
Im Mai 2024 wird Schweden zum siebten Mal den Eurovision Song Contest austragen. Bei den letzten ESC in dem Land gab es jeweils Neuerungen, die das Format des Wettbewerbs stark veränderten und auch noch heute prägen. In diesem Zusammenhang gibt es immer wieder den Vorwurf, dass das schwedische Fernsehen SVT den ESC „melodifestivalisiert“. Was könnte uns vor diesem Hintergrund im nächsten Jahr erwarten?
Die Flaggenparade der Teilnehmer/innen zum Beginn des ESC-Finales wurde in diesem Jahr immer wieder von früheren ukrainischen Acts wie Verka Serduchka (Aufmacherbild) aufgelockert und bereichert. Die Flaggenparade selbst ist erst seit dem ESC 2013 in Malmö (wieder) ein fester Bestandteil des ESC-Finales – eingeführt vom schwedischen Fernsehen SVT. Vorher gab’s sie nur 1959, 1960, 1961 und 1963 sowie 1983 in München.
ESC 2013: Flagggenparade
Der ESC vor zehn Jahren hatte aber eine weitere wesentliche Neuerung: Bis zum Vorjahr wurden die Startnummern der Beiträge vollständig dem Zufall überlassen. Seit 2013 wird nur noch der Vorjahressieger exakt einem Startplatz zugelost (in diesem Jahr zusätzlich der abweichende Gastgeber Großbritannien). Die anderen Länder ziehen nur die Starthälften. Anschließend entscheidet die TV-Produktion auf Basis von Umsetzungsmöglichkeiten und Show-Dramaturgie die exakte Reihenfolge.
2016 beim ESC in Stockholm gab es dann eine weitere große Neuerung: Seitdem werden nur noch die Wertungen der Jurys im Finale einzeln vorgetragen. Die Punkte der Zuschauer/innen werden über alle Länder hinweg zusammengefasst veröffentlicht – und zwar so, dass wirklich erst ganz zum Schluss klar ist, wer den ESC gewonnen hat.
In den Jahren, in denen Schweden nicht der Gastgeber war, gab es zuletzt auch Änderungen und Anpassungen; aber sie waren nicht so umfassend. Damit stellt sich die Frage, was wir 2024 erwarten können. Die besten Indizien dafür lassen sich aus Äußerungen von Verantwortlichen ableiten sowie von der schwedischen Vorentscheidung, dem Melodifestivalen.
Ein Problem dabei ist, dass Christer Björkman nicht mehr das verantwortliche Mastermind für den ESC bei SVT ist. Er hat 20 Jahre das Melodifestivalen und die ESCs im Land geprägt. Außerdem war er oft deutlich in seinen Aussagen über notwendige Änderungen. Das fehlt aktuell. Somit bleibt das Melodifestivalen.
Anzahl der Beiträge und Vorrunden
In Bezug darauf hat das schwedische Fernsehen gerade bekanntgegeben, dass es die Anzahl der Lieder pro Vorrunde von sieben auf sechs reduzieren will. Gleichzeitig wird das Semifinal (ehemals Andra Chansen) abgeschafft. Daraus lässt sich wenig für den ESC ableiten. Sechs statt sieben (früher sogar acht) Songs pro Vorrunde schaffen Raum für andere unterhaltende und spannungstreibende Elemente. Dazu ist aber im Moment noch nichts bekannt. Gleichzeitig steht für den ESC 2024 fest, dass es zwei Halbfinale geben wird. Die Teilnehmerzahl speist sich aus den Anmeldungen. Wäre es möglich, dass weniger Beiträge ins Finale kommen? Das würde sich mit der spekulierten Ambition des Senders SVT decken, die Dauer des Finales im Vergleich zum ESC in Liverpool um eine Stunde zu kürzen.
Voting nach Altersgruppen
Ein anderes wesentliches Element ist – wieder einmal – das Voting. Beim Melodifestivalen steht die App, bei der man kostenlos und „mit dem Herzen“ abstimmen kann, im Fokus. Daneben besteht weiterhin die Möglichkeit, klassisch per Telefonanruf zu voten. Die App entspricht durchaus dem Abstimmungsverhalten der jungen Nutzer/innen, die Begeisterung durch häufiges Tipp auf das Handy auszudrücken. Gleichzeitig treibt das die Menge der insgesamt abgegeben Stimmen in die Höhe, so dass trotz sinkender Einschaltquoten weiter Abstimmungsrekorde vermeldet werden können.
Beim ESC wird auch immer mehr mit der offiziellen App im Rahmen des Abstimmungsprozesses experimentiert. Die neue Votinggruppe „Rest of the World“ nutze in Liverpool die App und zahlte für die Stimmabgabe mit der Kreditkarte. Allerdings ist das Verfahren hier bei weitem noch nicht so ausgereift wie beim Melodifestivalen. Dort wird die App nämlich auch genutzt, um das Publikum in verschiedene Altersgruppen zu unterteilen. So soll letztlich verhindert werden, dass votingwütige Gen-Z-ler alle anderen Zuschauer/innen überstimmen. Die Ergebnisse werden entsprechend auch nach den Altersgruppen öffentlich präsentiert.
Für die Umsetzung dieses umfangreichen Systems in allen ESC-Teilnehmerländern ist es vermutlich noch zu früh. Dazu kommt, dass in manchen Ländern – und anders als in Deutschland – die Einnahmen vom Anruf-/SMS-Voting wichtig für die Finanzierung der Show und des Beitrags sind. Ein vollständig kostenloses Abstimmungssystem scheint da unwahrscheinlich. Außerdem gibt es in Zwergstaaten wie San Marino bisweilen die Situation, dass die Anzahl der abgegebenen Stimmen nicht ausreicht, um ein einigermaßen repräsentatives Ergebnis zu erreichen.
