Welcher Beitrag wird das Dark Horse des ESC 2023?

Welcher Beitrag wird uns beim Eurovision Song Contest 2023 in Liverpool positiv überraschen? Bei allen Wettquoten und Polls, die oft einen ganz guten Riecher haben, wie die Lieder beim ESC abschneiden werden, gibt es immer wieder Acts, die vor Ort das bestimmte Momentum haben. Michael Schulte etwa entfaltete seinen Charme erst während der Proben in Lissabon. Und die Common Linnets hätten sich 2014 fast den Sieg geholt. Nachdem wir gestern schon die potenziellen Fan Favourite Fails diskutiert haben, fragen wir Euch heute: Welchen Beitrag haben die Fans und Buchermacher in diesem Jahr nicht richtig auf der Rechnung?

Wir haben in der ESC-kompakt-Redaktion eine Shortlist der potenziellen Dark Horses erstellt, über die Ihr am Ende abstimmen könnt. Aber natürlich wollen wir von Euch auch wissen, wenn Ihr noch ganz andere Songs für unterschätzt haltet. Postet diese gern in die Kommentare.

Slowenien: Joker Out – Carpe Diem

Eigentlich spricht einiges gegen den slowenischen Beitrag für den ESC 2023: Mid-Tempo Poprock und das auch noch auf Landessprache. Aber dann ist da der Boyband-Charme der Bandmitglieder und die leicht zugängliche Melodie. Das reichte bei den ESC kompakt-Bloggern für den zweiten Platz! Mit ihrer Bühnenpräsenz bei den Promokonzerten in Warschau und Barcelona haben Joker Out aber auch die Leser/innen von Wiwibloggs überzeugt. Warum sollte ihnen das nicht auch in Liverpool gelingen?

Georgien: Iru – Echo

Ähnlich wie Joker Out wusste auch die Georgierin Iru bei den Promo-Konzerten zu überzeugen. Ihr Beitrag für Liverpool ist typisches Jury-Futter, das aber auch Anhänger im TV-Publikum finden kann. Der Song ist gleichermaßen modern wie experimentell und trägt mit seiner mystischen und künstlerischen Präsentation über drei Minuten. Die Herausforderung ist vielleicht zunächst die Qualifikation fürs Finale ohne Jury-Support. Aber dann könnte Iru dort womöglich durchstarten.

Portugal: Mimicat – Ai coração

Klänge, die man von Portugal beim ESC nicht gewohnt ist. Und dann auch noch Uptempo. „Ai coração“ ist gleichermaßen mitreißend und fröhlich, schlägt dabei aber auch den Bogen über verschiedene musikalische Generationen. Die älteren Zuschauer/innen mögen zwar nicht zum Heavy-Voting neigen, aber wenn sich genügend von ihnen für Mimicat begeistern können und dann noch ein paar jüngere dazukommen, könnte der Beitrag höher landen als bisher erwartet.

Kroatien: Let 3 – Mama ŠČ!

Von Subtilität halten Let 3 aus Kroatien nicht viel. Ihr Song „Mama ŠČ!“ ist direkt, laut, schrill – und sehr politisch. Musikalisch ist der Titel sicher keine Erleuchtung. Die visuelle Umsetzung ist aber eindeutig und bleibt hängen. Damit könnte der Song die Party-Crowd und Politisch-Interessierte gleichermaßen ansprechen und aktivieren, für sie zu stimmen. Reicht das Potential an Votern für viele Punkte?

Serbien: Luke Black – Samo Mi Se Spava

Ist Luke Black der würdige Nachfolger von Konstrakta? Und muss er es überhaupt sein? „Samo Mi Se Spava“ ist auf jeden Fall auffällig und besonders. Mit dem Elektro-Beat, der Thematik des Songs und der Inszenierung spricht Luke vermutlich eher eine jüngere Zielgruppe an. Die ist bekanntermaßen sehr votingfreudig. Ist nur die Frage, wie die Jurys den Song bewerten. Kunst oder Trash? Die Grenzen sind da mitunter fließend.

