
Für Malik Harris, den deutschen Vertreter beim Eurovision Song Contest 2022 in Turin, lief es am Ende nicht wirklich rund. Über ganze sechs Punkte konnte er sich am Ende freuen – alle kamen aus dem Televoting in drei Ländern. Die Jurys hatten ihn nie unter den ersten zehn. Doch Deutschland hatte auch viele Punkte zu verteilen.
Nachdem wir uns schon die Vergabe der Punkte aus Österreich und der Schweiz angeschaut haben, werfen wir nun noch einen Blick darauf, wie die deutsche Jury und die TV-Zuschauer/innen im zweiten Halbfinale und im Finale gewertet haben.
Die Jury
Die deutsche Jury bestand in diesem Jahr aus diesen Mitgliedern:
Christian Brost – Musikredakteur und Radiomoderator
Jess Schöne – Radio- und TV-Moderatorin
MICHELLE – Sängerin und deutsche ESC-Vertreterin 2001
Max Giesinger – Singer/Songwriter
TOKUNBO – Singer/Songwriterin
Ursprünglich sollte die deutsche Vorentscheidteilnehmerin Felicia Lu Mitglied der Jury sein. Da sie bereits zu einem früheren Zeitpunkt ihre favoritisierten Songs veröffentlicht hatte, wurde sie durch Jess Schöne ersetzt.
Die deutschen Punkte im zweiten Halbfinale
Im stimmberechtigten zweiten Halbfinale vergaben die Juror/innen folgende Punkte:
12 Punkte: Nordmazedonien
10 Punkte: Aserbaidschan
8 Punkte: Rumänien
7 Punkte: Schweden
6 Punkte: Australien
5 Punkte: Belgien
4 Punkte: Estland
3 Punkte: Georgien
2 Punkte: Israel
1 Punkt: Finnland
Im stimmberechtigten zweiten Halbfinale vergaben die Zuschauer/innen folgende Punkte:
12 Punkte: Polen
10 Punkte: Serbien
8 Punkte: Schweden
7 Punkte: Finnland
6 Punkte: Tschechien
5 Punkte: Rumänien
4 Punkte: Estland
3 Punkte: Australien
2 Punkte: Israel
1 Punkt: Belgien
Bei ihren Favorit/innen waren sich die deutsche Jury und die Zuschauer/innen nicht wirklich einig. Am ehesten konnten sie sich noch auf die Qualität des schwedischen Beitrags verständigen.
Die deutschen Punkte im Finale
Im Finale vergaben die Juror/innen folgende Punkte:
12 Punkte: Großbritannien
10 Punkte: Ukraine
8 Punkte: Spanien
7 Punkte: Schweden
6 Punkte: Aserbaidschan
5 Punkte: Australien
4 Punkte: Niederlande
3 Punkte: Norwegen
2 Punkte: Schweiz
1 Punkt: Rumänien
Im Finale vergaben die Zuschauer/innen folgende Punkte:
12 Punkte: Ukraine
10 Punkte: Moldau
8 Punkte: Polen
7 Punkte: Serbien
6 Punkte: Großbritannien
5 Punkte: Schweden
4 Punkte: Niederlande
3 Punkte: Italien
2 Punkte: Spanien
1 Punkt: Norwegen
Im Finale waren die deutschen TV-Zuschauer/innen ganz auf der internationalen Linie und gaben ihre 12 Punkte wie die meisten anderen an die Ukraine. Doch auch die deutsche Jury vergab großzügige 10 Punkte. Nur Sam Ryder aus Großbritannien hatte sie noch mehr beeindruckt. Während Moldau, Polen und Serbien auch den Gefallen der Televoter fanden, gingen diese Länder bei der Jury leer aus.
Was sagt Ihr zu den einzelnen deutschen Votingergebnissen?
Über das Ergebnis des Eurovision Song Contest 2022 und die Auffälligkeiten der einzelnen Punktevergaben sprechen wir ausführlich in unserem ESC kompakt LIVE heute um 19 Uhr auf YouTube.
Die 12 an Nordmazedonien sind nen Witz
Ich finde 10 an Azerbaidschindschin und 8 an Rumänien den größeren Witz 😂😂
Was hatten die genommen, das will ich auch 😵💫
Die gesamte Jury-Top 3 im Semi waren doch ein Witz. Weiter entfernt vom Publikumsgeschmack kann man ja nicht sein.
Natürlich gingen die 12 Punkte an Andrea. „Circles“ ist halt nun mal radiotauglich.
Wird aber sicher hier bei uns nie im Radio gespielt.
Die Jury hätte die Punkte an Spanien im Finale besser an Italien vergeben sollen.
Andrea hatte die beste Gesangsleistung im zweiten Semi, die zwölf Punkte für Nordmazedonien sind verdient.
