Das waren die Fan Favourite Fails und Dark Horses des ESC 2023 (Leaving Liverpool 7)

Foto: Sarah Louise Bennet / EBU

Der Eurovision Song Contest hat zwar in diesem Jahr die beiden ganz großen Favorit/innen bestätigt, allerdings gab es auch in Liverpool wieder einige Überraschungen – im Finale und zum Teil auch in den Halbfinalen. Songs, die unerwartet gut abgeschnitten haben, werden dabei als Dark Horses bezeichnet; im Vorfeld besonders beliebte Beiträge bei den Fans, die letztlich nur einen Platz am Ende des Klassements erreichen konnten, sind die Fan Favourite Fails (FFF). Im letzten Jahr etwa schnitt Nadir Rustamli aus Aserbaidschan viel besser ab als erwartet und war damit das Dark Horse. Der Titel des FFF hingegen ging an LUM!X feat. Pia Maria aus Österreich. Und in diesem Jahr?

Um die Dark Horses und die FFF so objektiv wie möglich ermitteln zu können, vergleichen wir einfach die ESC-Platzierung mit den Ergebnissen aus den Fan-Umfragen. Dabei greifen wir zum einen auf unseren ESC kompakt Index (EKI) zurück. Zum anderen nutzen wir auch die Umfrage unter den OGAE-Fanclubs, den OGAE Poll. Beim ESC haben wir nur die 26 Plätze im Finale exakt vorliegen. Für die weitere durchgehende Platzierung ab Rang 27 haben wir die Ergebnisse aus den Halbfinalen nach den dort erreichten Punktwerten sortiert. Danach mussten wir nur noch die Differenz ziehen.

Das Dark Horse des Jahres waren TVORCHI aus der Ukraine. Sowohl unser ESC kompakt Index EKI als auch der Fan Poll des OGAE wies hier die größte Diskrepanz auf. Natürlich hätten die Ukrainer nicht den beim EKI ermittelten 33. Platz belegen können, weil sie als Vorjahressieger für das Finale gesetzt waren und dort nur 26 Beiträge antraten. Die Differenz von 27 Plätzen ist aber in jedem Fall extrem. Im Wesentlichen hatten TVORCHI diesen Erfolg dem Televoting zu verdanken, wo sie mit Platz 4 deutlich besser abschnitten als bei den Jurys (15. Platz).

Ebenfalls sehr positiv überzeugen konnte Monika Linkytė aus Litauen mit ihrem Titel „Stay“, wobei ihm die ESC-kompakt-Leser/innen deutlich weniger zugetraut hatten als der OGAE Fan Poll. Komplett umgekehrt war es bei Let 3 aus Kroatien. Hier lagt ihr und unser EKI nur zwei Plätze neben dem Finalresultat; beim Fan Poll waren es 15. Als zumindest dark grey Horses können noch Voyager aus Australien und Gustaph aus Belgien angesehen werden.

Damit zum deutlich weniger rühmlichen FFF, dem Fan Favourite Fail. Dieser Titel geht – zumindest aus ESC-kompakt-Perspektive – an Lord of the Lost aus Deutschland. Geradezu euphorisch stieg „Blood & Glitter“ auf Platz 1 des EKI und verteidigte diesen bis zum Schluss. In Liverpool blieb dann nur der 26. Platz. Die internationalen Fans waren da objektiver: ihr Tipp traf exakt zu.

Die größten Überschneidungen zwischen EKI und OGAE Poll gibt es in Sachen FFF bei La Zarra aus Frankreich und Mia Nicolai and Dion Cooper aus den Niederlanden. Während sich das schwache Abschneiden für die Niederländer im Vorfeld des ESC auch durch hausgemachte Probleme immer deutlicher abzeichnete, wurde La Zarra oft eine Top-10-Platzierung zugetraut. Ob der finale 16. Platz nun eine Mittelfingergeste rechtfertigt, sei einmal dahin gestellt. Das mag man anders sehen, wenn man die Erwartungen der OGAE Fans am meisten enttäuscht und zumindest im Hinblick auf ihren Tipp das Dark Horse ist, wäre die Geste zumindest nachvollziehbar.

Ukraine, Litauen und Kroatien als Dark Horses sowie Deutschland, Frankreich und die Niederlande als Fan Favourite Fails – stimmst Du damit überein? Was waren für Dich die überraschendsten Platzierungen beim ESC 2023? Lass uns gern Deine Meinung in den Kommentaren da. 

