Kroatien: Interview mit DORA-Teilnehmerin Mia Negovetić (2020 bis 2022)

Bild: Instagram @mia.negovetic

Als die heute 19-jährige Mia Negovetić mit ihrem Lied „When It Comes To You“ vor zwei Jahren zum ersten Mal bei DORA, dem kroatischem Vorentscheid zum Eurovision Song Contest, teilnahm, war die ganz große Überraschung zum Greifen nah: Gerade einmal 260 Stimmen im Televoting entschieden, dass Mia mit gleicher Punktzahl Zweite wurde und der bekanntere Musiker Damir Kedžo den Wettbewerb gewann. Viel Rückenwind für die Newcomerin, die im letzten Jahr erneut probierte, DORA zu gewinnen. Mit ihrer Popnummer „She’s Like A Dream To Me“ fischte Mia allerdings im ähnlichen Genre wie die spätere Gewinnerin Albina. Trotzdem erreichte ihre mitreißende Nummer einen tollen dritten Platz, direkt hinter der bekannten Sängerin Nina Kraljić, die schon 2016 mit dem Fanfavoriten „Lighthouse“ für Kroatien das Finale beim ESC in Stockholm erreichen konnte.

In diesem Jahr begibt sich Mia Negovetić erneut in ein anderes Genre. Mit der klassisch arrangierten Ballade „Forgive me (Oprosti)“ zeigt sie uns bei DORA 2022 ihre verletzliche Seite und zählt damit erneut zu den Favoriten auf den Sieg. Trotz aller Vorbereitungen fand Mia noch die Zeit, ESC-kompakt-Leserin Anke Jonschker im schriftlich geführten Interview ein paar Fragen zu beantworten.

ESC kompakt: Liebe Mia, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für uns nimmst. Kannst Du verraten, wie die Vorbereitungen für Deinen Dora-Auftritt laufen?

Ich glaube, ich bin bereit! Ich kann den Auftritt kaum erwarten! Die diesjährige Dora wird ganz anders als bisher und ich hoffe, dass alles so klappt, wie ich mir das vorstelle. 

Dies wird Deine 3. Teilnahme. Im Jahr 2020 hast Du fast gewonnen, Dein Song hatte am Ende die gleiche Punktzahl wie der von Damir Kedžo. Damir wurde zum Sieger ernannt, weil er die höhere Punkteanzahl im Televoting erhalten hatte. Wie hat es sich angefühlt, mit dem gleichen Ergebnis nur Zweite zu sein?

Ehrlich gesagt bin ich sehr dankbar für dieses Erlebnis und dass ich so nah dran war zu gewinnen. Es hat mich für das Jahr danach und auch für dieses Jahr sehr motiviert. Ich habe mir selbst versprochen, es noch einmal mit einem ganz anderen Song zu versuchen und ich kann es nicht erwarten, meine Emotionen mit allen zu teilen. 

Du bist in Wettbewerben ja schon sehr erfahren, denn Du bist die erste Gewinnerin von “Zvjezdice”, so etwas wie „The Voice Kids“. Gibt es etwas, dass die 19-jährige Mia der 13-jährigen Mia sagen würde?

Geduld zu haben und auf mein Herz zu hören, egal was passiert. Ich denke, es ist sehr wichtig, seine Träume zu verfolgen und Motivation in guten, aber auch in schlechten Zeiten zu finden. Je mehr Erfahrung Du hast, umso mehr kannst Du wachsen und zu einer besseren Person werden, sowohl als Sängerin als auch als Mensch. Ich habe SO VIEL gelernt, seit ich 13 war, und ich kann es kaum abwarten, noch mehr zu lernen.

Bild: Instagram @mia.negovetic

Als Du noch im eben angesprochenen Wettbewerb warst, wurdet Du gebeten, die kroatische Hymne zu singen. War das sehr viel Druck für Dich und wie bist Du damit umgegangen? Wir haben in Deutschland Sarah Connor, eine sehr erfahrene Sängerin, die den Text durcheinander gebracht hat.

Ich kenne Sarah Connor nicht, aber das kann jedem passieren. Wenn man nicht weiß, wie man mit Druck umgehen und ihn kontrollieren kann, dann erwischt es dich. Mir ist das auch ein paar Mal passiert, aber es ist kein Grund, sich zu schämen. Meistens verstehen die Leute nicht, was es bedeutet, vor Tausenden Zuschauern zu singen. Ich habe gelernt, den Druck zu verstecken, ihn nicht zu zeigen. Dann schließe ich meine Augen und sage mir: „Du kannst das!“ Ich erinnere mich, vor so vielen Zuschauern gestanden zu haben, aber in dem Moment als ich anfing zu singen, war die Angst verschwunden. 

Bild: Instagram @mia.negovetic

Was für Musik hörst Du selbst? Und was machst du gerne, wenn Du einmal frei hast?

Ich höre gerne Indie-Songs. Ich finde darin viel Inspiration. Wenn ich frei habe, dann kommt es auf’s Wetter an, ob ich ausgehe oder zu Hause Filme schaue. 

