
Euro-Drama noch bevor die neue ESC-Saison überhaupt offiziell begonnen hat. Der griechische Rundfunk ERT hat sich bei der European Broadcasting Union (EBU) über den zyprischen Auswahlprozess für den Eurovision Song Contest 2024 beschwert – offenbar mit Erfolg. Das führt nach Informationen von OGAE Cyprus dazu, dass Zypern sein geplantes Vorentscheidungsformat komplett über Bord wirft und der Act stattdessen doch wieder intern ausgewählt wird.
Aber der Reihe nach: Bereits im Oktober 2022 hat Zypern verkündet, den zyprischen Act für den ESC 2024 per öffentlicher Vorentscheidung suchen und finden zu wollen. Kurz nach dem diesjährigen Wettbewerb im Mai wurden diese Pläne dann konkretisiert. Der Künstler oder die Künstlerin für den Eurovision Song Contest in Malmö sollte demnach über die mehrwöchige und -stufige Castingshow „Fame Story“ ausgewählt werden. Vor einem knappen Monat wurden dann schon weitere Details zum geplanten Ablauf veröffentlicht.
Es gab allerdings ein Problem: „Fame Story“ sollte nicht nur in Zypern, sondern auch auf dem griechischen Kanal „Star TV“ ausgestrahlt werden. Das verstand der griechische öffentlich-rechtliche Rundfunk ERT, in diesem Jahr selbst daran gescheitert, einen skandalfreien Auswahlprozess zu organisieren, offenbar als Angriff auf die ESC-Souveränität im eigenen Verbreitungsgebiet an und legte deshalb Beschwerde bei der EBU ein.
Diese reagierte laut eurovisionfun.com mit einer Klarstellung ihrer Regularien:
„Die Organisation der nationalen Auswahl jedes EBU-Mitglieds darf die Exklusivität der Rechte der Teilnehmer der anderen teilnehmenden Rundfunkanstalten der anderen Länder nicht verletzen. Jede nationale Auswahl eines Vertreters für den Eurovision Song Contest sollte unter der ausschließlichen Kontrolle jedes teilnehmenden Senders durchgeführt und organisiert werden. Die Organisation und Produktion darf ohne vorherige Zustimmung der EBU nicht an Dritte vergeben werden. Die nationalen Auswahlen müssen landesweit im Land des teilnehmenden Senders und auf dem eigenen EBU-Mitgliedskanal des teilnehmenden Senders organisiert und im Fernsehen übertragen werden.“ (Übersetzung von ESC kompakt)
Das ist insofern bemerkenswert, als sich die EBU in Sachen Auswahlprozess der einzelnen Ländern bislang eher dezent zurückgehalten hat. Von diesem neutralen Kurs scheint sie nun abzuweichen. Ob Kooperationen zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern, wie etwa in den Stefan-Raab-Jahren 2010-2012 in Deutschland, so noch möglich wären, ist unklar.
Mittlerweile hat der zyprischen Sender CyBC reagiert und gegenüber der EBU erklärt, dass „Fame Story“ nicht als Auswahlprozess für den Eurovision Song Contest fungieren soll. Stattdessen soll es im Januar eine Auswahlshow geben, in der ein intern ausgewählter Act drei Lieder vortragen wird, aus denen dann der zyprische Beitrag für den ESC 2024 ausgewählt wird. Ob es gegen EBU-Regen verstößt, wenn der intern ausgewählte Act „zufällig“ mit dem „Fame Story“-Sieger identisch ist, verliert sich bislang in den Nebeln von Norwegen.
Was haltet Ihr von dem Hin und Her und wie findet Ihr die Entscheidung, den zyprischen ESC-Act 2024 nun doch intern auszuwählen? Schreibt uns Eure Meinung gerne in die Kommentare.
Irgendwie ist das ESC-Verhältnis der beiden Länder gestört. Gab ja auch nur 4 Jurypunkte aus Griechenland für Zypern in Liverpool.
Im Zweifel spätestens jetzt. Schon einigermaßen erstaunlich bei den beiden Ländern.
Das ist ein schwieriges Thema. Einerseits kann ich verstehen, dass das griechische Fernsehen nicht begeistert ist, wenn ein Privatsender in ihrem Rechtebereich „wildert“ (auch wenn sowas schwer zu vermeiden ist, wenn man sich mit zwei Ländern einen kulturellen Markt teilt).
