(Und wieder ein) Letzter Platz für Deutschland beim ESC 2023: Woran lag es dieses Mal?

Foto: Sarah Louise Bennet / EBU

Bereits zehnmal ist Deutschland in der 67-jährigen Geschichte des Eurovision Song Contest auf dem letzten Platz gelandet; das letzte Mal gerade erst am Samstag in Liverpool mit dem Song „Blood & Glitter“ von Lord of the Lost (Aufmacherbild). Ein weiterer letzter Platz und Deutschland hat den bisherigen negativen ESC-Spitzenreiter Norwegen eingeholt. Woran lag es also dieses Mal? Und was kann man machen, um eine weitere rote Laterne zu vermeiden?

Vorab: An der Band Lord of the Lost und ihrem Einsatz in Liverpool lag es nicht – so wie es letztes Jahr auch nicht an Malik Harris lag. Vielmehr gibt es wie immer konjunkturelle und strukturelle Ursachen. Die konjunkturellen sind in diesem Fall mit dem Beitrag „Blood & Glitter“ und seiner Inszenierung verbunden. Darüber hinaus gibt es dauerhafte strukturelle Probleme und strategische Versäumnisse, die sich auf das schlechte Abschneiden auswirken. Der Reihe nach.

Der Song „Blood & Glitter“

Der Titel, der dem letzten Album der Band den Namen gegeben hat und das es auf Platz 1 der Albumcharts brachte, ist mit seinem Crossover aus hartem Metal, poppigen Pre-Chorus und dem Growling von Sänger Chris Harms durchaus für den ESC geeignet. Richtige Hitqualitäten hat der Titel in den (Viral-)Charts bisher aber nicht bewiesen. Auch in der ESC-Bubble, die durchaus Katalysator in Sachen ESC-Trends ist, traf das Lied zwar auf wohlwollende Akzeptanz, kreierte aber keinen Hype wie etwa der österreichische Beitrag „Who The Hell Is Edgar?“

Die Inszenierung: Originalität und Perfektion schlägt Authentizität

Gerade bei Titeln, die keinen Instant-Hit-Appeal haben, ist die Inszenierung umso wichtiger. Bei allem Engagement von Lord of the Lost für den ESC standen sie dem Erfolg mit zwei Entscheidungen bzw. äußeren Umständen im Weg: Sie wollten als Band authentisch bleiben und keine gekünstelten Bewegungen machen. Und sie hatten ohnehin keine Zeit für die Arbeit an der Präsentation, die dafür notwendig gewesen wäre.

Die Folge: Sie präsentierten in Liverpool einen Konzert-Auftritt, keinen Show-Auftritt. Der ESC ist aber Show. In drei Minuten müssen die Zuschauer/innen, die in den allermeisten Fällen noch nichts vom Interpreten gehört haben, emotional gefesselt, visuell und akustisch beeindruckt sowie ganz generell überzeugt werden. Authentizität ist gut, um Fans dauerhaft zu binden. Für den schnellen Effekt muss aber Originalität her – und die muss perfekt präsentiert werden.

Lord of the Lost bieten mit ihrem Glamrock-Erscheinungsbild beste Voraussetzungen. Bei der Präsentation haperte es aber. In Absprache mit dem Choreographen Marvin Dietmann entschied man sich – auch wegen des Zeitmangels durch die Südamerika-Tour – voll auf die Band-Konzert-Variante zu setzen. Während bei den Australiern Voyager jede Kamerafahrt, jeder Blick und jede Bewegung sekundengenau geplant war, gab es bei LOTL viele Totalen. Dabei gab es keine Chance, zu den einzelnen Bandmitglieder eine Beziehung aufzubauen. Außerdem passierte in der zweiten Minute des Auftritts nichts Originelles, so dass viele das Interesse verloren haben dürften. Besondere Effekte wie die LED-Gitarre von Pi wurden nicht gezielt herausgearbeitet etc.

Erstes Fazit: Fehlende Exzellenz in der Nische 

„Alles Eurovision“-Experte Thomas Mohr hat zwei zutreffende Mantras für den Erfolg beim ESC: „Der ESC malt mit dem dicken Pinsel“ (der große Effekt bzw. das Auffällige erwirkt mehr als die angedeutete Geste) und „ein Beitrag muss in seiner Nische exzellent sein.“ Letzteres war „Blood & Glitter“ nicht. Die Band hat zwar mit ihren Outfits mit dem dicken Pinsel gemalt, exzellenter in der Präsentation waren aber die Australier von Voyager. Die Inszenierung war durchdachter, mehr auf den Punkt und nahm die Zuschauer die gesamten drei Minuten lang mit. Und von Käärijä, der zumindest teilweise mit dem Hardrock-Genre flirtete, müssen wir an der Stelle gar nicht reden. Das Bessere (aus Finnland und Australien) ist auch hier der Feind des Guten (aus Deutschland).

Unter diesen Voraussetzungen konnte die ganze Energie, die Lord of the Lost in die Öffentlichkeitsarbeit gesteckt haben, nicht ihre volle Wirkung entfalten. Neben diesen konkreten Punkten gibt es aber noch grundsätzlichere Probleme: die ARD und ihre Strukturen, die ein nachhaltiges Vorankommen Deutschlands beim ESC verhindern.

Die ARD nimmt den ESC nicht ernst

Es ist ein Hohn, wie stiefmütterlich die ARD den Eurovision Song Contest behandelt. Es ist das Unterhaltungsjuwel – sowohl bzw. sogar bei den ganz jungen Zielgruppen. Und was macht die ARD damit? Sie lässt es verwahrlosen. Es wird zu wenig Zeit in die Vorbereitungen gesteckt und letztlich auch zu wenig Geld. Die Vorentscheidung versteckt man freitagabends um 22:20 Uhr. Dabei ist das Kosten-Leistungs-Verhältnis beim ESC so gut wie bei kaum einen anderen Unterhaltungsformat. Aber bevor der WDR oder der Bayerische Rundfunk dem NDR als federführende Anstalt etwas gönnen, lässt man lieber den ESC vor den Baum fahren, indem Sendezeiten blockiert und Entscheidungen herausgezögert werden. Oder schlimmer noch: Originelle oder mutige Ideen werden von ARD-Gremien abgelehnt. Lieber serviert man Haushaltskost und kann auf hohe Reichweiten bei (sehr) alten Zielgruppen verweisen. Der ESC läuft doch auch so, oder?

