Advent der liebsten ESC-Family-Weihnachtslieder (11): Eine Retro-Schlittenfahrt

„Was wäre nur ein ESC-Adventskalender ohne Anna Bergendahl?“ fragt Euch Flo gestern. Well, sagen wir es so: Was vor allem wäre ein ESC-Adventskalender ohne die zweifach erfolgreiche deutsche ESC-Teilnehmerin Mary Roos?

Mary muss man nicht lange erklären. Wir haben jüngst hier ihre Autobiographie vorgestellt. Mary Roos hat für Deutschland zweimal am Eurovision Song Contest teilgenommen – 1972 mit „Nur die Liebe lässt uns leben“ (3. Platz) und 1984 mit dem ikonischen „Aufrecht geh’n“ (13. Platz). Weitere drei Mal war sie beim deutschen Vorentscheid dabei – und ihre Bewerbungssongs aus 1975 („Eine Liebe ist wie ein Lied“) und 1982 („Lady“ im Duett mit David Hanselmann) waren erfolgreicher (und sind anerkannter) als fast alles, was Deutschland in den letzten zehn Jahren zum ESC geschickt hat (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Eine Ausnahme ist selbstverständlich unser Freund Michael Schulte – und genau in dem Jahr, in dem Michael für Deutschland das beste Ergebnis seit Lena erreichte, war Mary Roos die Präsidentin der deutschen Jury.

Der ESC begleitet Mary Roos also seit fünf Jahrzehnten – und genauso viel Kontinuität und Power beweist sie bei Weihnachtsliedern. Man könnte einen ganzen Adventskalendern vollständig mit dem Weihnachts-Output von Mary Roos bestücken im Bild oben nur ein emotionales Beispiel) – selbst, wenn das bedeutet, einmal ausnahmsweise auf Anna Bergendahl zu verzichten.

Herausgesucht habe ich für den ESC kompakt Kalender ein Vintage-Medley aus 1973 aus der Peter Alexander Show, wo Mary gemeinsam mit Peter Alexander, ESC Teilnehmerin Conny Froboess (6. Platz beim Grand Prix 1962 mit „Zwei kleine Italiener“) und Paul Kuhn (war beim deutschen VE 1957 dabei) Weihnachtsklassiker in deutscher Sprache (speziell übersetzt für die Show) präsentiert hat.

Leider liefert YouTube für die Ausspielung nur diesen Ausschnitt, aber es gibt das Medley vollständig (wenn auch nur in s/w) hier zu sehen und es ist UNBEDINGT SEHENSWERT. Das 4-Ikonen-Quartett präsentiert „eine musikalische Schlittenfahrt“ und wir lernen: Nie, nie, nie waren Props bombastischer und überinszenierter als in den 70ern. Verglichen mit diesem liebevoll überfrachteten Papp-Barock-Mega-Kitsch gehören die heutigen Pyro-Spektakel zurück in die zweite Bundesliga.

Den ESC-Bezug von Connys Gesangspartnern Conny und Paul haben wir geklärt, aber wie verhält es sich mit Peter Alexander? Ihr werdet mir sicher helfen können, aber ein Kleinod der deutschen Musikgeschichte mit ESC-Bezug habe ich gefunden:

1968 singt Peter Alexander in dem cineastischen Meisterwerk „Die Lümmel von der ersten Bank 2“ (es gibt von dieser Lümmel-Serie aufgrund der Kassenschlager-Qualität mehrere Folgen) den Hit „Komm‘ und bedien Dich“ und er macht das ganz großartig. Zwei (weitere) Highlights: Man beachte erstens den Cameo-Clip-Auftritt der großartigen Hannelore Elsner (die in der Lümmelfolge Marion Notnagel heißt – es gibt Gründe, die 60er zu verehren) und zweitens vor allem dem 100%-Eye-Candy-Drummer der Band. Hier hat Lümmel-Produzent Horst Wendtandt seinen Sohn Matthias (der tatsächlich das Schlagzeugspielen beherrscht) eine sympathische Nebenrolle verschafft.

„Komm‘ und bedien Dich“ ist eine Coverversion des italienischen Songklassikers „Gli occhi miei“ aus der Feder von Carlo Donida und Mogol und der feierte seine Premiere erstmals 1968 beim Sanremo-Festival, vorgetragen von Wilma Goich und Dino. Bang, da ist er, der unmittelbare ESC-Bezug zu Peter Alexander.

Wir wünschen Euch einen wunderbaren dritten Advent.

Bisher im Advent der liebsten ESC-Family-Weihnachtslieder erschienen:

(1) Ohne diesen Klassiker geht es nicht!
(2) Jul-Duett der ESC-Sieger
(3) Feierliche Klänge aus Deutschland – mit ukrainischem Ursprung
(4) Weihnachtsparty für die ganze Familie
(5) Weihnachten ohne Geschenke
(6) Festliche Töne eines Wahl-Berliners
(7) Weihnachtliche Partytime deluxe
(8) Gebrochenes Herz unter dem Weihnachtsbaum
(9) Deutsche Tradition mit griechischem Flair
(10) Über Higher Power zum Schnee in Kalifornien


16 Kommentare

  1. Mary Roos war übrigens auch beim ESC-Vorentscheid 1970 dabei und der Beitrag hieß „Bei jedem Kuss“ und belegte damit zusammen mit Reiner Schöne den zweiten Platz hinter Katja Ebstein.