Bekanntgabe der Halbfinalergebnisse
Ein anderes Element des Melodifestivalen war in Liverpool bereits geprobt worden: die Aufstellung aller Halbfinalist/innen auf der Bühne zur Bekanntgabe derer, die sich für das Finale qualifiziert haben. Diese Idee wurde offenbar nach der Probe direkt wieder verworfen; es ist aber nicht auszuschließen, das SVT hier einen neuen Anlauf unternimmt. Schließlich funktioniert dieses Element beim Melodifestivalen.
Welche dieser Änderungen bzw. Innovationen kannst Du Dir beim Eurovision Song Contest 2024 in Malmö vorstellen? Welche anderen neuen Elemente hältst Du für möglich bzw. würdest Du Dir wünschen, um den ESC besser zu machen? Lass uns Deine Meinung gern in Kommentaren da.
Ich glaube, es wird keine großartigen Innovationen geben. Das Voting per App wird sicherlich noch weiterentwickelt werden, aber bestimmt nicht so, dass es das Telefonvoting ersetzen wird. Ich würde mir wünschen, dass die Backingvocals vom Band wieder abgeschafft werden bzw. irgendwie eingeschränkt werden. Dieses Jahr war es bei einigen Beiträgen schon extrem mit den Playbacks.
Ich sage ein ganz lautes „Nej tack“ zu all den hier erwähnten möglichen Änderungen.
Und wo wir schon dabei sind: Die oben genannten Änderungen der letzten Jahre können meinetwegen auch gerne samt und sonders wieder rückgängig gemacht werden.
Dem hab ich nichts hinzuzufügen, die Flaggenparade kann aber meinetwegen bleiben, nur nicht als Flaggenparade, sondern als Vorstellung der teilnehmenden Acts.
Nanu, so viel Fortschrittsfeindlichkeit auf einmal? 😉
Nein, Ihr habt natürlich recht! Tut mir leid, dass ich mir als Fan des Grand Prix früherer Jahre (wofür mich ein geschätzter Mitkommentator mal kurzfristig als „reaktionär“ bezeichnete, es dann aber netterweise wieder zurücknahm) diese Bemerkung einfach nicht verkneifen konnte …
Oha, ich hoffe doch, dieser Mitkommentator war nicht ich? Denn in dem Punkt bin, ich wie du ja schon so spitz bemerktest, selbst ausgesprochen reaktionär.
Nicht mal mit der neuen Ergebnisverkündung kann ich mich anfreunden. Ja, die Show bleibt natürlich länger spannend. Aber ich vermisse es, schon während der Spokespersons tiefer ins Ergebnis eintauchen und fachsimpeln zu können. Dafür geht das alles zu schnell, spätestens seit nur noch die 12 Punkte der Jurys verkündet werden. Und allgemein kriegt man mittlerweile nur noch die Top 5 und den letzten Platz mit, alle anderen Ergebnisse muss man hinterher erst nachschlagen.
Meinen Unmut über die Flaggenparade habe ich vor ein paar Wochen ja schon an anderer Stelle kundgetan.
Nein, das wirst nicht Du! Und volle Zustimmung zu Deinem Kommentar!
Es liegt mir fern, eine Prognose über Deinen zukünftigen Werdegang abzulegen, daher nicht „wirst“, sondern „warst“ 🙂
Von mir aus müssten die aufgenommenen backingvocals unbedingt abgeschafft werden. Auch diese stimmverzerrerei sollte weg. Aber leider, so wie ich die ebu kenne, wird sich das ganze eher richtung mini-playback-show entwickeln.
Oh Gott, ja! Das mit den Backing Vocals vom Band ist das größte Übel von allen. Sowas wie Irland dieses Jahr, wo der Sänger selbst während des Refrains nur gelegentlich mal ein Wort gesungen hat, will ich nie, nie wieder sehen.
Die Flaggenparade – nun ja, wenn’s denn sein soll… Finde ich persönlich eher unnötig, aber gab schon wesentlich schlimmere Neuerungen in der Vergangenheit – vor allem mit der willkürlichen Festlegung der Startreihenfolge werde ich mich niemals anfreunden können.
Auch, dass man im Grunde dem Juryvoting mehr Aufmerksamkeit schenkt, und das Publikumsvoting mehr oder weniger „dahingerotzt“ wird, ist mir mehr als nur ein Dorn im Auge.
Hm… okay, wird man leider nicht rückgängig machen, bzw. im Falle der Punkteverkündung die Verhältnisse umdrehen.
Bin auf den ESC 2024 gespannt, und erst einmal völlig unvoreingenommen und wertfrei. Würde es aber begrüßen, wenn man von bahnbrechenden Neuerungen erst einmal Abstand nimmt.
@Gaby
Eben, man kein ein Format auch kaputtreformieren.
Das mit der höheren Aufmerksamkeit für das Juryvoting sehe ich auch so und es nervt. Das Problem: Wenn man zuerst die Zuschauerstimmen einzeln und dann erst die Juryvotes gesammelt durchgeben würde, entstünde noch mehr der Eindruck, dass die Jurys über den Sieg entscheiden. So wie es jetzt ist, sieht es zumindest so aus, dass die Zuschauer das letzte Wort haben.
Da ist sicher was dran… habe mir auch überlegt, dass sie in der Phase, wo die Juryvotes durchgegeben werden, vielleicht die Zuschauerstimmen noch weiter auswerten.