Durch ihre Strukturen ist die ARD international nicht wettbewerbsfähig

Mini-Staaten wie Estland mit weniger Einwohnern als Hamburg stemmen mit Eesti Laul seit Jahren eine Vorentscheidung, die Deutschland staunen lässt – und holen ein Vielfaches der ESC-Punkte von Deutschland. Nicht in jedem Jahr, aber regelmäßig. Wie das gelingt? Weil hier – wie in vielen anderen Staaten – die Besten des Landes an der Vorentscheidung und der Überarbeitung des Beitrags für den internationalen Wettbewerb arbeiten. Und wenn man die nicht hat, dann kauft man sie ein. (Und nein, Marvin Dietmann ist nicht der beste Choreograph für Showauftritte.)

Der NDR hingegen arbeitet trotz üppigster Budget- und Personalausstattung mit seinem regionalen Erfahrungshorizont am ESC. Quizshow-Macher stemmen den deutschen Vorentscheid für die größte Musikshow der Welt. Beim ESC trifft dann norddeutsche TV-Provinzialität auf ambitionierte Show- und Musik-Profis aus Skandinavien und der ganzen Welt. Finde den Fehler.

Die ARD ist träge und arbeitet nicht strategisch

Nun will der NDR sich wieder einmal der „Diskussion und Überlegung“ stellen, warum der deutsche Beitrag in Liverpool nicht verfangen hat. Wie lange wird das dauern? Wieder bis November wie nach dem Debakel von Malik Harris? Bei der Mehrfachbelastung der deutschen Head of Delegation, die neben dem ESC offenbar noch drei weitere TV-Formate im Jahr stemmen muss, wird es wohl nicht schneller gehen. Und während Deutschland noch diskutiert, exekutieren andere Länder bereits ihren exakten Zeitplan zur nationalen Vorentscheidung 2024. Denn im Gegensatz zu Deutschland gibt es dort langfristige Strategien. So verliert die ARD mit ihrer Trägheit und der fehlenden Planung jetzt schon den Anschluss für den nächsten ESC.

Über das Abschneiden Deutschlands beim ESC in Liverpool haben wir am Sonntag auch in einem ESC kompakt LIVE gesprochen. 


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337 Comments
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Urmel
Urmel
11 Monate zuvor

Trotzdem möchte ich mal wieder ein deutschsprachiges Lied hören.
Außerdem sollte ESC-Kompakt mal eine Umfrage ein ganz Europa machen, warum Deutschland die letzten Jahre so wenig Punkte bekam und was 2018 anders war.

Funi_Cula
Mitglied
11 Monate zuvor
Reply to  Urmel

Da braucht es keine Umfrage, 2018 hatte Deutschland eine gute Inszenierung. In allen anderen Jahren seit der Raab Ära nicht.

Nika
Nika
11 Monate zuvor
Reply to  Funi_Cula

Dem würde ich widersprechen. Michael Schulte hatte einfach das Gesamtpaket, das man benötigt um beim ESC erfolgreich zu sein. Ich weiß noch, dass ich damals zuerst nur die Audio-Version gehört habe und mich der Song sofort total berührt hat, obwohl ich eigentlich Up-Tempo bevorzuge. Ein Song muss meiner Meinung nach Gefühle auslösen – welche ist egal.

trevoristos
Mitglied
trevoristos
11 Monate zuvor
Reply to  Funi_Cula

wollen wir aber ehrlich sein, bis eigentlich ja wenige Tage vor dem ESC Finale sah es bei Michael Schulte jawohl eigentlich recht mau aus. Nur alle paar Schaltjahre passiert es, dass ein zuvor mau laufender Song ‚die Kurve bekommt‘.

Tamara
Mitglied
11 Monate zuvor
Reply to  Funi_Cula

@Nika: nicht ganz. Bei mir hat der Song auch Gefühle ausgelöst, aber die hätten mich garantiert nicht zum Anrufen animiert …

italojeck
italojeck
11 Monate zuvor
Reply to  Urmel

Ein deutsches Lied auf jeden Fall (vorausgesetzt, es ist ein gutes Lied. Dieses Jahr hatte ich mir so sehr Frida Gold gewuenscht….)

Was Schulte angeht…. die Antwort ist einfach. Tolles Lied, fantastische Inszenierung. Super Stimme (oder super geeignet fuer den Song)

Gaby
Gaby
11 Monate zuvor

Dass sich so darüber aufgeregt wird, warum LOTL nicht mit einer deutschen Fahne erscheint… ist mir gar nicht aufgefallen, und ehrlich gesagt, mir auch herzlich egal.
Ganz ehrlich, meinetwegen können sie diesen Fahnenauflauf vor jedem Finale wieder abschaffen, jedes Jahr dasselbe Gedöns…

togravus ceterum
Mitglied
togravus ceterum
11 Monate zuvor
Reply to  Gaby

Ist wie im alten Rom: Einmarsch der Gladiatoren. Passt ja irgendwie auch, weil sich der ESC immer mehr vom Musikwettbewerb hin zu Käseigel und Spiele entwickelt …

Andi
Andi
11 Monate zuvor
Reply to  Gaby

Da stimme ich Dir zu Gaby. Dieser Einmarsch der Nationen ist überflüssig. Und das Pausenprogramm kann man auch um 30 min kürzen. Ich glaube der diesjährige ESC war der längste in seiner Geschichte.

ESC1994
ESC1994
11 Monate zuvor
Reply to  Andi

Ich verstehe allgemein nicht warum die Votingphase immer mehr aufgebläht wird. Wer braucht denn bitte eine ganze Stunde um 20 Mal abzustimmen?? Ich finde 20, maximal 30 Minuten völlig ausreichend.

