Erfolgsrezept Castingshow? Bilanz nach 19 Vorrunden „X Factor Israel“

Das frühzeitige Aus im ESC-Halbfinale ist Anfang des vergangenen Jahrzehnts lange Zeit vorprogrammiert gewesen für Israel. Doch dann kam ja bekanntlich der Erlöser aus Tel Aviv: „Golden Boy“ von Nadav Guedj (der ESC-kompakt-Lesergame-Israel-Sieger 2019) katapultierte die Nation 2015 zurück ins Finale und läutete erfolgreichere Zeiten ein – inklusive Nettas Sieg in Lissabon. Ein analytischer Blick hinter diese Kehrtwende zeigt: es gibt einen ganz bestimmten Grund, warum es Israel wieder in den ESC-Olymp geschafft hat. Aber wie lange bleibt das Land dort?

Lokale Medien und Fans vor Ort scheinen dieses Jahr zum ersten Mal seit langem wieder etwas skeptischer zu sein, bezüglich der bevorstehender israelischen ESC-Teilnahme. Die Castingshow „The Next Star“ hat in den vergangenen sechs Jahren ohne Unterbrechung Kandidaten gefunden, die es ins Finale des ESC schafften. Ein echter Erfolgsgarant also; 2022 fungiert sie dennoch nicht mehr als nationale Vorentscheidung.

Der monatelange Casting-Marathon wird nun also ersetzt durch… einen anderen monatelangen Casting-Marathon! „X Factor Israel“ soll den perfekten Kandidaten für den ESC in Turin finden. Auch ohne Simon Cowell, dem Produzenten des Show-Franchises, der ursprünglich Teil der Jury sein sollte. Stattdessen sitzen lokale Superstars wie Pop-Diva Miriam Mesika oder die in der Mizhari Szene seit Jahrzehnten erfolgreiche Margalit Tzan’ani in der Jury. Getoppt wird das Ganze durch ESC-Siegerin Netta Barzilai (Aufmacherfoto).

Nach ambitionierten 19 (!) Episoden sind die Vorrunden inklusive Zwischenrunde seit Sonntag offiziell abgeschlossen und die Top 33 steht fest. Aber welche Acts sind die vielversprechendsten, um am Ende tatsächlich zu gewinnen? Wir haben es für euch gecheckt.

Neben vielen stimmgewaltigen Newcomern sind auch Kandidaten dabei, die dem israelischen Publikum bereits ein Begriff sind. Eine der wohl Bekanntesten: Sapir Saban. Sie konnte die vierte Staffel von „The Voice of Israel“ gewinnen und hat auch die X-Factor-Juroren bereits in ihren Bann gezogen.

Maya Simantov ist vor allem in der DJ- und House-Szene aktiv. Aber auch für ESC-Diva Dana International hat Maya schon Songs geschrieben. Deren damaligen Gewinnersong „Diva“ hat übrigens Produzent Offer Nissim geschrieben, mit dem Maya wiederum auch gerne mal an Projekten arbeitet und Songs aufnimmt (siehe unten). Würde sie es zum ESC schaffen, würde sich der Kreis sozusagen schließen.

Adi Cohen ist in ihrem Heimatland durch ihren zweiten Platz in der zweiten Staffel von „Khokav nolad“ bekannt geworden. Die Show kann als israelisches Äquivalent zu „Deutschland sucht den Superstar“ gesehen werden. Adi tritt bei X Factor Israel gemeinsam mit Singer-Songwriter Liron Lev an.

Stilistisch ist die israelische Castingshow und zugleich Vorentscheidung definitiv vielfältig: Auch Ido B Zooki, ein bekanntes EDM/Hip-Hop Duo, Shimi Tavori, der seit Jahrzehnten erfolgreich im israelischen Musikbusiness ist und als nationale Legende gilt, sowie Sängerin Linet, die es bereits 1993 zum ESC schaffen wollte, versuchen ihr Glück und wollen zum ESC nach Turin.

Während zudem Shira Atias, besser bekannt als Cousin von Israels 2015-Kandidat Nadav Guedj, immer noch im Rennen ist, haben es etwas speziellere Acts bislang schwer. Die international bekannte Ethno-Reggea-Folklore-Band Anna RF, die bereits durch Europa tourte, hat es nicht über die Casting-Phase heraus geschafft. Genauso erging es Daniel Pruzansky, der als Teil von Kids.il bereits beim Junior ESC Eurovision-Luft schnuppern durfte. Und das hat, laut Meinung einiger Fans in Israel, einen ganz bestimmten Grund.

Denn anders als bei seinem Vorgänger „The Next Star“ konnte das Publikum in der Halle bei „X Factor Israel“ nicht über das Weiterkommen eines Acts mitentscheiden. Alleine das Urteil der Jury nach der Performance hat gezählt. Ähnlich wie bei vielen deutschen Castingshows gilt: Die Mehrheit entscheidet. Mindestens vier der fünf Juroren mussten ihr Go geben, damit es ein Kandidat überhaupt eine Runde weiter schaffte. Genau hier lag wohl oft das Problem: wirklich spezielle Kandidaten polarisierten zu stark, um im Rennen zu bleiben.

Ob das in den kommenden Wochen so bleibt oder doch noch echte Hingucker übrig bleiben, bleibt abzuwarten. In der „Judge Houses“-Runde und den Live-Shows soll nun erstmal weiter aussortiert werden. Im Finale selbst stellen sich die vier besten Acts der Wahl der Zuschauer und auch der ESC-Song wird dann direkt mit ermittelt.

Verfolgst Du die israelische Casting-Vorentscheidung? Wer sticht für Dich aus der Masse heraus?


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6 Comments
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Rainer 1
2 Jahre zuvor

Ist ja von daher schon ein nicht für den esc geeignetes format, weil ja polarisierende songs/sänger meist erfolgversprechend sind.

Gaby
Gaby
2 Jahre zuvor

Puh, diese ganzen Castingshow… also, eine klassische VE (gerne mehrteilig) ist mir lieber.

togravus ceterum
Mitglied
togravus ceterum
2 Jahre zuvor
Reply to  Gaby

👏👏👏

Schlippschlapp71 (Ex-Mariposa)
Schlippschlapp71 (Ex-Mariposa)
2 Jahre zuvor

Ihr sprecht mir aus dem Herzen !

Nilsilaus
Nilsilaus
2 Jahre zuvor

Oje, oje… Das Aufmacherfoto welches Netta Barzilai zeigt. Das ist aber gehörig verfälscht worden. Schlank straffgezogenes Gesicht zum restlichen Körper und drumrum Dunkelheit 😂😂😂 Es gibt andere Methoden als FotoShop. Ich habe 18 kg innerhalb eines Jahres runter ohne FotoFake.

lasse braun
lasse braun
2 Jahre zuvor
Reply to  Nilsilaus

das foto wurde mit sicherheit bearbeitet – der gedanke kam mir auch aber du warst schneller.