ESC-kompakt-Exklusiv-Interview mit Patty Gurdy: „Ich möchte alles tun, dass der ESC-Traum wahr wird“

Sie ist einer der Lieblinge der Bubble, deren Bewerbung für die deutsche Vorentscheidung „Unser Lied für Liverpool“ im März 2023 öffentlich geworden ist. Es gibt andere, die mit höheren Reichweiten, Klicks oder Streaming-Zahlen aufwarten können, aber niemand bekommt so viel positives Feedback aus ESC-erfahreneren Experten-Milieus und Fankreisen wie Patricia Büchler aka Patty Gurdy aus Düsseldorf.

Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dürfen wir davonr ausgehen, dass Patty nicht nur die Fans, sondern auch die vielen NDR-Panel überzeugen konnte, die über die Besetzung des deutschen Finales entscheiden, auch wenn sich unverändert vieles in den Nebeln von Norwegen verliert.

Grund genug also, Euch Patty Gurdy in einem ESC-kompakt-Exklusiv-Interview näher vorzustellen.

Liebe Patty, Du hast Dich für das deutsche Finale „Unser Lied für Liverpool“ beworben. Was hat Dich dazu bewogen?

Kurz gesagt, ich hatte einfach Bock und hab’s dieses Jahr einfach mal durchgezogen.

Die letzte Zeit war wirklich schwierig für alle. Nicht nur ich war persönlich von vielen der Krisen betroffen (Soloselbstständigkeit, Flutopfer 2021). Sondern auch ein erschreckend großer Teil meiner Freunde, Bekannten und meiner Fancommunity (z. B. durch den Ukrainekrieg). Nachdem der erste große Schock vorüber war und ich dank der Hilfe meiner Fans – den „Gurdians“ – wieder ein Studio und eine Wohnung hatte, wollte ich meiner Community etwas zurückgeben. Ganz nach dem Motto „Don’t fight what you hate, save what you love“ (Star Wars) möchte ich nun den Menschen eine Unterstützung sein, denn Hoffnung ist unser aller Treibstoff für die Zukunft. Das mache ich in Form von meinen Liedern, aber auch, indem ich Menschen auf mentale Gesundheit aufmerksam mache.

Großes Kino für uns zwei und eines der ikonischen Zitate des Star-Wars-Universums: „That’s how we’re gonna win. Not fighting what we hate, saving what we love.“

Wie würdest Du Dich in zwei Sätzen beschreiben? Also für ESC-Fans, die Dich vor Deiner Bewerbung noch nicht kannten?

Hey, ich bin Patty Gurdy: Patty, das ist mein Spitzname – Gurdy ist der englische Name meines Instrumentes, die Drehleier. Ich mache Celtic Folk Pop auf YouTube und inszeniere dabei die Drehleier so, dass sie sowohl in ihrer ursprünglichen Mittelalter/Folk Musik funktioniert als auch in modernem Dance Pop.

In der ESC-Bubble, aber auch auf TikTok wird Dein Song als einer der Top-Favoriten gefeiert. Wie fühlt sich das an?

Das ist megakrass. Ich finde es so wunderschön, dass man beim ESC-Vorausscheid eine Chance bekommt, auch wenn man unabhängiger Künstler ist. Ich bin auch allen Unterstützern online so dankbar, dass sie das Video so gepusht haben. Das war magisch! Ihr seid die Besten!

Wie kam es zur Entscheidung, mit dem schmissigen „Melodies Of Hope“ ins Rennen zu gehen?

Das Lied bedeutet mir sehr viel. Allerdings habe ich vor Veröffentlichung/Bewerbung noch etwas gezögert, ob ich das jetzt wirklich durchziehen soll, weil ich eigentlich sehr happy mit meiner Karriere und meiner Fan-Community bin. Genau so, wie sie jetzt ist.

Nach einer Woche Bedenkzeit kam eine kleine Stimme in mir auf, die sagte: „Mach‘s nicht für dich, mach‘s für die Menschen, die die Message im Song brauchen“. Das hat mich dann wie ein Motor angetrieben und mir meine Mission vor Augen geführt.

Du hast den Song zusammen mit dem erfolgreichen Songwriter und Produzenten Hannes Braun geschrieben. Wie kam die Zusammenarbeit zustande? Kennt Ihr Euch schon lange, wollt Ihr auch weiter Musik zusammen schreiben oder produzieren?

