Beim ukrainischen Vorentscheid Vidbir 2024 ging es drunter und drüber: aufgrund einer Votingpanne beim Televoting konnte das Ergebnis erst am nächsten Tag verkündet werden. Am Ende setzen sich die Favoritinnen alyona alyona & Jerry Heil mit dem Titel „Teresa & Maria“ klar durch. Die Jury setzte sie auf Platz 2, das Televoting konnten sie gewinnen. Nach dem Sieg bei Vidbir 2024 schoss die Ukraine direkt an die Spitze der Wettquoten.

Jerry Heil, die mit bürgerlichem Namen Yana Shemaieva heißt, ist eine bekannte YouTuberin. Seit 2012 veröffentlicht sie auf ihrem YouTube-Kanal Vlogs sowie Coverversionen von Liedern und hat mittlerweile über 400.000 Follower. Ihre Musikkarriere startete sie 2017 mit der Veröffentlichung ihrer ersten Single „De miy dim“. Ihre zweite Single „#OKHRANA_OTMYENA“ aus 2019 erreichte die Top 5 der ukrainischen Charts. Im gleichen Jahr brachte sie auch ihr erstes Album heraus. Jerry nahm bereits 2020 („Vegan“) und 2022 („When God Shut The Door“) an Vidbir teil.

alyona alyona gehört zu den beliebtesten Rapperinnen in der Ukraine. Auf YouTube sammelte Alona Savranenko, so ihr bürgerlicher Name, mit ihren Musikvideos mehrere Millionen Aufrufe. Seit Mitte der 2000er schreibt sie Rap-Songs, zu Anfang stellten sich aber keine Erfolge ein, sodass sie vier Jahre als Erzieherin arbeitete. Ab 2018 veröffentlichte sie mehrere Singles und konnte erste Erfolge feiern. Wie Jerry Heil veröffentlichte sie schließlich 2019 ihr Debütalbum. Auch vor ihrer Teilnahme an Vidbir 2024 hatte sie einige ESC-Verbindungen: sie war Teil der Vidbir-Jury aus 2021 und ist Mitbegründerin des Labels, bei dem die Gewinner des Eurovision Song Contest 2022, Kalush Orchestra, unter Vertrag stehen. alyona alyona macht sich unter anderem für Themen wie Frauenrechte sowie Body Positivity stark und war als freiwillige Helferin in Kriegsgebieten tätig.

Auch in der Vergangenheit arbeiteten alyona alyona und Jerry Heil bereits zusammen und haben mit „#KUPALA“ und „Ablaufdatum“ sogar schon zwei Nummern mit Ela von Elaiza (Deutschland 2014) veröffentlicht.

Das Lied

Im Song „Teresa & Maria“ geht es um die Herausforderungen, die Frauen auf der Welt haben. Er soll die Menschen daran zu erinnern, dass jeder in der Lage ist, hoch hinaus zu kommen und dass „alle Diven als Menschen geboren wurden“. Alle fangen klein an und unsere Taten bestimmen unseren Lebensweg. Die beiden im Titel genannten Namen beziehen sich auf Mutter Teresa und die Jungfrau Maria, die im Ukrainischen „Diva Maria“ genannt wird. Gesungen wird der Song hauptsächlich auf Ukrainisch mit einigen englischen Zeilen.

Zu Anfang ist „Teresa & Maria“ schlicht mit E-Gitarre arrangiert, dann setzt ein Chor ein und schließlich kommt ein Schlagzeug hinzu und der Song wird dynamischer. Die Chorzeilen wirken sehr ukrainisch-folkloristisch. Im zweiten Teil folgt dann mit dem Einsetzen von alyona alyonas Raps jedoch ein moderner Bruch und der Song verbindet geschickt traditionelle und kontemporäre Elemente.

Der Text und die Musik von „Teresa & Maria“ wurde von alyona alyona und Jerry Heil selbst geschrieben, außerdem sind noch Ivan Klymenko (Musik & Text) und Anton Chilibi (Text) als Autoren gelistet.