Nox
Nox
11 Monate zuvor
Reply to  Andi

@ESC1994: Das Voting war 45 Minuten lang geöffnet, immerhin keine Stunde, aber 20-30 Minuten würden mir zur Abstimmung auch reichen. Allerdings fand ich alles in der Votingphase sehenswert und solange sie Zeit sinnvoll füllen können, können die Leitungen ja auch offen sein.

Funi_Cula
Mitglied
11 Monate zuvor
Reply to  Gaby

Immerhin haben sie keine Fahne auf den Boden geworfen, deswegen sind anderswo ja schon ganze Nationen ausgeflippt.
Ich habe kein Verständnis dafür, warum so ein Stück Stoff für einige so wichtig ist.

Nelis
Nelis
11 Monate zuvor
Reply to  Gaby

Sehe ich auch so.
Und das Pausenprogramm finde ich auch sehr nervig.
Über den Unsinn mit den 4 Moderatoren haben wir uns ja schon ausgetauscht 🤭

mauve
mauve
11 Monate zuvor
Reply to  Gaby

Kann dir nur vom tiefsten Herzen zustimmen. Dass so viel Rummel um das Nicht-Tragen der Fahne gemacht wird … Die Band wird ihre Gründe gehabt haben, und um ehrlich zu sein ,mir ist es recht. Ich gehöre auch zu den Menschen, denen die Flaggen herzlich egal ist. (Ich mag es auch nicht sonderlich, wenn bei der Fussballmannschaft die Hymne esunen wird.)

Emma
Emma
11 Monate zuvor
Reply to  Gaby

Leider wurde die Message des Liedes „Blood and Glitter“ von vielen Menschen überhaupt nicht verstanden. Die Botschaft ,daß wir alle gleich sind, kam nicht rüber. Die Deutschlandfahne wurde wegen dieser Botschaft auch beim Eintritt zur Vorstellung, meiner Meinung nach, deswegen nicht getragen. Auch sollte es eine Omage an Mick Rock sein und sein Fotobuch “ Blood and Glitter“ . Chris Harms hat es mit seiner Growlstimme laut mittgeteilt . Es ist für mich ein sehr, sehr gutes Lied. Liebe Grüße an euch alle!

Nelis
Nelis
11 Monate zuvor

Es sollte doch wohl jedem Menschen selbst überlassen sein ob er das Stück Stoff mit sich rumschleppt oder nicht.
Wie kann man sich über so was unwichtiges aufregen?
Das nimmt ja wahre Matty-Ausmaße an bei einigen 🤣🤣🤣

Manfred Härtel
Manfred Härtel
11 Monate zuvor

Eine sehr gute Analyse!

Zu dem Schluss, dass der NDR viel zu wenig tut, um den Künstler „aufzubauen“, bin ich auch schon gekommen. Warum engagiert man hier keine Profis? Eventuell gar Sponsoren? Weil das „böse“ ist? Dass der ESC „nicht kommerziell“ ist, ist doch ein Märchen.

Interessant auch die Analyse des Auftritts. Ja, „irgendwas“ hatte mich da auch gestört, irritiert, ich konnte es aber bislang nicht in Worte fassen. Aber es stimmt schon, das war eher ein Konzert-Auftritt als einer beim ESC. Passend zur Gruppe (deswegen fand ich es wohl auch nicht spontan „falsch“), aber unpassend zum ESC.

Ich denke aber, dass der Hauptgrund schon die mangelnde Unterstützung durch den NDR war. Deswegen hat der Titel auch bei den Buchmachern nicht „abgehoben“ – und da war ja der Auftritt noch gar nicht bekannt – der hat nur alles kaputt gemacht und dafür gesorgt, dass wir wirklich ALLERletzter wurden.

Denn was war denn bei Lena und bei Michael Schulte anders, warum konnten die mit – wenn man mal ehrlich ist – durchschnittlichen Popsongs punkten? Bei Lena musste der NDR nichts tun, das hat Stefan Raab schon getan. Viel Wirbel gemacht und dafür auch Geld in die Hand genommen.

Und bei Michael Schulte musste man nichts tun – der war einfach schon bekannt, durch die sozialen Medien, durch seinen äußerst erfolgreichen Youtube-Kanal, der durch Cover bekannte Songs bekannt wurde. DAS wirkt heute!

Auch das UK schneidet ja meist sehr schlecht ab – außer 2022 mit Sam Ryder – ein Künstler mit einem sehr erfolgreichen Youtube-Kanal, der durch Cover bekannter Songs bekannt wurde. Na so was aber auch. Das könnte mehr als Zufall sein, dass sich die Bilder SO SEHR gleichen.

Thomas2000
Thomas2000
11 Monate zuvor

Erbärmlich, wenn jemand bei einem internationalen Bewerb Deutschland verdreht, und dann die deutsche Fahne verweigert.

Thomas O.
Thomas O.
11 Monate zuvor
Reply to  Thomas2000

Er hat sie nicht verweigert, das war keine Vorgabe

C aus P
Mitglied
C aus P
11 Monate zuvor

Ich denke, viele Deutsche ESC Fans hatten nach dem Vorentscheid doch etwas die „rote LOTL Brille“ auf, dazu schließe ich mich mit ein. Nach den Jahren mit belanglosen Songs und letztes Jahr den Ausschluss von Electric Callboy, was meiner Meinung nach die größte Chance gewesen wäre, dass Deutschland mal wieder vorne hätte mitspielen können, war LOTL für Deutschland DER mutige Titel schlechthin. Jetzt nach dem ESC muss ich mir selbst eingestehen, dass ich dem Song viel zu viel zugetraut habe. Ja, die Jungs sind sympathisch und sie haben es wirklich gut gemacht, das Marketing vorab war auch sehr vorbildlich. Ihnen würde ich hier auch keine Schuld geben. Was allerdings auch etwas suboptimal war, dass sie kurz vorher auf großer Südamerika-Tour waren. Man merkte halt gerade bei der Semi-Final Performance, dass sie dann doch schon ziemlich fertig waren. Der Song an und für sich ist halt auch nichts besonderes, wenn man sich den Takt und die Melodie genau anhört. Die Performance mit dem Gegröhle ins Publikum hätte er lieber lassen sollen, dass sah schon sehr komisch aus. Dann denke ich auch, dass definitiv Finnland den besten rockigen Act dieses Jahr hatte und gleich dahinter Australien. Beide waren für mich auch viel interessanter auf der Bühne anzusehen als unsere Lords. Jetzt kommt auch wieder die Glaskugel, wenn ich jetzt zurück zum Vorentscheid gucke, dann wäre eine Anica Russo oder Frida Gold die beste Wahl gewesen. Die Lords haben halt auch sehr von dem Shitstorm letztes Jahr profitiert. Dann war Startplatz 21 zwar gut, aber direkt nach der Ukraine und Norwegen war das auch sehr ungünstig gewählt. Ich habe mich vorab schon gewundert, wie alle den Startplatz so gefeiert haben. Ich hatte schon so eine Vorahnung, dass wir hinter den beiden Titeln eher unter gehen werden.

