
Man könnte meinen, die ESC-Welt versinkt Mitte Juli im Sommerloch. Tatsächlich ist in den letzten Tagen auch wenig Neues bekannt geworden, das bereits in Stein gemeißelt ist. Stattdessen häufen sich aktuell gewisse Hinweise bezüglich des Wettbewerbs im nächsten Jahr. Hinweise auf interessierte Künstler:innen für den ESC 2024, auf neue Auswahlverfahren und sogar auf ein mögliches Comeback aus der Balkan-Region! Wir fassen die neuesten Entwicklungen hier zusammen.
Niederlande
Obwohl die niederländische Presse nach dem diesjährigen Aus des Landes im Halbfinale eine Rückkehr zu einem öffentlichen Vorentscheid des Landes forderte, wird daraus – zumindest 2024 – nichts. Wie AVROTROS gestern bestätigte, wird man sich erneut intern auf einen ESC-Vertreter des Landes einigen. Eine Neuerung soll es dennoch geben: Ab sofort können demnach auch Songs beim Sender eingereicht werden, die noch nicht mit einem Act gekoppelt sind. Ein deutliches Upgrade zum bisherigen internen Auswahlverfahren, das insbesondere dieses Jahr stark kritisiert wurde.
Niederländische Fans und Medien waren nach dem ESC in Liverpool außer sich, da das Verhalten des Senders AVROTROS gegenüber Mia Nicolai & Dion Cooper nicht sehr unterstützend gewesen sein soll. Zudem vermuteten viele, dass das interne Auswahlkomitte nicht neutral sei, Beziehungen eine gewisse Rolle spielen oder die Künstler:innen nicht ausreichend auf ihren Live-Gesang getestet werden. Das alles soll sich für die Teilnahme in Malmö ändern.
🇳🇱 Dutch broadcaster AVROTROS has appointed Twan van de Nieuwenhuijzen as the new Head of Delegation and chairman of the Dutch selection committee
He previously worked as Head of Contest for the EBU during Eurovision 2021, 2022, and 2023. pic.twitter.com/bPmD54qU33
— ESC Discord (@ESCdiscord) July 12, 2023
Um diese neue Herangehensweise zu unterstreichen, ist heute auch ein neuer Vorsitzender des Auswahlkomittees bestimmt worden. Twan van de Nieuwenhuijzen übernimmt diesen Posten für kommendes Jahr. Er ist kein Unerfahrener, wenn es um den ESC geht, da er in den letzten drei Jahren Teil des internationalen Produktionsteams war und eng mit der EBU zusammen arbeitete. Van de Nieuwenhuijzen löst somit Eric van Stade ab, der jedoch immer noch Generaldirektor bei AVROTROS ist.
Bislang ist nicht bekannt, wer die restlichen Mitglieder des Niederlande-Auswahlkomittees sein werden. Allerdings ist klar, dass Songwriter:innen und Acts ab sofort und bis zum 30. September aufgerufen sind, „authentische Songs“ beim Sender einzureichen. Nachdem eine Auswahl auf die vielversprechendsten Beiträge gefällt worden ist, werden die jeweiligen Acts zu einem Live-Vorsingen eingeladen. Die finale Entscheidung, wer die Niederlande in Malmö vertreten darf, soll im Dezember getroffen werden.
Zypern
Deutlich öffentlicher wird Zypern bestimmen, wer zum ESC 2024 darf. Der Moderator Nikos Koklonis hat jetzt selbst bestätigt, dass er die ESC-Auswahlshow Fame Story moderieren wird. Zudem gab er bekannt, dass nach den Castingrunden 15 Acts in die Acadamy-Runde einziehen werden. Das TV-Programm soll keine klassische Castingshow werden, sondern täglich (!) den künstlerischen Fortschritt der Teilnehmenden zeigen. Neben Gesangsunterricht sollen die Musiker:innen auch in Sachen Social Media und Styling gecoacht werden.
Dennoch gibt es klassische Eliminierungen, bis Ende des Jahres der siegreiche Act der Show feststeht. Dieser darf nicht nur nach Malmö, sondern bekommt auch einen Plattenvertrag bei PANIK Records. Bislang seien laut Koklonis bereits über 1.000 Bewerbungen für Fame Story beim zyprischen Fernsehen eingegangen. Auch die Besetzung der Jury laufe aktuell. Hier sollen auch bekannte Namen aus der griechisch-zyprischen Musikszene mit dabei sein.