Es war einer der schlechtesten Auftritte im Semifinale mit einem sehr schwachen Song. 12 Punkte dafür sind 12 zuviel. Im deutschen Televoting war sie 15.
Ganz deiner Meinung, Funicula.
Wow, immerhin 3 Punkte von der deutschen Jury an Georgien, hätte ich nicht gedacht.
Bei dem Zuschauer finde ich die Punktevergabe im Finale durchaus erfreulich. 10 Punkte für Moldau und 8 Punkte für Polen finde ich toll und zeigt, dass deutsche ESC-Fans (m/w/d) durchaus gegen den Trend schwimmen können.
Die 3 Punkte für Italien waren wahrscheinlich von den vielen italienischen Gastarbeitern (m/w/d) und deren Kinder (m/w/d) und den wenigen emotionalen Italiener (m/w/d) wie eben mir.
Vielleicht hätte ich in meinem Freundeskreis bezugnehmend auf Mahmood und Blanco einfach noch mehr Überzeugungsarbeit leisten sollen 🙂
LOL! 😀
Aber es ist im Grunde auch egal… Die zwei haben sich nicht gut vorbereitet. Erste Probe ohne Blanco, Bildregie unter aller Sau (ganz ohne spannende Dramaturgie), Stimme nicht kontrolliert usw. usf.
Das ist irgendwie schwer zu erklaeren, aber ich glaube, M&B (und vor allem Blanco) wollten einfach Spass haben.
Als Beispiel – vorgestern Abend, lange E-Roller-Fahrt durch Torino
Ich hatte auch das Gefühl, dass die Beiden auch irgendwie unnahbar waren. Wenn man bedenkt, dass sie der Hype in der Bubble waren, war da nicht wirklich viel die letzte Woche zu sehen. Oder kommt das große Interview mit Benny noch?
@italojeck:
Natürlich ist die Platzierung von M und B egal. Tu mir bitte ein gefallen und nehme insbesondere meinen letzten Absatz nicht ganz so ernst, sondern sehe ihn mit einem gewissen Augenzwinkern.
By the way: Im übrigen ist mir auch egal welchen Schulabschluss Blanco hat. Da hätte ich die Frage vvor ein paart Tagen vielleicht wirklich anders stellen müssen. Ich habe mich eben einfach gewundert, weil Blanco bei den ganzen offiziellen Interviews kein Wort englisch sprach. Denn er ist doch gerade mal erst 19 Jahre, also seine Schulzeit kann jetzt noch nicht allzu lange zurück liegen. Da bin ich eben einfach davon ausgegangen, dass er zumindest ein paar Floskeln und Höflichkeitsphrasen auf englisch beantwortet. Ich gebe zwar unumwunden zu, dass mir bei einem Mann nicht nur das Aussehen wichtig ist, sondern auch eine vernünftige Allgemeinbildung. Aber eine Allgemeinbildung muss ja nicht zwangsläufig aus englischen Sprachkenntnissen bestehen. Ich wollte B jetzt nicht als Volltrottel darstellen.
Zum Schluss noch folgendes: Ich finde ein sechster Platz ist für einen Titelverteidiger übrigens gut. In der ESC-Geschichte stürzen die Titelverteidiger normalerweise tendenziell eher total ab und belegen einen Platz in den hintersten Rängen. Also eigentlich ist der Abend doch ganz gut für M und B gelaufen 🙂
Keine Punkte an Serbien???? Und das gilt nicht nur für die deutsche Jury …
Das fand ich gestern auch haarsträubend und fast schon skandalös. Normalerweise sollten die Jurys derartige künstlerisch wertvolle Juwelen wie Serbien vor dem vermeintlich simpel gestrickten Publikum retten, nicht andersherum. Dafür vergibt die deutsche Jury dann Punkte an den Trash aus Rumänien und beschenkt die lächerlichen Wölfe aus Norwegen gleich mit dreimal mehr Punkten als die Zuschauer.
Eine Jury mit derartiger „Expertise“ sollte man sich tatsächlich lieber schenken.
Ich habe die Juries ja lange für ein notwendiges Korrektiv gehalten, und trotz des oftmals doch recht durchschaubaren Juryfaibles für großartige stimmliche Leistungen und gleichzeitiger Abneigung gegen allzu experimentelles Liedgut (siehe „In corpore sano“ oder noch bezeichnender „Telemoveis“), ist es mir in diesem Jahr völlig schleierhaft, wie eine angebliche deutsche Expert:innenjury diesem handwerklich doch recht bescheidenen Song, diesem unbeholfenen englischsprachigen Gereime und diesem völlig unpassenden Overacting auf der Bühne 12 Punkte verleihen konnte.