Andererseits schießt die EBU mit dieser neuen Regel doch deutlich übers Ziel hinaus. Es ist ja nichts Anrüchiges daran, mit Privatsendern zu kooperieren (immerhin sind in den letzten 15 Jahren drei Sieger so gefunden worden). Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Sender sich da so reinreden lassen und um Erlaubnis fragen, was ihre eigene Programmgestaltung angeht. Ganz abgesehen davon, dass es nicht kontrollierbar ist (wie Benny ja im letzten Absatz auch schon schreibt).
Jetzt beginnen die Vorentscheid-Eskapaden schon im August vorher. Für uns Fans eine sehr unterhaltsame Entwicklung. 🙂
Ich kann die EBU aber verstehen. Sollte beispielsweise RTL Deutschland den VE aus Luxemburg übertragen wollen, dürfte sich der NDR auch angegriffen fühlen. Mindestens mal müsste die ARD als EBU-Sender das Vorgriffsrecht haben für die deutsche Ausstrahlung.
Ich würde aber keine Schlussfolgerungen für mögliche nationale Kooperationen mit Privatsendern ziehen. Wo kein Kläger, da kein Richter. Soll heißen, dass die ARD ja nichts gegen eine selbst gewählte Kooperation haben kann. Und das ZDF als weiteres EBU-Mitglied wird da ja auch keinen Aufstand machen.
Würde ein VE z.B. mit Servus TV produziert, sähe das natürlich anders aus, weil das den „Gebietsschutz“ zum ORF verletzen würde (um mal ein ganz blödes Beispiel zu nehmen).
Meinetwegen darf Zypern auch gerne bei seinem alten Konzept bleiben. Die Mehrheit der intern ausgewählten Beiträge waren sehr gut und haben auch oftmals zu einer Finalteilnahme geführt.
Wenn es diese Regel (ESC-Souveränität im eigenen Verbreitungsgebiet) gibt, dann sollte diese auch eingehalten werden!
Eine nationale Kooperation, wie es sie bei uns zwischen NDR und ProSieben gab, sehe ich dadurch nicht in Gefahr. Der eigentliche Grund für Griechenlands Beschwerde ist ja eben nicht, dass „CyBC“ mit einem Privatsender kooperiert, sondern eben der, weil „Star TV“ ein griechischer Privatsender ist!.
Andorra setzte ja auch eine Zeitlang auf eine Kooperation mit einem katalanischen Sender. Hätte RTVE damals auch so einen Stunk wie ERT gemacht, hätte Andorra womöglich nie debütieren können.
Seit man sich von der Obsession gelöst hat, Nachbarländern ihren Namen vorschreiben zu wollen, hat man wohl jetzt in Griechenland ESC-Vorentscheide als neues Betätigungsfeld für sich entdeckt…
Österreich könnte seine Kandidaten für den ESC ja über eine Show auf VOX oder SAT1-Gold suchen. Kann ERT durchaus verstehen, dass man da sauer reagiert.
OT: Portugal hat seine Teilnahme in Malmö bestätigt:
https://twitter.com/ESCdiscord/status/1688555312570052608
Soviel also zum Geunke dass sie nicht teilnehmen werden da es ja nach Schweden geht.
Meine Oma hat immer gesagt: „Pack schlägt sich und Pack verträgt sich“. Es sollte dem Ganzen keine zu große Beachtung geschenkt werden. Darauf einen 7 ******* OUZO!
An was man bei einer Entscheidung für einen VE alles denken muss.
Mit einer Direktnominierung haben die Zyprer bislang aber noch nie so ganz daneben gelegen.
Allerdings hatte ich mich schon ein wenig auf das Zypresse Format gefreut.
Interessante Regel haben sie da ausgegraben. Mir kommt es auch so vor, dass da im Laufe des letzten Jahres irgendwas im Hintergrund vorgefallen sein muss. Hat Andrew Lambrou möglicherweise den Nathan Trent gemacht und sich auch bei ERT gemeldet, aber Zypern hat ihn dann mit dem besseren Angebot abgeworben? Wer weiß…
Ich finde es aber schon etwas fraglich, inwieweit die Ausstrahlung auf einem anderen (Privat-)Sender da irgendwelche besonderen „Hoheitsrechte“ verletzen soll.Per Livestream sind alle VEs in ganz Europa zu sehen, TV5 Monde hat die französischen VEs ganz regulär als „Konkurrenz“ zur ARD in Deutschland ausgestrahlt und die Raab-Shows liefen auch bei ProSieben A und CH.
Geht es vielleicht darum, dass man aus Griechenland auch hätte abstimmen können? Dann müssen wir aber auch mal über das tschechische System mit 70%(!) Stimmgewicht aus dem Ausland reden.
