Nach Ausschluss vom ESC: Russische Sender treten aus der EBU aus

Foto: Andres Putting

Die russischen EBU-Mitgieder haben wohl nicht darauf gewartet, bis die Europäische Rundfunkunion (EBU) sie möglicherweise ausschließt – und haben die Union selbst verlassen. Das berichtet die russische Nachrichtenagentur TASS am Samstag. Demnach haben die TV-Anstalten Channel One, WGTRK and Radio Dom Ostankino ihren Austritt beantragt.

Gestern hatte die EBU bereits Russland vom kommenden ESC in Turin ausgeschlossen, zuvor hatten etliche Mitglieder der Rundfunkunion gegen eine mögliche russische Teilnahme protestiert. Der finnische Sender ging sogar soweit und drohte damit, selbst dem ESC fernzubleiben, falls Russland auch noch nach dem Angriff auf die Ukraine dabei sein dürfe.

Laut der russischen Presse ist der Rückzug die direkte Antwort auf den ESC-Auschluss. In einem ersten Statement habe man dies als Grund angegeben und bekräftigt, dass sich der Wettbewerb in der Vergangenheit stets aus politischen Entscheidungen herausgehalten habe. Die EBU selbst will nun wohl am Montag tagen und über die jüngsten Entwicklungen beraten.

Channel One war seit 1995 Mitglied der EBU, WGTRK seit 1993 und Radio Dom Ostankino seit 1996. Der Austritt aus der Union bedeutet nicht nur den Ausschluss vom ESC, sondern auch von vielen anderen Wettbewerben, nicht zuletzt auch dem Junior Eurovision Song Contest.


66 Kommentare

      • Es läuft im Moment wohl ganz anders als Putin erwartet hat,. Seine Bevölkerung mosert, der Einmatsch kommt nicht schnell voran. Selenski macht einen prima Job, der Westen rückt zusammen, SWIFT wird noch heute abgenabelt usw.

        Ich rechne mit irgendwelchen „gesichtswahrenden“ Gesprächen und Ende der Feindseligkeiten… oder aber er dreht vollends durch 🙁

      • Beten wir – zu welchen Göttern oder Schicksalsmächten auch immer – für Ersteres! Alle 40-50 Jahre Angst vor einem Atomkrieg muss nun wirklich nicht sein.

  1. Hach, kein Russland mehr (und ja auch kein Belarus.)
    Der ESC wird in Zukunft so viel ruhiger sein. Können wir jetzt nicht eigentlich die Kanadier einladen?

    • Kanada einladen?! Quatsch. Eher ehemalige Länder reaktivieren: Slowakei, Luxemburg, Monaco, Andorra, Bosnien-Herzegowina, Ungarn.

  2. Huch, das ging jetzt aber schnell. Ich zitiere gerade mal unseren geschätzten ESC1994: Reisende soll man nicht aufhalten.

    Hm… ernsthaft: Sehr schade, dass ein ganzes Volk von einer diktatorischen Regierung derart isoliert wird. Für die KünstlerInnen, SportlerInnen etc. tut es mir sehr leid.

    Aber was will man mit einem Land bei friedlichen Wettbewerben, dass diese Werte nicht teilt?

    • @Gaby

      Oh danke, ich fühle mich richtig geschmeichelt. 🙂

      Ich mag dich, vielleicht liegt es daran dass meine Mutter Gabriele heißt und von meinem Vater auch oft Gabi genannt wurde und ich da irgendwelche Assoziationen habe.

      Aber nun zum Artikel: Einzige richtige Entscheidung, sie haben wohl gemerkt dass sie da nicht mehr willkommen sind. Muss auch gestehen dass ich mit den russischen Beiträgen nur selten was anfangen konnte.

      • Danke, ESC1994, dito.😊

        P. S. Ich konnte den Namen „Gabriele“ ja nie leiden, aber nach fast 50 Jahren habe ich mich mit ihm angefreundet. „Gaby“ finde ich eigentlich ganz okay.
        Funfact am Rande: Mein Vater hätte mich um ein Haar „Olympia“ genannt, wohl weil ich einen Tag nach Beginn der Olympischen Spielen 1972 in München geboren wurde. Hm… waren ja auch eher negativ behaftet, aber davon wußte man ja am 27.08.1972 noch nichts.

