ESC 2024 in Malmö: Privater Veranstalter startet Verkauf von Partytickets, Fanclub bittet noch um Geduld

Foto: EuroDrama Entertainment Group

EuroClub oder EUROfansCLUB? Wo ist denn da der Unterschied? Auch aktuell sorgen die beiden unterschiedlichen Partyangebote wieder für Verwirrung, spätestens seit die private EuroDrama Entertainment Group diese Woche den Verkauf für Party-Tickets im Umfeld des Eurovision Song Contest 2024 in Malmö gestartet hat – für ihren EUROfansCLUB. Der offizielle schwedische ESC-Fanclub Melodifestivalklubben ist zwar mit der Gastgeberstadt Malmö im Austausch, kann aber noch kein Gegenangebot machen und befürchtet nun einen Nachteil für seinen geplanten EuroClub. Die internationalen DJs, die in Liverpool im EUROfansCLUB aufgelegt haben, haben derweil schlechte Erfahrungen mit dem privaten Veranstalter gemacht: Sie warten immer noch auf die vereinbarte Bezahlung.

Der Eurovision Song Contest ist nicht nur der größte Musikwettbewerb der Welt, er ist auch wirtschaftlich relevant – und das nicht zuletzt für private Unternehmer, die ohne Abhängigkeit von der EBU, dem austragenden Fernsehsender oder den internationalen OGAE-Fanclubs agieren können. So wie die EuroDrama Entertainment Group. Diese veranstaltet seit einigen Jahren in der jeweiligen ESC-Stadt den EUROfansCLUB. Das war gerade in Turin ein Gewinn, wo es keinen großen offiziellen Club zum Feiern gab. In Liverpool war der EUROfansCLUB die kleinere Party-Alternative zum EuroClub des britischen Fanclubs.

Um die Unterschiede zu verstehen, muss man einen Schritt zurückgehen: In den Nuller-Jahren gab es eigentlich immer nur den offiziellen EuroClub, der vom für den ESC verantwortlichen TV-Sender organisiert wurde. Dort trafen sich die Künstler/innen, die Presse und die Fans und feierten gemeinsam. Eine erste Ausnahme war Moskau 2009. Da die Fans mit dem offiziellen EuroClub-Angebot in der Manege nicht zufrieden waren, starteten sie in einem Restaurant fußläufig vom Roten Platz ein EuroCafé, wo nur ESC-Musik gespielt wurde. Diese Unterteilung wiederholte sich dann immer wieder. In Malmö 2013 war der große offizielle EuroClub im Slagthuset untergebracht, das EuroCafé mit zwei Dancefloors im Moriska Paviljongen. Beim ESC 2016 in Stockholm befanden sich beide Eventflächen in einem großen Zelt gegenüber vom Schloss: links der offizielle EuroClub mit begrenztem Zugang, rechts das EuroCafé für alle Fans. Auch beim letzten ESC vor der Pandemie in Tel Aviv gab es den EuroClub im Hangar 11 und das OGAE Euro Café im Haoman.

Foto: EuroDrama Entertainment Group

Nachdem es in Rotterdam Pandemie-bedingt weder das eine noch das andere gegeben hatte, gab es in Turin gleich zehn EuroClubs. Das waren aber Cafés, Restaurants und Geschäfte und das Angebot überhaupt nicht vergleichbar mit früheren EuroClubs. Die Fans wollten aber einen Ort zum Feiern mit 100% ESC-Musik. Dies erfüllte der neue, private EUROfansCLUB im Hiroshima Mon Amour. Das Modell war offenbar so erfolgreich, dass es dann auch gleich in Liverpool 2023 wiederholt wurde. Als Location dafür war das Fusion im Ausgehviertel gewählt worden (Aufmacherfoto und Foto oben). Hier gab es diverse Auftritte von früheren und aktuellen ESC-Stars. Für die Musik sorgten viele internationale DJs, darunter auch der Autor. Diese warten allerdings bis heute auf ihre Bezahlung durch den Veranstalter.

Trotz der guten Mischung aus Acts und DJs und den zahlreichen Besuchern im EUROfansCLUB war in Liverpool doch der EuroClub im Camp and Furnace the place to be. Der lag zwar nicht so zentral, bot aber zwei riesige Tanzflächen, ebenfalls 100% ESC-Musik von den internationalen ESC-DJs und auch viele Acts. Außerdem gab es hier tagsüber Meet-and-Greets mit den ESC-Teilnehmer/innen. Organisiert wurde der EuroClub nicht von der BBC, sondern vom britischen Fanclub OGAE, dem dafür wirklich großes Lob gebührt.

