
Der ESC 2023 war eine große Enttäuschung für Aserbaidschan und Griechenland: Beide Länder führten – jedes in seinem Semi – die Liste mit den besten historischen Qualifikationsraten an – und beide schafften es nicht ins Finale. Dabei gab es in diesem Jahr so gute Chancen wie selten, sich fürs Finale zu qualifizieren und so seine Rate zu verbessern: nur elf Länder schieden in den Semis aus, 20 kamen weiter. Hier unser aktualisierter Überblick über die entsprechende Hitliste.
Im Gegensatz zu den Big-5-Ländern, die immer für das ESC-Finale qualifiziert sind, müssen sich die meisten anderen Teilnehmer/innen an dem Wettstreit in einem von zwei Semis für das Finale qualifizieren. Dies gelingt manchen Ländern besser („Immer-Qualifzierer“) und anderen weniger gut. Über die Jahre lässt sich so eine Qualifikationsquote errechnen, die im besten Fall bei 100% liegt. Diesen Höchstwert hält weiterhin die Ukraine. Und daran konnte sich in Liverpool auch nichts ändern, da das Land als Vorjahressieger für das Finale gesetzt war.
Der Vorhersagewerte dieses Quotienten war auch in Liverpool wieder sehr überschaubar: Gerade im zweiten Halbfinale schieden mit Rumänien, Dänemark und Island Länder aus, die in der Vergangenheit meist recht gut performt hatten. Wettquoten, Leser und Blogger sind in dieser Hinsicht auch in diesem Jahr deutlich zuverlässigere Indikatoren gewesen. In der Grafik steht n.q. für nicht-qualifziert und q entsprechend für qualifiziert.
Schweden, Australien und Norwegen konnten in Liverpool ihren guten Score ausbauen. Für Schweden bleibt der Aussetzer 2010 mit Anna Bergendahl der einzige Makel in einer ansonsten fehlerlosen Bilanz (jetzt 93%). Aserbaidschan hat in diesem Jahr mit TuralTuranX das zweite Mal danebengehauen und seinen Score von 92 auf 86 verschlechtert. Für Griechenland geht’s runter von 87 auf 81. Wirklich deprimierend wird es langsam für Lettland und San Marino. Beide Länder hatten bereits den schlechtesten Qualifikations-Quotienten und haben es wieder nicht ins Finale geschafft. So ging es für sie noch einmal weiter nach unten.
Hier alle Länder und ihre aktuellen Qualifikationsquoten nach dem ESC 2023 in Liverpool im Überblick:
Grün = verbesserte Quote, rot = verschlechterte Quote, grau = gleichbleibende Quote
Erfolgsquoten (in Prozent): Halbfinale überstanden – im Halbfinale ausgeschieden:
100% (12 von 12) Ukraine
(2004, 06, 08, 09, 10, 11, 12, 13, 14, 16, 18, 21, 22)
93% (13 von 14) Schweden
(2006, 08, 09, 11, 12, 14, 15, 17, 18, 19, 21, 22, 23 – out: 10)
92% (11 von 12) Russland
(2006, 08, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 19, 21 – out: 18)
88% (7 von 8) Bosnien-Herzegowina
(2004, 06, 08, 09, 10, 11, 12 – out: 16)
86% (6 von 7) Australien
(2016, 17, 18, 19, 22, 23 – out: 21)
86% (12 von 14) Aserbaidschan
(2008, 09, 10, 11, 13, 14, 15, 16, 17, 19, 21, 22 – out: 18, 23)
86% (6 von 7) Türkei
(2006, 07, 08, 09, 10, 12 – out: 11)
81% (13 von 16) Norwegen
(2005, 08, 09, 12, 13, 14, 15, 17, 18, 19, 21, 22, 23 – out: 07, 11, 16)
81% (13 von 16) Griechenland
(2004, 08, 09, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 17, 19, 21, 22 – out: 16, 18, 23)
80% (12 von 15) Serbien
(2004, 07, 10, 11, 12, 15, 16, 18, 19, 21, 22, 23 – out: 09, 13, 17)
79% (11 von 14) Armenien
(2006, 08, 09, 10, 13, 14, 15, 16, 17, 22, 23 – out: 11, 18, 19)