Ich kannte Hannes gar nicht persönlich, war aber auf Produzentensuche für meinen Song. Meine anderen Produzenten waren alle sehr beschäftig mit Albumproduktionen, aber mein Bandkollege Bodenski hatte noch ein Ass im Ärmel. Er hat uns einander vorgestellt und kurz darauf ging ich mit meiner Demo-Idee zu Hannes Braun, der sofort leidenschaftlich an dem Lied weitergebastelt hat. Wir haben dann das Lied bei ihm im Studio innerhalb von einem Tag aufgenommen. Auf das Ergebnis bin ich megastolz. Hannes ist ein super Typ, wir haben viele Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel, dass wir schon seit unserer Kindheit in Bands spielen!

Wann hast Du Dich entschieden, den kreativen Weg als Singer/Songwriter einzuschlagen und was waren die Meilensteine bis heute?

Meine ersten Lieder habe ich geschrieben, als ich noch ein Kind war. Ich habe oft nach der Schule auf dem Nachhauseweg Lieder gesungen, die ich selbst nicht kannte. Ich kann es nicht ausschalten. Es war also weniger eine Entscheidung, vielmehr eine Lebens-Anpassung 🙂

Mein bisher krassester Meilenstein war, dass ich für die AmazonPrime-Serie „Carnival Row“ komponieren und singen durfte. Es gibt sogar eine Szene, in der der Hauptcharakter Orlando Bloom weint, als er mein Lied hört. Mir bleibt jedes Mal der Atem weg, wenn ich mich daran erinnere.

In den frühen Jahre Deiner Karriere hast Du in Bands mitgewirkt, seit 2019 bist Du überwiegend als Solokünstlerin unterwegs. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Ich spiele in Bands, seit ich 10 bin. Und auch wenn ich jetzt als Solo-Künstlerin unterwegs bin, stehe ich immer noch mit einer ganz tollen Live-Band auf der Bühne. Im Schaffensprozess möchte ich mir aber einfach so viel Platz und Möglichkeiten geben, wie ich es eben brauche, um mich komplett musikalisch und künstlerisch auszudrücken.

Wie empfindest Du die Situation und die Chancen für junge Musikerinnen wie Dich in Spotify- und Post-Corona-Zeiten? Kannst Du von Deiner Musik schon komfortabel leben?

Ich lebe von meiner Musik in allererster Art auf eine emotionale Weise. Mir wäre es auch fast egal, woher mein Lebensunterhalt kommt, solange ich Musik machen kann. Es ist ein unfassbares Privileg, dass das Geld aus meiner Musik auch zum Leben reicht. Ich verdanke das einzig und allein meinen Fans, den Gurdians, vor allem auch auf Patreon. Ich hatte bis jetzt keine Produktionsfirma hinter mir, kein Label, keinen Manager. Nur meine standhaften und immer verlässlichen Gurdians.

Du singst Deinen Bewerbungssong in englischer Sprache, hast aber auch deutschsprachige Titel in Deinem Repertoire. Hast Du dabei Präferenzen und könntest Du Dir auch vorstellen, beim ESC mit einem deutschsprachigen Song dabei zu sein?

Ich singe in Englisch aus dem gleichen Grund, aus dem ich seit Beginn meines YouTube-Kanals auch nur Englisch in meinen Videos gesprochen habe. Ich möchte so viele Menschen erreichen, wie es geht. Da die Drehleier im letzten Jahrhundert beinahe ausgestorben war, möchte ich alles tun, damit das nicht noch mal passiert. Sie ist nämlich viel mehr als nur ein Instrument, sie ist eigentlich ein kleines Orchester, das seit dem Mittelalter dafür bekannt ist, mit ihrem Klang Menschen zu verzaubern.

Wie kam es zu dem Namen Patty Gurdy? Aufgrund Deines keltisch-angehauchten Folk-Pops und Deines akzentfreien Englisch haben Dich viele Fans zunächst als irische Interpretin verortet. Ist das Deine Absicht und welche Beziehung hast Du zu Irland?

Das war zu Beginn meiner Karriere nicht beabsichtigt, aber mittlerweile ist es zum Running Gag geworden. Ich glaube, ein großer Teil der Verwirrung liegt an meinem Namen Patty – der die Abkürzung meines (lateinischen) Vornamens Patricia ist – aber oft mit dem Wort Paddy verwechselt wird. Mein Instrument ist auch nicht irisch, sondern tatsächlich typisch deutsch bzw. zentraleuropäisch. Da ich aber in Schottland studiert habe und auch sehr inspiriert von schottischem/irischem Folk bin, nehme ich die Verwechslung gerne als Kompliment.

Was verbindest Du mit dem ESC?

Das erste mal so richtig davon mitbekommen habe ich in meinen jungen Teenie-Zeiten bei Lenas Sieg 2010, wonach der ESC dann auch in meiner Heimatstadt Düsseldorf stattfand. Das war ein Riesenspektakel, wir haben alle vor den Fernsehern geklebt und am nächsten Tag in der Schule kein anderes Gesprächsthema gehabt.