Bisher in der Serie „Leaving Liverpool“ erschienen:


27 Kommentare

  1. Das mit Lord of the Lost zeigt immerhin dass wir in diesem Jahr, anders als in vielen anderen Jahren, zu einem großen Teil hinter unserem Act gestanden haben. Das nehme ich sehr positiv mit und ich hoffe, dass auch die Verantwortlichen beim NDR zumindest das erkannt haben und vielleicht auch aus dem positiven Feedback des genrereichen Vorentscheids etwas gelernt haben und das Konzept nun lediglich weiter verfeinern. Ich weiß, böse Zungen behaupten beim NDR sollte man nie zu viel erwarten, aber was soll’s… Da es dazu ohnehin noch so gar keine Informationen gibt, werden wir wohl erst in einigen Monaten mehr wissen.

    • Du hast die positive Seite gut formuliert: Die ESCK-Leser standen hinter LotL.
      Das Negative ist dann natürlich, dass man sich auch sehr hat blenden lassen von einem international eher mittelmäßigen Gesamtpaket. Freude über einen angenehmeren Beitrag in allen Ehren. Aber wenn die deutsche ESC-Community bei der Künstlerwahl so weit daneben liegt, ist das kein Argument diese Community weiter in die Auswahl zu integrieren.

      Aber da ich auch eher zur „Glas ist halb voll“-Seite neige: So wie dieses Jahr ist es doch deutlich schöner, weil man zumindest mal zwischenzeitlich Hoffnung haben kann, dass etwas besseres an Platzierungen herauskommen könnte.

      • Naja, ob man nun mit einem intern gewählten Jendrik oder den von den Zuschauern gewählten LotL abschmiert, ist dann aber doch noch mal ein Unterschied. Bei „No, no, never“ war das Ergebnis letztlich egal, weil die Rückendeckung für den Beitrag ohnehin riesig war. Wenn wir da wieder hinkämen, wäre meines Erachtens auch schon viel gewonnen. Und die Wahrscheinlichkeit dafür ist mit einem Vorentscheid natürlich wesentlich höher.

  2. Wie zu erwarten. Wenig bis keine überraschungen.
    Dieser trend dürfte sich fortsetzen, vor allem wenn man das resultat mit den odds vergleicht.

  3. Die Niederlande würde ich bestimmt nicht als FFF betiteln. FFF kann meiner Meinung nach nur jemand werden, der im Vorfeld die Top 10 knackt und dies dann nicht erreicht. Ganz klar La Zarra im 2023!!

  4. Habe diese Geste von La Zarra gar nicht mitbekommen… ist natürlich nicht gerade die feine Art. Dass man sich aber schon mal aus Enttäuschung zu so etwas hinreissen lässt, ist sicher nicht besonders erwachsen, aber irgendwie zumindest ein bißchen nachvollziehbar. Irgendwie gefällt es mir gar nicht, dass die „Niederlagen“ der Teilnehmenden so haarklein gezeigt werden. Hat schon etwas von billigstem Privatfernsehen, muss ich schon sagen.🙁
    Am liebsten möchte ich das Wertungssystem von vor 2016 zurück. Ist wesentlich diskreter gewesen.
    Höre Frankreich 2023 übrigens nach wie vor sehr gerne.

    • Es war ja nicht so, dass La Zarra 0 Punkte bekommen hat. Das war doch keine Niederlage, die man nicht zeigen sollte…. Völlig unangebracht ihre Geste, kindisch würde ich sagen. Man kann Enttäuschung auch anders zeigen.

      • Na ja, kommt wohl auf die eigene Erwartungshaltung an, würde das jetzt auch nicht unbedingt als Niederlage sehen, deshalb habe ich das Wort ja in „Gänsefüßchen“ gesetzt. Aber für La Zarra hat es sich halt so angefühlt. Diese Diskussion hatten wir ja schon 2021 bei Jendrik, wo sich ja auch über seine Reaktion aufgeregt wurde. Oder auch bei Destiny, die wohl bei der Verlesung der Televotingpunkte auch etwas zickig dreingeblickt haben soll. Alles wird haarklein abgelichtet, jede noch so kleine Regung (wer weiss, vielleicht war es im Falle von La Zarra wirklich ein Missverständnis, wie Werner schrieb), wird gleich diskutiert. Finde einfach, dass die Künstler:innen auch in so einer Fernsehshow ein Recht haben, auf einen kleinen Rest Privatsphäre. Ist sowieso schwierig, in dieser Situation. Man muss ja nicht das Ergebnis noch verschärfen, dadurch. Sorry, aber das ist meine Meinung, und dabei bleibe ich.