77% (10 von 13) Ungarn
(2005, 07, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18 – out: 08, 09, 19)
71% (12 von 17) Moldawien
(2005, 07, 09, 10, 11, 12, 13, 17, 18, 21, 22, 23 – out: 08, 14, 15, 16, 19)
71% (10 von 14) Rumänien
(2005, 08, 09, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 17, 22 – out: 18, 19, 21, 23)
61% (11 von 18) Litauen
(2006, 09, 11, 12, 13, 15, 16, 18, 21, 22, 23 – out: 04, 05, 08, 10, 14, 17, 19)
59% (10 von 17) Israel
(2005, 08, 09, 10, 15, 16, 17, 18, 21, 23 – out: 04, 07, 11, 12, 13, 14, 22)
59% (10 von 17) Zypern
(2004, 10, 12, 15, 16, 17, 18, 19, 21, 23 – out: 06, 07, 08, 09, 11, 13, 22)
59% (10 von 17) Dänemark
(2005, 08, 09, 10, 11, 12, 13, 17, 18, 19 – out: 04, 07, 15, 16, 21, 22, 23)
56% (10 von 18) Finnland
(2006, 08 , 09, 11, 13, 14, 18, 21, 22, 23 – out: 04, 05, 10, 12, 15, 16, 17, 19)
56% (10 von 18) Albanien
(2004, 08, 09, 10, 12, 15, 18, 19, 21, 23 – out: 06, 07, 11, 13, 14, 16, 17, 22)
56% (10 von 18) Island
(2008, 09, 10, 11, 12, 13, 14, 19, 21, 22 – out: 05, 06, 07, 15, 16, 17, 18, 23)
47% (9 von 19) Estland
(2009, 11, 12, 13, 15, 18, 19, 22, 23 – out: 04, 05, 06, 07, 08, 10, 14, 16, 17, 21)
47% (7 von 15) Georgien
(2007, 08, 10, 11, 13, 15, 16 – out: 12, 14, 17, 18, 19, 21, 22, 23)
47% (8 von 17) Malta
(2004, 09, 12, 13, 14, 16, 19, 21 – out: 07, 08, 10, 11, 15, 17, 18, 22, 23)
46% (6 von 13) Österreich
(2011, 14, 16, 17,18, 23 – out: 05, 07, 12, 13, 19, 21, 22)
46% (5 von 11) Tschechien
(2016, 18, 19, 22, 23 – out: 07, 08, 09, 15, 17, 21)
44% (8 von 18) Belgien
(2010, 13, 15, 16, 17, 21, 22, 23 – out: 05, 06, 07, 08, 09, 11, 12, 14, 18, 19)
44% (7 von 16) Kroatien
(2004, 05, 08, 09, 16, 17, 23 – out: 07, 10, 11, 12, 13, 18, 19, 21, 22)
44% (7 von 16) Polen
(2008, 14, 15, 16, 17, 22, 23 – out: 05, 06, 07, 09, 10, 11, 18, 19, 21)
44% (7 von 16) Portugal
(2008, 09, 10, 17, 21, 22, 23 – out: 04, 05, 06, 07, 11, 12, 14, 15, 19)
44% (8 von 18) Niederlande
(2004, 13, 14, 16, 17, 18, 19, 22 – out: 05, 06, 07, 08, 09, 10, 11, 12, 15, 23)
39% (7 von 18) Schweiz
(2005, 11, 14, 19, 21, 22, 23 – out: 04, 07, 08, 09, 10, 12, 13, 15, 16, 17, 18)
38% (6 von 16) Weißrussland
(2007, 10, 13, 14, 17, 19 – out: 04, 05, 06, 08, 09, 11, 12, 15, 16, 18)
37% (7 von 19) Slowenien
(2007, 11, 14, 15, 18, 19, 23 – out: 04, 05, 06, 08, 09, 10, 12, 13, 16, 17, 21, 22)
36% (5 von 14) Bulgarien
(2007, 16, 17, 18, 21 – out: 05, 06, 08, 09, 10, 11, 12, 13, 22)
35% (6 von 17) Irland
(2006, 10, 11, 12, 13, 18 – out: 05, 08, 09, 14, 15, 16, 17, 19, 21, 22, 23)
33% (6 von 18) Nordmazedonien
(2004, 05, 06, 07, 12, 19 – out: 08, 09, 10, 11, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 21, 22)
28% (5 von 18) Lettland
(2008, 07, 05, 15, 16 – out: 04, 09, 10, 11, 12, 13, 14, 17, 18, 19, 21, 22, 23)
23% (3 von 13) San Marino
(2014, 19, 21 – out: 08, 11, 12, 13, 15, 16, 17, 18, 22, 23)
17% (2 von 12) Montenegro
(2014, 15 – out: 2007, 08, 09, 12, 13, 16, 17, 18, 19, 22)
0% (0 von 3) Monaco
(out: 2004, 05, 06)
0% (0 von 4) Slowakei
(out: 2009, 10, 11, 12)
0% (0 von 6) Andorra
(out: 2004, 05, 06, 07, 08, 09)
Bisher in der Serie „Leaving Liverpool“ erschienen:
- Unser Rückblick auf den Eurovision Song Contest 2023
- (1) Mit dem Auto zum ESC 2023 nach Liverpool – und zurück
- (2) Nach dem ESC 2023: Welche Länder könnten 2024 zurückkommen, welche setzen weiterhin aus?
