ESC-Songcheck kompakt 2023 (16) – Armenien: „Future Lover“ von Brunette

Mit Brunette vertritt eine bekannte und erfolgreiche Sängerin Armenien beim Eurovision Song Contest 2023 in Liverpool. Ihr selbstgeschriebener Beitrag „Future Lover“ wurde nach interner Auswahl als einer der letzten des Jahrgangs erst am 15. März veröffentlicht. Im besten Fall soll das Lied an den unglaublichen viralen Erfolg anschließen, den Rosa Linn im Nachgang des ESC in Turin erreicht hat. Ober ihr das mit dem Song gelingen kann, der teilweise auf Englisch, teilweise auf Armenisch gesungen wird, bleibt abzuwarten.

Die armenische Singer-Songwriterin Brunette singt schon seit ihrem vierten Lebensjahr. Mit 15 schrieb sie ihren ersten Song, und mit 18 veröffentlichte sie ihre Debütsingle „Love The Way You Feel“. Mit den Singles „Gisher“, „Smoke Break“ und „Bac Kapuyt Achqerd“ hat die talentierte junge Sängerin derzeit großen Erfolg in den Charts und erreichte 2022 hohe Streaming-Zahlen. Doch Brunette ist nicht immer allein unterwegs: Sie ist Mitglied der Girlgroup En Aghjiknery (Diese Girlz), die im Heimatland für ihren Hit „Menq“ bekannt ist. Sie tritt auch mit Project12 auf, einer Live-Band aus Jerewan, die für ihre epischen Cover-Versionen mit ausgefeilten Tanzschritten bekannt ist.

Das Lied 

Brunette hat sowohl die Musik als auch den Text von „Future Lover“ selbst geschrieben. Der Titel startet als Soul-Ballade entwickelt sich dann zu einem dynamischen Midtempo-Song, der sogar Sprechgesang enthält und in einem opulenten Finale endet. Inhaltlich besingt sie, wie der Titel es schon sagt, ihren zukünftigen Lover. Diesen sehnt sie mehr mal, mal weniger euphorisch oder gar panisch herbei. Diese Gefühlswallungen werden instrumental intensiv untermalt, so dass man die Aussage noch stärker fühlen kann. Dabei sind viele Streicher zu hören (und im Video auch zu sehen).

Der Check

Song: 3,5/5 Punkten
Stimme: 4/5 Punkten
Darbietung: 4/5 Punkten (auf Basis des Videos)
Instant Appeal: 3/5 Punkten

Benny: Es gibt einiges, was ich am armenischen Beitrag mag: Die tolle Dynamik, die Kraft im zweiten Teil und Brunettes generelle Ausstrahlung und ihren Gesang. Musikalisch gefällt mir also einiges, der letzte Funken, um mir wirklich im Gedächtnis zu bleiben, fehlt aber. Ein guter Refrain wäre vielleicht nicht verkehrt gewesen. Und textlich finde ich das insgesamt eher…naja… Aber so ist das wohl, wenn man Sinnsprüche von tumblr abschreibt. Bleibt noch die Hoffnung, dass Brunette auf der Bühne wirklich fliegt. 7 Punkte.

Berenike: Der armenische Beitrag hat einige Elemente, die mich ansprechen, insbesondere diese zerbrechliche, fast schon glasartige Grundstimmung am Anfang und den Spannungsbogen, der sich durch den Song zieht. Trotzdem fehlt mir etwas, er packt mich einfach nicht richtig. Und beim Sprechgesangsteil bin ich unentschlossen, ob das ein zu großer Bruch ist oder den Song interessant macht, weil er die vorige Struktur durchbricht. 5 Punkte mit Potential, mich live doch noch zu catchen.

Douze Points: Das Leben eines Singles, der/die von einer Partnerschaft träumt. Bei ungefähr 50% Ein-Personen-Haushalten in Europa hat Brunette reichlich Zielgruppenpotenzial für ihren Song und ihre Gefühle. Aber kommen die auch an? Bei mir eher weniger. Ich mag den Auftakt des Songs und die Streicher. Die Panikattacken der Armenierin machen mir hingegen Angst. All das kommt eher künstlerisch (und doch auch arg künstlich-konstruiert) daher und wird sicher intensiv auf der Bühne umgesetzt werden. Dennoch reicht es nicht für mehr als 5 Punkte.

Flo: Nach Rosa Linn setzt Armenien auf ganz andere Sounds, was aber mindestens genauso erfolgsversprechend ist wie die TikTok-Sensation aus Turin. Allein das Musikvideo ist wohl eines der Highlights in diesem Jahr, wenn die Liveperformance ebenso gut umgesetzt wird, dürfte Armenien endlich die Rückkehr auf die vorderen Plätze gelingen. 7 Punkte.

Manu: Armenien hat sich mit der Veröffentlichung von „Future Lover“ durchaus Zeit gelassen – für mich ist die Strategie aber voll aufgegangen, denn so erhält der Song Contest zum Ende hin noch eine tolle, atmosphärische Ballade. Der zarte Beginn weicht einem immer intensiver werdendem (Orchester-)Instrumental, Brunettes einsetzender Sprechgesang treibt das Lied voran, das trotzdem seine Zerbrechlichkeit nicht verliert. Was die BBC bewogen hat, Armenien den zweiten Startplatz (nahe an der musikalisch nicht weit entfernten estnischen Ballade) zu geben, erschließt sich mir nicht. Ich hoffe, dass „Future Lover“ trotzdem das Finale erreicht und vergebe überzeugte 8 Punkte.