Nordmazedonien
Bereits seit einigen Tagen gehen Gerüchte im Netz um, Nordmazedonien stehe kurz vor der Bekanntgabe seines ESC-Comebacks. Offiziell bestätigt ist bislang noch nichts, wir berichteten aber auch schon über die hohe Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr bzw. über die Tatsache, dass das Land dem ESC weiter offen gegenübersteht. Ein Clip des Senders MRT sorgt jetzt für neue Hoffnung (siehe unten). Vorgestern wurde sowohl im Fernsehprogramm, als auch auf den Social Media-Kanälen des mazedonischen Senders über den ESC 2024 berichtet:
Auch wenn darin viel gesagt wird, bestätigt der Sender damit (noch) nicht seine Teilnahme. In der Beschreibung des Clips wird allerdings folgende Frage beantwortet: „Was können wir [als nächstes] erwarten? – Natürlich Informationen von MRT, ob es möglicherweise einen eigenen Vertreter wählt und somit am ESC 2024 teilnimmt!“ Auch wenn das schwammig klingt, kann es als gutes Zeichen gewertet werden, dass immerhin über eine mögliche Teilnahme gesprochen wird. In Liverpool setzte Nordmazedonien dieses Jahr – wie auch Montenegro und Bulgarien – beim ESC aus.
Luxemburg
Ganz sicher zum Wettbewerb zurückkehren wird bekanntermaßen Luxemburg. RTL, der verantwortliche Sender, bestätigt jetzt, dass es für alle Beteiligten von Beginn an klar war, dass man einen öffentlichen Vorentscheid veranstalten würde und dass die Zuschauenden dabei definitiv mitabstimmen dürfen, wer das Land in Schweden vertreten darf. David Gloesener aus dem ESC-Team bei RTL verspricht sogar noch mehr – auch für kommende Jahre:
„[Der Vorentscheid] wird auf unseren Fernsehsendern, aber auch auf unseren Websites ausgestrahlt, was uns die Möglichkeit geben wird, Kommentare in drei verschiedenen Sprachen anzubieten. Wir sind mitten in der Planung. Es ist spannend, extrem motivierend, aber es gibt auch viel Druck von außerhalb. […] Unser Ziel ist es, nächstes Jahr beim Eurovision Song Contest sehr gut abzuschneiden und eine neue Eurovision-Ära für Luxemburg einzuschlagen. [Die ESC-Teilnahme] ist keine einmalige Sache.“
Malta
Eine besondere Auffälligkeit hat uns aus Malta erreicht. Erst vor wenigen Wochen fand, wie berichtet, ein Songwriting-Camp für den nächsten ESC auf dem Inselstaat statt. Jedoch wurde nie offiziell bestätigt, dass die dort entstandenen Beiträge im traditionsreichen Vorentscheid MESC teilnehmen werden. Auch wenn Malta diesen für die vergangenen zwei ESC-Ausgaben nutzte, um seinen Beitrag zu finden, ist für 2024 noch keine Auswahlmethode bestätigt. Das bedeutet, dass die Castingshow X Factor Malta theoretisch genutzt werden könnte, um den Act für Malmö zu finden.
Die Castingshow, die 2019 und 2020 die jeweiligen ESC-Acts hervorgebracht hat, wird dieses Jahr in die mittlerweile vierte Runde gehen. Auffällig: in der diesjährigen Jury werden besonders viele maltesische Musiker:innen mit ESC-Bezug sitzen! Neben der zweimaligen Vertreterin Ira Losco werden in der neuen Staffel auch ESC 2013-Repräsentant Gianluca Bezzina (Aufmacherfoto, unten rechts) und Amber, die zwei Jahre später in Wien für Malta antrat, in der Jury sitzen. Ein Zeichen für eine Connection zum ESC 2024? Die Dreharbeiten der neuen Staffel X Factor Malta beginnen jedenfalls schon bald.
Schweiz
Teya, die Österreich dieses Jahr in Liverpool gemeinsam mit Salena vertrat, hat schon vor Wochen darüber gesprochen, dass sie Teil eines Schweizer ESC-Songwritingcamps war. Teya hat anschließend über einen dort entstandenen Song gesprochen, den das Schweizer Fernsehen mit hoher Wahrscheinlichkeit für den ESC 2024 auswählen würde. Jetzt gibt es Hinweise zu den Musiker:innen, die diesen Song für die Schweiz in Malmö singen könnten.
