Live-Blog Schweden: 1. Vorrunde Melodifestivalen 2022

Janne Danielsson, SVT

Mr. Memory„, „Min kärlek“ und „Att älska dig“ sind Meilensteine des schwedischen Pop-Schlagers und der Geschichte des Melodifestivalen, die Shirley Clamp (Aufmacherbild) unsterblich gemacht haben. Heute Abend startet sie zum siebten Mal bei der schwedischen Vorentscheidung – und selten dürfte das Weiterkommen so schwer gewesen sein wie dieses Mal. Denn die Konkurrenz schläft nicht.

Das zumindest ließ sich an den Snippets der sieben Beiträge der ersten Vorrunde des Mello erkennen. Mittlerweile kann man von jedem Song 60 Sekunden hören und darüber hinaus auch 30 Sekunden des Auftritts sehen. Und auf der Basis muss der Autor wohl seinen Tipp revidieren, dass Cornelia Jakobs eine Runde weiter kommt.

Eric Saade der letztes Jahr im Mello-Finale Tuss unterlegen war und Zweiter wurde, ist heute Abend auch am Start. Auf dem Foto ist er im Interview mit Moderator Oscar Zia zu sehen.

Foto: Annika Berglund, SVT

Während wir uns auf die erste Vorrunde freuen, kommt aus Schweden auch die gute Botschaft, dass drei der sechs Shows aus der Friends Arena übertragen werden – die Aufhebung aller Corona-Maßnahmen macht es möglich. Die ersten drei Vorrunden kommen aber erstmal aus der Avicii-Arena formally known as Globen.

God kväll från Sveriges mest populära vinterställe, Gran Canaria! Gleich geht es los. Bei uns läuft noch das Vorprogramm, das aus dem Globen im Internet verbreitet wird. Im Hintergrund hat man schon gehört und gesehen, dass wirklich Publikum in der Arena ist. Toll, fast wie vor knapp zwei Jahren beim letzten Mello-Finale in der Friends Arena.

Bei Hintergrund werden noch ein paar köttbullar gebraten. Dazu gibt es in Ermangelung von Preiselbeeren Himbeermarmelade. Not macht erfinderisch. Nach dem irischen Finale gestern sind wir aktuell nur zu zweit. Franzi ist bereits wieder in Deutschland. Axel hat aber schon neuen Besuch hier: Adrian-Nicholas. Die kommen im Laufe der Show gleich noch dazu. Zwei Minuten noch.

Im Vorprogramm sind gerade noch Video zu sehen von Mello-Fans. Aber ich hoffe, die schalten gleich um. Und jetzt heißt es auch: NU KÖR VI!

Menschen tragen in einem Einspieler den Sångfågel durch Stockholm. Dann steht Tusse auf einem Podcast und singt „A Million Voices“. Er trägt ein ein schwarzes Sakko mit Lametta-Pompom-Puschelarmen. Zur Brücke kommt Oscar Zia mit auf die Bühne und singt mit Tusse im Duett. Wir haben den Eindruck, dass erstmal doch nur 500 Leute in der Halle sind; die Ränge sind komplett leer. 500 Personen war bisher die Obergrenzen. Zum Abschluss der Nummer ist auch ein ganzer (Kinder-)Chor mit auf der Bühne.

Oscar begrüßt uns und dann kommt das Mello-Intro. Jetzt hat die Saison begonnen. Wir haben Gänsehaut. Und wir meinen Oscar mit seinem Pornobalken vorhin am (geschlossenen) Kiosco 7 am Strand gesehen zu haben. Farah Abadi begrüßt uns aus dem Greenroom. Sie stellt die heutigen Teilnehmer/innen vor. Es werden die Abstimmungsmöglichkeiten vorgestellt. Oscar drückt auf einen roten Knopf und dann geht es los.

Und schon geht es mit den Songs los. Oscar leitet über zu Malou Prytz. Es folgt ein Einspieler, in dem sie genauer vorgestellt wird.

