EBU verkündet neue Regel: Produzenten bekommen mehr Freiheit bei der Startreihenfolge

Die lang angekündigte weitere „große Regeländerung“ der EBU ist heute offiziell präsentiert worden. Diese bezieht sich nicht etwa, wie einige munkelten, auf die Personenzahlbegrenzung auf der Bühne oder die Gewichtung von Jury- und Televoting. Stattdessen wird das jeweilige Produzententeam ab 2024 bei der Startreihenfolge im ESC-Finale mehr Freiheit bekommen.

Zwar wird die Produktion ab diesem Jahr nicht alle Final-Beiträge nach eigenem Willen platzieren dürfen, aber, kurz gesagt, die Hälfte aller Finalsongs. Die Big 5 und die jeweiligen Qualifikant:innen der ESC-Halbfinals werden weiterhin das Recht haben, ihren groben Startplatz für das Finale per Los zu ziehen, aber dabei gibt es ab sofort mehr als nur zwei Optionen.

Weiterhin existieren die Möglichkeien, einen Startplatz in der ersten oder der zweiten Showhälfte des ESC-Finales zu ziehen. Hinzu kommt jedoch auch eine dritte Möglichkeit: die sogenannte Producer’s Choice. Wenn ein Act diese Option zieht, haben die EBU und das Produzententeam die absolute Freiheit bei der Bestimmung der Startposition dieses Acts. Das heißt: bei dieser dritten Option kann der jeweilige Beitrag überall zwischen Startplatz 1 und Startplatz 26 gesetzt werden. In diesem Jahr ist der Startplatz 1 natürlich nicht mehr frei, da Gastgeber Schweden bereits auf diesen gelost wurde.

@eurovision

Sweden’s position in the Grand Final has been decided! #Eurovision2024

♬ original sound – Eurovision

Übrigens: Die Wahrscheinlichkeit, einen Startplatz durch die neue „Producer’s Choice“ zu ziehen, ist relativ hoch. Ganze 13 Startplätze werden so vergeben – die Hälfte der 26 Finalbeiträge also. Die Option, in der ersten Hälfte zu performen, kann sechs Mal ausgelost werden; genau wie die Option, in die zweite Hälfte zu dürfen.

Die Auslosung, bei der die jeweiligen Acts eine der drei Optionen ziehen müssen, findet im Falle der Big 5 (wie gewohnt) an deren letztem Probetag statt; im Falle der Halbfinal-Qualifikant:innen direkt nach deren Halbfinale. Die Live-Auslosung wird exklusiv auf TikTok übertragen.

Unabhängig von der Regeländerung sorgte die Final-Reihenfolge in den vergangenen zwei Jahren bereits bei vielen Fans für Unverständnis. 2023 mussten beispielsweise Blanca Paloma aus Spanien, Loreen aus Schweden und Albina & Familja Kelmendi aus Albanien hintereinander starten (siehe unten). Alle drei Beiträge werden von einer Solo-Frau oder einer Frau, die im Vordergrund steht, gesungen und beinhalten langgezogene Töne. Ähnlich unverständlich war das Hintereinander-Platzieren von Sheldon Reiley, Ochman und Sam Ryder 2022, die stilistisch auch in eine ähnliche Richtung gingen.

Besonders kurios daran: Theoretisch hätte das jeweilige Produktionsteam die Möglichkeit gehabt, diese Beiträge besser aufzusplitten und dadurch auch die Show spannender zu gestalten. Schließlich stand nach den Auslosungen lediglich fest, in welcher Hälfte diese Acts starten müssen. Laut dem diesjährigen ESC-Produzenten Christer Björkmann sei an solchen Fällen, wie oben beschrieben, allerdings die bisherige Vorgehensweise Schuld, also die feste Zuweisung in eine der Starterhälften:

„(…) In früheren Jahren konnte es vorkommen, dass bei der Auslosung der ersten und zweiten Hälfte viele Balladen im selben Teil der Show landeten oder dass viele Favoriten für einen Platz in derselben Hälfte zugelost wurden. Durch das Hinzufügen der Flexibilität von der „Producer’s Choice“ kann man einen noch besseren Fluss an unterschiedlichen Tempos und ein noch spannenderes Finale erzeugen.“

Es bleibt abzuwarten, ob die Final-Reihenfolge 2024 durch dieses neue Prinzip tatsächlich besser durchgemischt erscheint oder sich für die Zusehenden wenig ändert.

Wie klingt die neue Startplatz-Regel für Dich? Verändert die EBU aktuell zu viele Dinge oder gefällt Dir diese Innovation? Lass uns gerne Deine Meinung da.

Über dieses Thema haben wir auch bei ESC kompakt LIVE gesprochen.


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Frank D.
Frank D.
25 Tage zuvor

Vielleicht sollte man eher darauf einwirken, dass man wieder dem Song einen höheren Stellenwert gibt und nicht dem Showeffekt, damit nicht alles gleich klingt und gleich aussieht.