Wie auch immer: Ich finde das jetzige System furchtbar, wüßte aber jetzt keine Lösung des Problems. Wenn ich ehrlich bin, war mir das Votingprozedere von 2006 bis 2015 lieber. Aber na klar, dann wäre die Gefahr der „Nullrunden“ noch größer, da die Jurys dann Acts, die ihnen nicht gefallen, so weit runterwerfen können, dass sie schlussendlich keine Punkte bekommen. Somit wäre das Televoting sozusagen „entwertet“.
Mittlerweile fände ich es sogar besser, wenn nur eine „Instanz“ abstimmen würde. Hatte früher immer gedacht: Okay, wir brauchen die Jurys, die rein nach objektiven Maßstäben wie Gesang, Stimme, Komposition… abstimmt. Habe aber schon den Eindruck, dass sie nicht immer so unabhängig ist, wie es wünschenswert wäre. Auch die ein oder andere Jury vergibt gerne schon mal „Nachbarschaftsgeschenke“. Dann sind fünf Leute einfach zu wenig. Wenn ich mir manch die deutsche Jury anschaue: Bei allem Respekt, aber ich frage mich manchmal, was befähigt die Leute eigentlich, ein anderes Urteil abzugeben wie Du und ich. Bin davon überzeugt, sie wählen auch nach ihrem Geschmack.
Eine demoskopische Befragung von völlig unterschiedlichen Bevölkerungs- und Altersgruppen fände ich hingegen viel sinnvoller und auch repräsentativer. Aber wie das organisatorisch funktionieren soll … keine Ahnung.🤔
Vielleicht wäre hier eine Kompromisslösung denkbar: zuerst folgt das Juryvoting, aber so, wie bis 2018 die Zuschauervotings durchgegeben wurden, also: „last place with 3 points from the jury: Germany“ (nur als Beispiel natürlich :D), dann alle Länder durch bis wir den Jurygewinner haben. Danach kommen wie jetzt die Spokespersons, geben aber von 1-12 das Televote durch.
In meinen Kopf macht es Sinn, aber ich bin kein Showrunner und weiß nicht, ob es dramaturgisch sinnvoll ist.
@ Anja
Deinen Vorschlag finde ich echt richtig, richtig gut! Wenn das Publikum einen anderen Sieger hat als die Juries, bleibt es so sogar noch länger spannend, wenn der Vorsprung des Führenden nach und abgeknabbert wird.
Bei einstimmigen Entscheidungen wie bei Salvador Sobral wäre die Luft diesbezüglich andererseits natürlich sehr früh raus. Man sollte aber auch da bedenken: Der Gewinner macht nur 1/25 oder 1/26 Finalisten aus. Die überwiegende Mehrheit Europas würde natürlich auch weiterhin interessieren, wo denn der „eigene“ Beitrag am Ende landet. In den bereits ausgeschiedenen Ländern sähe das sicherlich anders aus, da sieht die Einschaltquoten beim Finale in den meisten Fällen aber eh mau.
Douze points hat ja schon gut herausgearbeitet, dass die im Artikel angesprochenen Änderungen nicht so wirklich passen.
Möglich sind meiner Meinung nach:
– Abschaffung oder Einschränkung der Backing Vocals vom Band. Müsste aber bald verkündet werden, weil ja in einigen Ländern die Bewerbungsphase schon läuft und mancher Titel ja gar nicht komplett live gesungen werden kann.
– Flaggenparade könnte wegfallen, um Zeit zu sparen
-Greenroom könnte wieder außerhalb der Halle sein, um mehr Zuschauerplätze zu ermöglichen
– Änderung an der Gewichtung der Stimmen. Evtl. bekommt das Juryvoting weniger Gewicht. In dem Zuge könnte es auch Änderungen an der Verkündung der Juryergebnisse geben, die ja weiterhin ein großer Zeitfresser ist.
-Weniger Moderatoren. Bei den letzten beiden Schweden-ESC gab es nur ein bzw. zwei Moderatoren, auch wenn Petra Mede wohl nicht zur Verfügung steht, könnten es hier doch deutlich weniger werden als zuletzt.
Och, steht das schon fest, dass Petra Mede nicht zur Verfügung steht? Sie war für mich der einzige Lichtblick nach dem Sieg von Loreen…
Ich gehe davon aus, weil sie jetzt bei einem anderen Sender unter Vertrag ist.
Hoffe die Backingtracks bleiben Playback, damit moderne Songs nicht benachteiligt sind/ausgeschlossen werden. Gibt viele Klänge und Backgroundstimmen kann man live einfach nicht reproduzieren und hat nichts mit dem Gesangstalent zu tun (5 Backgroundsänger ersetzen auch keinen Chor) 🤷♂️ Aber bin zuversichtlich, dass gerade die Schweden das verstanden haben. Der ESC sollte für jede Art von Musik inklusiv sein, sonst wirds wieder eine reine Schlagerparade.
Bin ja gespannt, ob sich was bei dem Juryverfahren ändert, wenn nicht dieses dann die kommenden Jahre. Da man die Jury ja schon aus den Halbfinalen gestrichen hat und des jetzt so viel Krawall wegen Loreens Sieg gab wäre das ja wünschenswert, wenn da eine Reform käme.
Wenn wir im kommenden Jahr eine ähnlich gute Show-Woche wie in Liverpool bekommen würden, wäre das super. Freuen würde ich mich, wenn es wieder mit zwei Moderatoren reicht und wenn alle Intervall-Acts einen ESC Bezug haben. Formatänderungen genereller Natur erwarte ich nicht. Das Abschaffen der aufgezeichneten Backing-Vocals würde ich hingegen sehr begrüßen – wird aber wohl im Hinblick auf den Geschack der TickTok Jugend nicht umgesetzt….
