DJ-Leiden beim ESC: Zum Scheitern verurteilt? (Torniamo a Torino 20)

Foto: EBU / Nathan Reinds

Sind DJs beim ESC chancenlos? Groß war jedenfalls die Enttäuschung in Österreich in diesem Jahr, nachdem LUM!X und Pia Maria mit ihrem Song „Halo“ den Finaleinzug verpassten. Immerhin ist LUM!X der aktuell wohl erfolgreichste österreichische Musik-Act, seine Songs „Thunder“ und „Monster“ haben zusammen rund 500 Millionen Streams auf Spotify. Aber steht es wirklich so schlecht um DJs beim ESC?

Performance von DJ-Acts beim ESC in den letzten Jahren (Auswahl)

2022: LUM!X feat. Pia Maria – „Halo“ (Österreich): 15. Platz mit 42 Punkten im Halbfinale

2022: Subwoolfer – „Give That Wolf a Banana“ (Norwegen): 10. Platz mit 182 Punkten im Finale

2019: Darude feat. Sebastian Rejman – „Look Away“ (Finnland): Letzter Platz mit 23 Punkten im Halbfinale

2018: Gromee feat. Lukas Meijer – „Light Me Up“ (Polen): 14. Platz mit 81 Punkten im Halbfinale

2017: JOWST (feat. Aleksander Walmann) – „Grab The Moment“ (Norwegen): 10. Platz mit 158 Punkten im Finale

2014: Freaky Fortune feat. RiskyKidd (eine Hälfte ist der Produzent Fortune Theofilos „Teo“ Pouzbouris) – „Rise Up“ (Griechenland): 20. Platz mit 35 Punkten im Finale

2008: Deepzone & Balthazar – „DJ, Take Me Away“ (Bulgarien): 11. Platz mit 56 Punkten im Halbfinale

Ein Blick auf die sieben Acts mit DJ-Beteiligung offenbart ein sehr gemischtes Bild: Drei erreichten das Finale, für vier war im Halbfinale Schluss. Besonders das Halbfinal-Aus der bekannten DJ-Acts LUM!X und Darude dürfte vielen im Gedächtnis geblieben sein. Ist der ESC also ein schwieriges Parkett für DJs und Produzenten und erklärt das die Zurückhaltung, dass sich bekannte DJs nicht zum ESC trauen? Die Ergebnisse oben geben darauf keine klare Antwort. Was könnte also den (Miss-)Erfolg ausmachen?

Bei LU!MIX und Pia Maria ist der Grund des Scheiterns wohl schnell gefunden – die Gesangsleistung von Pia Maria war im Halbfinale trotz Unterstützung durch die Backingvocals nicht überzeugend. Dieses Problem ist leider nicht gerade untypisch für DJ-Acts beim ESC.

Dabei haben die österreichischen Teilnehmer ein Problem, das andere DJ-Acts vor ihnen hatten, eigentlich gut gelöst: das Staging. Besonders bei Darude und Gromee bestand auf der Bühne eine gewisse Disparität zwischen den Sängern und dem DJ, was weder durch die Performance noch durch Kamerafahrten umgangen werden konnte.

Besser lief es für Subwoolfer und JOWST: Während Subwoolfer mit dem DJ Astronaut vor allem mit der eingängigen Choreographie gepunktet haben dürften, wurde beim Auftritt von JOWST viel mit der Kamerainteraktion von Sänger Aleksander Walmann gearbeitet. Zudem dürfte die etwas kleinere Bühne in Kiew geholfen haben, ein intimer wirkendes Setting zu kreieren.

Das Paradebeispiel, wie eine DJ-Performance beim ESC jedoch nicht aussehen sollte, lieferte eindeutig Darude:

Was können wir also von den DJ-Auftritten beim ESC lernen? Eine gelungene Inszenierung ist alles andere als einfach und erfordert besondere Aufmerksamkeit. Weniger kann hier auch mehr sein. Und die DJs sollten, wenn sie denn auf der Bühne sind, in irgendeiner Form eingebunden werden und nicht am Rande der Bühne „versteckt“ werden. Dann kann mit einem guten Song und einer guten Gesangsleistung eigentlich nicht mehr viel schiefgehen, oder…?