1. Bananas  – Malou Prytz  
Text und Melodie: Alice Gernandt, Jimmy „Joker“ Thörnfeldt,  Joy Deb, Linnea Deb

Malou trägt ein grünes Outfit und ist sehr stark geschminkt. Sie sitzt auf einem Sessel, der wohl noch schnell von IKEA geholt und mit Wörtern bekritzelt worden ist. Auf der Bühne befindet sich auch eine Bandsituation. Auf mich wirkt das Lied leider ziemlich aggro und weniger sympathisch. Der Hintergrund geht auch Bananas. Der Gesang ist gewohnt stark; das Lied weniger. Oh, kurze Klatschfalle. Für mich ist das ein etwas zu wildes Durcheinander.

Wir machen uns eine Flasche Cava auf und geben
6 von 20 Punkten

Farah steht hinter der Bühne und interviewt direkt Malou. Sie ist sehr zufrieden mit dem Auftritt.

2. Som du vill – THEOZ
Text und Melodie: Tobias Lundgren, Axel Schylström, Tim Larsson, Elize Ryd, Jimmy „Joker“ Thörnfeldt

„Ein Schwede wie er im Buche steht“, meint Christoph. Theos beginnt als Schattenspiel und kommt dann direkt nach vorn auf die Bühne. Er trägt ein blau-lila Sportout. Zum Refrain kommen viel Tänzer/innen in ocker dazu. „Ja, das hat was“, höre ich von der Küchenzeile. Und das stimmt. Das Lied hat Schwung. Die Umsetzung mit den beweglichen Bühnenteilen ist gut umgesetzt. Und Theoz kann seine Choreografie. Der Refrain ist zwar etwas zu viel „Som du vill“. In der Brücke gibt es schöne Bodeneffekt.

Dafür gibt es 14 von 20 Punkten.

Oscar meldet sich, dass es technische Probleme mit der App beim Abstimmen gibt. In der ersten Runde zählen die Votings darüber nicht, sondern man muss anrufen. Er nennt sich „Krisen-Oscar“, weil er da improvisieren muss. Ja, das ist eine kleine Herausforderung. Oscar hat den Faden etwas verloren. Aber nun fängt er sich und kündigt Shirley Clamp an. Puh, auf die Situation trinkt er heute sicher ein Extra-Glas Cava trinken. Und zwar mit Recht.

Die Köttbullar sind fertig. Dank an den Chefkoch Christoph.

3. Let there be Angels - Shirley Clamp   
Text und Melodie: Mats Tärnfors, Pelle Nylén, Shirley Clamp, Jakob Skarin

Die Sängerin steht allein auf der schwarzen Bühne. Sie trägt eine Art Kleid-Umhang in Türkis. Shirley singt toll wie immer. Leider sind die Tonfolgen in dem Lied genauso wenig inspiriert wie der Text. Zum zweiten Refrain kommen ein paar schöne Lichteffekt dazu. Und sehe ich eine Windmaschine? Und in der Brücke gibt es tolle visuelle Effekte, wie sich Shirley nach links und rechts lehnt. Dann kommt das Finale des Songs.

11 von 20 Punkten

4. Moving Like That – Omar Rudberg
Text und Melodie: Omar Rudberg, Gustav Blomberg, Amanda Kongshaug, Kristin Marie

Der Beat setzt ein. Die Farben sind lila-schwarz. Stimmlich ist das ziemlich mäßig. Das Outfit ist ziemlich genderfluid. Wir hören spitze Schreie aus dem Publikum im Globen. Zum Refrain wird schön getanzt und die ganze Bühne ist schwarz-weiß. „Das ist aber schon gut“, kommt es vom Sofa, „aber die Stimme ist nicht gut.“  Das Lied kann insgesamt nicht viel, wird durch die Show aber deutlich gepikt. Brück: Die Farbwelt wird grün-lila. Dann wird nochmal getanzt und es Feierabend.