Warum möchten eigentlich so viele Leute, dass der ESC kürzer wird?
Der ESC läuft nur einmal im Jahr, da kann man sich 4-5 Stunden sich Zeit nehmen. Der ESC ist ja auch hier am Wochenende
Weil Dinge unnötig und künstlich in die Länge gezogen werden. Natürlich möchte ich eine schöne Show, die ich lange genießen kann, aber nach einer gefühlten halben Stunde Eröffnungsauftritt, Flaggenparade und Moderation erst den ersten Beitrag zu hören ist ein bisschen anstrengend. Und dann nochmal zwischen dem letzten Beitrag und der Punktevergabe gefühlte zehn Pausenauftritte und Moderationen. Das kann alles gestrafft werden, ohne die Show zu kurz wirken zu lassen.
Es geht ja nicht darum, dass wir weniger Show haben wollen. Aber wenn die Show stellenweise langatmig wird, dann läuft was falsch. Unter 4 Stunden waren beispielsweise 2021 vollkommen ausreichend.
So wie ich die Schweden kenne, wird es glaube ich eine Erhöhung der Anzahl der Personen auf der Bühne geben. Sowie halt beim Melodifestivalen auch.
Da wäre ich aber jetzt nicht so glücklich drüber
Stimmt, das hatte ich letzten auch mal gedacht – 8 statt 6 Leute. Mehr ist mehr, um Blogchef Benny zu zitieren
Das würde die finanzschwachen Teilnehmerländer, die sich jetzt schon keine teure Stagedesigner*In und keine 5 Backgrondtänzer*Innen leisten können, noch mehr benachteiligen.
Dieses Jahr ging der Kelch (die Teilnehmer vom Halbfinale gemeinsam auf der Bühne und dann wird bekannt gegeben, wer weiter kommt) noch einmal an uns vorbei. Hoffe, das wird auch so bleiben. Es hat sich doch gezeigt dieses Jahr (durch den Shitstorm), dass die Fans diese „Zurschaustellung“ ablehnen. Wenn die EBU das durchwinkt, dann verstehe ich die Welt nicht mehr.
So wie es ist, so ist es gut …so sollte es bleiben (im Bezug auf die Verkündung der Finalisten).
Was die alten Römer schon beschworen: Quaedam mutari non debent.
Ich fände es im Gegenteil schön, wenn man die Nichtqualifizierten besser ins Licht rücken würde, beispielsweise ihnen die Möglichkeit geben zumindest körperlich am Finale teilzunehmen. Im Greenroom gibt es eigentlich immer genug Platz, muss ja nicht die ganze Delegation Platz finden sondern nur die Künstler.
Melodifestivalisierung weiter zu treiben wäre furchtbar, 40 mal dasselbe Lied mit der Cara Mia choreo. Da die Quote in Schweden ja dieses Jahr runter gegangen ist sollten sich die Kollegen bei SVT erst mal darum kümmern. Ansonsten erwarte ich wie immer eine gut produzierte/gescriptete Show aus Schweden.
Ich bin erst seit 2021 beim Thema ESC dabei und habe vielleicht einen etwas anderen Blickwinkel zu den Änderungen. Zunächst Mal zu den bereits durchgeführten aus den letzten Jahren, die oben erwähnt werden:
– Flaggenparade: Ich finde den Einlauf der Künstler ziemlich cool und gab mir beim nachher ansehen der ESC’s zwischen 2013 und 2019 etwas Spannung mit. Allerdings mag ich den steigenden Fokus auf das Land statt dem Song oder dem Künstler nicht. Ich würde mir wünschen, dass die Ansager eher den Song oder die Künstler nennen würden. Das Land kann man i.d.R. am Hintergrund-Design sehr gut erkennen.
– Zulosung der Startplätze: Da finde ich sollte man mehr wieder dem Zufall überlassen. Verständlich, dass man nicht 100 % dem Zufall überlassen möchte, ich denke aber man könnte dennoch eine gute Dramaturgie rein bringen, wenn man die Gruppen kleiner macht als 2 Hälften, z.B. sechs Vierergruppen. Innerhalb dieser kann man dann immer noch sortieren.
– Vorlesen der Punkte: Ich finde das System eigentlich sehr schön so. Es bringt Spannung rein, wenn auch dadruch, dass die meisten Leute eh zu müde sind nach 4 Stunden um zu rechnen, wie viele Punkte fehlen. Ob man dabei die Künstler unbedingt zeigen muss? Naja, nicht unbedingt, allerdings gehen die Künstler i.d.R. damit doch sehr gut um, deshalb oke.
Nun zu den möglichen kommenden Änderungen:
– Weniger Beiträge im Finale: Mein Bauchgefühl sagt einfach Nein, gefällt mir nicht. Objektiv kann ich dazu einfach nichts sagen.
– App und nach Altersgruppen: Generell kann ich eine App als Ergänzung zur Abstimmung nur begrüßen. Sie sollte aber definitiv nicht das Televoting ersetzen, da (wie bereits erwähnt) dies für manche Sender wichtig zur Finanzierung ist. Dementsprechend sollte man definitiv festlegen wie man den Rahmen der Wertung absteckt. Altersgruppen finde ich schwierig. Ich will einerseits auch keine Überflutung von einer Generation, es sollen ja alle begeistert sein. Andererseits frage ich mich wie das die Songauswahl der Länder beeinflussen könnte und aktuell finde ich die Bewegung Richtung Diversität sehr gut.