Bisher in der Serie „Torniamo a Torino“ erschienen:


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

30 Comments
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
inga
inga
1 Jahr zuvor

Oh, das ist wohl ein Beitrag der Kategorie „Öl ins Feuer gießen“. Standen früher die Backgroundsänger nicht auch oftmals hinter der Bühne? Vielleicht sollten sich die DJs einfach dort hinzustellen.

Nein, war nur Spaß. 🙂

Stephan
Stephan
1 Jahr zuvor
Reply to  inga

„Step five!
The violin, the drums and the kvinnaböske
Might make it all feel a little bit old fashioned
This can easily be fixed by adding a DJ who pretends to scratch
In real life of course, this is thirty years old
But in Eurovision, it will give your number a contemporary feel.“

Love, Love, Peace, Peace – Pietra Mede & Mans Zelmerlöw

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor

Komisch, Subwoolver habe ich irgendwie gar nicht als DJ-Projekt wahrgenommen.

Eine richtige Erklärung habe ich auch nicht, aber vielleicht kommen sie live meistens nicht so gut rüber. Oft ist es ja auch so, dass sie nicht die allergrößten Sänger sind. Also suchen sie sich Unterstützung, was ja völlig legitim ist. Dann folgt manchmal die Ernüchterung, wenn die Livestimme am Ende nicht überzeugt, wie bei Österreich dieses Jahr. Der Song war schon nicht schlecht, zwar ein bißchen aus der Zeit gefallen, aber das ist ja auch nichts Ungewöhnliches beim ESC. Aber man muss es leider sagen: Die Sängerin hat es verhauen. Hörte sich einfach nur wie ein unangenehmes Quieken.
JoWST bzw. Alexander Walman hatten einfach eine geniale Performance, die hat doch einiges wettgemacht.

Und Darude? An den kann ich mich schon gar nicht mehr richtig erinnern. Ging wohl irgendwie unter.

Nilsilaus
Nilsilaus
1 Jahr zuvor
Reply to  Gaby

Der finnische Musiker Darude wurde von der ESC-Fangemeinde extrem gehypt. Ein Typ, dem es 20 Jahre (in Worten zwanzig) zuvor, nur ein Hit (One-Hit-Wonder) weltweit gelungen war, danach kam Null Komma Nix mehr. Naja, man kann diese Art von künstlichen Hype auch Realitätsverschiebung nennen. 😂🤣😂🤣

Thomas M. (mit Punkt)
Thomas M. (mit Punkt)
1 Jahr zuvor
Reply to  Nilsilaus

Merke: Wenn Nilsilaus nur einen Deiner Hits mitbekommt, bist Du ein „One-Hit-Wonder“.

Nach „Sandstorm“ (1999) hatte Darude mit „Feel the beat“ (2000) und „Out of control“ (2001) zwei weitere große internationale Hits. In Finnland folgten noch vier weitere Top-Ten-Hits, drei davon waren auf der 1.

https://en.wikipedia.org/wiki/Darude_discography

SvenEsc
SvenEsc
1 Jahr zuvor

Na ich sag mal so , dafür braucht man sich nur die beiden Videos anschauen und zuhören 😉 .
Es braucht nun mal auch ein guten Sänger/innen um da auch weiter zu kommen .

Timo1986
Timo1986
1 Jahr zuvor

Beim ESC ist KEIN Musik-Genre, kein Sänger (m/w/d) und keine Band zum Scheitern verurteilt. Eine professionelle Performance, eine glaubwürdige Persönlichkeit sowie der berühmte Lucky Punch Effekt und ein ESC-Sieg ist immer möglich.

ESC1975
ESC1975
1 Jahr zuvor
Reply to  Timo1986

IIm Grunde war ja Måns mit Heroes auch ein DJ-Project, nur eben geklaut und ohne DJ.

Nilsilaus
Nilsilaus
1 Jahr zuvor
Reply to  ESC1975

Volle Zustimmung. Alles nur geklaut. Mit Genehmigung der EBU weiter als Sieger geltend. Wie auch „Toy“ mit dem Brathuhn.

ESC1975
ESC1975
1 Jahr zuvor
Reply to  ESC1975

Ich wollte damit eigentlich sagen, dass es durchaus erfolgreich sein kann, wenn eben der DJ sich mehr als Produzent sehen und guten Künstler für den Auftritt engagieren würde. Bei Ralf Siegel wäre es ja auch weniger spaßig gewesen, wenn er bei Dschingis Khan mitgetanzt oder komische Handbewegungen gemacht hätte.