Polen: Blanka – Solo 

Die polnische Vorentscheidung war (wieder einmal) von einer Überraschung und Skandaldiskussionen im Nachgang geprägt. Letztlich ist es aber ein Fakt, dass Blanka mit ihm leichten – um nicht zu sagen: dünnen – Sommerliedchen das Land in Liverpool vertritt. Die Promozeit konnte Blanka nicht nutzen, um ihren Mainstream-Popbanger mit Latino-Vibes nach vorn zu bringen und die Buchmacher davon zu überzeugen, dass sie doch live singen kann. Manchen Zuschauern könnte die musikalische Qualität des Beitrags aber nicht so wichtig sein, sondern mehr der Auftritt, für den die Polin Großes versprochen hat.

Dänemark: Reiley – Breaking My Heart

Bei Reiley gehen die Meinungen weit auseinander. Einerseits sind viele von dem modernen Sound des Beitrags angetan und andererseits von seinen Gesangsqualitäten erschrocken. So oder so, der Färinger (so heißen tatsächlich die Einwohner/innen der Färöer) hat eine große Social-Media-Anhängerschaft – und die ist es gewohnt, sich für etwas die Finger wundzuvoten, was sie liebt. Wenn Reiley dann auch noch die Töne trifft und das Autotune funktioniert, startet „Breaking My Heart“ möglicherweise noch richtig durch.

Italien: Marco Mengoni – Due vite

Italien ein Dark Horse? Dabei liegt Marco Mengoni doch vergleichsweise gut in den Wettquoten. Ja, genau. Hier legen wir die Messlatte auch etwas höher: Marco könnte nicht einfach nur deutlich besser abschneiden als erwartet, er könnte möglicherweise um den ESC-Sieg mitsingen. Der Grund? Gerade das Konventionell-Italienische könnte bei den Zuschauern gut ankommen (erst recht mit einem guten Startplatz), und eine Ballade mit ausdrucksstarken Sänger mögen Jurys auch immer.

Deutschland: Lord of the Lost – Blood & Glitter

Bei der deutschen Vorentscheidung konnten die Glamrocker aus Hamburg das TV-Publikum überzeugen und holten sich das Ticket für Liverpool. Seitdem hat sich die Band um Frontmann Chris Harms professionell und engagiert bei der Promotion für ihren Beitrags gezeigt. Beim Auftritt bei Eurovision in Concert in Amsterdam konnten Lord of the Lost mit ihren Live-Qualitäten überzeugen und in den Wettquoten ging es etwas nach oben. Grundsätzlich haben es harte Rocksongs in der ESC-Bubble schwer, konnten in der Vergangenheit aber häufig beim ESC selbst reüssieren. Gelingt das unseren Jungs auch in Konkurrenz zu Käärijä und Voyager?

Welcher Beitrag wird beim ESC 2023 besser abschneiden als allgemein erwartet und damit das diesjährige Black Horse?

  • Deutschland: Lord of the Lost - Blood & Glitter (41%, 268 Votes)
  • Slowenien: Joker Out - Carpe Diem (16%, 107 Votes)
  • Kroatien: Let 3 - Mama ŠČ! (10%, 68 Votes)
  • Italien: Marco Mengoni - Due vite (9%, 61 Votes)
  • Portugal: Mimicat - Ai coração (7%, 44 Votes)
  • Serbien: Luke Black - Samo Mi Se Spava (6%, 38 Votes)
  • Dänemark: Reiley - Breaking My Heart (4%, 28 Votes)
  • Polen: Blanka - Solo  (3%, 18 Votes)
  • Georgien: Iru - Echo (3%, 17 Votes)

Total Voters: 649

Wird geladen ... Wird geladen ...

Welcher ESC-Beitrag ist Deiner Meinung nach in diesem Jahr besonders unterschätzt und wird uns am Finalabend überraschen – und warum? Lass uns gern Deinen Tipp und Deine Begründung in den Kommentaren da. 


Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

85 Comments
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Tamara
Mitglied
Tamara
11 Monate zuvor

Dark Horse in diesem Jahr? Eindeutig Schland!

Matty
Matty
11 Monate zuvor

In der dritten Folge der Songcheckshow „Adresse Liverpool“ gewann Österreich vor Israel und Island:

https://eurovoix.com/2023/04/28/adresse-liverpool-show-three/

Deutschland belegte den vorletzten Platz und ist im Gesamtranking auf Platz 20.