13 von 20 Punkten. Das könnte knapp werden mit dem Finale. Dazu kommt, dass jetzt ja angerufen werden muss, weil die App nicht funktioniert. Können die GenZ-Kinder eigentlich noch mit einem Telefon abstimmen

Eine Frau, deren Namen ich eben verpasst habe, bekommt ein Geschenk von Oscar Zia. Sie ist aus Skåne, so wie Danne auch…

Also, ich muss sagen, dass patatas bravas super mit einer Champinionsauce gut zu den Albondigas passen, die wir hier als Köttbullar vertilgen.

5. Hallabaloo – Danne Stråhed 
Text und Melodie: Danne Stråhed, Fredrik Andersson, Erik Stenhammar

„Das klingt doch wie so ein Kölner Karnevalssong. Und die Bühne sieht auch genauso aus.“ Das stimmt. Das Lied ist Folk-Raggae auf Schonisch (Skanska). Die Melodie geht schon schnell ins Ohr, ist gefällig. Vielleicht sind ja heute doch ein paar Leute in Stimmung, die Band weiter zu bringen. Wir sind positiv angetan. So eine Band-Situation hat auch immer was.

14 von 20 Punkten

6. Hold Me Closer – Cornelia Jakobs 
Text und Melodie: Isa Molin, David Zandén, Cornelia Jakobsdotter

Die Sängerin sitzt auf einem Podest. Sie trägt eine Lametta-Veste über einem Body und singt in ein 70er-Jahre-Mikrophon – mit Kabel! Die Stimme ist ähnlich toll wie bei den Snippets. Zum Refrain ist hinter ihr ein großer grüner Kreis zu sehen. Sie kniet. „So gepresst“, kommt es vom Sofa. Ich bin angetan. Barfuß ist sie auch. War da ein falsche Kamera-Einstellung dabei? Das war ziemlich unscharf. Oder sollte das so? Das Bühnenbild finden wir strange, aber der Song ist gut. Jetzt ist der Kreis rot. „Das ist schon monumental gut“. Ich freue mich, dass ich das bei den Snippets auch schon so wahrgenommen habe. An der Bühnenshow müssen sie arbeiten.

16 von 20 Punkten – das ist unsere Favoritin jetzt.

7. Innocent Love  – Robin Bengtsson  
Text und Melodie: David Lindgren Zacharias, Victor Sjöström, Victor Crone, Viktor Broberg, Sebastian Atas

Stadionlicht zum Auftakt. Robin tragt ein weißes Hemd über schwarzen T-Shirt. Sieht aus wie seine Küche zu Hause aus dem Einspieler. Das hat Stadion-Song-Feeling. Und der Refrain ist mitgröhlfreundlich. Robin läuft etwas über die Bühne. Er hat seine „Band“ dabei, die aus einem Bassisten und einem Schlagzeuger besteht. „Radiofreundlich … sehr gut .. gar nicht gedacht.“ Mit den Leuchtkörpern über der Satellitenbühne macht was her. In der Brücke werden die Zuschauer/innen zum Mitklatschen animiert. Dann legt er sich hin – und steht wieder auf. Für uns der ESC-tauglichster Beitrag. Und das, obwohl Robin nicht viel Charisma hat.

16 von 20 Punkten.

Dann kommt schon der erste Schnelldurchlauf. Christoph sieht sich dabe in seiner Punktevergabe bestätigt.

Herrliches Highlight mit Stand-Up und Gesang. Zia beklagt, dass er als Schone nicht von den Schweden so geliebt wird, wir andere Skåningar. Herrlich umgesetzt zu Sannas ESC-Song.

Und schon ist die erste Abstimmung vorbei. Die sieben Kandidatinnen stehen auf der Bühne. Das ist jetzt neu. Jetzt wird schon der erst Finalist bekanntgegeben. Die meisten Stimmen bis jetzt hatte: Cornelia Jakobs!!!!