Kari-Nordmann
Kari-Nordmann
11 Monate zuvor

Weil hier immer Marvin Dietmann kritisiert wird…hat er nicht auch Australien in diesem Jahr inszeniert? Und dieses staging war ja sehr ansprechend. Da Australien intern gewählt wurde, war hier sicher auch mehr Zeit gegeben. Das hätte hier dann quasi der NDR wieder verbockt.

Weil hier so oft Frida Gold genannt wird… ich kann mir nicht vorstellen, dass Alina das stimmlich wuppen kann! (ich habe die Band per Zufall mehrfach live sehen „müssen“)
Auch Patty Gurdy (so eingängig wie das Lied auch war) könnte so einen ESC stimmlich nicht wuppen. Wir könnten natürlich auch tief in die backing vocals Kiste greifen im nächsten Jahr.

An Chris Harms‘ Stimme gab es m.M.n. nichts zu kritisieren. Kann natürlich sein, dass Mae Mullers und Blankas Stimmchen für Jury-Ohren „kompetenter“ klingen.
Wenn es bei den Bewertungen den Punkt ‚vocal performance‘ für die Jurys gibt und Deutschland dann keine Punkte erhält… naja.
Man muss jetzt kein Fan des Genres sein, aber so viel „Ahnung“/Objektivität sollte vorhanden sein, um zu erkennen, dass die vocal performance von Chris Harms „punktewürdig“ ist.

mauve
mauve
11 Monate zuvor
Reply to  Kari-Nordmann

Kann ich nur zustimmen. An der stimmlichen Qualität von Chris kann es nicht gelegen haben. Selbst sein Growling war top, aber ich denke, dass die Juries leider nicht immer objektiv sind, wenn es sich um einen Beitrag handelt, der nicht in ein Genre fällt, dass ihnen gefällt.

Flo
Flo
11 Monate zuvor

Sehr guter Artikel aus der SZ heute:

Schuld ist auch dieser Sender

Lesezeit: 4 min
Seit 27 Jahren wirtschaftet der NDR den ESC konsequent herunter – und erstarrt jetzt, nach der x-ten Niederlage in gleichgültiger Bräsigkeit. Warum nicht eine Anstalt übernehmen lassen, in der auch mal junge Leute Entscheidungen treffen?