– Bekanntgabe der Halbfinalergebnisse: Ich denke diese Art und Weise wie man es dieses Jahr schon machen wollte, zieht das Ganze in die Länge und langweilt vielleicht die Zuschauer, welche nicht die Hardcore-ESC-Fans sind. Und die Leute in der ESC-Bubble können sich ja die Pressekonferenz und Social Media der anderen Künstler ansehen. Ich sehe da keine Vorteil von der Methode.
Auch anderswo erwähnte Änderungen:
– Länge des Finales: SVT will meiner Meinung nach zu viel kürzen. Es ist ein „einmal im Jahr“- Event und vielleicht die einzige große Künstlerveranstaltung die vom Interesse und den Einschaltquoten mit den großen Sportereignissen einigermaßen mithalten kann. Das sollte man durchaus ausnutzen und auch viel Sendezeit dafür einplanen. Verständlich, dass man nicht ewig wach bleiben kann, aber 3,5 bis 4 Stunden sollte das Finale eines so großen Ereignisses schon wert sein.
– Playback: Ich bin nicht für die komplette Streichung, da einzelne Playbackelemente durchaus dem Song das I-Tüpfelchen geben kann. Allerdings haben ein paar Acts das Ganze 2023 zu stark ausgenutzt und da wünsche ich mir Regelungen bzgl. zeitlicher Länge, Laustärke und/oder Häufigkeit.
Falls du das hier ALLES gelesen hast, dann Danke für deine Aufmerksamkeit 🙂
Stimme ich dir zu 100% zu
Falls die Halbfinalergebnisse auf der Bühne bekannt gegeben werden, dann wäre ich sehr enttäuscht. Schließlich gibt es trotzdem einen Unterschied zwischen Melodifestivalen und ESC.
Ich kann mich erinnern, dass wir vor ein paar Wochen -zumindest in den Kommentaren- schon mal über das Thema Änderungen beim ESC 2024 diskutiert haben, unter dem Artikel in welchem es darum ging, dass SVT das ESC-Finale womöglich kürzen möchte. Wie dem auch sei, hier nochmals meine Änderungswünsche:
1. Die Flaggenparade am Stück komplett durchziehen, ohne dass diese mehrmals von einem Intervall-Act unterbrochen wird. Finde ich persönlich auch schöner, wenn die Flaggenparade am Stück läuft.
2. Die Abstimmungszeit wieder begrenzen auf 15 Minuten und gerne auch wieder einen Countdown dafür einblenden.
3. keine Greenroom-Pausen während der Teilnehmer-Auftritte, sondern auch diese am Stück durchziehen.
Noch was anderes:
Ich weiß nicht, ob dies hier schon von einigen angesprochen wurde, aber ich kann euch allen die diesjährige Juni-Ausgabe (ich weiß schon wieder 3 Wochen her) vom „ESC Update“ ans Herz legen. Dort ist Frank-Dieter Freiling vom ZDF zu Gast, welcher ja 13 Jahre lang den Vorsitz der Reference Group inne hatte. Ich finde dieses Interview sehr interessant. Dort wird auch über Änderungen am ESC gesprochen u. a. über das Jury-Aus in den Semis.
https://www.ndr.de/ndrblue/Ein-Blick-in-die-Reference-Group-Die-Schaltzentrale-des-ESC,audio1405546.html
Würde mir wünschen, dass die Schweden nächstes Jahr in den Postkarten ein bißchen mehr von ihrem schönen Land zeigen.
Die letzten beiden Male kamen diese ja aus den Heimatländern der Acts. Ist zwar auch ganz nett, aber mir fehlte dann doch etwas der Bezug zum Gastgeber. Muss ja nicht so protzig wie in Aserbaidschan sein, wo man gefühlt auf jeder zweiten Postkarte irgendwelche illuminierten Türme sah. Aber ich denke, die Schweden haben bestimmt sehr schöne Landschaftsmotive.
Mir blieben eigentlich von den Postkarten nur die niedlichen Schmetterlinge aus Malmö in Erinnerung, die waren allerdings schon putzig.
Ja, okay, hat ja nichts mit Neuerungen zu tun, wäre einfach nur ein Wunsch meinerseits.
Die Backgroundstimmen sollten m.E wieder live sein.
Das Auslosen der Startnummern gerne wieder per Los.
Votingzeit reichen auch 10 bis 15 Minuten.
Die einzelnen Acts und die Jurystimmen kommen seit Jahren wie Schlag auf Schlag hintereinander. Hier könnte man ein bisschen mehr Puffer einbauen. Gerne dafür bei den Intervallacts streichen.
Beim Voting könnte ich mir folgende Änderung vorstellen:
Beim alten System bekommen nur die Top10 Punkte. Das System stammt aus einer Zeit, als es wesentlich weniger Teilnehmer gab.
Einerseits will man die magischen 12 Punkte nicht opfern und andererseits, nach den diesjährigen Diskussionen, die Publikumsstimmen stärken. Die Jurys vergeben dann 1 – 12 Punkte (ggf. Werden die 9 und / oder 11 Punkte eingeführt). Und das Publikum vergibt dann Punkte von 1 bis 15, also die Top15. Hier müsste man dann ausrechnen, wie hoch der Anteil der Zuschauerstimmen wäre.
Jury 1-12 = 78 Punkte gesamt, Publikum 1-15 = 120 Punkte gesamt, insgesamt 198 Punkte.
78/198 = 39 %
120/198 = 61 %
Haste das jetzt so hingerechnet, damit Kärijää heuer gewonnen hätte? 😅
Ich habe gemäß der Vorgabe, sprich des Vorschlags von AndiTR gerechnet. Ob Käärijä dann gewonnen hätte, soll ein anderer ausrechnen.