- (3) Frankie Goes To Hollywood, Atomic Kitten, Conchita und Jamala live beim Big Eurovision Welcome
- (4) Neue Erfolgsformel? Mit Dance Break, Leichtigkeit und Sexiness in die ESC-Top-5
- (5) Larger than life: Unsere 4. Staffel ESC kompakt LIVE
- (6) So haben sich Juryvoting und Televoting beim ESC 2023 unterschieden
- (7) Das waren die Fan Favourite Fails und Dark Horses des ESC 2023
- (8) Wie hätte das Ergebnis des ESC 2023 mit den Votingsystemen der Vergangenheit ausgesehen?
- (9) War 2023 die letzte Teilnahme Australiens am Eurovision Song Contest?
- (10) Wie gut haben die Wetten, Leser und Blogger den Ausgang des ESC 2023 vorhergesagt?
Kleiner Fehler bei Litauen; 2022 konnte sich Monika Liu zum Glück qualifizieren. 😉 Die Prozentzahl stimmte aber.
Danke, wird korrigiert.
Aserbaidschan dieses Jahr nicht qualifiziert – da werden alte Wunden wieder aufgerissen.😥
Die aktuellen Serien Lettlands und Georgiens gefallen mir gar nicht. Dieses Jahr gehe ich mit deren Ausscheiden auch überhaupt nicht d’accord.
Auch Montenegro würde ich bei einer Rückkehr einen Durchmarsch ins Finale gönnen. Allein schon als Wiedergutmachung für „Igranka“.
Positiv bewerte ich das Ausscheiden Aserbaidschans. Ist zwar schade, dass der „Mut“, mal nicht auf schwedischen Import-Pop zu setzen, direkt mit einer Nichtqualifikation bestraft wurde, aber der Beitrag und insbesondere die Präsentation waren halt auch einfach nicht finalwürdig. Und für die Glaubwürdigkeit des ESC war es mit Sicherheit auch nicht verkehrt, dass selbst die ESC-Powerhouses Aserbaidschan und Griechenland mal durchfallen.
Mir ist da ein kleiner Fehler aufgefallen. Bei Serbien wird auch 2023 unter „out“ geführt, dabei waren sie doch dieses Jahr im Finale.
Stimmt, danke. Wird auch korrigiert.
Alles schall und rauch. Wie man hört, soll der esc-sieger24 schon im suisa songwriting camp komponiert worden sein😉😉
Hatte Norwegen dieses Jahr nicht auch vier sichere Siegertitel im Vorentscheid? 😉
Bei der Platzierung kann man ihnen aber, finde ich, nicht viele Vorwürfe machen. 🙌
An und für sich ein tolles Ergebnis, aber trotzdem sollte man sich solche vollmundigen Behauptungen im Vorfeld lieber sparen. Die fallen einem sonst nur auf die Füße. Auch wenn die Aussagen bei der Schweiz ja, meine ich, nicht aus der Delegation selbst kamen.
Für einige wenige Länder tut es mir Leid, das sie in den letzten Jahren immer wieder ausgeschieden sind, bei den anderen ist es jedoch gerechtfertigt. Während Georgien 2023 zu Unrecht im Semi rausgeflogen ist, schieden Aserbaidschan und Griechenland völlig verdient aus. Beide hatten in diesem Jahr total daneben gegriffen.
Dänemark und Irland geben sich mit ihren Vorentscheiden und inerten Auswahlen seit Jahren keine Mühe mehr und müssen dafür mit Nicht-Qualifikationen bezahlen. Und Malta und Lettland schaffen es einfach nicht gute Kompositionen aufzutreiben.