Eins meiner musikalischen Highlights ist die Band Go_A aus der Ukraine mit den Liedern „Solovey“ und „Shum“. Ich liebe die Mischung von Folk-Instrument, Folk-Gesang und ansonsten hemmungslosem Techno. Die Gruppe hat auch einen hohen ästhetischen Anspruch und ist eigentlich super spacy-indie. Ich war positiv überrascht, dass sie es echt zum ESC geschafft haben!

Was sind Deine liebsten ESC-Songs aller Zeiten?

Ältere: „Nocturne“ von Secret Garden

Mittelalte: „Euphoria“ von Loreen, „Sweet People“ von Alyosha und “Fairytale” von Alexander Rybak

Jüngere: „Sentimentai“ von Monika Liu, „Think about Things“ von Daði Freyr, „Shum“ und „Solovey“ von Go_A

Wir hören, dass Du es bereits auf die Shortlist des NDR geschafft hast, also in der engeren Auswahl bist. Steigt Dein Lampenfieber und wie sehen Deine Hoffnungen aus?

Ich bin total aufgeregt und bereite mich vor. Ich hoffe sehr, dass der Jury meine Performance gefällt und ich mit meinem Song in den Vorentscheid komme. Meine Fans wünschen sich das schon seit Jahren, ich möchte alles tun, dass dieser Traum wahr wird.

ESC kompakt dankt für das Exklusiv-Interview und wünscht viel Erfolg der Verwirklichung Deiner Ziele, liebe Patty.


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173 Comments
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escfrust05
escfrust05
1 Jahr zuvor

Mal ne Frage an Benny: Gibts irgendeinen Grund, warum in diesem Faden für Star Wars: Last Jedi geworben wird? Ich sehe da keinen Zusammenhang mit der Künstlerin und der Film ist schon mehrere Jahre alt und läuft schon längst nicht mehr im Kino.

Achim
Achim
1 Jahr zuvor

So, jetzt „weiß“ ich, was der Song statt Elektronik im Hintergrund braucht: Eine Nyckelharpa, wie in Pattys Bad-Habit-Cover. Auf der Bühne dann noch Orr Didi von Scardust am Bass als Verstärkung und es sind genug Effekte. 2024 darf dann Israel Scardust mit Patty als Verstärkung zum ESC senden … 😉
@escfrust05: Ich bin zwar nicht Benny, aber lies (noch?) einmal Pattys Antwort auf die erste Frage, direkt über der Anzeige. Das sollte es beantworten.

Folker
Folker
1 Jahr zuvor
Reply to  Achim

Gefährlich! So wie Orr Didi den Bass bearbeitet, könnte er Patty die Show stehlen. Aber die Scardust-Connection könnte in der Tat mal Punkte aus Israel bringen. Ich habe mir letzten März das gemeinsame Konzert in Tel Aviv im Livestream angesehen, was ein Brett! Ich sehe gerade, es ist immer noch online … https://play2fund.com/event/scardust-with-patty-gurdy/

Der Optimist
Der Optimist
1 Jahr zuvor

Joël Zupan hat gepostet, dass er eine E-Mail mit einer Absage erhalten hat, in der auch steht, dass der Auswahlprozess bereits abgeschlossen ist…Also ist er weder in der TikTok-Abstimmung noch im Vorentscheid dabei.

byJannik
byJannik
1 Jahr zuvor
Reply to  Der Optimist

Oh, vielen Dank für die Info. Das ist aber interessant, das heißt ja eigentlich es sollte in Kürze wirklich Informationen geben.

mauve
mauve
1 Jahr zuvor
Reply to  Der Optimist

Oha. Interessante Info. Eigentlich schade, denn ich hätte Zupan im VE gerne dabei gehabt, weil sein Beitrag etwas ESC-iges an sich hatte (wollte aber nicht, dass er gewinnt).
Wenigstens wissen wir, dass tatsächlich, wie du schreibst, die Auswahl stattgefunden hat. Bin mal gespannt …

sunrise40
1 Jahr zuvor

Der NDR scheint sich Zeit zu lassen.Sollte nicht im Januar die TIK TOK Bewerbungen als Abstimmung für das Volk erfolgen oder wurde das gecancelt ?