Keine der genannten Änderungen sollte kommen.
Die Aufgenommenen Stimmen können zumindest bei sowas wie Kinderchor bleiben, ansonsten sollte es wieder mehr zur Live Stimme gehen. Sonst muss man damit rechnen das komplett nur nach Aussehen, Tanzmoves, Staginggeld usw. geschaut wird und weniger auf Stimme, weil „Backing hochdrehen, Künstler Minimum“.
Flaggenparade kann gerne bleiben. Ist für mich immer dieses letzte „es geht jetzt wirklich los“
Das Voting mit Kreditkarte gibt es übrigens schon seit Turin, und zwar in Australien.
Neuerungen, die ich mir wünsche: Wiedereinführung des kompletten Livegesanges, Erhöhung der maximalen Personenanzahl auf der „Bühne“ auf min. 8, eine kürzere Laufzeit des Finales. Dieses Jahr haben schon die SF länger gedauert, vom Finale war man das ja schon gewohnt, aber ich bin der Meinung, dass wie früher, ein einzelner Pausenfüller von etwa 15 Minuten reichen sollte.
Hier hat weiter oben jemand geschrieben, dass das Juryvoting zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Ich finde diese Machart seit 2016 aber recht mangelhaft, weil sie mir als Zuschauer kaum mehr ein Gespür gibt, welche Songs wie stehen, denn wenn 10 Plätze eingeblendet werden, dann ist es nur noch Nebensache, welcher Act in einem Land auf den 2. oder 3. Platz gekommen ist. Darüber hinaus, schwafeln die Punktesprecher seit 2016 ohnehin mehr um den heißen Brei, sodass ich da auch nicht wirklich einen Zeitgewinn sehe. Von daher würde ich hier zu einer Rückkehr zu dem System zwischen 2006 und 2015 plädieren, wo die ersten drei Plätze (8, 10, 12 Punkte) verkündet werden.
„Von daher würde ich hier zu einer Rückkehr zu dem System zwischen 2006 und 2015 plädieren, wo die ersten drei Plätze (8, 10, 12 Punkte) verkündet werden.“
Ja, bitte!
moin!
ich würde mir ja am meisten wünschen,daß die menschen auch mal wieder mehr zeit haben bzw. sich diese auch bewußt nehmen wollen.
dieser permanente normierungs und optimierungswahn und dazu die sich abzeichenende totale verappung der gesellschaft führen m.e. in das nichts!
der ESC ist doch nur einmal im jahr.
leute,da kann man doch auch mal entspannter mit umgehen.
viele vorschläge hier sind für mich eher verschlimmbesserungen z.b. jurys abschaffen, diese schleifen oder das „langatmige“ juryvoting zeitlich noch mehr einhegen.
ich hatte da dieses jahr schon arge probleme dem noch zu folgen – habe mich daher an alika (weil oft mit punkten bedacht) orientiert und viele andere acts dabei völlig aus den augen verloren.
nur die 12 punkte ggf. mit viel bla-bla der sprecher zu verkünden,ist jedenfalls nicht der weisheit letzter schluß,im gegenteil,dies zersetzt den kern des ESC.
lange bewährtes abschaffen ist aber der vorherrschende zeitgeist mit schweden und norwegen in ESC-dingen an vorderster front – dagegen bin ich machtlos.
🏴☠️
Erstens haben die ‚Schweden‘ gar nichts zu entscheiden, die können höchstens Vorschläge unterbreiten. Bin sehr gespannt welche Vorschläge die ARD wohl einreichen wird, immerhin glaub ich ist die ARD der Sender mit der mindestens zweithöchsten Zuschauerzahl (nach der BBC).
Wobei beachtet werden muss, dass im UK die Berechnungsweise deutlich anders ist , als in Deutschland (9,9 Mio reichen im UK für eine Quote von 63%, in Deutschland wurden ’nur‘ 8 Mio gemessen, die aber für 68% Marktanteil ausreichten…heisst, dass im UK der Anteil der eingeschalteten TV Geräte 23,8% der Einwohnerzahl betrug. In Deutschland lag dieser Wert aber nur bei erstaunlich geringen 13,8% …in Schweden und Österreich lag dieser Wert gar bei 26%. Nach englischem Berechnungsmodell müsste die Zuschauerzahl in Deutschland 13,9 Mio betragen haben… ).
Wüsste jetzt nicht, warum Schweden ‚mehr‘ zu sagen haben sollte, als ARD und BBC. In Schweden haben ja nur 2,2 Mio geschaut (82% Quote, auch nicht groß mehr als in DE)…sollen sich mal nicht zu viel darauf einbilden, dass ihnen läppische ‚140 Personen‘ den ESC Sieg beschert haben
Wie dem auch sei, glaube ich nicht daran, dass es sonderlich viele oder gar einschneidende Änderungen geben wird. Zuschauerzahlen und Quoten waren europaweit recht stabil insbesondere für eine Musiksendung. Weiss nicht, ob es klug wäre proaktiv erwartete Zuschauerzahlen-Rückgängen zu begegnen. Könnte ja auch nach hinten losgehen…
Beim Melodifestivalen gabs ja einen deutlichen Zuschauer-Rückgang (was aber bei dem ‚KI Driss‘, der dort von der dortigen Musikindustrie präsentiert wurde nun wirklich kein Wunder war…)
Die Zuschauerzahlen zb bei den Grammys, wo ja auch viel live gesungen wird, ist in den letzten Jahren um zwei Drittel gesunken…San Remo Festival hingegen ist sehr stabil.
Sorgenkinder was ESC Zuschauerzahlen betrifft bleiben ganz eindeutig Frankreich und auch Tschechien.