Schade ist es nur um Nord Mazedonien, Montenegro und Island. Diese drei hätten einen neueren Erfolg wirklich nötig.
Island war doch seit 2019 immer im Finale…
Griechenland war der absolute Tiefpunkt dieses Jahr, der Manisch auf der Bühe rumhopsende Oligarchen-Enkel. AZE war einfach öde, null Connection mit der lokalen Musikszene.
Zu Beginn eine kleine Anmerkung: Warum steht da „Weißrussland“? Sollte es nicht besser „Belarus“ heißen?
Bei den Prozentzahlen fließen mittlerweile Werte aus fast 20 Jahren ein, eventuell verwässert es die Gesamtbilanzen. Dass etwa die Niederlande unter 50 Prozent liegen, kommt durch die Jahre 2005 bis 2012, als die Nation das Finale stets verpasste. Diese Hypothek tragen sie noch heute, auch wenn es danach wieder besser aussah und das diesjährige Aus erst das zweite seit 2013 darstellt. (Apropos: Auch der nächste Beitrag wird intern gewählt, aber mit Neuerungen im Bewerbungs- und Auswahlmodus: https://wiwibloggs.com/2023/07/12/the-netherlands-twan-van-de-nieuwenhuijzen-hod-internal-selection-eurovision-2024/277720/)
Georgien hingegen war in den ersten Jahren noch sehr erfolgreich, so gegen Mitte der 2010er Jahre ließ es dann nach. Seit 2017 war das Land nicht mehr im Finale dabei. Darum habe ich auch gehofft, dass es diesmal klappen würde – und darum hallt auch das „SLOVENIA!!!“ noch immer in mir nach. Weil es nicht Georgien war, weil es das Land wieder nicht geschafft hat. Und da half es auch nicht, dass eine JESC-Siegerin antrat. Georgien dürfte es ähnlich ergehen wie Deutschland: Auch LOTL vermochten das Ruder nicht rumzureißen, die Misere hält weiter an.
Und auch Rumänien ist auf dem absteigenden Ast. Für mich ist 2016 der Wendepunkt. Ja, es war das Jahr, in dem man nicht teilnehmen durfte, weil TVR nicht gezahlt hat, aber wenn es nach den Wettquoten ging, dann wären sie wohl damals schon im Semi ausgeschieden. Tatsächlich geschah dies dann zwei Jahre später. Der Tiefpunkt dürften aber dieses Jahr die null Punkte im Semi gewesen sein. Theodor sprach bereits von einem Traum, der zum Albtraum wurde, und übte dabei Kritik an TVR: https://wiwibloggs.com/2023/06/15/theodor-andrei-speaks-about-against-tvr-eurovision-2023/277616/
Ob es aufgrund des Ergebnisses schon eine TV-Diskussion gab, wie vor zwei Jahren, ist mir bislang nicht bekannt. Und ob TVR schon Pläne für nächstes Jahr hat, ob Rumänien überhaupt teilnehmen wird, verliert sich noch in den Nebeln von Norwegen. Aber zu denken geben sollte es den Verantwortlichen trotzdem. So wie das Halbfinal-Aus der Schweiz 2004 – damals wurde „Switzerland Zero Points“ sogar der Satz des Jahres. Aber zuletzt ging es für die Schweiz wieder bergauf. Noch ein Beispiel für ein Land mit guten und schlechten Phasen, in der Hoffnung, dass es bei einer guten Phase bleiben mag…
Das mit den bald 20 Jahren ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Manche Länder steigen aktuell nur noch um 1%-Punkt, wenn sie sich fürs Finale qualifizieren.
Eine ähnlich schlechte Qualiquote wie San Marino und Lettland hätten vermutlich auch die Big 4 / Big 5, wenn sie durch die Semis müssten. Italien ausdrücklich ausgenommen. 🙂
Dazu muss man klar sagen das vorallem schweden immer von der jury masslos überbewertet ist und 2017,2018,2021 nichts im finale zu suchen gehabt hãtte. Und bei Aserbaitschan stand ja immer dieses korubtions fragezeichen da sie die meisten ihre punkte oft aus kleinen länder wo man oft hört das schmierfeldzahlungen immer wider gern annimmt
In allen drei Jahren hätte sich Schweden auch mit reinem Televoting für das Finale qualifiziert.
Schweden wurde 2021 von den Jurys sogar schlechter bewertet als vom Televoting. So ganz schlüssig ist deine Argumentation also nicht…