JoBi
JoBi
11 Monate zuvor

Es war schwer müf mich gestern zu entscheiden. Ich habe mich für Deutschland entschieden. Ich glaube mittlerweile fest daran, dass sie in die Top 10 kommen. Natürlich hoffe ich für meine Favoriten Serbien und mein Top 10 Kandidat Georgien auch das sie in die Top 10 kommen.

Wolfgang Meyer-Rudolph
Wolfgang Meyer-Rudolph
11 Monate zuvor

Nachdem ich wieder mal – immer noch – einseitig auf der älteren, zu meiner freudigen Überraschung bislang erhalten gebliebenen „Due Vite“-Schiene unterwegs war und dort zuvor WDR- und SWR-ESC sowie Italiasongs-bezogene TV-Tipps für den heutigen Samstagabend unterbreitet habe, muss ich mich weiß Gott nicht mehr als neu hinzugekommener MM-Begeisterter outen, doch „AgnethaFrida“s griffiger gestriger Abendkommentar kurz vor der Tagesschauhauptausgabe bringt es m.E. sowas von auf den Punkt, dass ich ihre Wortausprägung schlichtweg wiederhole. Sie schreibt sooo schön:
„Due vite. Versprüht irgendwie einen Zauber. Ich liebe es.“
Möge diese Wirkung am 13.05. so reinhauen, dass es am Ende für (ganz? > leider wohl kaum) da oben reicht (siehe vermutlich illusionsgeprägte, von Timo aufgeführte 5 Gründe pro Mengoni, die natürlich greifen sollten).
Im meinem engeren, insofern eher überschaubaren Hetero-Bekanntenkreis schwärmt man/Mann übrigens zusehends für die SOLO-Polin, bei der anderen Spezies für Sloweniens Jungs, und das im Einklang mit den beiden Teeny-Zwillingstöchtern des Hausarztes meines Lebenspartners.
Nur noch 10 Tage bis zum 1. Halbfinale!

Wolfgang Meyer-Rudolph
Wolfgang Meyer-Rudolph
11 Monate zuvor

Da der ‚Due vite‘-Blog inzwischen – mit mutmaßlich meist positiv geprägter Ausstrahlung auf Anti-Song-Gemüter – aus der Rubrik „Top Beiträge“ verschwunden und fortan ’nur noch‘ in der Länderkategorie zu finden ist, anbei nochmals die Konkretisierung meiner TV-Tipps für heute Abend:
Wer sich also ‚azzurro‘-blau auf „die größten Kulthits aus Italien“ kaprizieren und in Stimmung bringen lassen möchte, schalte von 22:20 bis 23:50hs den SWR ein.
Beinahe parallel dazu, aber bereits ab 21:45h, laufen „unvergessliche ESC-Hits“ im ‚Aufrecht geh’n‘-, ‚Waterloo‘- und ‚Congratulations‘- oder/ bzw. ‚Power to all our friends‘-Modus bis 23:15h im WDR.
Just dort startet zuvor die Sendung „Legendär – Eurovision Song Contest“ > beide Programmpunkte aus 2023, also nicht repetitiv! (Wiederholung dieses Beitrags ab 0:45h).
Für Schaulustige erneut viel Spaß beim Hineintauchen in jeweils nostalgisch beladene Szenarien!

floppy1992
Mitglied
floppy1992
11 Monate zuvor

Bei Slowenien habe ich inzwischen totale Lake-Malawi-Vibes. Potential hätten sie eigentlich zu mehr, wenn der Song nur nicht so larifari wäre.
Bei Kroatien bin ich mir inzwischen nicht mal mehr sicher, ob das mit der Final-Quali klappt. Irgendwie scheint da der Anfangshype ziemlich verpufft zu sein.

Als Dark Horse würde ich nochmal Aserbaidschan in den Raum werfen wollen. In der Bubble scheint der Song zwar total verhasst zu sein, aber wenn sie dann live wikrlich in so eine Beatles-Flower-Power-„Make Love Not War“-Schiene hauen, kann das wirklich extrem gut funktionieren.