Erstens haben die ‚Schweden‘ gar nichts zu entscheiden…
Ich denke der ESC ist vor allem auf die proaktiven Sendeanstalten angewiesen, und da zählt der NDR, die BBC oder RAI sicher nicht zu den Frontrunnern.
Die meisten Sendeanstalten sind doch froh wenn sie von engagierten Ländern wie zur Zeit halt Schweden und Norwegen innovative Neuerungen präsentiert bekommen die sie dann abnicken können
Ich fürchte, irgendwann wird man die 12 Punkte abschaffen. Das ist zwar das Trademark des ESC, aber bei den Jungen wohl nicht mehr so stark verankert. Aber das wird wohl noch ein paar Jahre dauern.
Die gesplittete Verkündung der Jury- und Zuschauervotings finde ich die beste Veränderung der letzten Jahre, das macht den ESC endlich mal spannend, auch die nach einem Algorithmus ausgewählte Reihenfolge der Punkteverkündung durch die Spokesperson finde ich gut, weil sich dadurch nicht gleich ein Favorit abzeichnet, Allerdings finde ich auch, dass durch die Einzelmitteilung der Jurywertungen die Relevanz dieser Durchsagen verlorengeht und das Tempo so schnell ist, dass man total die Übersicht verliert – aber das ist nun mal der Kern des ESC, der darf nicht verloren gehen. Durch die erneute wiedergeborene Kritik an der Jurywertung wird die Splitvotingverkündung vielleicht auch wieder obsolet sein.
Hauptsache die Backingvocals werden wieder verpflichtend, sonst könnte man einen Eurovision Video Contest durchführen.
Die Flaggenparade ist nice – aber auch nicht umwerfend – hat was von Olympia und natürlich München 1983!
Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich die Proben wieder öffentlich machen und auf den ganzen Tiktok-Kram verzichten.
Während hier noch über mögliche Änderungen diskutiert wird, hat man in Norwegen schon konkrete Pläne für eine Reform des Abstimmungsodus in petto:
https://eurovoix.com/2023/07/19/eurovision-2024-norway-plans-to-propose-new-voting-system/
Theoretisch könnte man aber auch festlegen, daß das Juryvoting zu einem Drittel und das Televoting zu zwei Dritteln zählt.
Der norwegische Head of Delegation geht außerdem davon aus, dass in absehbarer Zeit auch Autotune erlaubt werden wird, heißt es bei Wiwi.
Na dann: Gute Nacht, Marie! 🤬🤬🤬
So ein ESC fände dann ohne mich statt.
tja naja der Vorschlag basiert auf der Annahme, dass das Publikumsinteresse am ESC bzw am ESC Finale auf Dauer abnähme, sollte alles so bleiben, wie es ist. Tatsache ist, dass es bisher wenig, eigentlich sogar gar keine Daten gibt, die diese Annahme tatsächlich stützen könnten. Die Norweger können das gerne vor sich hin vermuten, können aber nicht beweisen, dass es so kommen wird, wie sie vermuten.
Entscheidender für die Quote ist grundsätzlich, ob die Leute in den einzelnen Ländern glauben einen erfolgversprechenden Song am Start zu haben. Dafür dass das in Deutschland nicht so war, war die Quote sensationell…
Tatsache ist, dass ein in seinem ESC Finale im Televoting nur auf 17 gelandeter Song auf dem Weg ist erfolgreichster ESC Song des digitalen Zeitalters zu werden.
Moldawien wurde 2022 Zweiter im Televote. Danach hat man von dem Song ’nie wieder was gehört‘, hat noch nichtmal 10 Mio Spotifyplays…Man fragt sich, warum die Leute die für diesen Song gevotet haben (Geld ausgeben haben) den Song dann sich nicht anhören wollten. Darüber sollten sich die Norweger mal eher Gedanken machen…
‚Cha Cha Cha‘ wurde extrem klarer Tele-Votingsieger 2023, läuft aber trotzdem nur mit angezogener Handbremse bzw schwächelt sich mittlerweile in die Niederungen runter…
Dringend zu empfehlen ist zeitgemäßer Content. Autotune kann man durchaus zumindest in begrenzt langen Songpassagen erlauben. Das müsste aber eingeblendet werden (‚Vocals articifially enhanced“).
Glaube günstig wirken würde eine deutliche personelle Aufstockung und Diversifizierung der Juries. Kostet aber halt Geld. Die wollen ja am liebsten Sachen machen, die nix kosten.
Gerade der Kontrast zwischen „Cha cha cha“ und „Tattoo“ zeigt aber doch ganz gut, dass es dem Publikum beim ESC offenbar eben nicht nur um ihre normalen Hörgewohnheiten geht. Streamen die Leute lieber Loreen als Käärijä? Ja, offensichtlich. Wollten sie deshalb aber auch, dass Loreen gewinnt? Nein, offensichtlich nicht.
Der „eine Moment“ ist beim ESC ein ganz entscheidender Faktor, der in Karlsens Theorie aber leider überhaupt keine Berücksichtigung findet.
Keinen Zuschauer interessiert, wie welcher Titel danach kommerziell performt oder auch nur, ob er selbst ihn danach noch mal hören wollen würde. Salvador Sobral hat praktisch nix verkauft, obwohl er das Televoting gewonnen hat. Macht ihn der ausbleibende Chart-Erfolg damit zu einem unwürdigen Gewinner?