In Malmö läuft nun auch wieder alles auf eine ähnliche Doppellösung hinaus, denn in dieser Woche hat die EuroDrama Entertainment Group verkündet, für den ESC 2024 gleich zwei EUROfansCLUBS zu etablieren: einen in der Etage in Malmö und einen im Mirror in Kopenhagen, letzterer als Angebot für die Fans, die in der dänischen Hauptstadt wohnen werden. Vom 6. (Malmö) bzw. 7. (Kopenhagen) bis zum 11. Mai wird dort jeden Abend Programm geboten. Ob die bekannten internationalen ESC-DJs dort auflegen werden, wird sich noch zeigen und sicher von der Bezahlung für die Auftritte in Liverpool abhängen. Um die Verwirrung komplett zu machen, vertreibt die EuroDrama Entertainment Group die Tickets für ihre EUROfansCLUBS auf einer Website, unter der man eher den offiziellen EuroClub erwarten würde: euroclub.tv. Auch die dort getätigte Aussage: „The EUROfansCLUB was the biggest after show party location during the Eurovision Song Contest in Italy and UK“ kann zumindest für Liverpool hinterfragt werden.

Der schwedische Fanclub Melodifestivalklubben, der in Malmö den offiziellen EuroClub organisiert, ist durch die frühe Bekanntgabe der EuroDrama Entertainment Group etwas ins Hintertreffen geraten. Der Präsident des Clubs hat in einem Schreiben an die anderen OGAE-Clubs, das ESC kompakt auszugsweise vorliegt, die ESC-Fans gebeten, mit dem Erwerb von Partytickets für ihre Zeit in Malmö noch zu warten:

Hallo zusammen. Da das Euro fans café (Anm. d. Red.: Es wird in dem Schreiben nicht EUROfansCLUB genannt) eine Party-Location für ihre Veranstaltung ins Leben gerufen hat, möchte ich nur einen kurzen Bericht über den Euroclub geben. Es wird einen Euroclub geben und die OGAE-Fans werden bevorzugt behandelt. Die Stadt Malmö ist sehr entgegenkommend und sie sind jetzt in den abschließenden Verhandlungen. Ich habe die Dringlichkeit betont, die Fans benachrichtigen zu können. Also haltet euch noch ein wenig zurück und kauft keine Karten für das Euro fans café.

Sobald weitere Infos zum offiziellen EuroClub in Malmö vorliegen und klar ist, wie dafür Tickets erworben werden können, werden wir Euch natürlich darüber informieren.

Welche Erfahrungen hast Du in den letzten beiden Jahren mit dem offiziellen EuroClub und dem EUROfansCLUB gemacht? Wie findest Du die Idee mit zwei Veranstaltungsorten – einem in Malmö und einem in Kopenhagen? Und für welche Location wirst Du Karten kaufen, EuroClub, EUROfansCLUB oder beide? Lass uns Deine Meinung gern in den Kommentaren da. 


10 Kommentare

  1. Unser plan wäre eigentlich, die esc woche bei verwandten in kopenhagen zu verbringen und je nach lust und laune veranstaltungen zu besuchen. Aber für jetzt schon irgendwelche tickets zu kaufen ist mir die lage in europa und vor allem in schweden zu unsicher.

    • hm. hab bei der mal durchgehört. Das könnte sogar Nabelschau a la Spanien 2023 werden. Man richtet das Augenmerk anscheinend auf Jurypunkte.

      Wenn es beim Song Richtung ihres grössten Spoti-erfolges PALI gehen würde, das wäre, was Televote betrifft, m.A.n. erfolgversprechend.

      Ginge es Richtung ihrer aktuellen Single ‚Tucutum‘, dann gute Nacht. Das ist ganz schwere Kost. Da müsste richtig viel Jury reinkommen, um das Halbfinale mit Hängen und Würgen zu überstehen.

      Wird sie auf griechisch singen? Sie hat bislang nichts Englischsprachiges veröffentlicht.

      Viele Plays und Hörer hat sie aber in Griechenland. Erstaunlich. Nobody ist sie nicht.

  2. Die trauen sich ja was, schon Tickets für nächstes Jahr zu verkaufen wenn sie noch Schulden bei den DJ´s von diesem Jahr haben. 🙄
    Hoffentlich kommst du noch zu deiner Gage, douze points!
    Solange das nicht geklärt ist würde ich auch als Besucher sehr vorsichtig sein und denen im Voraus kein Geld überweisen…

  3. Gerade läuft bei mir die Punktevergabe von 2007, ein absoluter Tiefpunkt der ESC-Geschichte. Genau solche absolut vorhersehbaren Wertungen der meisten Länder sind der beste Grund dafür, nie wieder auf reines Televoting zu setzen und die Juries eben nicht abzuschaffen. „Molitva“ hätte auch würdevoller gewinnen können, war ja ein schöner Titel.

    Zu Marina Satti: Hervorragende Wahl für Griechenland. Nach all den bewußt auf „international“ getrimmten Acts kehrt man anscheinend dort zu mehr landestypischen Klängen zurück. das kann dem ESC nur gut tun.

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