Von Aurelie von Blazekovic

Beim größten internationalen Musikwettbewerb mit 160 Millionen Zuschauern schon wieder Letzter geworden, das kennen wir inzwischen. Die Reaktion am Tag danach auch: Der ESC ist sowieso doof, um Musik geht’s da gar nicht, lächerlich. In dieser Dauerschleife der Selbstbeschwichtigung, die die schwer verletzten deutschen Gefühle kaum verbergen mag, steckt dieses Land seit Jahren. Seit 2015 hat Deutschland beim Eurovision Song Contest vier Mal den letzten Platz, drei Mal den vorletzten Platz belegt, 2018 gab es mal Platz vier. Jetzt also wieder Letzter. „Womöglich ist das wirklich egal“, schreibt der Spiegel in einem seiner mehr als 20 Texte zum diesjährigen Song Contest, und schon diese Zahl straft das Zitat natürlich Lügen. Schluss mit dem Selbstbetrug, der Song Contest ist kein bisschen egal.
Wer sich die Mühe macht, über die Gründe für das Dauerversagen nachzudenken, landet schnell bei der Frage, warum sich die Deutschen mit allem, was locker, lustig und glamourös sein könnte, so schrecklich schwertun. Das ist klischeeverseuchtes Gebiet und kompliziert. Man landet aber auch bei der Frage, wer da seit Jahren in verantwortlicher Rolle so fehlentscheidet. Seit 27 Jahren, das ist die Antwort, ist es der Norddeutsche Rundfunk, der den deutschen ESC in unerschütterlicher Konsequenz herunterwirtschaftet.
„Sehr, sehr enttäuschend und ernüchternd“, heißt es vom NDR
Am Sonntag gab der Sender eine Pressemitteilung heraus, das Platzhalterwort „Überschrift“ als Betreffzeile. „Wir sind mit einem außergewöhnlichen Act gestartet, der überhaupt nicht das Ergebnis erzielt hat, das wir uns gewünscht haben.“ Es sei „sehr, sehr enttäuschend und ernüchternd“, gibt der Chef des ARD-Teams für den Contest beim NDR, Andreas Gerling, zu Protokoll. Und dann ein Versuch der Selbstverteidigung: „Wir hatten im Auswahlverfahren auf die Ausweitung der musikalischen Genres gesetzt.“ Das klingt so technokratisch, dass man Mitleid kriegen könnte, stünde nicht mehr auf dem Spiel als die 473 000 Euro Startgeld in diesem Jahr für Liverpool.
Beim NDR glaubt man offenkundig auch nach einer beispiellosen Serie an Niederlagen noch, man müsse einen Show-Act am Publikum vorbei in Senderetagen zwischen Hydrokulturpflanzen konstruieren, man müsse Genres ausweiten, und welche durchschaubaren Ideen da noch so aufkommen. Unterhaltung am Reißbrett, zuverlässig vorbei am Zeitgeist. Gibt es in diesem Sender niemanden mit einem Gefühl für Show, Unterhaltung, Musik, fürs Mitreißen, Berühren, Erstaunen? Für Melodien und Momente, die wenigstens bis zur Abstimmung in den Köpfen des Publikums bleiben?
Es wirkt vielmehr, als herrsche in Wahrheit heimliche Verachtung für die Show, Konsens darüber, dass das alles irgendwie unter Niveau ist, diese Finnen mit ihrem „Cha Cha Cha“. Egal ob die gewaltig große ESC-Fangemeinde auch hierzulande begeistert ist (zwölf Punkte vergaben auch die deutschen Abstimmenden an Finnland). Nein, der ESC ist nicht egal.
Auch, weil an wenigen Stellen im Unterhaltungsfernsehen Publikum und Senderverantwortliche so eng zusammenkommen wie beim ESC, nirgends sonst zeigt sich so klar, dass man dieses Publikum in Deutschland (das in Europa sowieso) einfach nicht ernst nimmt, seine Ansprüche so konsequent unterschätzt.
In aller Kürze lassen sich folgende Zutaten für einen ESC-Erfolg feststellen: Ein guter, auch außerhalb des Wettbewerbs erfolgreicher Popsong (1974 „Waterloo“ von Abba oder 2012 „Euphoria“ von Loreen), ein charmanter Darbieter (Lena Meyer-Landrut 2010 mit „Satellite“ oder der Norweger Alexander Rybak 2009), eine absurde Note (wie die diesjährigen Finnen oder Stefan Raab 2000 mit „Wadde hadde dudde da?“), ein Auftritt, der die Genre-Gewohnheiten zum jeweiligen Zeitpunkt bricht (2006 die Finnen Lordi mit „Hard Rock Hallelujah“ oder 2021 die italienische Band Måneskin). Oder ein Auftritt, der besonders für den gegenwärtigen weltpolitischen Moment steht, etwa 2022 beim ukrainischen Kalush Orchestra.
Der NDR nimmt den ESC und sein Publikum schlicht nicht ernst genug
Man könnte es aber, wenn man ein wenig an die Menschen glaubt und sie nicht für geschmacklose Idioten hält, viel einfacher sagen: Das Publikum entscheidet sich recht zuverlässig für etwas Aufrichtiges. Das mag dann auch aufrichtiger Schmarrn sein („Guildo hat euch lieb“), oder nur die aufrichtige Freude, dass eine alte Siegerin Jahre später zurückkehrt (wie die schwedische Gewinnerin Loreen in diesem Jahr).
Klar ist der ESC-Erfolg trotzdem schwer zu berechnen. Was aber absolut berechenbar ist: Niemals, wirklich niemals, können Zuschauer und ESC-Jury an den hilflosen Hirngeburten des deutschen NDR der letzten Jahre etwas aufrichtig Geniales, Lustiges, Überraschendes oder Ergreifendes finden. Das ist nicht fair für deutsche ESC-Fans, das ist nicht fair für die Bands, die der NDR auf die Weltbühne stellt und die im Nachhinein so niedergeschlagen aussehen, dass selbst ESC-abgeneigten Deutschen ihre Schadenfreude vergeht.
Das Fürchterlichste an diesen Niederlagen ist das Erstarren des NDR in gleichgültiger Bräsigkeit. Für Krimischwemme, Quizwahnsinn und Vorabendschnulzen haben die Sender das Argument, man müsse laut gesetzlich festgelegtem Programmauftrag das Publikum nicht nur informieren, sondern auch unterhalten. Tatsächlich entspricht wenig diesem Unterhaltungsauftrag der öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland so exakt wie der ESC.
Da versammelt sich Europa für einen Abend vor einer Sendung mit Pyrotechnik, Powerballaden, Dance-Nummern und Freudentränen. Hier müsste die ARD im Unterhaltungsbereich alle Kraft, Energie und Kreativität reinstecken, in diesen großen, identitätsstiftenden, europäischen Wettbewerb.
Bevor der NDR den ESC nun mittlerweile für ein Vierteljahrhundert an sich riss, wechselte der ausrichtende Sender häufiger. Auch Hessischer, Westdeutscher, Mitteldeutscher und Südwestdeutscher Rundfunk waren in den Vorjahren am Zug. Die erfolgreichste Phase hatte der deutsche Song Contest, damals noch Grand Prix, in den Achtzigerjahren beim BR – woran auch der Münchner ESC-Veteran Ralph Siegel als Songkomponist („Dschinghis Khan“, „Ein bisschen Frieden“) seinen Anteil hatte. Ob man es dem BR noch heute zutraut, wäre eine andere Frage.
Der NDR startet jetzt offenkundig erst mal eine Arbeitsgruppe: „Der Diskussion und Überlegung, warum auch dieser Titel beim ESC nicht verfangen hat, müssen und werden wir uns jetzt stellen“, teilt der Sender mit. Drei Vorschläge gefällig für das nächste Jahr in Schweden?
Erstens: Trainerwechsel. Der NDR muss den Wettbewerb so schnell wie möglich abgeben und eine Anstalt übernehmen lassen, in der auch mal junge Leute Entscheidungen treffen, womöglich sogar solche, die den ESC lieben.
Zweitens: Neuer Stürmer. Die antretenden Bands müssen übrigens gar nicht unbekannt sein. Wie wäre es zum Beispiel mal mit Jan Böhmermann? Jemand, der in seinen Shows beweist, dass er vor wirklich keiner Musikrichtung zurückschreckt. Zum ESC hat er eine Nummer geschrieben, die sein Publikum seither innerlich weitersummt, „Allemagne Zero Points“.
Drittens: Neue Professionalität. Jetzt nicht wieder alles weghüsteln und kleinwitzeln. Nur, wenn man den ESC ernst nimmt, von der Band bis zur Senderspitze, vom Planer bis zum Pressemitteilungsschreiber, wird es für die deutschen Teilnehmer und die vielen Fans auch mal wieder etwas zu gewinnen geben.