      • @Gaby

        Na ja, du hättest ja auch sagen können dein Vater hätte dich nach der leckeren und leider nur noch selten erhältlichen Sorte von Ritter Sport benannt. 😉

      • @Gaby

        Ok andere Alternative: Hättest sagen können dass deine Eltern sich in Olympia in Griechenland kennen und lieben gelernt haben. 😉

  3. Die Freude darüber ist groß. Wohl mindestens genauso wie die Erleichterung und die Traurigkeit.

    Schade Russland. Wladimir Putin und seine gefolgstreuen Medien hatten es in ihren eigenen Händen diesen Krieg gar nicht erst zu beginnen.

    Ich als Deutscher, der mit der historischen Schuld leben muss, den schlimmsten aller größenwahnsinnigen Kriege dieser Erde begonnen zu haben, möchte daher zwei Dinge ausdrücklich sagen:

    1. Ich habe keinen Hass auf Russland, ich wünsche mir nur, dass Wladimir Putin sich irgendwann Mal vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal verantworten muss und seine gerechte juristisch-völkerrechtliche Strafe erhält.

    2. Russland ist jederzeit beim ESC willkommen, wenn dieser Krieg zu Ende ist. Allerdings nur, wenn Russland die Ukraine als selbständigen bzw. souveränen Staat anerkennt sowie die demokratischen Entscheidungen seiner gewählten parlamentarischen Volksvertreter (m/w/d) OHNE EINSCHRÄNKUNGEN akzeptiert.

  4. Es läuft auf einen Totalausschluss Russlands nicht nur in der Kultur, sondern auch im Sport, hinaus. Polen und Schweden weigern sich bei den Play-Offs zur Fussball WM gegen Russland anzutreten, Norwegen geht sogar noch einen Schritt weiter: Das norwegische NOK (Olympische Komitee) fordert den Ausschluss russischer (und weissrussischer) Sportler von allen internationalen Sportwettkämpfen, in allen Sportarten. .

  5. Tut mir für Künstler wie Manizha, Dima Bilan oder Sergej Lazarev leid… Sie waren wirklich gut.

    Der ESC ist halt politisch… Die Russen waren nicht besser besonders 2014-2018… ebenso wie die Ukraine…

    Am Ende zählt nur Frieden für alle.🕊🖤🍀

  6. Auch wenn der ESC unpolitisch sein soll, so sollte man sich gut überlegen, ob jeder Schurkenstaat in die EBU aufgenommen werden soll bzw. dort verbleiben darf. Russland und Belarus haben aufgrund ihrer momentanen kleptokratisch-diktatorischen Struktur nichts mehr in der EBU verloren und werden sicherlich nicht vermisst. Ich fühle nur mit den vielen talentierten und regimekritischen Künstlern in diesen Ländern, die von den Despoten mundtot gemacht werden und ihrer Kunst nicht frei nachgehen dürfen. Auch wenn es vielleicht momentan nicht danach aussieht. Aber irgendwann landen Putin und seine Vasallen und Vasallinen da, wo sie hingehören: Auf der Müllhalde der Geschichte.

    • Klar. Ist nur eine Frage der Zeit, Das muss aber die Bevölkerung und die Opposition in Russland selber schaffen. Einen anderen Weg gibt es leider nicht. Deshalb ist der Totalboykott ein zweischneidiges Schwert. Denn die russische Opposition zu unterstützen wird damit auch schwieriger.

  7. So weigern sich Polen und Schweden in den Play-Offs zur nächsten Fussball WM gegen Russland anzutreten. Norwegen geht sogar noch einen Schritt weiter: Das norwegische NOK (Nationale Olympische Komitee) fordert Russland und Weissrussland aus allen internationalen Wettkämpfen, in allen Sportarten, auszuschliessen.