Seiht mir alle ok aus, Natrlich hat eine so kleine Gruppe wie die Jury systembedingt immer Ausreißer und im Semi fehlten eben die sicheren Bänke, die es dann im Finale gab. Schön zu sehen, dass zuerst Rumänien unterstützt wurde und man im Finale dann gesehen hat, dass da mit Spanien das Gleiche nur besser gibt.
Ah, ja, um Himmels Willen, acht Punkte im Halbfinale an „Hola mi bebebe …“, da geht’s ja gleich weiter …. naja, was ist von einer Community zu erwarten, die mit Begeisterung das spanische Liedgut von Barden und Poeten wie Marquess zelebriert.
Ich muss mich korrigieren, ich meinte natürlich: Das vermeintlich so wahnsinnig authentische spanische Liedgut von Marquess („Hola mi bebebe“ hätte man sich auf einem späteren Startplatz ja wenigstens schöntrinken können).
Das sind die Punkte von der italienischen Jury….
12 – S10 – De diepte
10 – Amanda Tenfjord – Die together
8 – Rosa Linn – Snap
7 – Jeremie Makiese – Miss you
6 – Sam Ryder – SPACE MAN
5 – Zdob și Zdub and Advahov Brothers – Trenulețul
4 – Konstrakta – In corpore sano
3 – Marius Bear – Boys do cry
2 – Sheldon Riley – Not the same
1 – The Rasmus – Jezebel.
Ich finde es schon interessant…. 12 und 10 Punkte machen schon Sinn (irgenwie konsequent)… der Rest…
Nicht wirklich spendabel an die Mitfavoriten, nur UK bekommt 6 Punkte. Habe mal die anderen rausgesucht.
UK hat an Schweden 12 und Spanien 10 vergeben.
Schweden an Spanien 12 und UK 8
Spanien an Italien 10, Schweden 7 und Uk 3
Nur bei 0-Punkte für die Ukraine war man sich bei allen einig.
Ja… irgendwie peinlich. Das erste fuer Italien, das zweite fuer alle. Das kann kein Zufall sein…
ps: Chanel ist fuer mich ein Sonderfall aber Hold me closer musste schon dabei sein
Eine Jury, die an den nuttigen Auftritt von Spanien so viele Punkte gibt, hat sich in meinen Augen selbst disqualifiziert.
War das nicht genretypisch für Latin Pop?
Was hatte nur die Jury mit Aserbaidschan am Hut? Nordmazedonien war Berechnung, dann hätten wir eine berechtigte Chance auf den vorletzten Platz gehabt. Und wer die Preshow gesehen hat, hat sicher mitbekommen, dass die sog. Jurypräsidentin Michelle, außer ihrer uralten Teilnahme, vom ESC keinen blassen Schimmer hat (siehe Quiz und Mitgesang von ehemaligen Topsongs), ganz im Gegensatz zu Thomas Herrmanns und Max Giesinger.
Ach ja, Giesinger: Was habe ich denn von Musikern, die sich als ESC-Fan bezeichnen aber niemals auf die Idee kämen, selbst teilzunehmen. Echt geschenkt !
Bei Aserbaidschan bin ich regelrecht eingepennt und das passiert mir nur äußerst selten, wenn ESC läuft.
Das mit den Juries hat sich überlebt. Das geht so nicht mehr. Es muss anders gemacht werden. Es ist ja nicht auszuhalten wie die abgestimmt haben. Als geradezu grotesk werte ich die halbfinal 12 der deutschen Jury. Die haben doch nicht mehr alle Tassen im Schrank gehabt. Was Aserbaidschan betrifft kann man schon auf die Idee kommen gesangliche Leistung positiv zu bewerten. Völlig unverständlich ist dass die grossen Länder bzw die Länder die selbst auf den Sieg schielten der Ukraine in die Suppe spucken wollten. Ganz gruselig und furchtbar armselig sowas
Deutsche Zuschauer:
12 Punkte Ukraine
10 Punkte Moldau
8 Punkte Polen.
Also genau die Länder, die entweder im Krieg sind, oder die meisten Flüchtlinge aufgenommen haben.
Wenn diese drei Songs wirklich die drei „besten“ Songs des Abends der Deutschen waren, dann braucht man sich bei dem Geschmack, auch nicht über die immer wieder letzten Plätze wundern.
Ein Punkt für Rumänien von der deutsche Jury ist auch sehr interessant.
Immerhin haben meine SMS für die Niederlande etwas gebracht.
Ganz anderes Thema: ich fand es peinlich, dass Frau Schöneberger bei der Punkeverkündung „Great Britain“ gesagt hat. Das ist nunmal nicht der offizielle Landesname. Das geht nicht. *Ironie*: oder war das ein politisches Statement wegen des neu aufflammenden Streits über das Nordirlandprotokoll…