Funi_Cula
Mitglied
11 Monate zuvor
Reply to  Flo

So gut ist der Kommentar auch nicht, sind einige inhaltliche Fehler drin. Zum Beispiel, dass es das Publikum war, das Lorren gewählt hat. Und ein Senderwechsel jetzt würde auch nichts mehr für Schweden bringen, weil da dann erstmal ein neues Team gebildet werden müsste, und die eigentlich Planung wohl erst in einem halbem Jahr losgehen würde, was bekanntermaßen viel zu spät wäre.

trevoristos
Mitglied
trevoristos
11 Monate zuvor
Reply to  Funi_Cula

wie wann soll denn dann gewechselt werden?

Funi_Cula
Mitglied
11 Monate zuvor
Reply to  Funi_Cula

: Man kann jetzt wechseln, darf dann aber nicht erwarten, dass Deutschland nächstes jahr soviel besser abschneidet. Oder man lässt 2024 noch dem NDR und regelt jetzt schon die Zuständigkeit ab 2025.

Gaby
Gaby
11 Monate zuvor
Reply to  Flo

Was mich jedes Jahr aufs Neue erstaunt: Das ganze Jahr über interessieren sich die Medien kein bisschen für den ESC, auch nicht dann, wenn die Hauptsaison beginnt.
Nur hinterher, wenn Deutschland (wieder mal) hinten gelandet ist, wird geschimpft und lamentiert. Vorher machen sie aber keine Vorschläge….

trevoristos
Mitglied
trevoristos
11 Monate zuvor

Ich hab in der ganzen Vorlaufzeit darauf hingewiesen, dass die Rezeption des deutschen Beitrags international aber auch insbesondere national äusserst unterkühlt ausgefallen war. LOTL war dauerhaft sehr weit hinten, zt sogar extrem weit hinten (Charts). Das wurde vom Tisch gewischt bzw per Schönfärberei zugekleistert. Auch hier.

Fakt ist, dass LOTLs Blood & Glitter trotz 8 Mio TV Zuschauern nicht im Entferntesten an Ikke Hüftgolds aktueller Single vorbeikommen konnte und heute bereits in den Absturzmodus geraten ist.
Soll aber nicht heissen, Ikke Hüftgolds VE Song wäre der mutmaßlich erfolgreichere ESC Beitrag gewesen. War ja auch ein eher lausiger Song, der genau wie B&G vor dem VE ein Fehlschlag war. Es wurden beide Songs dennoch nominiert.
Ganz zu schweigen von den anderen Null Nummern beim deutschen VE.

Ohne schlagkräftige Songs beim VE lässt sich eben kein Staat machen. Natürlich muss man bei der Songauswahl dem NDR Team zahlreiche Fehler vorhalten. Man weiss aber halt nicht, was es für einen Bewerberpool gegeben hat. Es muss ja eine wahrliche Ansammlung von Grausamkeiten gewesen sein.

Die Behauptung das Bewerberfeld beim VE hätte eine hohe Qualität ist Unsinn. Das lässt sich mit rein gar nichts beweisen. Selbst die Behauptung ‚VE 2023 war besser, als im Vorjahr‘ ist natürlich datenbasiert beurteilt unzutreffend.

Hauptausrichtung der Songauswahl muss entweder kundschaftsbasiert sein (Musikkonsumenten) oder der ausgewählte Beitrag muss wirklich äusserst auffallende Eigenschaften beim Song und dem/der Vortragendem/n aufweisen.
Ist Growling auffallend? Ja ist es sicher, aber hat nicht gezogen.
Vor dem VE nicht, nach dem VE nicht, vor dem ESC Finale nicht und nach dem ESC Finale auch nicht.
Ich finde man hört beim dem B&G Song, dass der nicht ziehen kann. In einer kleinen Nische ja, aber nicht in der nötigen Breite.
B&G wurde fehleingeschätzt und das lag auch stark an dem Shirtstorm des Vorjahres, als ohne viel Grundlage behauptet worden war, Electric Callboy hätten beim ESC der grosse Abräumer sein können.

Ja Harms LOTL sind sympathisch. Das wurde ja auch hier dutzende Male in den Vordergrund gestellt. Das war es dann aber auch. Sympathisch und gut geschminkt, Song egal. Wenn das die Kern-Auswahlkriterien wären, gäbe es ja echt viele, die ESC Teilnehmer sein könnten.

Aurelie hat zt auch Recht damit, dass es nicht unbedingt ein bekannter Name sein muss. Es kann auch einem unbekanntem Namen ein großer Wurf gelingen. Das ist allerdings ‚vorher‘ schwer zu erkennen. Und was bekannte Namen beträfe ist mir nicht ganz klar wen sie damit eigentlich meint. ‚Früher mal bekannt‘ sind ja Leute aus anderen Genres, als die, die ‚heute bekannt‘ sind.

Es muss ganz konsequent auf Reichweite in Deutschland (und zwar bei Musikkonsumenten) gesetzt werden, oder eben auf wirklich extrem Ungewöhnliches. Kroatien erzielte in Deutschland Rang 5 und wurde nur von 5 Ländern noch besser bewertet (apropos äusserst ungewöhnlich).

Auf Reichweite setzen heisst auf ‚DeutschRap‘ setzen. Das könnt ihr hier euch schonmal merken. Insbesondere die Boomer ^^

Funi_Cula
Mitglied
11 Monate zuvor
Reply to  trevoristos

Wobei Rap schon 2022 gewonnen hat. Dann wäre man wieder zwei Jahre zu spät zur Party.

J D
Mitglied
J D
11 Monate zuvor
Reply to  trevoristos

„als ohne viel Grundlage behauptet worden war, Electric Callboy hätten beim ESC der grosse Abräumer sein können.“
Großer Abräumer? Wer weiß, aber unter Garantie weitaus besser als ein komplett unauffälliger Harris.
Schon die Reaktion auf das Nichtnominieren war wesentlich intensiver als alles, was der NDR jemals zuvor ausgelöst hat, und auch internationaler – das hatte einen guten Grund und dieser Grund war, wie viel Support die Band hatte mit nichts anderem als einem „wir bewerben uns“.

Wie viel Hype ausmacht, hat man ja dieses Jahr z.B. an Norwegen gesehen.
Seien wir ehrlich, gesanglich war das eher im unteren Drittel des Finales. Ziemlich unbeeindruckend (aber immer noch besser als Poland mit seinem „Bejba… so krejsa“).
Aber der Song (also die Studioversion) ging eben vorher bei den Streamingdiensten richtig durch die Decke. Und entsprechend war dann der Publikumssupport.