Für mich war zyperns act 2023 genau der prototyp dessen, was ich genau beim esc nicht möchte. Seelenloser pop, eingekauf von der schwedischen resterampe. Dargeboten von einem mittelmässig begabten sänger der 75% seines songs mit playback präsentierte. Da kanns 24 nur besser werden
Danke. Ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Und daher bin ich dringend dafür, das Playback wieder abzuschaffen.
Dann würde aber der geliebte Käärijä ebenso abschmieren da auch bei dem Song vieles aus dem Playback kommt und der Sänger das Lied alleine nicht auf sie Bühne bekommen hätte
Volle Zustimmung.
Ehrlich gesagt, kann ich mich an den Song gar nicht mehr erinnern. Ist wohl nicht weiter schlimm…😉
es gibt ja diverse videos auf youtube,die das 23er finale noch mal reflektieren und beim zyprioten kommt dann oftmals groß in buchstaben „robbed“ – viel ahnungslosigkeit allerorten. 😆
Tja, manche Leute hören wohl mit ihren Augen bzw. speziellen Geschlechtsmerkmalen.
Die von mir bestellte DVD ist ja mittlerweile angekommen. Habe aber noch nicht reingeschaut. Ist vielleicht ein bißchen „nerdig“ von mir, weil heutzutage sowieso alles auf YT für die Öffentlichkeit bereitgestellt wird, aber ich möchte die Show lieber „besitzen“, was den ESC betrifft bin ich doch eher Sammlerin.🙂
Was den zypriotischen Beitrag betrifft, bleibt bei mir in der Tat nicht sehr viel hängen, außer, dass der junge Mann zugegebenerweise eine Augenweide ist.
Schade, dass Lambrou in Australien wohnt, sonst hätte der Zypriotter 2024 al SpokesBabe die Punkte aus Zypern vergeben können.
Wenn du ihn unbedingt wiedersehen möchtest, ist er mittlerweile auch auf onlyfans und czechhunter unterwegs😉
Was macht er denn bei Only Fans?:)
@Rainer – echt? Ich dachte, der hat ’nen Exclusivvertrag bei Fkrm8 unterschrieben.
I wünsche mir nur eines, dass Zypern nach über 25 Jahren an die großartige Qualität anschließen kann, die fast alle zyprischen Beiträge der mittleren 90er Jahre hatten … natürlich aber im Klanggewand des 21. Jahrhunderts. Der Weg dorthin sit mir eigentlich egal.
❤ 1992 ❤ 1994 ❤ 1995 ❤ 1996 ❤ 1997 ❤
Im Gegensatz dazu fand ich alle zyprischen Beiträge seit 2017 entweder langweilig oder schlichtweg grässlich (Tamta. Elena T.) Der letzte Beitrag, den ich wirklich mochte, kam 2015 zur Aufführung. Und jetzt kommt mir bitte nicht mit „Fuego“. Das ist für meine Ohren Partymusik der übelsten Sorte.
„Fuego“ finde ich auch schrecklich…
Sollte mir noch mal die ESCs aus den 90ern anschauen, habe die Beiträge aus Zypern gar nicht mehr so auf dem Schirm, außer 1997, der war klasse, gehörte neben der Türkei, UK, Irland und Slowenien zu meinen Favoriten.
Seit dem Jahr 2000 gefallen mir am besten 2010, 2011 und 2015.
2010 und 2011 mag ich auch sehr gerne. 🙂
2011 beschte – echt! – fand ich total supi aber nur vorletzter platz im semi,allein die bühnenvereinzelung mit den schiefen männern.
Bei Zypern haben mir die wenigsten Beiträge wirklich gefallen. Da fallen mir nur 2004, 2018 und auch 2011 ein. Bei diesem Lied von 2011 weiß ich immer noch nicht, was daran so schlecht gewesen sein soll, das es damals nicht ins Finale gekommen ist.
Wenn ich so zurückdenke, fällt mir eigentlich nur Lisa Andreas 2004 ein. Vielleicht noch Ivi Adamou, als Guilty Pleasure mit mehr Betonung auf Guilt als auf Pleasure.
Oha, da sehe ich aber die 12 Punkte aus Zypern für Griechenland gefährdet.
Mein Kommentar kam da wahrscheinlich zu spät, aber gab es da nicht mal ein ähnliches Problem in Belarus 2010 oder so? Sodass man dann sogar den VE abgebrochen hat und intern ausgewählt hat, weil der Konkurrenzsender keine Rechte hatte, die EBU-Logos zu verwenden oder so.