  8. Das wird die EBU wohl nicht umstimmen. Wenn sie den Auschluss jetzt zurücknehmen, machen sie sich ja lächerlich. Die haben ein Statement abgegeben und das müssen sie durchziehen.
    Die Reaktion vom Sender ist aber halt auch verständlich. Schließlich wurde er für etwas sanktioniert, was jemand anderes verbrochen hat. Und letztendlich erfolgte der Auschluss, weil andere Sender Druck gemacht haben. Vermutlich wäre es klüger gewesen, wenn der Sender einfach selber sich zurückgezogen hätte.
    Schade. Ich habe gerne das „andere Russland“ und deren Sänger beim ESC erlebt.

  9. Dabei hätte ich gerne Little Big mal auf der ESC-Bühne gesehen, schade. Ansonsten kann ich es musikalisch verschmerzen.

  10. Bemerkenswert ist ja die Begründung. Dass man den Ausschluss vom ESC als so untragbar ansieht, macht den Wettbewerb nur noch größer und seine Ziele wichtiger.
    Natürlich wäre es schwierig, derzeitig eine glaubwürdigere und passendere Erklärung von russischer Seite abzugeben.

    • @ Thilo

      Wir hatten auch schon mal Gitte, Wencke Myhre und Ireen Sheer (OK, sie sangen zudem auf Deutsch….)

  11. Nicht auszuschließen ist natürlich, daß sich russische Produzenten und Interpreten unter andere Flagge „austoben“ dürfen (beispielsweise in Bulgarien und Moldau).

  12. Meine ganz persönliche Meinung:
    Wenn die Regierung Putin und Konsorten weg ist und eine gemäßigte Regierung, die frei von der Bevölkerung gewählt wurde (ein Mehrparteiensystem), Menschen wieder frei ihre Meinung sagen dürfen (von mir aus auch unter einer kommunistischen Führung) – dann, ja dann sollten wir Russland und Belarus wieder mit offenen Armen wieder beim ESC aufnehmen und ohne wenn und aber willkommen heißen.
    Dieses wird sicherlich noch dauern – aber irgendwann einmal wird dieses Wahr werden, denn die russische oder belarussische Bevölkerung ist nicht unser Feind und auch die Künstler aus diesen Ländern sind es nicht.
    Man sagt ja in einem Sprichwort: „Der Fisch stinkt vom Kopf her“ ….so wie zur Zeit in Russland etc.

    Ferner möchte ich behaupten (um dieses politische Thema abzuschließen), dass sich unsere Regierung in der Nato und in Europa gerade lächerlich gemacht hat. Wer Sanktionen gegen Aggressoren blockiert und der Ukraine Hilfe verweigert (ja, heute sind unsere tollen Führer eingeknickt) – der ist einfach als Leader Deutschlands nicht tragbar. Unsere Regierung sollte vielleicht an Rücktritt denken. Ob die CDU / CSU / SPD es besser gemacht hätte weiß ich nicht – die haben auch zu lange Putin die Nüsse gekrault.
    Das musste ich jetzt mal loswerden und gleich gucke ich mir Finnland an.

    • AMEN! Eine absolute Schande, wie Deutschland sich auf der Weltbühne präsentiert hat. Hoffe wir blamieren uns dann mal wenigstens nicht auf der ESC Bühne.

    • Irgendwas nicht mitbekommen oder nicht kapiert?
      Die SPD-geführte Regierung hat spätestens gestern mit der Russland-Politik der Ära Merkel und davor der Ära Schröder gebrochen. Sanktionen wurden nicht blockiert, sondern sorgfältig abgewogen, ebenso wie die Option auf Waffenlieferung an die Ukraine. Gerade das Auftreten von Frau Baerbock ist hier richtig gut.

      Jetzt den Rücktritt der Regierung eines der wichtigsten NATO-Länder zu fordern ist an Dummheit kaum zu überbieten.

      • …auch abgesehen davon (alles richtig, Andi), bleibt aber die Frage, wie man sich bei solchen heiklen politischen Fragen und Strategien haette verhalten sollen.