Frank B.
Frank B.
25 Tage zuvor

Ich behaupte jetzt schon, dass Deutschland (bzw. die Big 5) große Profiteure sein dürften.
Die Quotenauswertung von dwdl hat letztes Jahr ja gezeigt, dass nach dem Auftritt von LotL viele Deutsche abgeschaltet haben. Ich behaupte einfach mal, dass ähnliches Verhalten in anderen Ländern auch bekannt ist.

Entsprechend ist es für die Produzenten dann ja auch sinnvoll, die großen Länder mit hoher Zuschauerschaft (also v.a. UK und Deutschland) möglichst in die 2. Hälfte zu stecken, damit die Zuschauer möglichst lange dabei bleiben.

schmabi
Mitglied
schmabi
25 Tage zuvor
Reply to  Frank B.

Ja und nein. Bisher waren späte Startplätze durchschnittlich vorteilhafter. Aber mit dem neuen Televoting schon ab Beginn von Song 1 können eventuell die Votes schon an andere Acts vergeben worden sein. 🤔

miramax09
miramax09
25 Tage zuvor

Ich würde es grundsätzlich besser finden wenn das Gewinnerland des Vorjahres grundsätzlich auf Startplatz 1 gesetzt ist, unabhängig von Genre oder Charakteristik des Songs.

Alle weiteren Beiträge werden in Genre / Charakteristik gegliedert und anschließend werden die zutreffenden Länder einem entsprechenden Genre Pool zugelost. Das würde sicherstellen, dass die Beiträge sich von Song zu Song im Genre bzw. in der Charakteristik unterscheiden und dennoch zufällig aufeinander folgen.

Dass der Startplatz keinerlei Relevanz für das Votingverhalten und somit für das Endergebnis hat, sehe ich zumindest aus statistischer Perspektive für nicht gegeben, weshalb meiner Ansicht nach nur eine zufällig geloste Reihenfolge fair wäre.

Meckie
Meckie
25 Tage zuvor

Problem ist auch, dass die Entscheidung dann fast immer die gleichen Leute treffen. Björkman hat z. B. auch 2017 die Running Order entschieden. Da war der ESC in der Ukraine. Und es ist kein Zufall, dass er 2013 Georgien mit der Running Order geholfen hat, weil sein Ehemann im Background sang. Das Problem ist halt, es sind immer die gleichen Leute, die da mitentscheiden und weil es alles Menschen sind, gibt man halt den bekannten, gut befreundeten Head of Delegation Kollegen die besseren Startplätze usw. Kein Wunder, also dass man dazu, sauer sein könnte, als kleines Land ohne Freunde unter den Head of Delegatios.

Sven
Sven
25 Tage zuvor

Ich verstehe die neue Regelung nicht. Nichts halbes und nichts ganzes. Wo ist da der große Nutzen für die Produzenten?
Entweder kriegen alle ihre Hälfte zugelost, weil es dann für jeden die gleichen Chancen gibt vorne oder hinten zu starten. Oder es werden alle durchgemischt und es gibt wirklich eine dramaturgische Entscheidung.
Jetzt habe ich die eine Hälfte der Länder, die ihre Starthälfte weiß und die andere, die irgendwo hingepackt werden darf. Es hört sich für mich an, als ob da ein bockiges Kind in der Runde saß, was niemanden überzeugen konnte und deshalb rumgestänkert hat, bis es einen schlechten Kompromiss gab.
Und generell verstehe ich den Sinn hinter dem ganz freien platzieren ohne Starthälfte nicht. Im Interview sagten die Produzenten, dass man dann die Favoriten nicht so weit nach vorne packen müsste. Will ich jetzt von 20-26 die Favoriten stapeln und davor ist es so langweilig, dass der Durchschnittszuschauer abschaltet? Damit habe ich dem ganzen auch keinen Gefallen getan.
Dementsprechend: Lasst doch einfach die Reihenfolge wieder auslosen, so fühlt sich keiner benachteiligt und der Show geht es damit auch nicht schlechter.

Milch
Milch
25 Tage zuvor

Eigentlich unfair.
Ich finde, die Plätze sollten ausgelost werden, sonst ist es eine Manipulation des Wettbewerbs.
Da die Sendung auch als Wettbewerb beworben wird, sollte man sich bemühen, fair zu sein.

Vielleicht fällt die Startreihenfolge heute nicht so stark ins Gewicht, weil andere Elemente im Vorfeld für den Gewinn entscheidender sind.

Zu eurem Kompakt Live. Die Großkopferten müssen ja nicht sonderlich viel Ahnung haben, wenn sie sich für einen Verantwortlichen entscheiden, der davon Ahnung hat, ihm Vertrauen schenken und einfach machen lassen.

Raab bekäme das notwendige Prokura, allein entscheiden zu können.
Wahrscheinlich gäbe es ard-intern genügend Leute, die das könnten, da arbeiten zig Leute, warum soll es keinen geben? Haben die das Vertrauen? Können sie sich das Vertrauen erkämpfen? Und stolpern sie über Mechanismen?

Böörti01
Böörti01
24 Tage zuvor

Doofe Idee, der Produzenteneinfluss war bei der bisherigen Hälftenauslosung ausreichend.

Der größte Freund der Fairness ist und bleibt der Zufall. Schade nur, dass es darum nicht (mehr) zu gehen scheint.

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