Zumindest hat Teya in den letzten Tagen von gleich drei Schweizer Acts berichtet, mit denen sie in einem Schweizer Tonstudio Songs aufgenommen hat. Neben dem DSDS-Finalisten der letzten Staffel, Lorent Berisha, sind auch die Sänger Riccy Rodrigues und Chiara Castelli (Aufmacherfoto, oben) in Teyas Story zu sehen gewesen. Chiara hat vor knapp zehn Jahren in Deutschland bei The Voice Kids teilgenommen und mittlerweile unter anderem in Barcelona und Berlin einiges an Musik-Erfahrung gesammelt. Sie coverte außerdem kürzlich den ESC 2023-Siegersong „Tattoo“ von Loreen auf ihren Socials.
Ob Lorent, Riccy und Chiara (Video oben) wirklich auf eine ESC-Teilnahme hoffen, bleibt abzuwarten. Auch wie genau der Schweizer Auswahlprozess 2024 aussehen wird, ist noch nicht entschieden; höchstwahrscheinlich hält man aber an der internen Auswahl fest. Hierbei haben in den vergangenen Jahren verschiedene Fokusgruppen über den Song mitbestimmt, den die Schweiz zum Wettbewerb geschickt hat. Seit 2019 verpasste man auf diesem Weg kein ESC-Finale mehr.
Welche Hinweise und Infos machen Dir am meisten Hoffnungen? Hast du bereits Acts im Visier, die du gerne in Malmö auf der ESC-Bühne sehen willst? Lass uns Deine Meinung gerne da.
Danke für die Infos!
Was auch schon längere Zeit mein Vorschlag für das Bewerbungsverfahren zum deutschen Vorentscheid ist, wenn bei den Bewerbungen -so wie es Luxemburg und jetzt auch Niederlande machen- man auch Songs einreichen kann, die noch nicht an einen Künstler gekoppelt sind. Dies ist natürlich auch ein wenig das Prinzip von den Songwriting-Camps, aber der Unterschied ist, dass bei einem Songwriting-Camp nur „erfahrene“ Autoren eingeladen werden, während sich bei einem „normalen“ Bewerbungsverfahren (über die Homepage) jeder -also auch Newcomer-Autoren, welche bisher noch keinen Künstler für ihre Songs gefunden haben- bewerben können.
Die Nachrichten aus Nordmazedonien und Luxemburg klingen super!
Solche Aussagen wie aus Luxemburg wünscht man sich gern aus mehr Ländern, insbesondere natürlich dem eigenen. 😉
Also bitte. In Hamburg haben die Sommerferien begonnen. Danach kommen die Herbstferien. Und zwischen den Jahren ist auch niemand da. Danach gucken wir dann mal.
Würde mich über eine Rückkehr Nordmazedoniens extremst freuen!
Ich will mal neue Infos vom NDR. Bin ungeduldig.
Rückkehr von Nordmazedonien wäre top.
Die Gerüchte aus Nordmazedonien werden ja von MRT selbst befeuert, das macht Hoffnung! Für die Schweiz darf gerne nächstes Jahr Lorent Berisha antreten. Ich habe seine Reise bei DSDS verfolgt und ihn auch bis zum Finale unterstützt (per Anrufe), selten habe ich eine so schöne Männerstimme gehört. Lorent würde auch sehr gut in das Schweizer Raster der letzten Jahre fallen: Mann mit tiefer Stimme singt Balladen.
Potentielle Acts gibt’s für mich frühestens Anfang September. Ab wann hat ALDI eigentlich wieder Spekulatius? Nene Leute, ich hab Sommerloch.
Ich tippe auf „nächsten Monat“ 🙄🎋
Ansonsten bin ich ganz bei Dir.
This years ESC left me speechless, in a negative sense. How could it happen, that a badly performed plagiated song won? I lost fate in the ESC and before next year is planned one should seriously rethink the whole voting process, especialy the jurys. I will not watch next year – it hurts me to much to see good artist beeing not appreciated properly.
Without the juries we would have seen KEiiNO and other trash entries win, though. So while this year’s result left a bad taste in my mouth, too, I would by no means call the whole voting system broken.
I´m against complete abolition of the juries, especially when I keep in mind that otherwise that cheap trash from Poland would have been among the Top 10.
I still think the juries should be reformed though, but don´t ask me how these refroms should look like.
*reforms
Teya & Salena haben übrigens einen neuen Song aufgenommen.
Und wenn schon Sommerloch, dann sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass Conchita Wurst vor kurzem erstmals nicht mehr ausgeschlossen hat, nochmals am ESC teilzunehmen.
Aserbaidschan hat seine Teilnahme am ESC 2024 bestätigt und bis zum 30. September dürfen sich Künstler bewerben:
https://eurovoix.com/2023/07/14/azerbaijan-eurovision-2024-selection/
Serbien und die Schweiz haben ebenfalls ihre ESC-Teilnahme für 2024 bestätigt.