Wie haben sich die Juryshows von den Liveshows beim ESC 2022 unterschieden? (Torniamo a Torino 18)

Bild: Marco Bertorello

Same same.. but different! So kann man den Vergleich zwischen den ESC-Juryshows und den TV-Liveshows zusammenfassen. Auch bei der diesjährigen Ausgabe in Turin durfte ich dank Fanticket-Paket bei den ESC-Juryshows, die jeweils 24 Stunden vor den Liveshows stattfinden, dabei sein. Wie die meisten sicherlich wissen, sind diese Shows nicht weniger wichtig, schließlich stimmen die jeweiligen Länderjuries auf Grundlage der dort dargebotenen Performances ab.

Dennoch sind die Tickets zu den Liveshows natürlich noch begehrter. Aber zurecht? Wie sehr sich in diesem Jahr die Shows für die Jurys von denen fürs Publikum unterschieden haben, möchte ich heute – wie immer aus meiner subjektiven Sicht – genauer beleuchten. Anmerkung: Ich habe keinen Einblick in die zuvor stattgefundenen Einzelproben oder in die Family-Shows gehabt, die immer am Mittag der Liveshow abgehalten werden.

Auch wenn man erstmal denkt, Jury- und Liveshows seien dasselbe, kann ich mittlerweile definitiv sagen, dass es jährlich kleine, aber feine Unterschiede gibt. Während auch 2022 das Moderations-Trio in den Juryshows oftmals  im Vergleich zur großen Live-Show noch etwas unsicherer wirkte, gab es auch bei den Performances kleine Unterschiede.

Den wohl größten, ungewollten Unterschied gab es beim aktuell sehr erfolgreichen Streaming-Song „Snap“ von Rosa Linn aus Armenien. Hier gab es bei der Juryshow zum 1. Halbfinale tatsächlich einen kurzen Schreckensmoment. Rosa hatte Schwierigkeiten beim großen Finale ihrer Performance, bei dem sie sich sozusagen aus ihrem Papierhaus „befreit“ und die Wand des Hauses an einer Stelle kreisförmig abreist.

Die besagte Stelle schien nicht direkt „abreisbar“ gewesen zu sein, sodass sich ihr Reveal vor der Menge im PalaOlimpico um wenige Sekunden verspätete. Dieser Teil der Performance kann ab Minute 2:23 angesehen werden. Im Finale hat allerdings, im Gegensatz zur Halbfinal-Juryshow, alles geklappt. Anmerken ließ sich die Newcomerin aus Armenien in der Juryshow am Montag gar nichts.

Was ein großer Vorteil der ESC-Halbfinal-Juryshows im Vergleich zu den Halbfinal-Liveshows ist: Die Big 5, die ja in den Live-Halbfinals NICHT auftreten, machen genau das in den Jury-Halbfinals. Denn jedes der Big-5-Länder hat die Möglichkeit, dann eine Performance aufnehmen zu lassen und diese (als Schnipsel) in den Live-Shows als Preview zu zeigen (und komplett auf YouTube).

Wir haben allerdings bemerkt, dass beispielsweise Frankreich einen Performance-Schnipsel aus den vorangegenagenen Proben für das Halbfinale genutzt hatte. Andere Länder haben tatsächlich die Performance aus der Juryshow genutzt. Da pro Halbfinale im Normalfall drei Länder ihre Beiträge darbieten, dauern die Juryshows insgesamt länger. Man halt so gesehen also mehr davon, hier live in der Halle zu sein, im Vergleich zu den „kürzeren“ Live-Halbfinals.

Der wohl größte Nachteil der diesjährigen ESC-Juryshows live im PalaOlimpico war als Zuschauer das Fernbleiben der 2021-Gewinnerband Måneskin. Während die Band ihren neuen Song „Supermodel“ in der Votingpause des Live-Finals performte, wurde sie in der Juryshow von Doubles ersetzt. Nach anfänglicher Verwirrung in den Fanrängen kassierten diese Doubles – bzw. indirekt auch Måneskin selbst – sogar laute Buh-Rufe.

Erst im Nachgang wurde – unter anderem auf der Instagram-Page der Band – bekannt, dass sich Frontmann Damiano David das Bein verletzt hatte und daher im Juryfinale am Freitag nicht live auftreten konnte. Moderator Alessandro Cattelan konnte das Publikum im PalaOlimpico am Freitag dennoch nur schwer beruhigen und positiv stimmen. Natürlich konnten die eingesetzten Doubles nichts dafür; dennoch konnte ich die Enttäuschung der Fans absolut nachvollziehen.

Wie jedes Jahr sind die Voting-Frequenzen in den Juryshows natürlich absolut fake. Diese finden nur statt, damit die Organisatoren einschätzen können, ob technisch alles klappt und man zeitlich im Rahmen ist. Da dieses Voting nichts aussagt, haben auch in Turin viele Fans an dieser Stelle bereits die Halle verlassen.

Quelle: EBU/SARAH LOUISE BENNETT

Natürlich kann man sich vorstellen, dass die Stimmung bei den Live-Shows – insbesondere beim Finale – noch spezieller und einzigartiger ist. Die Anspannung, sowohl bei den Acts, als auch den Moderator:innen und Fans, ist zudem größer, denn erst da werden die echten Ergebnisse veröffentlicht. Dennoch finde ich es eine super Alternative, ausschließlich Juryshows zu erleben und die – deutlich teureren – Liveshows dann entspannt am TV zu verfolgen.

Bisher in der Serie „Torniamo a Torino“ erschienen:


8 Kommentare

  1. „… eine super Alternative, ausschließlich Juryshows zu erleben und die – deutlich teureren – Liveshows dann entspannt am TV zu verfolgen“
    so habe ich es auch in Düsseldorf 2011 erlebt, Juryfinale am Freitag in der Halle, Samstag dann Finale vorm TV, aus zwei verschiedenen Sichtweisen, das war richtig gut, in der Halle war ich ehrlich gesagt durch das ganze Drumherum viel zu abgelenkt und die Akteure klein wie Strichmännchen, und dann eben doch wieder am besten auf den Bildschirmen zu sehen. An eine gefakte Votingfrequenz kann ich mich aber nicht erinnern, vlt. waren wir dann aber auch schon gegangen
    .
    Was waren das denn für Doubles beim Maneskin Auftrìtt ohne Maneskin ? Auch irgendwelche Musiker ?

  2. Einige Acts haben in der Family Show andere Outfits eingesetzt. Systur und We Are Domi kamen z.B. auffällig bunt bekleidet und haben – weniger sexy – „Family-Values“ berücksichtigt. Der verschwörungstheoretische Ansatz wäre, dass die verschwitzten Klamotten einfach nur auslüften mussten …

  3. Entweder einen Live-Auftritt von Maneskin oder überhaupt keinen. Aber irgendwelche Doubles oder Duplikate gehen überhaupt nicht. Das gilt übrigens für alle Künstler (m/w/d) und Bands. Und für Maneskin ganz besonders.

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