Max: Es fühlt sich so an, als wolle die Nummer immer wieder aufbauen zu einem großen Knall, der dann jedoch nie kommt. Das Lied ist dennoch interessant, vor allem der Anfang, der viel verspricht. Für mich kann das Lied jedoch nicht das halten was es verspricht. Zudem ist der Sprechgesang im mittleren Teil auch nicht ganz meins… Und Texte aus Tumblr kann ich mir auch zusammendichten. Ich hasse den Song jedoch nicht und immerhin schätze ich die Fetzen auf Armenisch am Ende. Es könnte auch ein Grower sein, der bei mir erst nach dem Auftritt beim Semi zündet. Vorerst 5 Punkte von mir.

Peter: Noch ein Titel, der mindestens zwei, eher drei Songs in einem darstellt, ein relativ häufiges Phänomen in diesem Jahrgang und mit der Ambition verknüpft, in den drei ESC Minuten so viel los zu machen, dass der instant appeal maximiert wird. Brunettes „Future Lover“ ist die Fusion der Stile aber gut gelungen – vor allem das sanft-langsame, musikalisch starke Intro fängt mich sofort ein und ist auch stärker als der relativ konventionelle Rappart. Der Songtext, eine Hommage an den zukünftigen Partner für’s Leben, kommt glaubwürdig und involvierend rüber. 10 Punkte.

Rick: Da ich etwas völlig anderes von Armenien 2023 erwartet habe, war ich zunächst nicht wirklich offen für diese Nummer. Wenn man ohne Erwartungen rangeht, kann man jedoch nicht abstreiten, dass es sich um einen qualitativ sehr guten Beitrag handelt. Mir gefallen die Lyrics und der armenische Einschlag sehr gut. Zudem ist es keine 0815-Ballade, denn der Rap-Part macht’s ungewöhnlich. Ich wünsche mir nächstes Jahr dennoch was Flotteres aus Armenien. 6 Punkte.

Gesamtpunktzahl: 53/96 Punkte.

Beim ESC kompakt-Index landet „Future Lover“ auf Platz 21 von 37.

Wie schneidet der armenische Beitrag "Future Lover" von Brunette ab?

  • Platz 16-20 (28%, 137 Votes)
  • Platz 11-15 (26%, 129 Votes)
  • Platz 6-10 (14%, 70 Votes)
  • bleibt im Halbfinale hängen (13%, 64 Votes)
  • Platz 21-26 (10%, 51 Votes)
  • Top 5 (8%, 40 Votes)

Total Voters: 491

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Bisher erschienene Songchecks:

Erstes Halbfinale

(1) Irland: „We Are One“ von Wild Youth
(2) Kroatien: „Mama ŠČ!“ von Let 3
(3) Lettland: „Aijā“ von Sudden Light
(4) Malta: „Dance (Our Own Party)“ von The Busker
(5) Norwegen: „Queen Of Kings“ von Alessandra
(6) Portugal: „Ai Coração“ von Mimicat
(7) Serbien: „Samo Mi Se Spava“ von Luke Black
(8) Aserbaidschan: „Tell Me More“ von TuralTuranX
(9) Finnland: „Cha Cha Cha“ von Käärijä
(10) Israel: „Unicorn“ von Noa Kirel
(11) Moldau: „Soarele şi Luna“ von Pasha Parfeni
(12) Niederlande: „Burning Daylight“ von Mia Nicolai & Dion Cooper
(13) Schweden: „Tattoo“ von Loreen
(14) Schweiz: „Watergun“ von Remo Forrer
(15) Tschechien: „My Sister’s Crown“ von Vesna


84 Kommentare

  1. Da der Song im zweiten HF antritt hat Brunette mit ihrem Song eine ziemlich realistische Finalchance (deutlich höher, als wenn sie im HF 1 hätte antreten müssen). Allerdings nur, wenn sie den Song live gut rüberbringen kann. Genau das ist bis zur Stunde jedoch leider unbekannt. Sollte ihr ein guter Vortrag gelingen wird sie ins Finale kommen, sehe sie da bei ’normal gutem Vortag‘ im Bereich 20 bis 25.

    Aber wer weiss das schon…vielleicht ist sie stimmlich derart talentiert, dass sie einen exzeptionell guten Vortrag hinbekommt.

    Als Tonaufnahme habe ich ‚Future Love‘ derzeit im Finale und zwar auf Rang 22. ‚Probenexit‘ ist aber möglich

  2. 2. Platz im HF und 7. Platz im Finale? Da müsste die Armenierin in den Odds aber noch einiges zulegen. Damals ja 6. in den Odds. Derzeit Zwölfte. Song hat daher schon noch sogar reales Potential sogar knapp in die Top 10 kommen zu können, da könntest du richtig mit liegen. Wäre keine Sensation.

  3. Mich hat die Performance in Madrid gänzlich überzeugt und würde mittlerweile Armenien klar in die vordere Hälfte verorten.

    • Dito. Wollte es tatsächlich vorhin reinschreiben, habe es dann aber gelassen. Sie ist eine echt wundervolle Künstlerin. Ich bin sehr gespannt auf den Auftritt im Mai, das könnte tatsächlich in meine Top 5 klettern.

    • Ich war ähnlich überrascht, dass sie live so viel ehrlicher und damit überzeugender rübergekommen ist als in dem künstlich aufgeblasenen Glocken-Video. Wünsche mir unter diesen Umständen ihren Finaleinzug. 🙂

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