ESC1975
ESC1975
1 Jahr zuvor
Reply to  ESC1975

Sehe gerade, der schreibt sich mit ph, hoffntlich habe ich keinen Ultra-Fan mit meinem Nichtwissen beleidigt.

Felixx
Felixx
1 Jahr zuvor

2008 war eh ein schlechtes Jahr für DJ’s.
Dustin the Turkey (eindeutig an/auf einem Plattenspieler Mischpult sitzend) “flog” ja dann förmlich auch raus…😉

Jorge
Jorge
1 Jahr zuvor
Reply to  Felixx

.. hat sich aber bei der Guano-Ernte ausbezahlt!

Nils
Nils
1 Jahr zuvor

FreakyFortune und JOWST haben ja gezeigt, dass es geht. Darude war für mich im Prinzip nur die Blaupause für LUM!X: ein ohnehin nicht weiter erwähnenswertes Liedchen, dass dann live eben gesanglich versemmelt wurde. Das kann aber natürlich in jedem Genre passieren.
Doch immerhin haben die Finnen damals noch versucht, irgendwie etwas Bewegung auf die Bühne zu bekommen – Österreich 2022 war ja nun eine maximal geriatrische Performance.

Jorge
Jorge
1 Jahr zuvor

Darf Florian das so schreiben? Ich dachte DJ-Acts wurden vom Bloggerrat vor Wochen offiziell vom ESC verabschiedet und mit einem Fluch belegt? Wie auch immer:

Irgendwann wird es ein DJ-Act einfach mal krachen lassen – mit kompetentem Frontgesang, die einem etwas Wertiges anbieten (Gesang, Bühnenpräsenz, Vermeidung von Stylingfails), mit einem klaren Unique-Faktor des Songs, wo der DJ-Tresen nicht nur klischeehaft statisches Requisit ist, einer der bei den Televotern zieht und fehlende Juryvotes oder sophisticated Televoter kompensiert. Genau diese Diskussionen gab es vor Jahren um Rock/Metal und Bands und wird um Rap noch immer geführt …

Darude waren ja schon bei der Blindverkostung vor dem ESC durchgefallen und LU!MIX wirkten live billig. Und wenn ich ein Stilleben sehen will, gehe ich ins Museum oder schaue mir Inszenierungen dt. Beiträge von Marvin Dietmann an.

AlexESC
AlexESC
1 Jahr zuvor

Ich denke nicht, dass es am Genre bzw. daran liegt ,dass es DJ’s sind! Für die DJ’s gilt -zumindest meiner Meinung nach- beim ESC eben das gleiche wie für alle anderen auch, nämlich, dass es ein guter Song sein soll/muss…und natürlich braucht man auch gute SängerInnen!

Off-Topic:
Heute Vormittag habe ich es bereits in einem anderen Kommentar unter dem vorherigen Artikel angesprochen, dass heute „Eurovision Young Musicians“ stattfand. Das Ergebnis erfreulich für Deutschland und lautet wie folgt:

1. Platz: Tschechien (Daniel Matejča, 16 Jahre, Violine)
2. Platz: DEUTSCHLAND (Philipp Schupelius, 19 Jahre, Cello)
3. Platz: Norwegen (Alma Serafin Kraggerud, 15 Jahre, Violine)

Für Deutschland ist der WDR dafür verantwortlich. Er hat „Eurovision Young Musicians“ heute allerdings nicht Live gezeigt, sondern strahlt die Show morgen ab 07:55 Uhr im WDR Fernsehen aus.

Porsteinn
Mitglied
Porsteinn
1 Jahr zuvor

Ich schließe mich an: DJs sind beim ESC nicht chancenlos. Allerdings können sie sich – wie jeder andere Act auch – die Chancen gründlich verbauen. Sei es durch die Performance, sei es durch die Gesangsleistung oder ähnliches. Freaky Fortune haben zum Beispiel auch massiv unter der Startreihenfolge gelitten, direkt nach Polen. Das war dann zu viel High Energy am Stück.

Gaby
Gaby
1 Jahr zuvor
Reply to  Porsteinn

Die Performance von Freaky Fortune wirkte auch schon ein bißchen albern, meiner Meinung nach. Sie haben sich wohl auch so auf dem Trampolin verausgabt, dass für die Stimmen wohl nicht mehr viel Puste übrig blieb…

Porsteinn
Mitglied
Porsteinn
1 Jahr zuvor
Reply to  Gaby

Das auch. Meistens ist es ohnehin ein Konglomerat aus verschiedenen Gründen, warum etwas gut oder nicht gut abschneidet.