        Die Haltung: „Putin“ (oder egal wen) ist boese, also weg damit“ ich kindisch.
        Was haette machen sollen?
        Mit Atombombe bedrohen?
        Russland ueberfallen?
        Keine Gespraeche fuehren?

        Die Geschichte (auch die jungste Geschichte) ist voll von Scheitern von „kurzen Prozess-Politik“. Das ist leider kein Gesellschaftspiel……

      • Unsere Regierung hat sich hier in letzter Minute gerettet, wir haben uns international lächerlich gemacht. Sehr stark das Verdienst von BB, von der ich sonst kein Fan bin; sie hat das Thema vorangetrieben.

  13. Ich bin unpolitisch und halte mich mal vom“krieg“ raus. Ich mochte viele russische Beiträge. Sei es drum. Mochte auch welche von der Ukraine. Aber ich mag den Hype um den ukrainischen Beitrag nicht! Solidarität ok… jedem das seine aber nicht im Hinblick auf Musik. Ich ziehe Italien vor.

  14. Es tut mir wie immer für die Künstler leid, aber es gibt leider aktuell keine andere Möglichkeit! Das war bei Belarus so und ist jetzt auch in Russland so! Die erwachsenen Künstler können oft überhaupt nichts für die Politiker ihres Landes!
    Noch weniger als die Erwachsenen können Kinder etwas dafür! Ich spreche die Kinder an, weil Russland -genau wie Belarus- auch ein sehr regelmäßiger Teilnehmer am JuniorESC war!

    Im Jahr 2010 gab es mit „A Day Without War“ für mich den bisher wichtigsten JESC-„Common Song“ (wo alle Teilnehmer zusammen singen) und er ist aktueller denn je!
    Dieser entstand in Zusammenarbeit mit Unicef, weshalb alle Teilnehmer einen Unicef-Schaal tragen und noch dazu die Unicef-Falgge geschwenkt wird. Ausgerechnet damals fand der JESC 2010 in der Minsk-Arena in Belarus statt. Der Sänger mit welchem die JESC-Teilnehmer singen ist Dmitry Koldun, welcher beim ESC 2007 für Belarus an den Start ging.
    Wie es der Zufall so will gibt es auch Parallelen zur heutgen Zeit, denn damals gewann Armenien den JESC 2010 und Armenien ist auch der aktuelle Gewinner (JESC 2020). Der darauffolgende JESC fand im „Karen Demirchyan Sports and Concerts Complex“ statt und auch der diesjährige JESC 2022 wird dort stattfinden.

  15. hallo liebe (linksidentitären) mit schaum vor’m mund aktivisten!🤠
    irgendwelche vorschläge bezüglich der langfristigen zukunft angesichts der maximalforderungen?
    russland bitte schön hinter dem ural zurücktreiben?
    nato auch bis zum ural?
    die letzten gut 30 jahre gab es diesbezüglich ja nur eine richtung und zwar nach osten!
    ich alter knacker habe noch gelernt,was europa eigentlich ist und was zu europa gehört!
    russland (bis zum ural) und die ukraine gehören nach dieser leseart zu europa.
    europa ist toll aber leider haben die amerikaner schon länger andere pläne – sie möchten kein starkes europa (ggf. mit starken unabhängigen nationalstaaten),weil sie es als wirtschaftsgigant fürchten und erst recht kein europa mit russland an der seite.
    deswegen wurde auch (u.a.) die EU gegründet,weil sie europa sehr erfolgreich am gemeinsamen atmen behindert.😈
    aber ok,amerika will es nun mal so und willfähige teils gesponserte transatlantiker machen den diener.
    wo bleibt da das nationale selbstbewußtsein?
    ist in nationalen zusammenhängen denken jetzt schon böse?
    im hintern der amerikanern sieht man jedenfalls kein licht,selbst der eigentlich unabhängige von mir sehr geschätzte herr ströbele hat sich mittlerweile dahin verkauft.
    wo bleiben die prinzipien?
    habt ihr/die überhaupt welche?
    lasse hat noch nie weiter rechts bei Bundestagswahl gewählt,als ende der 90iger die SPD.
    damals dachte ich,ok alles wird besser aber nein es kam der sogenannte neoliberalismus in voller montur und
    um an den anfang zurück zu kommen,was treibt viele linksidentitäre in deutschland dazu an,in der ukraine mit ultranationalisten,welche vom dortigen innenministerium! gesteuert werden (laut wikipedia),zu sympathisieren?
    ist das egal,weil es ja gegen den ideologischen hauptfeind geht?
    also zu meiner jungmannzeit waren die linken klüger!
    da hatte man noch klar kante gegen nazis gezeigt!
    kapier ich nicht warum man heute mit eben solchen lieber paktiert?
    wirkliche sorgen machen mir aber diese kampagnenjournalisten in den selbsternannten qualitätsmedien – die treiben(wie schon bei corona) die politik mit permanenten forderungen vor sich her und erzwingen regelrecht unüberlegte handlungen.