Was Autotune betrifft, würde wohl genau das passieren, was auch schon bei den Background Vocals passiert ist: Die Regel würde komplett schamlos ausgereizt. Ginge es nur um ein Stilmittel à la Kanye West oder Cher, sähe ich da kein Problem drin. Stattdessen würden wir aber noch mehr talentfreie Blankas bekommen, weil die Hälfte des Gesangs eh vom Band kommt und bei den noch live zu singenden Passagen ebenfalls mehr Fehler verziehen würden.
Dann kann man da auch gleich die Mini-Playback-Show draus machen.
@Nils
es stimmt, dass sicher der Mehrheit der Zuschauer es hinterher Schnurz ist, wie die Songs allgemein in der kommerziellen Verwertung performen (sie erfahren es ja halt auch gar nicht, weils die Journalisten null interessiert)
(wobei ich mir unsicher bin, ob diejenigen, die für einen Song gestimmt haben wirklich überhaupt gar kein weiteres Interesse an dem Song haben. ). Klar spielt aber der Moment (du meinst damit sicher die visuelle Umsetzung im Finale) eine bedeutende Rolle, die natürlich bei nem Audiostream nur noch rudimentär oder gar nicht wirkt…
ESC Fans interessiert die kommerzielle Performance der Songs natürlich vergleichsweise intensiv,
Die Plattenfirmen, die die Acts ja nun dahinschicken interessiert das Kommerzielle sogar ganz ausserordentlich. Auch die Künstler, dass heisst die darstellenden Künstler, Komponisten, Texter und Produzenten verfolgen sicher mit Argusaugen, wie es ihren Songs ergeht und wieviel auf ihre Konten überwiesen wird. Es geht beim ESC um Millionen. Allein das Audiostreaming der diesjährigen ESC Finalsongs wird 2023 wohl an die 40 Mio € an ‚Artist Revenue‘ erbringen. Mindestens 20 Mio€ bringen Streams nicht aktueller ESC Songs.
Daszu kommen dann noch die Revenues von ESC Vorentscheid-Songs (in Spanien, Schweden, Norwegen, Finnland hoch. Italien veranstaltet i.e.S. keinen Vorentscheid. Würde man San Remo als VE werten, läge Italien mit hunderten Millionen Plays natürlich weit vorne). Praktisch Schlusslicht wäre glaub ich Deutschland (unter den Ländern, die einen Mehr-Song Vorentscheid veranstaltet haben). Klar ist, dass das „Kochbuch für Erfolglosigkeit“ in Deutschland ne sky-high Auflage hat und immer weiter verfeinert wird^^ Neuestes Rezept: metal-Hardcore – einmal umrühren — letzter Platz – -fertig.
Da haben die Schweden selbst 2013 mit einem ewig langen Pausenfüller die Büchse der Pandora geöffnet. Und nun beschweren sie sich über die lange Sendedauer beim ESC. Gehts noch!
Ich habe mir mal den Spaß erlaubt und das Ergebnis auf 40-60 gerechnet. Die Jury-Punkte habe ich gelassen, wie sie waren (2.146 Punkte insgesamt) und die Televoting-Punkte entsprechend hochgerechnet (nun insgesamt 3.219 statt 2.204). Dabei sind mir zwar am Ende bei den einzelnen Länderpunkten 3 Punkte durch Rundung verloren gegangen, aber egal. So genau nehmen wir das nicht. Ergebnis:
Finnland gewinnt mit 699 Punkten vor Schweden mit 695.
Plätze 3 bis 8 unverändert.
Tschechien fällt aus der Top Ten heraus, dafür rutscht Kroatien rein.
Die 4 letzten Plätze auch unverändert.
Dies nur mal rein als Spielerei. Ich weiß schließlich nicht, ob die EBU dieselbe Berechnungsgrundlage wählen oder eventuell ein anderes System etablieren würde.
Interessant, danke!
Insgesamt wäre es natürlich interessant zu wissen, wie sich das mit dem Tele-Voting überhaupt verhält. Wieviel Stimmen von wievielen Personen laufen da eigentlich auf (je Land und insgesamt…ganz gerne auch unterteilt in Alterskohorten)
Klar hat Cha Cha Cha einen sehr klaren Punktesieg im Televote eingefahren, es ist aber unbekannt, wie hoch die tatsächlichen Stimm-Ergebnisse je Land und insgesamt wirklich waren. Man könnte auf die Idee kommen, dass Multivoter unterschiedlich intensiv je Song abgestimmt haben. Ich fände eine Reduzierung von 20 auf 5 Televotes und maximal 2 je Song eine sinnige Sache.
Gleichzeitig würde ich die Juries von 5 auf ‚5 mal 5‘ erhöhen. Jede 5er Gruppe darf mit den anderen Gruppen nicht in Kontakt treten^^
Am wichtigsten fände ich es aber, wenn die ‚Visualität‘ zurückgedrängt werden könnte. Songs deren Tonaufnahme nicht mit dem vermittelten visuellen Eindruck mithalten können bzw umgekehrt müssten entsprechend bewertet werden. Theoretisch könnte zb das Audio-Streamingaufkommen im jeweiligen Ausland ein neues Sonderkriterium werden dem sagen wir mal 10 Punkte je Land zugeordnet sind. Meistgestreamter Song 4, zweitmeistgestreamter 2 Punkte und 8 weitere je 1 Punkt.
Vor 26 Jahren moderierte Ronan Keating zusammen mit Carrie Crowley den ESC in Dublin und heute war für ihn ein ganz besonderer, aber auch trauriger Tag. Er fungierte nämlich als Sargträger:
https://www.t-online.de/unterhaltung/stars/id_100211054/ronan-keating-traegt-den-sarg-seines-verunglueckten-bruders.html
Sein Bruder Ciaran kam vergangenen Samstag bei einem Autounfall ums Leben.