Was ging auch durch die Decke? Electric Callboy nach der Bewerbung…

Dirtsa
Dirtsa
11 Monate zuvor
Reply to  J D

In einem Punkt hast du unrecht: EC ist schon ab „HypaHypa“ während der Pandemie durch die Decke gegangen. „We got the Moves“ und „Pump it“ haben das Ihrige dazu getan. Aber geschadet hat ihnen die Aufmerksamkeit durch die Ablehnung natürlich auch nicht. Ihre Tour im Mai (wurde wegen Corana vom Februar auf Mai verschoben) war aber auch vorher schon ausgebucht.
Ich habe zu den Leuten gehört, die letztes Jahr voller Empörung die Petition unterschrieben haben. Ich hätte EC sehr gerne beim ESC gesehen und war überzeugt sie würden mindestens in die Top 10 kommen. Stattdessen war ich dann am Tag des ESC-Finales in Hannover in der SwissLiveHall und habe sie zusammen mit Blind Channel gefeiert. Bisher das beste Gesamtpaket-Konzert meines Lebens!
Allerdings war ich dieses Jahr auch überzeugt, dass LOTL mindestens in die TOP 15 kommen, und da war ich nicht alleine. Also vielleicht hätte es EC auch nicht geschafft!
Meine Theorie ist, dass es durchaus viele Menschen gab, die unseren Beitrag gefeiert haben, aber sie waren zu gleichmäßig auf die Länder verteilt, dass sie nur in wenigen ingesamt in die Top10 gekommen sind, die es braucht um Punkte zu bekommen.
Das Punktesysthem sollte überdacht werden, dass nicht nur die TOP 10 von 26 Punkte bekommen. 26x Platz 11 ist immer noch Letzter nach diesem System.
LOTL reden selber sehr positiv von ihrer ESC-Erfahrung und trotz ihres letzten Platzes (oder auch gerade wegen diesem) haben sie mit Italien zusammen zur Zeit 1.8Mio Aufrufe des Finalauftritts auf Youtube, nur geschlagen von Loreen, Kärijää, Noa und Blanka. Blood and Glitter könnte am Freitag Platz 3 oder besser in den Albumcharts erreichen. Ihre Konzerte sind teilweise ausverkauft, selbst die gerade auf den Markt gekommenen zur 15 jährigen Jubiläum nächstes Jahr sind zu 50% gebucht.
Diesmal hat meiner Meinung nach der NDR nicht viel falsch gemacht, LOTL auch nicht, ich fand sie super. Das einzige, was ich schade fand, war, dass es nicht noch mehr Konzert-Feeling gab, Chris hätte noch mehr rumlaufen können und Pi und Klaas hätte man vielleicht auch noch besser inscenieren können.

Also was kann man besser machen?
1. Die Mecker-Deutschen sollten mal von Chris lernen, wie respektvoller Umgang geht, damit sich auch nächstes Jahr gute Künstler trauen anzutreten.
2. Sehr viel Diversität zulassen und sich mal von den Finnen abgucken, wie sie nach und nach die Kandidaten präsentieren.
3. Mediale Aufmerksamkeit und Unterstützung. Ja, auch ein Pop-Radisender kann ESC-Kandidaten spielen, auch wenn sie nicht POP sind.
4. Besserer Sendeplatz und Werbung zum Vorentscheid.
5. Punktesystem mit größerer Range (vielleicht den Vorschlag bei der EBU machen)

Kari-Nordmann
Kari-Nordmann
11 Monate zuvor
Reply to  trevoristos

Ich bin junger Millenial, kein Boomer, habe jedoch so null Ahnung von deutschem Rap/HipHop! (Ist gar nicht mein Genre)

Was hören die „jungen Leute“ denn da so? Und von wem könntest du dir vorstellen, dass sie es auch live „wuppen“ könnten? Hättest du dann nicht auch Angst, dass es zu sehr Genre-Musik ist?

Der ukrainische Rap bei „Stefania“ war ja sicher auch durch den „normalen“ Gesangspart für die Masse zugänglich…

Gibt es da etwas Vergleichbares in Deutschland…Rapper, der singen kann…einen Sänger in der Band hat?

Ich kenne höchstens noch Deichkind und Dendenmann.

Wäre super interessant, wenn du da ein wenig Infos hättest!Merci!

interniko
11 Monate zuvor
Reply to  Kari-Nordmann

Vielleicht sowas in der Art wie Nina Chuba. Über sowas aus der jungen deutschen Musiklandschaft würde ich mich freuen.

boeserbodo
boeserbodo
11 Monate zuvor
Reply to  Kari-Nordmann

Apache 207 ist live ziemlich gut, Nina Chuba auch, Peter Fox könnte auch funktionieren…ich bezweifle halt nur, dass die Lust auf den ESC haben 😀

groovie86
11 Monate zuvor

Ich glaube, man kann nicht DEN EINEN grund nennen, wieso Deutschland wieder auf dem letzten Platz ist. Ich denke, besonders dieses Jahr gab es viele Umstände, die dazu geführt haben. vorweg: der Vorentscheid und die Vorbereitung müssen deutlich professioneller und besser werden, da stimme ich dem Artikel voll und ganz zu.
Dennoch: LotL haben, find ich, das beste aus ihrer ESC Zeit gemacht. Promo-Auftritte, Social media Videos usw… das war schon deutlich besser, als es noch vor einpaar Jahren war. Wieviel da nun der NDR reingegeben hat und wieviel von der Band selbst kam, darüber kann man wohl diskutieren.
Ich denke aber auch, dass mit Australien einfach eine „gefälligere“ metal-band (so bezeichnen sie sich ja auch) mit deutlich besserer performance/show dabei war. Und Finnland hat einfach ein großes Publikum angesprochen: Die, die schlager wollen. Aber auch die, die ein bisschen härtere Musik mögen – und da gabs sicher viele, die LotL gut fanden, aber dann eben für den Finnen angerufen haben, weil der alles in allem das bessere Gesamtpaket abgeliefert hat. Hätte es Finnland und Australien nicht gegeben – ich glaube schon, dass D dann einpaar mehr Punkte bekommen hätte.