    • Sind Sie es, Frau Lasse Wagenknecht?

      Was für ein zusammengequasselter Kappes voller Verschwörungstheorien ohne jede Faktengrundlage. Fängt schon bei den „Nazis“ in der Ukraine an, ein altes Sujet der SED-Nachfolgepartei, die jetzt immerhin erschreckt zusammenzuckt, wem sie da womit gedient haben. Endet bei Corona und den bösen USA, natürlich

      Wenn man alleine sieht, wie sich die Lage für LGBT+ seit der 2. Ukrainischen Revolution verbessert hat, ist der Nazi-Vorwurf mehr als lächerlich.

      • Nazi bzw. Faschist sind die in Russland benutzten Schimpfworte, die nichts anderes aussagen als das derjenige kein Freund der russischen Politik ist. Das war schon in der UdSSR so und hat sich nicht gewandelt, Und das ist auch sehr wirksam, denn jeder Russe weiß, wie sehr das Land unter dem 2,. Weltkrieg gelitten hat, die Bezeichnungen sind also wirklich das Schimmste, was man dort sagen kann.

      • Ganz klar ist das nur ein Vorwand für Putin. Das heißt aber nicht, dass es in der Ukraine keine rechten Parteien geben würde. Die „Swoboda“ (die übrigens die Teilnahme Gaitanas am ESC 2012 heftig kritisiert hatte, sie sei „keine organische Repräsentantin der ukrainischen Kultur“, weil ihr Vater Kongolese ist) und „Der rechte Sektor“ waren zeitweise ziemlich bedeutsam gewesen. 2012 hat Swoboda bei Wahlen landesweit gut 10% erhalten, in Teilen der Westukraine knapp 40%. Swoboda war an einem Oppositionsbündnis involviert, um Janukowitsch loszubekommen, und 2014 haben die beiden rechten Parteien kräftig beim Euromaidan mitgewirkt.

        Mich hat damals die oft eher einseitige Berichterstattung hier geärgert; es wurde wenig darüber berichtet, dass viele Menschen in der Ostukraine sich durch den großen Einfluss dieser Leute bedroht fühlten, ebenso wie dadurch, dass ein immerhin demokratisch gewählter Regierungschef aus dem Amt gejagt worden war und durch die Ankündigung, russisch als Amtssprache abzuschaffen. All das schien unwichtig, „Gut“ und „Böse“ waren klar verteilt.

        Ich muss zugeben, dass ich aufgrund dieser Erfahrung in den letzten Jahren vielleicht zu skeptisch war, wenn immer wieder Russland als der alleinige Böse dargestellt wurde. Mich hatte auch immer gestört, dass zweierlei Maß angelegt wurde, wenn einerseits Unabhängigkeitsbewegungen bejubelt wurden (Ex-Jugoslawien, Ex-UdSSR, auch der Kosovo, bei dem es eben KEINE völkerrechtliche Grundlage gab), andere dagegen scharf verurteilt wurden (Abchasien, Transnistrien, …), merkwürdigerweise immer, wenn es Russland zugewandte Unabhängigkeitsbewegungen waren.