Was für ein Durchbruch! Sie geht auf den Boden. Verdient. Die Schweden haben es verstanden. Sie ist stolz. Wir sind begeistert. Toll! Kann eine solche Show besser beginnen als mit so einer Überraschung?! Es ist immer noch alles möglich beim Mello.

Und jetzt geht die Abstimmung in der App wieder. Bei der Ankündigung muss er selbst lachen. Sie haben tanzende Herzen auf der Bühne. Love it. Das ist der neue Moment bei der Bekanntgabe. Das funktioniert gut.

Nach dem Schnelldurchlauf ohne Cornelia sind wir nun wieder im Greenroom. Und Oscar Zia hat seinen Gag zerstört. Das ist herrlich geklappt.

Eric Saade sitzt im Blaulicht am Klavier und singt „Manboy“. Jetzt wird „Popular“ reingemischt und es kommen Tänzer/innen dazu. Er kann seine Tanz-Moves noch. Eric hat kein Hemd unter dem Sakko. Grrr. Weiter geht es mit „Sting“, hatte ich fast vergessen. Dann kommt sicher gleich noch „Every Minute“. Und da ist es. Und jetzt ist Eric Saade auch in die Mello Hall Fame reingewählt worden.

Farah Interview ist Greenroom die verbliebenen Künstler/innen. Dann erklären zwei ältere Puppen, wie sich das Abstimmungssystem beim Melodifestivalen in den Jahrzehnten verändert hat.

Oscar gibt bekannt, wer ins Semifinale einzieht:

Danne Stråhed 

THEOZ

So, na dann ist Omar wohl raus. Und ins Finale kommt:

Robin Bengtsson 

Christoph und ich sind mit unserer Einschätzung und dem Voting der Schweden zufrieden.

Ich frage mich gerade, warum die beiden Finalist/innen nicht die Lieder noch einmal singen dürfen. Trotzdem war die Show (ESC) kompakt.

Alle Lieder haben wir bereits in einem Quickcheck genauer unter die Lupe genommen. Einminütige Audio-Schnipsel der Lieder gibt es hier zu hören; 30-sekündige Eindrücke aus den Proben gibt es hier zu sehen.

Alle Informationen zum diesjährigen Melodifestivalen findet Ihr hier.

Zur Einstimmung auf die diesjährige Mello-Saison haben wir hier eine Playlist mit Songs von allen 28 diesjährigen Teilnehmer/innen.


Das erste Halbfinale des Melodifestivalen 2022 beginnt heute Abend um 20:00 Uhr mitteleuropäischer Zeit und wird hier im Livestream zu sehen sein. Wir bloggen die Show an dieser Stelle live und Ihr habt die Möglichkeit, die Geschehnisse vor, während und nach der Sendung unter diesem Beitrag zu kommentieren.


176 Kommentare

  1. Ich finde das wirklich schockierend, dass Omar mit der Fanbase die er hat ausgeschieden ist. Ich stelle mal die These auf, dass das mit funktionierender App nicht passiert wäre. Auch schade um den Song, den ich mochte. Robin geht aber auch absolut klar.

    • Eigentlich soll es (wenn ich das richtig verstanden habe) eine Punktevergabe im 12er-System nach Altersgruppen geben, und deshalb hat man dafür keine Zeit mehr. Ist heute wohl dem technischen Versagen zum Opfer gefallen.

  2. Auch wenn ich Danne nicht mochte, aber ja wir haben lustig dazu getanzt, ich denke, das war der Grund warum er weiter ist, weil es leicht zum mitsingen war und lustig war, in seiner Art und Weise. Jedoch sehr verdient Theoz und Robin weiter.

  3. Ich kann mich an kein Semi erinnern, was so schlecht war wie heute. Nur „Hold me closer“ war sehr gut. Das dieser Act gewonnen hat ist sicher keine Überraschung….was hätten die Schweden sonst wählen sollen??? Und wer hat diese Moderatoren ausgegraben? Das war gar nix. Immerhin hat Eric Saade für etwas Stimmung gesorgt.

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