    • Frankreich/ La Zarra ist schon ein krasses Beispiel wieviel Einfluss das angewandte Votingsystem auf die Platzierung hat.

      Beim jetzigen System wurde sie 16.

      Beim System von 2009 bis 2012, wo nur die Top 10 von Jury und Televoting berücksichtigt wurde, wäre sie nur 22. geworden.

      Allerdings beim Average Ranking Split System von 2013 bis 2015, dass m.E. gerechteste, wo alle Plätze von J und T berücksichtigt wurden, wäre sie 8. geworden. ACHTE !!!

      Was auch damit zusammenhängt, dass sie bei den Juries 7 mal, und beim televoting 11 mal Plätze zwischen 11 und 13 erreichen konnte.

      Mit dem jetzigen Votingssystem ist La Zarra auf jeden Fall FFF Nr. 1, in früheren Jahren wäre sie es nicht gewesen.

    • Eigentlich ist diese Geste (Mittelfinger nach unten, dann nach oben) ja nichts anderes als hätte sie einmal verständnislos die Schultern und Hände angehoben- also das was LotL gemacht haben
      Zeigt die Enttäuschung, aber auch dass man sowieso nichts mehr ändern kann.

      Seh darin keinen Grund zur Unruhe, schon gar nicht für einen Skandal.
      Das ist es nur für jene, die La Zarras Geste absichtlich missverstehen.

      • Zeichen der Enttäuschung? Für mich war das ein lieber Gruß an die Televoter.

  5. Bei La Zarra war wohl schon im Vorfeld von Liverpool einiges im Argen. Kurzfristige Konzertabsagen in Amsterdam und London und unschöne öffentliche Äußerungen von und in den Medien.
    Hat man schön unter der Decke gehalten, aber ihr schwacher Finalauftritt und ihr Frust scheint mir im Nachhinein mit dem Gezeter im Vorfeld irgendwie verbunden.
    Alles gipfelt dann auch noch in schwacher Konzertnachfrage nach dem ESC.
    😐
    https://wiwibloggs.com/2023/06/15/cancelled-concerts-la-zarra-faces-a-storm-following-eurovision-gestur/277618/

  6. Hier haben viele Abstimmende ihre Deutschland-Brille nicht vorher abgesetzt. Die internationalen Polls waren ja punktgenau, auch in Hinblick auf Finland und Schweden.

  7. Ich kann hier Jannik nur voll zustimmen, wir hatten in Deutschland einen Act,zu dem zumindest ein Großteil der deutschen ESC Fans voll gestanden haben. Mich stimmt das auch positiv trotz des schlechten Ergebnisses. Die größte Verliererin ist für mich La Zarra,die aufgrund ihrer nicht überzeugenden gesanglichen Leistung als auch ihrer nicht sehr sympathisch rüberkommenden Art weit abgeschlagen war.

  8. „Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen“ (Mark Twain). Frankreich hatte ich nie in meinen Top10, obwohl ich „Edgar“ aus Ösiland nicht mag, sah ich das weiter vorn. Für meine Warnung vor einer LotL-Euphorie hier im Forum wurde ich stark kritisiert. Die „Breeches“ aus Estland haben mich dann doch überrascht. Ukraine zurecht weiter vorne als gedacht, gut gemachter Pop-Song mit internationalem Flair.

  9. Als größtes Darkhorse würde ich auf Belgien setzten.
    Kommt natürlich darauf an, wie weit man zurück geht, aber als er den Vorentscheid gewonnen hat, hat glaube ich kaum jemand mit einer Top 10 Platzierung gerechnet sondern eher mit einem Aus im Semi.
    Der FFF war meiner Ansicht nach Spanien. Sie war bzw ist sechste in der MES App und das nicht nur wegen Spanier

    • Da stimme ich dir zu, Laurine. Schon vor der VE lag Gustaph bei Fan-Abstimmungen, wie wiwibloggs u.a, nur an letzter oder vorletzter Stelle. Und nach seinem Sieg wurde er von vielen fanmedien nieder geschrieben. Auch viel Hass gab es in den Kommentaren, weil Fan-Liebling Chérine nicht gewonnen hat.