        Dies waren Gründe, warum ich hier immer mal wieder versucht habe, dagegen zu halten, wenn mir zu einseitig gegen Russland Partei ergriffen wurde, schließlich hat Russlandfeindlichkeit bei uns durchaus eine lange Tradition, die im zweiten Weltkrieg ganz entsetzliche Konsequenzen hatte (auch für die Bevölkerung der Gebiete, die heute Weißrussland und Ukraine sind, deren Bevölkerung aber damals, wie auch zu Zeiten des kalten Krieges, halt als „der Russ“ gesehen wurde).

        Ich muss zugeben, dass ich in meiner Einschätzung Putins falsch lag. Er hat sich nach verheißungsvollem Start zu einem schlimmen Diktator verwandelt. Dass er die Ukraine als Ganzes angreift, hätte ich niemals gedacht. Immerhin galt er doch bisher als „rational“. Als „kalt“ galt er schon länger, aber dass er so viel Leid mit solcher Eiseskälte in Kauf nimmt, ist dennoch erschütternd. Ich hoffe sehr, dass Putin in Russland bei immer mehr Leuten unten durch ist und dass er sich nicht mehr lange halten kann.

        Nochmal zurück zu den Rechtsradikalen in der Ukraine: Die Swoboda gibt es zwar noch, aber sie hat in den Wahlen 2019 nur noch gut 2% erreicht, der höchste Oblast-Anteil lag bei gut 8%. Es gibt gewisse paramilitärische rechte Gruppen, wie auch das Regiment Asow, insgesamt hat aber die Rechte erfreulicherweise deutlich weniger Einfluss auf die politische Entwicklung des Landes gehabt als zu befürchten gewesen war.

      • Ich sollte vielleicht noch präzisieren, dass ich mit „hier“ einmal „in Deutschland“ gemeint habe (Anfang zweiter Absatz, ich kenne ESC-Kompakt erst seit 2019) und einmal „bei ESC-Kompakt“ (Anfang vierter Absatz)

  16. Gottseidank, damit sollte uns Russland beim ESC mehrere Jahre erspart bleiben – der Gedanke, dass er durch freie Wahlen ersetzt wird, ist illusorisch. Russische „Eliten“ planen wahrscheinlich gerade, wie sie ihn loswerden können; Nachfolger würde sicher jemand aus den Sicherheitsdiensten, eventuell ein präsentabler Oligarch als Vorzeigefigur.

  17. Keine Ahnung wo dein Problem ist, Lasse.
    Ich wünsche mir ein Europa, dass weder mit Russland, noch mit den USA paktiert. Beide Grossmächte sehen in erster Linie ihre eigenen Vorteile und wenn dann so Leute wie Putin oder Trump das Sagen haben, dann ist auch mit Diplomatie nicht mehr viel zu wollen. Deshalb lieber unsere eigenen Wege ohne Bündnispartner in Ost oder West.
    Die EU wurde ziemlich voreilig in Richtung Osten erweitert, ohne sich die Kandidaten genau anzuschauen. Länder wie Polen oder Ungarn waren und sind noch nicht reif für die EU. Aber das ist jetzt leider zu spät ….
    Und was die Nazis in der Ukraine angeht. Die sehe ich schon (und auch kritisch). Ändert aber nichts daran, dass der Krieg von Putin Völkerrechtswidrig ist und es, glaub es mir, auch Putin nicht um die Nazis geht (auch wenn er das vorgibt) sondern um egoistische Interessen (Ablenken von Problemen und Fehlentwicklungen in Russland, Angst vor der Opposition usw.). Und mir machen die Nazis in der Ukraine auch weniger Sorgen, als die Nazis im Bundestag.

