The Rasmus aus Finnland im Interview: „Amsterdam fühlt sich ein bisschen an wie Baden-Baden“

Es ist vielleicht DIE Comeback-Geschichte des diesjährigen Eurovision Song Contest: Die finnische Band The Rasmus hatte im Jahr 2003 in Deutschland einen Nummer-1-Hit mit „In the Shadows“, auch das Album „Dead Letters“ stand ganz oben in den Charts. Jetzt ist die Band zurück auf der ganz großen europäischen Bühne, hat den finnischen Vorentscheid UMK spielend gewonnen und nimmt mit „Jezebel“ am ESC 2022 in Turin teil. Was das für die Band bedeutet, darüber haben wir mit The Rasmus beim Pressenachmittag vor Eurovision in Concert in Amsterdam gesprochen.

ESC kompakt: Ihr hattet mit „In the Shadows“ vor fast 20 Jahren einen großen Hit in Deutschland. Welche Erinnerungen habt Ihr an diese Zeit?

Lauri: Da gibt es so viele Erinnerungen. Gerade gestern haben wir darüber gesprochen, als wir hier angekommen sind. Ich habe gesagt – und bitte versteh mich nicht falsch – dass es sich ein bisschen anfühlt, als würde man nach Baden-Baden kommen. Es gibt so viele Bäume, es ist alles grün, vielleicht war es auch einfach die gleiche Jahreszeit – mich hat das jedenfalls an diese Zeit erinnert.

Wir sind sehr viel in Deutschland herumgefahren. Wir waren bei Radiostationen, haben Akustik-Sessions gespielt, waren manchmal zwei Wochen lang in Deutschland unterwegs. Als das Lied in den Charts höher gestiegen ist, das war eine tolle Zeit. Wir hatten wirklich Schmetterlinge im Bauch und haben uns gesagt: „Jetzt passiert es, wir werden riesig!“

Eero: Es hat sich eine Zeit lang so angefühlt, als würden wir in Deutschland wohnen. Wir sind eigentlich jeden Freitag nach Deutschland gekommen und über das Wochenende geblieben.

Lauri (zu Eero): Aber wie ist Dein Deutsch?

Eero (auf Deutsch): Nicht so gut.

Lauri (auf Deutsch): Nicht zusammen! (lacht)

Und jetzt seid Ihr beim ESC. Wie fühlt sich das an und wie ist es Euch die vergangenen zwei Monate ergangen?

Eero: Es fühlt sich neu an.

Lauri: Das ist etwas, das wir noch nie gemacht haben.

Ist es denn auf eine gute Art und Weise neu?

Lauri: Auf jeden Fall gut, einfach anders. Auf dieser Bühne zu sein (er zeigt auf die Bühne, auf der alle Künstler zuvor vorgestellt wurden) mit 28 anderen Acts zur gleichen Zeit. Man fragt sich: „Wie sind wir hier hingekommen?“ Es ist so hektisch, aber es ist so viel Energie hier im Raum. Das mag ich. Die letzten zwei Jahre waren so still, weil wir nichts machen konnten außer zu Hause sitzen und warten, dass wir endlich wieder auf Tour gehen können. Jetzt ist das so ein Energie-Rausch!

Und es ist neu, weil wir jetzt Emilia „Emppu“ dabei haben, die letztes Jahr als neues Mitglied zur Band gestoßen ist. Sie ist eine großartige Gitarristin.

Emppu: Es ist toll, dass wir diese neue Situation jetzt gemeinsam erleben dürfen – eben gerade weil die Band neu zusammengesetzt ist.

Lauri: Es ist großartig, dass wir diese Situation gemeinsam meistern können und zusammen für etwas kämpfen können.

Das klingt danach, als würdet Ihr auch Druck spüren und hättet nicht ausschließlich Spaß.

Eero: Ich würde sagen, dass es spaßiger Druck ist. Klar, es ist ein Wettbewerb und das ist schon etwas Seltsames, wenn Du Kunst machst. Denn Kunst ist eigentlich kein Wettbewerb. Aber es geht darum, Spaß zu haben. Das sollte im Vordergrund stehen. In zweiter Linie kann man dann aber natürlich auch Meinungen und Favoriten haben.

Lauri: Es ist anders, in einem Wettbewerb zu stehen, als wenn Du einfach eine neue Single veröffentlichst. Die Leute bewerten die Veröffentlichung ganz anders – auch Leute, die nicht Deine Fans sind. Sie analysieren jedes Detail ganz genau und schauen, was Du machst. Das haben wir mittlerweile schon bemerkt. Es ist anders, aber eine gute, neue Erfahrung, nachdem wir jetzt schon so lange zusammen sind.

Könnt Ihr bitte nochmal ein bisschen was über Euren Beitrag „Jezebel“ erzählen und darüber, was das Lied für Euch bedeutet?

