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NDR zum „Deutschen Finale 2024“: Noch 32 Songs im Rennen – ESC-Kommentator in Verhandlungen

Aktuell haben noch 32 Songs die Chance, bei der deutschen Vorentscheidung für den Eurovision Song Contest 2024 dabei zu sein. Darunter seien einerseits viele ruhige Titel, aber auch auffällig viele deutschsprachige, die eine wirklich gute Qualität hätten. Das verrieten die deutsche Head of Delegation, Alexandra Wolfslast, und ESC-Redakteur Stefan Leidner am Samstagabend beim ECG-Fanclubtreffen im Kölner Gloria (Aufmacherbild). Während klar sei, dass „Das deutsche Finale“ wieder erst ab 22 Uhr gesendet wird und „weniger als zehn“ Songs antreten würden, laufen aktuell noch Verhandlungen für die Nachfolge von Peter Urban als ESC-Kommentator. Hier hoffen die NDR-Verantwortlichen, Anfang des Jahres mehr sagen zu können.

Rückblick auf Liverpool

Im ersten Teil des Fanclubtreffens des ECGermany in Köln stellten sich Alexandra Wolfslast und Stefan Leidner den Fragen des Moderators Bernd Ochs. Zunächst wurde dabei zurückgeschaut auf den ESC in Liverpool. Für beide war das eine sensationelle Erfahrung … „bis zur Punktevergabe.“ Während Wolfslast Highlights wie den Schulbesuch von Lord of the Lost und den Auftritt der Band im Cavern Club in den Mittelpunkt stellte, war es für Leidner die Erfahrung, überhaupt als Fan an diesem grandiosen Event mitarbeiten zu können und damit Großes zu erreichen. So hätten sie mit dem ESC den Marktanteil bei den 14-29-Jährigen in Deutschland in diesem Jahr auf 72% steigern können.

Für beide war das Ergebnis natürlich eine Enttäuschung und die Kritik danach anstrengend. Allerdings zeigten sie sich damit zufrieden, dass diese nie auf Lord of the Lost ausgerichtet war. Eher hatte Alexandra Wolfslast den Eindruck, dass hier Deutschland generell in der Kritik stehe. Das führte sogar soweit, dass Stefan Leidner für den NDR-Rundfunkrat nachweisen musste, was die Übertragung des Events denn kosten würde. Und da sei das Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbar: Die gesamten 700 ESC-Sendeminuten kosten in Relation nur halb so viel wie eine Florian-Silbereisen-Show.

Daher ist es für die beiden NDR-Verantwortlichen auch keine Frage, ob Deutschland beim ESC aussetzen solle. „Auf gar keinen Fall. Es ist absurd, darüber nachzudenken“, sagte Wolfslast und bekam dafür viel Applaus. Es sei nicht zuletzt auch eine Aufgabe des großen Deutschlands, kleineren Ländern die Teilnahme an so einem internationalen Event zu ermöglichen.

Nicht mehr Geld für die Vorentscheidung 2024

Ob man dann nicht „ein paar Scheinchen“ bei der Vorenscheid-Produktion draufpacken könne, fragte Bernd Ochs. Da hätten weder Leidner noch Wolfslast etwas dagegen. Allerdings würde beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk gerade „jeder Pfennig“ dreimal umgedreht und man müsse sich für jede Ausgabe rechtfertigen. Insofern versuchen sie schon, die beste Show auf die Bühne zu stellen. Im Übrigen habe man sich sehr über die Auszeichnung für die Vorenscheidung für die besten Moderation beim Deutschen Fernsehpreis gefreut und dies auch als Anerkennung für ihre Arbeit gesehen. Leidner: „Ich war bei Barbara direkt im Ohr und konnte so auch schnell eingreifen.“ Das Nachtreten von Ikke Hüftgold nach der Vorentscheidung  gegen den NDR wollten beide am liebsten nicht weiter kommentieren.

Darum heißt die Vorentscheidung „Das deutsche Finale“

Anschließend ging der Blick auf die Vorentscheidung 2024. Trotz des letzten Platzes in Liverpool stand recht schnell fest, dass es 2024 wieder eine Vorentscheidung geben solle. So konnten die NDR-Leute bereits im Juli auf Künstler/innen und Labels zugehen. Dabei zeigten sich die Labels grundsätzlich offener. „Nichtsdestotrotz haben sie dann nicht immer den ESC-Gedanken,“ so Wolfslast. Die Überzeugungsarbeit bei den Künstler/innen sei schwieriger. „Sie haben Sorge, ihren Song schon bei einer deutschen Vorentscheidung zu verbrennen“, so die Head of Delegation weiter. Daher haben sie sich auch für den neuen Namen für die Vorentscheidung entschieden: Das deutsche Finale. Damit wollen sie ein ähnliches Standing erreichen, wie es der UMK in Finnland hat, wo sich die Künstler gezielt und vorrangig um die Teilnahme an der Show bewerben, um so Promotion für ihre Songs zu erhalten.