Der Optimist
Der Optimist
1 Jahr zuvor

Die Story von EES auf Instagram ist verräterisch, EES und Ikke Hüftgold sind wahrscheinlich dabei. Beide sind gerade in Hamburg, bei der Aufzeichnung von wer Weiß den Sowas. Die Kandidaten von Germany 12 Points waren 2022 auch dort. Ikke Hüftgold wäre schon ein Schock-Kandidat, mal sehen…

elkracho
Mitglied
elkracho
1 Jahr zuvor

Da kann man nur mit den Kopf schütteln.
Das der NDR aus Angst vor einer Fanmeute möglicherweise einknickt.

Achim
Achim
1 Jahr zuvor

Naja, zur immer wieder geforderten Vielfalt gehört eben auch, Songs und Teilnehmer zu bekommen, die man selbst vielleicht eher nur schwer ertragen kann. Sollten sie dann auch noch vom Publikum gewählt werden, so nennt sich das Demokratie. Da bliebe dann eben nur noch zu hoffen, dass jemand von Hüftgold in Nullpunkt umbenannt werden muss und man künftig davon verschont bleibt. Erst mal heißt es weiter abzuwarten, was passiert. Nicht jeder, der nach Hamburg fährt, muss deshalb gleich den deutschen ESC-Vorentscheid gewinnen…

mauve
mauve
1 Jahr zuvor

Wenn tatsächlich EES, dessen Song nun wirklich mehr als nur mittelmäßg ist, dabei ist, und Ikke auch (über diesen „Beitrag“ fehlen mir sowieso die Worte), dann Gute Nacht. Das verheißt nichts Gutes. Bedeutet nämlich, dass NDR diese Beiträge (wieder einmal) als besser erachten als manch andere eingereichte. Hoffe, dass diese Schlussfolgerung unsererseits nur verkehrt ist …mir grauts..

ESC1994
ESC1994
1 Jahr zuvor
Reply to  mauve

@mauve

Ich warte bis die Kandidaten enthüllt werden, aber ich habe auch wieder das starke Gefühl dass der NDR es vermasseln wird.

mauve
mauve
1 Jahr zuvor
Reply to  ESC1994

@ESC1994 Das Schlimme ist … obwohl man es weiß, hat man Jahr für Jahr diese DUMME Hoffnung, dass es doch anders kommen könnte. Ich frage mich, wann ich endlich die Dinge realistisch sehen werde …

Beatrice
Beatrice
1 Jahr zuvor

Oh je, auch wenn das erstmal nur Gerüchte sind, hatte ich gehofft, Ikke nicht beim Vorentscheid zu sehen. Letzte Hoffnung besteht, dass „Lied mit gutem Text“ nicht als Teilnehmer gebucht ist, sondern als peinlicher Opener der Show feat. Barbara Schöneberger

Benjamin Hertlein
Admin
1 Jahr zuvor
Reply to  Beatrice

?

Beatrice
Beatrice
1 Jahr zuvor

bezog sich etwas auf die oberen Kommentare und Spekulationen um Ikke beim Vorentscheid.
„Lied mit gutem Text“ ist für mich einfach kein Beitrag, den man als ernsthaften Kandidaten für Liverpool aufstellen sollte. Ich hoffe einfach, dass man sich darauf geeinigt hat, den Auftritt nur als Promo-Auftritt am Anfang der Show / als Intervall-Act zu zeigen. Da passt der Song meiner Meinung nach besser hin und ich sehe schon die Überleitung der Moderation, dass wir beim ESC gute Texte brauchen, damit es dort mit Punkten klappt…

mauve
mauve
1 Jahr zuvor

Also From Fall To Spring haben vor 2 Tagen etwas verräterische Hashtags auf ihrem Insta gepostet, die darauf hinweisen könnten, dass sie beim VE dabei sind. Würde mich wahnsinnig freuen! 🙂

Matze
Matze
1 Jahr zuvor

da der NDR nicht gewinnen will, wird er das auch nicht zu lassen. Außerdem finde ich es so geil, da muss es der NDR blöd finden. derweil hat der Song und die Dame alles was man für den ESC braucht, einen Leiherkasten. Was verbindet man mit Deutschland einen Leiherkasten und mitteralterliche Töne. Gut tanzbar, eingängig, perfekt.

Henry
Henry
1 Jahr zuvor

Der beste Bewerber-Titel seit Jahren. „Melodies of Hope“ hat bei mir sofort geklickt und läuft hier nun in Dauerschleife. Patty Gurdy muss zum ESC. Und bloß nichts verändern bzw. verschlimmbessern. Es braucht (wie hier vorgeschlagen) weder E-Gitarren noch heiße Tänzer*innen.
Den Bewerber-Song von Storm Seeker (die Band. bei der Patty früher Mitglied war) finde ich auch nicht schlecht (auch dort ist eine Hurly-Gurdy/Drehleier dabei), aber „Melodies of Hope“ hat das viel bessere Potential.