Lauri: Es geht um eine rebellische Person, die sehr stark und unabhängig und ein Freigeist ist. Hier geht es konkret um ein Mädchen, aber es könnte jeder sein, der oder die sich so fühlt. Wir sind selbst gute Beispiele dafür, „Jezebels“ zu sein: Wie wir unsere Leben bis jetzt gelebt haben, wir wir unsere Wege gewählt haben, wie wir Risiken eingegangen sind, um die zu werden, die wir sind. Es ist kein einfacher Weg, wenn man sich entscheidet, Künstler oder Musiker zu sein. Von außen mag das alles einfach aussehen, aber hinter den Kulissen gibt es so viel zu tun, so viele Dinge, über die Du Dir ständig Gedanken machen musst.

Emppu: Der Song hat sehr viel positive Energie, auch wenn es Rockmusik ist. Der Song ist so erhebend und energiegeladen. Gerade deshalb finde ich, dass das Lied gut zum ESC passt.

Lauri: Ich freue mich richtig darauf, heute Abend auf die Bühne zu gehe und den Song rauszurocken. Wir unterscheiden uns ja auch von den meisten der anderen Acts. Auch das finde ich toll. Wir sind hier am richtigen Ort.

Es ist schon bekannt, dass Ihr Euren Auftritt im Vergleich zur Vorentscheidung ein bisschen verändern wollt…

Lauri: Wir wollen den Auftritt nicht nur ein bisschen verändern, er wird komplett anders.

Und was könnt Ihr uns über diese neue Inszenierung schon verraten?

Eero: Wir geben Dir einen kleinen Hinweis… (schaut nach oben zu den schwarzen und gelben Luftballons, die die Band mitgebracht hat).

Emppu: Könnte sein, dass es in diese Richtung geht…

Aki: Das ist aber nur für Dich, verrate es niemandem!

Lauri: Nur für unsere deutschen Fans. (alle lachen)

EiC-Gruppenbild mit The Rasmus und ihren Luftballons

Mehr verratet Ihr dann wohl noch nicht?

Aki: Wir vertrauen für den Auftritt in unsere Band-Energie.

Eero: Wir wollen, dass besser zur Geltung kommt, wir wir miteinander verbunden sind und miteinander interagieren. Es soll rüberkommen, wie wir uns fühlen und was auf der Bühne zwischen uns passiert.

Lauri: Dieses Gefühl lieben wir einfach und das soll bei unserem ESC-Auftritt transportiert werden.

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9 Comments
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Matty
2 Jahre zuvor

Schwarze und gelbe Luftballons sind für mich die Erkennungszeichen von Borussia Dortmund und den Zirkus Flic-Flac.

Rainer 1
2 Jahre zuvor

Er vergleicht amsterdam mit baden-baden? Meine co-lieblingsstadt mit der mit abstand langweiligsten stadt deutschlands? Vielleicht wars damals anders in baden-baden.

Hildi
Hildi
2 Jahre zuvor
Reply to  Rainer 1

Sag mal, kennst Du wirklich alle Städte in Deutschland, dass Du Baden Baden die Bezeichnung „mit Abstand langweiligste Stadt Deutschland“ verleihen kannst? Hut ab, tolle Leistung!

Timo1986
Timo1986
2 Jahre zuvor
Reply to  Rainer 1

@ Rainer 1:

Also zumindest Consi wohnt unter anderem in Baden-Baden. Zwischendurch ist er dann auch mal in seiner Zweit-Wohnung in Nürnberg wo er ja ursprünglich herkommt.

Aber ich muss dir insofern recht geben, wenn du dir jede Nacht um die Ohren hauen und feiern gehen willst, dann bist du in Hamburg, Berlin oder wo auch immer besser aufgehoben 🙂

eurovision-berlin
2 Jahre zuvor

Amsterdam erinnert an Baden-Baden… Darauf wäre ich nie gekommen, denn größere Unterschiede kann ich mir gar nicht denken. Aber wahrscheinlich erinnern sie sich an Interviews beim SWR und an Live-Auftritte…

Gaby
Gaby
2 Jahre zuvor

The Rasmus gehört zu meinen Favoriten. Drücke fest die Daumen für eine TOP 10-Platzierung im Finale.🙂

P. S. Baden-Baden habe ich eher spießig und in der Tat auch ein bißchen langweilig in Erinnerung. War zwar leider noch nie in Amsterdam aber die Stadt stelle ich mir schon ziemlich cool vor.

Nilsilaus
Nilsilaus
2 Jahre zuvor
Reply to  Gaby

🇫🇮The Rasmus ist einer meiner drei Favoriten des ESC 2022. Leider werden sie nicht gewinnen, aber ich hoffe auf einer der vordersten Plätze (Top 5). 🇫🇮

Nilsilaus
Nilsilaus
2 Jahre zuvor

Der Vergleich Baden-Baden mit Amsterdam klingt spannend. Die baden-württembergische Stadt ist eher was für die deutsche, teilweise internationale, High Society. Ich war bisher 1x dort. Nun ja, was soll ich sagen. Ich war dort.
In Amsterdam, was von mir rd 2,5 Autostunden entfernt ist, war ich öfter.

Porsteinn
Mitglied
Porsteinn
2 Jahre zuvor

Wahrscheinlich vergleichen sie eher das jeweilige Ereignis im Kontext der Stadt und nicht die Städte an sich.