Etwa 50 Songs kamen nach Deadline-Verlängerung

Die Verlängerung der Bewerbungs-Deadline für die Vorentscheidung haben die NDR-Verantwortlichen nicht als Problem von zu wenigen Bewerbungen gesehen. Vielmehr sei bei etlichen Künstler/innen „die Maschinerie nach der Sommerpause“ noch nicht angelaufen gewesen. Und hätte man dann nur gesagt, ihr habt jetzt noch zwei Tage, um eure Bewerbung einzureichen, wäre das auch zu kurz gewesen. Daher habe man sich für eine Woche entschieden. Das hätte dann noch mal ca. 50 weitere Bewerbungen gebracht. Da seien in der Tat viele etablierte Künstler/innen dabei gewesen.

Im Gespräch mit ESC kompakt bestätigten Alexandra Wolfslast und Stefan Leidner noch einmal, dass beide wirklich alle fast 700 eingereichte Beiträge gehört hätten. Man habe dann mit „einer Reihe von Menschen unterschiedlichen Alters und Profession“ die Anzahl der Songs auf aktuell 32 reduziert. Diese werden nun von einer 20-köpfigen, internationalen Jury bewertet. „Im Prinzip das, was wir in den letzten Tagen von Luxemburg gehört haben“, so Wolfslast. Beim NDR würde das aber geheimer laufen; die Namen der Juroren sollen erst nach der Vorentscheidung veröffentlicht werden. Wie in früheren Jahren waren die Juroren schon in der Vergangenheit Mitglieder von ESC-Jurys, die mit ihrer Wertung nah am späteren Endergebnis gelegen hätten.

Überraschungen unter den letzten Songs

Ob denn unter den 32 Beiträgen auch bekannte Namen sein, wollte Bernd Ochs wissen. Hier deuteten die NDR-Verantwortlichen an, dass noch „die eine oder andere Überraschung“ auf uns zukommen wird. Allerdings schränkte Wolfslast im Gespräch mit ESC kompakt dann ein, dass es nun aber in der Händen der internationalen Jury läge, ob diese auch von den Juror/innen gut bewertet würde. Diese neutrale Entscheidungsinstanz sei aber ganz bewusst gewollt.

Wolfslast und Leidner hoben aber hervor, dass auffallend viele deutschsprachige Titel eingereicht worden seien. Das konkretisierte Stefan Leidner im Nachgespräch: „Aktuell ist das etwa ein Drittel der Songs.“ Rap sei darunter aber eher weniger vertreten. Vielmehr sollen insgesamt viele eher ruhige Titel eingereicht worden sein. Aber beide NDR-Persönlichkeiten zeigten sich von der Qualität der deutschsprachigen Beiträge wirklich angetan.

Vorentscheidung-Produktion ab 2025 offen

Ob ein Siegerbeitrag für Malmö dabei wäre, könne natürlich keiner sagen. Aber Leidner versicherte: „Ziel ist, dass das Deutsche Finale ein bunter Abend wird.“ Grundsätzlich würde aber mit weniger als zehn Beiträge für die Show geplant. Dabei steht für 2024 die Beauftragung von Bildergarten als Produktionsfirma fest. Danach sei Vieles möglich. Man würde dann auch mit allen reden, auch mit den Produktionsgesellschaften von Jan Böhmermann und Stefan Raab, die zuletzt Interesse signalisiert hatten, den deutschen Vorentscheid zu übernehmen.

Leidner wies aber auch darauf hin, dass es wirklich nicht einfach sei, mit neuer deutscher Musik Einschaltquote zu machen. Das hätte nun auch Jan Böhmermann mit seiner deutschen Vorentscheidung erfahren müssen, die trotz aufwändiger Produktion die niedrigste Einschaltquote der aktuellen Magazin Royal-Staffel gehabt hätte. Vor diesem Hintergrund stehen die NDR-Verantwortlichen auch hinter der Entscheidung, dass „Das deutsche Finale“ wieder erst nach 22 Uhr gesendet werden würde, wofür sie vom Publikum Buh-Rufe erhielten. Wolfslast ordnete das ein: 20:15 Uhr wäre die richtige Wertschätzung für den ESC, 22 Uhr aber die bessere Sendezeit für das ESC-Publikum. Die Zuschauerzahlen aus dem Frühjahr 2023 wären da durchaus ermutigend gewesen.

Verhandlungen mit ESC-Kommentator

Wer der Nachfolger bzw. die Nachfolgerin von Peter Urban als deutscher ESC-Kommentator sein wird, ließen die beiden NDR-Persönlichkeiten offen. Hier sei man noch in Verhandlungen, was es wahrscheinlich erscheinen lässt, dass die Person nicht zum festen NDR- bzw. ARD-Inventar gehört. Diese Vermutung wurde von Wolfslast und Leidner nicht kommentiert. Anfang der Jahres wolle man aber soweit sein, dass weitere Informationen gegeben werden könnten.

Auf welche Künstler hoffst Du bei der deutschen Vorentscheidung 2024? Wie findest Du den Sendeplatz um 22 Uhr? Und wen hättest Du gern als Nachfolger von Peter Urban? Lass uns Deine Meinung gern in den Kommentaren da. 


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