Personalwechsel im deutschen ESC-Team: So könnte es jetzt weitergehen

Bild: NDR/Hendrik Lüders

Bevor wir überhaupt wissen, wohin die Reise des deutschen ESC-Teams in dieser Saison musikalisch gehen wird, ist schon klar, dass sich personell einiges ändern wird: NDR-Unterhaltungschef Thomas Schreiber wird den Sender aller Voraussicht nach (seine Wahl in der Gesellschafterversammlung muss noch erfolgen, gilt aber als Formalie) verlassen und am 1. Mai 2021 zur ARD Degeto nach Frankfurt wechseln. Der ARD-Teamchef für den Eurovision Song Contest, Christian Blenker, wird den NDR bereits Ende November verlassen und zum 1. Dezember 2020 ARD-Fernsehkorrespondent und Studioleiter in Stockholm. Wie könnte sich das deutsche ESC-Team für die kommende Saison aufstellen?

Nach allem, was wir wissen, bleibt Alexandra Wolfslast Head of Delegation, also Delegationsleiterin. Damit wäre zumindest eine gewisse Kontinuität gesichert. Alexandra Wolfslast hat diese Position zwar erst seit einem knappen Jahr inne und damit aufgrund der Corona-bedingten Absage sozusagen nur einen halben ESC mitgemacht, die Vorbereitungssaison hat sie jetzt aber einmal komplett durchgezogen und kennt deshalb die entsprechenden Abläufe.

Die Frage ist: Was passiert mit den Positionen von Thomas Schreiber und Christian Blenker? Es dürfte eher unwahrscheinlich sein, dass auch das neue ESC-Team wieder aus drei Führungsfiguren besteht, zumal bis zuletzt – zumindest in der Außenwahrnehmung – nicht ganz klar wurde, wie genau die Aufgabenteilung zwischen dem NDR-Unterhaltungschef und dem ESC-Teamchef genau aussah. Deshalb gibt es im Prinzip drei mögliche Optionen, wie sich die deutsche Delegation nach dem ESC 2021 aufstellen könnte.

1) Back to the roots

Wenn der neue NDR-Unterhaltungschef bzw. die neue NDR-Unterhaltungschefin dem Eurovision Song Contest ebenso viel – auch persönliche – Begeisterung entgegenbringt wie Thomas Schreiber, könnte es ab Juni 2021 wieder weitergehen wie in den Jahren vor 2020: Der oder die Neue würde im Duo mit HoD Alexandra Wolfslast alle Aktivitäten rund um die deutsche ESC-Teilnahme koordinieren und wäre in alle Prozesse direkt eingebunden.

2) Neuer Teamchef/Neue Teamchefin

Falls sich der neue NDR-Unterhaltungschef eher in einer koordinierenden bzw. administrativen Rolle sieht und/oder dem ESC keine allzu große persönliche Begeisterung entgegenbringt, könnte die Stelle des Teamchefs nachbesetzt werden. Solange die deutschen ESC-Unternehmungen mehr oder weniger laufen, könnte der Unterhaltungschef sich dann weitgehend zurückhalten und Alexandra Wolfslast und den neuen Teamchef schalten und walten lassen.

3) Alle Macht der Head of Delegation

Selbst wenn der neue Unterhaltungschef das Thema ESC eher von der Seitenlinie betrachtet – warum sollte Alexandra Wolfslast dann nicht als alleiniger Kopf die deutsche Delegation leiten? In einigen anderen Ländern ist es durchaus Gang und Gäbe, dass der bzw. die Head of Delegation gleichzeitig auch Teamchef ist und die ESC-Abteilung – natürlich in Rückkopplung mit den übergeordneten Stellen und sonstigen Sender-Strukturen – selbstständig verantwortet. Die notwendige Erfahrung bringt Alexandra Wolfslast durch ihre bisherigen Tätigkeiten auf alle Fälle mit. Als Sparringspartner bliebe in diesem Fall – neben dem Unterhaltungschef – auch noch der oder die neue Head of Press, denn bekanntlich möchte auch Iris Bents ihr Amt zur Verfügung stellen.

Wir lassen uns überraschen, wie es am Ende wirklich kommt – und vielleicht bringt das neu zusammengesetzte ESC-Team dann 2022 sogar die deutsche Vorentscheidung zurück…?

Über dieses Thema haben wir auch zu Beginn unseres letzten ESC kompakt LIVE auf YouTube gesprochen:

Welche der oben genannten Optionen haltet Ihr für wahrscheinlich? Oder habt Ihr ganz andere Ideen, wie das deutsche ESC-Team zukünftig zusammengesetzt sein könnte?


