ESC-Songcheck kompakt 2024 (2) – Zypern: „Liar“ von Silia Kapsis

Foto von Silia Kapsis — Silia Kapsis – Foto: eurovision.tv

Bereits im September letzten Jahres war vom zyprischen Sender CyBC offiziell bestätigt worden, dass die jetzt 17-jährige Sängerin Silia Kapsis den Inselstaat beim Eurovision Song Contest 2024 in Malmö vertreten wird, nachdem die eigentliche Idee, eine große Castingshow als ESC-Vorentscheid zu nutzen, verworfen worden war. Im Januar wurde dann der Titel des Songs „Liar“ bekannt gegeben und Ende Februar das offizielle Video veröffentlicht.

Silia Kapsis ist in Sydney geboren und aufgewachsen, hat aber zyprische und griechische Wurzeln. Sie hat schon verschiedene Erfahrungen als Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin gemacht: Silia war Leadsängerin der Australian Youth Performing Arts Company (AYPAC), tanzte in der Jennifer Hudson Show und wurde in einer von Taboo von den Black Eyed Peas produzierten Tanzdokumentation gezeigt. Außerdem spielte Silia die Hauptrolle in dem Kurzfilm „Pearly Gates“ und arbeitete an verschiedenen Fernsehprojekten für Nickelodeon, wo sie unter anderem regelmäßig als Moderatorin bei „Nick News“ auftrat. Ihre Karriere als Pop-Sängerin verfolgt sie seit 2022: in dem Jahr veröffentlichte Silia ihre Debütsingle „Who Am I?“, zwei weitere Singles folgten 2023.

Das Lied

„Liar“ ist ein typischer zyprischer Beitrag der letzten Jahre, der sich durch Dance-Elemente, einen treibenden Beat, eine eingängige Melodie und die passende moderne Produktion auszeichnet. Auf der Bühne in Malmö ist mit einer Tanz-Choreographie und einen Dance-Break zu rechnen. Dabei soll im Musikvideo bereits ein kleiner Teil der ESC-Choreografie zu sehen sein. Welcher genau das ist, wurde jedoch nicht verraten. Einstudiert wurde die Performance von Silia in Los Angeles mit vier männlichen Tänzern, die sie wohl auch auf der Bühne begleiten werden. Guy Groove und Kelly Sweeney sind die verantwortlichen Choreografen.

Im Text geht es um eine Person, die erkennt, das sein oder ihr Partner ein gefaktes Leben geführt hat. Die Person wollte es lange nicht wahrhaben, es war einfach alles zu schön, aber jetzt muss sie einsehen: alles war nur eine Lüge. Deshalb wird sie sich vom Partner lossagen, der zwar nicht so „fake“ sein möchte, sich aber nie ändern wird. Er ist und bleibt ein Lügner und ein falscher Mensch.

Der Text zu „Liar“ stammen aus der Feder von Elke Tiel, die Musik wurde von Dimitris Kontopoulos geschrieben.

Der Check

Song: 2/5 Punkten
Stimme: 3/5 Punkten
Darbietung: 4/5 Punkten
Instant Appeal: 3/5 Punkten

Benny: Der erste Ausschnitt klang noch ganz vielversprechend (Bop!), aber insgesamt ist das zu vorhersehbar, zu zahm und zu viel Handbremse. Es fehlt eine richtige Steigerung und ab der zweiten Strophe ist „Liar“ dann nur noch langweilig. Selbst der Dancebreak wirkt seltsam kraftlos. Schade, eine vertane Chance. 4 Punkte.

Berenike: An sich mag “Liar” nicht schlecht sein. Aber mich ödet diese Art von Song, die Zypern gefühlt zu jedem zweiten ESC schickt, mittlerweile ziemlich an. Wirkt wie der zehnte Aufguss des gleichen Songs. Macht im Euroclub sicherlich trotzdem Spaß, deshalb noch 3 Punkte.

Douze Points: Anfangs war ich sehr enttäuscht von „Liar“. Ohne Video oder Bühnenauftritt ist das durchschnittliche Euro-Dance-Hausmannskost. Der Text ist jetzt auch kein Gewinn. Ich denke aber, dass der Dancebreak etwas rausholen wird. 5 Punkte.

Flo: So eindrucksvoll das Musikvideo visuell punktet, der Song ist maximal Durchschnittsware. Diese Art von Beat und Drop gab es nun schon unzählige Male und das braucht schon eine fette Inszenierung, um hervorzustechen. Auffallend stark ist die Abmischung auch schon im Musikvideo zugunsten des Beats, live darf Silias Stimme da gerne mehr im Fokus stehen. 5 Punkte.

Manu: „Liar“ ist nicht besser, aber auch nicht schlechter, als die schon oft gehörten, typischen ESC-Feel-Good-Liedchen, die irgendwie nach Urlaub im Süden klingen. Läuft sowas im Radio, wird nicht weggeschaltet. Auf der großen ESC-Bühne kann ein solches Lied heute aber nur noch mit einem extrem guten Staging punkten. Ob Silia das schafft, werden wir sehen, erst recht, weil ich derzeit schätze, dass Zypern das Halbfinale eröffnen wird. Insgesamt gut gelaunte 4 Punkte.

Max: Vorbei sind wohl die Zeiten, in denen Zypern mehr Einsatz gezeigt hat beim ESC. „Liar“ ist kein schlechtes Lied, aber gefühlt hätte der Song schon vor zehn Jahren erscheinen können. Dazu kommt der vorprogrammierte Dance-Break und dass das Lied an sich nicht wirklich viele Höhen und Tiefen aufweist. Ich skippe „Liar“ nicht unbedingt, wenn er auf meiner Playlist erscheint, aber das Lied dümpelt bei mir irgendwo im Mittelfeld herum. 5 Punkte.

Peter: Man muss dieses trashige Hotellobby-Video verdrängen, wenn der ESC-DJ Deines Vertrauens „Liar“ auflegt. It’s what grooves that counts. Schwachsinnger Text, aber maximal danceable mit zeitgemäßem Funky-Style-Retro-Beat. Das reicht. Und Silia ist sexy und kann megagut tanzen auf elegantem Table-Dance-Level mit Ibiza-Approach. Bei mir reicht das für 10 Punkte (10 ist meine neue 12).

Rick: Ich muss gestehen: Ich finde die Pop/Dance-Schiene von Zypern beim ESC super. Ist einfach Musik, die direkt ins Ohr geht, cool produziert wurde und auch noch international klingt. Ob Tamta, Eleni oder jetzt Silia – mir gefällt’s immer; auch wenn mir bewusst ist, dass das jetzt nicht die tiefgründigste Musik ever ist. Zudem ist „Liar“ auch nicht wirklich wiedererkennbar genug, um ganz oben zu landen. Ich vertraue aber dem Staging-Team aus Zypern und freu mich über einen weiteren zeitgemäßen Uptempo-Track. 8 Punkte.

Gesamtpunktzahl: 44/96 Punkten

Beim ESC-kompakt-Index landet „Liar“ auf Platz 32 von 37.