Und anderes Thema: Ich würde mir wünschen, wenn die Buchmacher in den Fan-Medien nicht soviel platz bekommen würden. Man kann sie wohl nicht ganz ausblenden, aber ich finde es sehr schade, dass das jedes Jahr extremer wird – und die gewinner ja eigentlich schon im März ausgerufen werden.

Alki Bernd
11 Monate zuvor

Leider wird Marco in Italien wegen des Zeigens der Regenbogenfahne übelst mit Dreck beworfen :

https://www.ksta.de/panorama/esc-2023-homophobe-beleidigungen-gegen-marco-mengoni-572402

Ich fürchte , es stehen uns so einige Kämpfe bevor… 🙁

italojeck
italojeck
11 Monate zuvor

Vielleicht interessant…. Youtube-Aufrufe fuer die Finale-Performance (nur ueber 1- Mio):

11 Mio = Tattoo
7,7 Mio = Cha Cha Cha
3,8 Mio = Unicorn
2,1 Mio = Queen of Kings
2,1 Mio = Solo
1,8 Mio = Due vite
1,7 Mio. = Blood & Glitter
1,5 Mio = Eaea
1,4 Mio = Evidemment
1,2 Mio = Heart of Steel
1,1 Mio = Mama sc
1 Mio = I wrote a song

elkracho
Mitglied
elkracho
10 Monate zuvor
Reply to  italojeck

Das zeigt ja,das Loreen eine absolut verdiente Gewinnerin ist.
Soll ja Leute geben,die es immer noch anders sehen.

HardcoreStgt
HardcoreStgt
11 Monate zuvor

Der Grund, warum Deutschland in den letzten Jahren so schlecht abgeschnitten hat, läßt sich mit einem Wort erklären: „Mittelmaß“. Zunächst tut sich die Mehrheit der Deutschen (zu der ich mich bewusst NICHT zähle) schwer mit Spass und Leichtigkeit. Alles mit Klasse, Niveau, Stil oder Innovation wird per se abgelehnt. Dies sehen wir doch bereits im Urlaub. In einem internationalen Ambiente sind Deutsche ohne Schwierigkeit zu erkennen. Es ist unter Deutschen geradezu verpönt, sich abends schick zu machen. Der/die Deutsche bevorzug es, selbst zu einem Galadiner in Einheits-Straßenklamotten zu erscheinen. Und schauen wir uns unsere selbsternannten deutschen „Pop-Poeten“ an, so gibt es im deutschen Showbiz offensichtlich die Kleidungs-Regel: Jeans, T-Shirt oder Schlabberhemd, Basecap und Turnschuhe. Wehe, ein(e) deutsche(r) Sänger(in) wagt es, Haute Couture oder zumindest Designerklamotten zu tragen, wird sie/er in den sozialen Medien neidergemacht. Lena kann ein Lied davon singen. Und auch viele Kommentare hier bestätigen dies: Welche negativen Kommentare mußte man über Andrew Lambrou und Remo Forrer ob ihrer Kleidung lesen, obwohl die beiden Jungs phänomenal aussahen, aber nicht der deutschen Vorstellung eines Mannes (Bierbauch, Superhelden-Shirt) entsprachen. Fehlendes Mode- und Ästhetikbewußtsein, mangelnde Kreativität, Verklemmtheit und die Tendenz, die eigene Uniformität und Mittelmäßigkeit in geradezu oberlehrerhafter Weise zum Maßstab aller Dinge zu machen, ist das Wesen der Mehrheit der Deutschen. Und diese eher suboptimale Attitüde wird auch im Ausland wahrgenommen. Die Unart, die Mittelmäßigkeit zum Maßstab aller Dinge zu machen, bestimmt auch seit Jahren die Inszenierungen der Songs in den deutschen Vorentscheiden. In diesem Jahr gab es viel Material, welches sich oberhalb des Mittelmaßes befand; Material mit welchem man hätte arbeiten können. Aber leider machte ein ingesamt schlecht inszenierter Vorentscheid und suboptimal vorbereitete Einzelprformances jegliche Hoffnungen zunichte (zB Melodies of Hope, Concrete Heart). Leider kamen auch LOTL in Liverpool nur mäßig rüber, obwohl der Song und die Leistungen der Gruppe gut waren, jedoch besser in Szene hätten gesetzt werden können. Entsprechend wurde LOTL auch nur mittelmäßig bewertet. Von den Publikumsjuries haben nur 3 LOTL unter die Top 10 gewählt, in Ländern lag LOTL in Bezug auf Anzahl der Anrufe zwischen 11 und 19 (!!). Im Durchschnitt lag Deutschland hinsichtlich der Anrufe auf Platz 15,49. Nur – das hilft wenig: Ab Rang 11 gibt es eben keine Punkte mehr. Und 15,49 bedeutet auch nicht Platz 15 oder 16. Denn wenn auch nur ein Song zB auf einen Wert von 15,40 gekommen ist, fiele LOTL einen Rang weiter nach hinten. Was muss getan werden: Raus aus dem Mittelmaß, sowohl was die Denke der Zuschauer angeht, als auch was die Inszenierung des Vorentscheids und dann den Finalauftritt angeht. Nicht das Ausland ist schuld am schlechten Abschneiden, sondern die deutsche Mittelmäßigkeit.

trackback

[…] Wenn wir Jahr für Jahr analysieren müssen, wieso wir wieder letzter sind und trotzdem keine Lösung finden, insbesondere in einem Jahr in dem wir einen guten Act hatten, läuft etwas verkehrt. […]

Lothar Bauer
10 Monate zuvor

https://youtu.be/GSoy_mJMlMY
Als neutraler ESC Beobachter spricht mich der australische Beitrag in der Sparte Rock/Metal einfach mehr an als LOTL, sei es vom Aufbau des Beitrags, vom musikalischen, der Bühnendarstellung. Für mich Top 3. Leider hat das paneuropäische Publikum das Potenzial beim Televoting nicht erkannt.