sich über eine harmlose und lustige Anspielung aufgeregt? Wenn man die Serie nicht kennt, versteht man selbstredend die Anspielung nicht. Google hilft hier aber, falls man trotzdem Interesse hat.

    • Ich finde, man kann in einem Zeitalter in dem Wimpernschläge im Internet als Clip gezeigt, dokumentiert und kommentiert werden auch diesen Auftritt kritisch betrachten,Stellung dazu nehmen und ihn misslungen finden. Und wenn wie hier jemand, der im Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen Ansagen macht und sich dabei auf Konkurrenzprodukte von Streamingdiensten bezieht erst recht.

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