    In diesem Sinne einen schönen Dritten Advent! 🕯🕯🕯

      • Das Jahr ist noch nicht zu Ende und ab dem 1. Januar war es das dann für mich in diesem Forum. Es war eine schöne Zeit, allerdings auch Tiefpunkte und dazu gehört für mich zweifelsfrei das letzte Jahr.

      • Schade Matty, aber wenigstens eine klare Ansage. Du wirst fehlen, man wird dich vermissen. Du bist ein Inventar dieses Blogs, eine alte Schreibmaschine die viele schöne Kommentare hervorgebracht hat. Aber leider auch mit ein paar defekten Tasten. Hat man ein A wie Arilena Ara, J wie Jendrik, M wie Måns oder W wie Wolfslast gedrückt kam von dir meist unschönes oft mussten deine Kommentare sogar gelöscht werden und du hast selbst für Tiefpunkte gesorgt. Ich habe mir oft gewünscht das du kapierst warum deine Kommentare gelöscht werden und du dich änderst aber ich glaube du hast immer noch nichts verstanden und gehst von Bord weil du dich ungerecht behandelt fühlst. Auch wenn du vllt am längsten hier bist und am meisten Kommentierst hast du keine Sonderrechte und kannst schreiben was du willst wenn es Grenzen überschreitet. Das gilt natürlich für alle aber bei dir wird denke ich genauer drauf geachtet was du schreibst. Ich hoffe wir können den Rest des Jahres noch in Frieden und mit der Freude an unserem gemeinsamen Hobby zusammen hier im Blog verbringen. Ich hoffe du gehst vllt noch mal tief in dich und bleibst bei uns. Und wenn nicht hoffe ich das es nur ein Abschied auf Zeit wird.
        Lg TmB 🐾

      • @Thilo mit Bobby:

        „hast du keine Sonderrechte und kannst schreiben was du willst wenn es Grenzen überschreitet.“

        Das gilt für eine ganz bestimmte andere Person (m) hier auf diesem Blog aber auch. Insbesondere wenn juristisch strafrechtlich relevantes Verhalten eben von dieser Person (m) an den Tag gelegt wird.

        Und da wir dann von einigen wenigen User (m/w/d) mit zweierlei Maßstäbe gemessen und es kommt bei BERECHTIGTEN und ÜBERFÄLLIGEN Gegenreaktionen des Betroffenen (m) der „Ratschlag“ dann leg dir doch einfach ein dickeres Fell zu“. So geht es nun auch nicht.

        Denn dieses sich „leg dir doch ein dickeres Fell zu“ gilt dann mindestens genauso, wenn Matty Mans Zelmerlöw als „Mr. Homophobia“ bezeichnet“. Es ist erlaubt einen Künstler (m/w/d) beschissen zu finden und das Wort „beschissen“ dann auch so zu benutzen. Da finde ich die Bezeichnung von Matty sogar gar nicht mal so primitiv.

        Gerade diese eine Beispiel zeigt, dass die ganzen Matty-Kritiker sich auch mal ein dickeres Fell zulegen könnten. Aber da gilt das dann natürlich nicht.

        @Matty:

        Matty, ich wünsche dir privat und beruflich alles Gute. Solltest du dein Vorhaben umsetzen und dich komplett von diesem Blog zurückziehen, werde ich gerne an dich zurückdenken.

        Solltest du doch bei ESC kompakt bleiben, was ich definitiv vorziehe, dann werde ich meine Diskussionen mit dir ganz normal fortsetzen, als ob du nie angekündigt hättest, dich zurückziehen zu wollen. Sprich irgendwelche spöttische Kommentare nach dem Motto „nanu was machst du denn hier, wolltest du nicht wegbleiben“ wird es von mir nicht geben.

        Überleg ’s dir nochmal !

  2. Mary Roos und Peter Alexander verzeihe ich alles. Auch die schnarchige „Früher war alles besser“-Mentalität. Denn die „musikalische Schlittenfahrt“ mit Peter Alexander und Mary Roos macht klar, dass Weihnachten früher nicht besser war, aber auf jeden Fall schöner.

  3. Und Tom Jones hatte mit seiner Version „Help yourself“ von „Gli occhi miei“ auch einen großen Erfolg.
    Tom Jones=Waliser=UK=Liverpool=ESC-Bezug 😏.

  4. Eine schöne Erinnerung! Vielen Dank für den Tipp! Ich hatte gar nicht mehr in Erinnerung, wie schön C. Froboess war…
    Ich mag mir das in heutiger Besetzung (Silbereisen, Fischer, Egli, Ross) gar nicht vorstellen…..

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