    • Na ja, das Argument von der „Entnazifizierung der Ukraine“ ist von Putin nur vorgeschoben, um sein widerrechtliches Handeln gegenüber der Ukraine zu rechtfertigen. Das natürlich mit NICHTS zu rechtfertigen ist, im Gegenteil, Putin bedient sich derselben Methoden wie Hitler damals.
      Will damit nicht sagen, dass es in der Ukraine keine Rechtspopulisten gibt, kann ich jetzt auch nicht beurteilen, inwieweit sie dort vertreten sind. Dafür kenne ich mich In der ukrainischen Politik zu wenig aus. Diese gibt es aber mit Sicherheit in Russland auch zur Genüge, ebenso wie in Deutschland, und ich denke, leider in vielen anderen Ländern auch. Alles keine Rechtfertigung, unschuldigen Menschen ihrer Heimat zu berauben und zu töten.

      Hoffentlich hat dieser Albtraum bald ein Ende, aber ich fürchte, so lange dieser Diktator an der Macht ist, wird sich nichts ändern, im Gegenteil, es gibt schon Gerüchte, dass die Ukraine erst der Anfang ist.

      In diesem Sinne: Nicht nur ein bisschen Frieden.💙💛

  18. Das Gute ist ja: Es ist auch nur ein Austritt auf Zeit. Denn wie Scholz schon andeutete: auch Putins Amtszeit ist schon aus biologischen Gründen endlich – genau wie Erdogans, Lukashenkos und Orbans.

    Schön, dass die EBU ihre Werte nicht für Putin und Lukashenko über Bord geworfen hat. Dem ESC kann das nur gut tun.

  19. Ach, lasse gegen die Nazi für Putin und die Weltrevolution!

    Ich frage mich nur, wo die ganzen Vorteilen für die armen Leuten und für die Arbeiter in Russland wären.
    Und auch wenn das so wäre (ich lache mich tot) würde das einen Angriff auf einen Staat erlauben?
    Nur Gehirngeschädigte könnten in den Putin-machtspielen eine Hoffnung für eine Änderung in der weltlichen Sozialpolitik. Wenn man unbedingt den Kapitalismus überwinden will, muss man nach vorne schauen.
    Aber die ganze russische Verhältnisse sprechen eine andere Sprache, sie schauen eher nach hinten. Und Kapitalismus mit Protokapitalismus zu ersetzen ist keine Lösung (wie uns schon URSS und China gezeigt haben).
    Aber es ist alles mehr als glasklar.
    Deswegen will ich nicht weiter diskutieren. Das ist völlig sinnlos.

    • Putin hat übrigens durch das plötzliche Hochsetzen des Rentenalters um fünf Jahre (bei Männern von 60 auf 65, die Lebenserwartung für russische Männer beträgt etwa 68 Jahre) viel Rückhalt in der Bevölkerung verloren.

      Und der chinesische Kapitalismus ist nun wirklich alles andere als menschenfreundlich. Dazu noch dieses digitale Überwachungssystem mit seinen Pluspunkten (und entsprechend Minuspunkten) für genehmes Wohlverhalten ist ja wohl Alptraum pur, George Orwell lässt grüßen.

  20. Momentan kann ich mir nicht vorstellen, dass der ESC stattfindet. Die Lage spitzt sich immer weiter zu. Wenn Putin die Atomkarte zieht, dann gute Nacht!

  21. Ich hab mal im ESC-Onlineshop geschaut (den gibt es wirklich). Dort werden noch Herz-Pins, Tassen und Schals mit den Fahnen von Belarus und Russland angeboten. Echt jetzt? Gut, der Ausschluss (und Austritt) Russlands ist noch frisch, aber dass Belarus noch im Angebot ist, das macht mich, untertrieben gesagt, stutzig. Seht selbst:

    https://shop.eurovision.tv/product/heart-pin-belarus/

    https://shop.eurovision.tv/product/heart-pin-russia/

    https://shop.eurovision.tv/product/scarf-russia/

    https://shop.eurovision.tv/product/mug-belarus/

    Vom Belarus-Becher sind laut Bestellseite auch nur noch vier Stück auf Lager. Ob die jemand haben möchte und davon noch welche nachbestellt werden? Auf absehbare Zeit wohl kaum…

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