  10. Bei der Bekanntgabe der französischen Televoting-Punkte fand ich das Kopfschütteln von der französischen Head of Delegation, Alexandra Redde-Amiel (saß neben La Zarra), sehr interessant. Auf der einen Seite irgendwie verzweifelnd, auf der anderen Seite aber für 50 Punkte (andere Länder wären über so eine Punktanzahl froh!) auch ein wenig arrogant bzw. „Punkteverwöhnt“ vom JuniorESC, wo das mit Frankreich ja alles ein wenig besser klappt.

  11. Frankreich/ La Zarra ist schon ein krasses Beispiel wieviel Einfluss das angewandte Votingsystem auf die Platzierung hat.

    Beim jetzigen System wurde sie 16.

    Beim System von 2009 bis 2012, wo nur die Top 10 von Jury und Televoting berücksichtigt wurde, wäre sie nur 22. geworden.

    Allerdings beim Average Ranking Split System von 2013 bis 2015, dass m.E. gerechteste, wo alle Plätze von J und T berücksichtigt wurden, wäre sie 8. geworden. ACHTE !!!

    Was auch damit zusammenhängt, dass sie bei den Juries 7 mal, und beim televoting 11 mal Plätze zwischen 11 und 13 erreichen konnte.

    Mit dem jetzigen Votingssystem ist La Zarra auf jeden Fall FFF Nr. 1, in früheren Jahren wäre sie es nicht gewesen.

    • Spannende Zahlen. Da sieht man mal, dass man ab dem Mittelfeld schnell in eine Grauzone kommt, in der die letztendliche Platzierung nur noch bedingt aussagekräftig ist. An den „Douze Points“ würde ich allerdings trotzdem nichts ändern wollen.

  12. FFF ist definitiv La Zarra. Viele haben sie ja im Erweiterten Favoritenkreis gesehen.
    Das Dark Horse ist Gustaph. Gerade wenn man um die Zeit des Vorentscheids zurückblickt, wie schockiert man war das er zum ESC fährt und haben Belgien ein Semi aus vorhergesehen.

    Nach meiner persönlichen Liste vom März sind Joker Out (Platz 2) und Sudden Lights (Platz 3) die Fails. Die Dark Horses wären Tvorchi (Platz 33) und Andrew/Zypern (Platz 35) im persönlichen Ranking.

    Deutschland sehe ich nicht als FFF. Das gute EKI Ergebnis kommt (glaube ich) zustande aus der ULfL Nacht aus einer Mischung aus Euphorie rund um die Lords und der Erleichterung das es kein Ikke wurde.

  13. Ich gehe hier jetzt nicht nach „offiziellen“ Listen, sondern was ich an Rankings vorher so gesehen hab, und dann sind die größten FFFs Frankreich, Spanien und Österreich. Sind zwar alle wenigstens im Mittelfeld gelandet, aber nach den Probenbildern war Frankreich ja teilweise auf Platz 3 der Odds. Spanien und Österreich hatten im Vorfeld sehr viele Fans.
    Persönlich würde ich auch Serbien dazu rechnen. Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, was ich verpasse, weil ich das Lied von Anfang an nicht mochte und alle Performances schrecklich fand, aber es gab so wahnsinnig viele Fans.
    Vielleicht Georgien noch? War in den Odds sehr lange in den Top 10, meine ich.

    Dark horses auf jeden Fall Belgien, im gewissen Maße Polen (wäre nach Televote auf Platz 8 gewesen und im Semi auf 3), Italien könnte man auch dazu zählen (war in den Odds sehr lange nicht mal in der Top 10), und auf jeden Fall Estland.

  14. Ein Hut macht noch keinen Top-Beitrag, wie man an Frankreich sah, obwohl ich den Song immer noch gern höre, hat der Auftritt auch für mich für einen FFF bei la France gesorgt.

    Andererseits bedeutet ein Hut nicht automatisch das Aus im Semi, wie das Dark Horse Belgien für mich zeigte.

    Also, immer auf der (oder dem) Hut sein. 😉

  15. Den ukrainischen Titel fand ich schon bei der Vorentscheidung stark und verstand überhaupt nicht, dass der hier so schlecht bewertet wurde.
    Litauen war für mich im Vorfeld öde, der Auftritt im Semi hat mich aber dann so überzeugt, dass ich sogar dafür (aus Österreich) angerufen habe. Dürfte wohl auch anderen so gegangen sein, so erklärt sich das Dark horse.
    Zu Deutschland ist alles gesagt. Einerseits schön, dass die Deutschen so hinter ihrem Beitrag standen. Ich fand ihn jedoch von Beginn an furchtbar.

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