Jorge
Jorge
1 Jahr zuvor
Reply to  Gaby

Ich mochte das Stück, aber mir fehlte da auch der synchron gesprungene, gehockte Zweifach-Rückwärtssalto. 😉

Riskykidd ist inzwischen so unterwegs:

eurovision-berlin
eurovision-berlin
1 Jahr zuvor

Die hatten einfach schwache Songs. Glaubt ihr, dass z. B. folgender Song schlecht abgeschnitten hätte?

Thomas O.
Thomas O.
1 Jahr zuvor

Ja das hätte auch schlecht abgeschnitten und in 10 Jahren ist die Nummer wieder im Meer gleichklingender Stücke wieder untergegangen

Porsteinn
Mitglied
Porsteinn
1 Jahr zuvor

Schwer zu sagen. Aber die Stimme klingt jetzt nicht so als könne man das live gut reproduzieren.

Jorge
Jorge
1 Jahr zuvor
Reply to  Porsteinn

Die EBU lässt technisch inzwischen ja mehr zu. Ausserdem könnte der Gesang beim ESC auch klarer durchdringen..

Nils
Nils
1 Jahr zuvor

Mein deutscher Wunschkandidat unter den DJs wäre Paul van Dyk. An seine früheren Glanzzeiten kommt der mittlerweile aber auch nicht mehr ran.

Jorge
Jorge
1 Jahr zuvor
Reply to  Nils

Ich hab von damals noch echt viele PvD-Sachen, aber wenn man etwas beim ESC probiert, dann ohne „Hasbeen“. Ich verstehe ohnehin nicht, diese massenhaften Vorschläge von Acts, die aus ihrer kreativen oder ambitionierten Phase raus sind.

Btw. hatte der NDR auch mal sowas im Angebot, fehlte etwas von einem dynamischen, knackigen Refrain (reminder: Das war der Auftritt beim VE mit LED-Leuchtanzügen):

Nils
Nils
1 Jahr zuvor
Reply to  Nils

Hast ja Recht, aber irgendwie verirrt man sich inzwischen aus Verzweiflung doch immer öfter auf den Engelbert-Humperdinck-Holzweg. Ist auf dem Papier aber auch einfach zu verlockend: ein namhafter Künstler von internationalem Ruf, der in der Vergangenheit zurecht große Erfolge feierte. In der Theorie müsste man damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, indem erst das nationale Interesse am ESC wiederbelebt und anschließend ein achtbares Ergebnis geholt würde.

Nur wie du ja auch schon schriebst: Die Hasbeens sind in aller Regel auch nur deshalb verfügbar, weil ihre Karriere in Trümmern liegt – eben weil der Zenit längst überschritten und der Output nur noch dürftig ist.

Nils
Nils
1 Jahr zuvor
Reply to  Nils

Achso … ja, an Noize Generation erinnere ich mich noch. Aber der Song klang leider wie der Künstlername: wie von einem Generatoren ausgespuckt.

Übrigens sind alle Verweise auf die Vorentscheidsteilnahme aus seinem überraschend umfangreichen Wikipedia-Eintrag geflogen. Lediglich ein Foto „aus der TUI Arena, Hannover“ hielt den Anforderungen dieser Premium-Vita noch stand.

Frank D.
Frank D.
1 Jahr zuvor

Bei Halbplayback sind DJs eben nur Staffage, da hilft auch noch so viel Knöpfchen drehen und Regler schieben nichts. Und um sich dann irgendwie bemerkbar zu machen werden Schlachtrufe wie das zum Brechreiz ausgelutschte „Make some noise“ ins Publikum gegrölt. Ein garantierter Killer!

escfrust05
escfrust05
1 Jahr zuvor

Gesanglich fand ich das ganze ja noch nicht mal schlecht, was die Österreicher aufgeführt haben. Aber die ganze Performance war doch nur Sparflamme. Wer bei einem Dancesong keine Tänzer einsetzt, der ist selbst schuld, wenn kein gutes Ergebnis herauskommt. Auch war der Song an sich, für mich persönlich, nicht wirklich mitreissend.