Kommen wir nochmal zurück zur Dora. Sie findet wieder in Opatija statt, ganz in der Nähe Deiner Heimatstadt Rijeka. Fühlt sich das auf der Bühne auch mehr wie “zu Hause“ an? 

Ja, absolut! Das macht mich immer sehr glücklich und ich fühle mich so viel entspannter.

Bild: Instagram @mia.negovetic

Bei der öffentlichen Ziehung hast Du Startnummer 2 bekommen. Ist das ein Vor- oder Nachteil für Dich?

Ich weiß nicht, es kann beides sein. Das hängt mit dem Interesse der Leute zusammen, vielleicht verpassen sie meinen Auftritt, weil ich ganz zu Anfang bin, aber vielleicht auch nicht. Wir werden sehen wie es läuft, ich möchte mich nicht mit zu vielen Details auseinandersetzen, sondern mich auf meine Performance fokussieren. Ganz unabhängig von der Startnummer. 

Bild: Instagram @mia.negovetic

Wir möchten natürlich wissen, was Du uns über den Song und Deinen Auftritt schon verraten kannst.

Dieses Jahr habe ich mich für eine minimalistische, aber kraftvolle Performance entschieden. Im Song geht es um Beziehungen jeder Art, Junge/Mädchen, Eltern/Kind, Freunde… wo die Vergebung vergessen wird. Manchmal ist es schwierig „es tut mir leid“ zu sagen, dabei kann es dem Einzelnen so viel bedeuten. Jemandem zu vergeben trägt immens dazu bei, große Probleme zu lösen und Hoffnung zu verbreiten. 

Bild: Instagram @mia.negovetic

Was würde es Dir bedeuten, die Dora zu gewinnen und Kroatien in Turin zu vertreten? 

Ein Traum würde wahr werden und es wäre mir eine große Ehre, mein Land beim ESC zu repräsentieren. Ich hatte die ESC-Bühne immer im Blickfeld und male mir aus, wie es wäre, dort zu stehen und zu singen. 

Als letzte Frage möchten wir natürlich Deine Lieblingsbeiträge wissen, sowohl aus Kroatien als auch international.  

Ich war immer ein großer Fan von Nina Kraljić und ihren Songs, deswegen wähle ich “Lighthouse“. Und ich mag auch „Sveta Ljubav“ von Maja Blagdan. International liebe ich „Heroes“ von Mans Zelmerlöw und natürlich „Zitti e buoni“ di miei favoriti Italiani („meiner liebsten Italiener“).

Nochmals vielen Dank für Deine Zeit und „želimo ti puno sreće“ für die Dora 2022

Mia Negovetić startet am Samstag auf Startplatz 2 beim kroatischen Vorentscheid DORA 2022 in Opatija. Wie findet Ihr ihre verletzliche Ballade und was glaubt Ihr, kann sie diesmal das Ticket zum Eurovision Song Contest lösen?


5 Kommentare

  1. Jetzt schon mein Lieblingslied. Ich hoffe, dass sie die VE gewinnt, ich hoffe auch, dass es live genauso gut klingt und dass sie sich eine schöne Performance und Outfit ausgedacht hat.
    Mir wäre es auch lieber, wenn sie etwas mehr vom Lied auf Kroatisch singen würde.

  2. Ich hoffe wirklich sehr das Mia diesmal gewinnen und ihr die Startnummer 2 nicht zum Verhängnis wird.
    Sie ist eine so tolle junge Künstlerin, mit einer grandiosen Stimme und starker Live-Präsenz. Alle ihre Dora Beiträge haben mir gefallen, obwohl ihr zweiter (She’s Like a Dream) noch ein bisschen mehr als ihr erster (When it comes to you).

    Ich finde es auch gut, das sie die wirklich wunderschöne Ballade „Forgive me (Oprosti)“ hauptsächlich auf Englisch singt. Der letzte ESC Song auf Kroatisch ist ja 2019 nicht so gut international angekommen. Und Albina flog im letzten Jahr nur sehr knapp raus, wäre also fast weitergekommen. Das muss nicht unbedingt in erster Line an der englischen Sprache gelegen haben.
    Ich denke Kroatien ist, im Gegensatz zu Serbien, eines der Länder, die vorerst bei Englisch bleiben sollten. Dadurch kann die Song-Botschaft in Europa sofort verstanden und mitgefühlt werden.

    Nichts desto trotz ist der Schachzug ein wenig Kroatisch trotzdem in den Beitrag (Hauptsächlich im Refrain) einfließen zu lassen sehr geschickt. Mit dieser Strategie hat z.B. Poli Genova 2016 sauber abgeräumt. Warum also nicht auch Mia Negovetić 2022?

  3. Ich kann auch Texte „nachfühlen“, die nicht in Englisch sind (Kroatisch klingt mir zumindest vertraut). Ob das auch der Hauptmotiv für Erfolgsaussichten sind, darüber kann man gerne geteilter Meinung sein..

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