17 Kommentare

  1. Da der NDR sowieso sparen muss, würde ich doch auf jeden Fall dort ansetzen, wo 2020 eine Stelle geschaffen wurde, die so unnötig ist wie ein Kropf: streicht diesen albernen „Teamchef“-Posten.

  2. Frau Wolfslast als alleinige Chefin fände ich erstmal am besten bis sich der Neue NDR Programmchef eingearbeitet hat. Vllt bereitet man ja auch einen Senderwechsel vor. Das sollte man nicht außer acht lassen

    • Ich würde die Verantwortung auch vorerst an die Frau Wolfslast übertragen.
      Für den neuen NDR-Programmchef würde ich mir wünschen, dass er eine ähnliche Begeisterung für den ESC hegt, wie der Herr Schreiber. Dieser hat sicher nicht alles richtig gemacht (wer macht das schon), aber er war immer mit Leidenschaft dabei. (Ist er ja immer noch, er ist ja noch nicht fort.😉)

  3. Sehe ich ähnlich

    Wobei ich eine*n Teamchef*in nicht gänzlich ablehne, im Gegenteil sogar befürworte, wenn man den Output im Medienverbund gut erkennen könnte. Denn es legitim, wenn ein Programm- oder Unterhaltungschef nicht jede ESC-koorrdinative und -redaktionelle Kleinteiligkeit übernehmen kann oder möchte. Diesen Nachweis blieb Herr Blenker aber nach meinem Gefühl von außen eher schuldig. Und so wie die Stelle geschaffen wurde und jetzt auch wieder verlassen würde, muss man doch ehrlich sein, dass das bisher und von Vornherein grundweg auf Zwischenzeitliche IT ausgelegt war.

  4. Achso, Grundvoraussetzung natürlich: Wiederführung eines Vorentscheids! Ohne sehe ich auch als Gebührenzahler wenig Legitimität für einen evtl. Teamchefposten.

    • Du bzw. wir als Gebührenzahler haben nichts zu wollen oder zu sagen. Wir müssen zahlen und die Klappe haben – das war’s!

      • Auch die ARD reagiert sehr empfindlich auf die Zuschauerzahlen. Wenn der Vorentscheid wirklich ein Renner gewesen wäre, hätte man nicht so leicht auf ihn verzichtet. Dummes GEZ-Bashing und dann auch noch ohne jeglichen Sinn, Entschuldgung für die klaren Worte.

      • Naja, da das Format der Auswahl ja traditionell mindestens alle zwei Jahre gewechselt wird, gehe ich fest davon aus, dass es 2022 wieder eine Vorentscheidung gibt.

  5. Vielleicht sollte man Stefan Raab eine leitende Stelle im ESC Team anbieten – er muss ja nicht vor die Kamera – aber er hat sicher immer noch dieses Gespür einen echten Hit zu finden und eine tolle Show auf die Bühne zu bringen. Nur mal wieder so ein Gedanke von mir ….schon gut, ich lege mich wieder hin.

    • Soviel Stefan Raab auch für die öffentliche Wahrnehmung des ESC in Deutschland getan hat, halte ich seinen Anteil gerade an den Erfolgen von 2010-12 doch für etwas überschätzt; und wenn man ehrlich ist, die „tolle Show“ haben „seine“ Beiträge jetzt nicht unbedingt geboten, mit Ausnahme vielleicht von 2011, aber da stammte das Staging von Nikeata Thompson, nicht von Raab.
      Sicher, Ghel und WHDA waren in ihrer Zeit schon was Besonderes, aber mit 70er-Klamotten und Light-Striptease haut man heute wohl niemanden mehr vom Hocker.

  6. OFF-TOPIC

    Die Serie der Trauerfälle im ESC-Universum reißt nicht ab! Nach dem finnischen Kultdirigenten Ossi Rune verstarb nun auch der türkische Dirigent Timur Selçuk im Alter von 74 Jahren:

    https://eurovoix.com/2020/11/07/turkey-timur-selcuk-conductor-of-the-first-turkish-eurovision-entry-has-passed-away/

    Er war der Dirigent des ersten türkischen ESC-Beitrages 1975 in Stockholm sowie des Beitrages „Bana Bana“, der aus seiner Feder stammt und mit dem die Gruppe Pan 1989 am ESC in Lausanne den vorletzten Platz belegte. Ruhe in Frieden!

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