Der Check

Song: 5/5 Punkten
Stimme: 4/5 Punkten
Darbietung: 5/5 Punkten
Instant Appeal: 5/5 Punkten

Benny: Liebe auf den ersten Ton. Zwei tolle Frauen, die musikalisch erstmal sehr gegensätzlich wirken (vor allem, wenn man noch Jerrys „Vegan“ im Kopf hat), aber sich perfekt ergänzen und so ein ganz besonderes Lied entstehen lassen. Ja, die Performance war noch ausbaufähig, aber da bin ich bei der Ukraine sehr guter Dinge. Vielleicht der Beitrag, auf den sich Jurys und Publikum einigen können. 12 Punkte

Berenike: Man hört dem Lied sofort an, dass es ein ukrainischer ESC-Beitrag ist. Und doch ist es ganz eigenständig und wirkt überhaupt nicht wie schon zig mal gehört. Ich mag vor allem, wie sich die Melodie im Chorteil immer weiter „nach oben“ schraubt und die Emotionen, die mir als Zuhörerin im Rapteil entgegen gepfeffert werden. 10 Punkte

Douze Points: Dass wir es hier mit zwei großartigen Künstlerinnen zu tun haben, steht außer Frage. Das macht den Song für mich aber nicht spannender. Angenehmer Melodieverlauf trifft auf weichgespülten Rap. Tut nicht weh, begeistert mich aber auch nicht. 6 Punkte

Flo: Bei ihrer Vidbir-Performance gab es sicherlich noch die ein oder andere Sache, die in Malmö besser laufen könnte (und sollte). „Teresa & Maria“ ist für sich genommen aber ein Song, der um den Sieg mitspielt. Hier kommen nicht nur zwei der erfolgreichsten Sängerinnen des Landes, sondern ganz offensichtlich auch zwei besonders talentierte Musikerinnen zusammen. Diese Mélange aus Gesang und Rap ist nicht nur clever, sondern außerordentlich gelungen und knüpft im besten Sinne an Kalush Orchestra an. Und das sind sicherlich keine schlechten Vorzeichen. 10 Punkte

Manu: Und dann kommt da auf einmal dieses eine Lied, dessen vertraut wirkende Melodie einen von Anfang an einnimmt und diese nicht mehr vergessen lässt. In so einem Fall braucht es keine brachialen Rhythmen, kein auffälliges Staging, da reicht ein unspektakuläres Popgewand. „Teresa & Maria“ ist für mich ein solches Lied. Stimmlich muss Jerry Heil vielleicht noch sicherer werden, aber die Ukraine dürfte zurecht auch dieses Jahr weit vorne landen. 10 Punkte

Max: Das Lied hat etwas bei mir gebraucht, aber nun mag ich es sehr tatsächlich. Es hat eine ganz spezielle Atmosphäre und die Ukraine schafft es wie so oft, so vieles in ihren Beiträgen zu verbinden. Moderne, Tradition, Tiefe, Geschichte… Das Land macht nun seit 2021 jedes Jahr die Hausaufgaben und präsentiert starke Beiträge, die entweder um den Sieg kämpfen oder eben oben landen. Gerne und weiter so. 10 Punkte

Peter: Rap gehört im Regelfall bei mir nicht zu den „heavy rotation“ Lieblingen, aber hier stimmt die Mixtur. Der hymnische Chorus gleich im ersten Songdrittel ist mitreißend, der gute Text – vorgetragen in Landessprache – kommt kraftvoll und eindringlich rüber. Jerry und Alyona harmonieren exzellent und lassen sich gegenseitig Raum zur Entfaltung. Gegenüber dem Vorjahr ist das für mich der deutlich stärkere Beitrag aus der Ukraine und der wird nicht nur aus politischen Gründen weit vorne landen. 10 Punkte

Rick: Auch wenn ich anfangs skeptisch war, weil für mich die Struktur von „Teresa & Maria“ befremdlich wirkte, hat mich der Song mittlerweile abgeholt. Ich find’s cool, endlich alyona alyona beim ESC zu sehen und ihr Rap-Part ist für mich auch das Beste und Authentischste an der Nummer. Jerry muss wirklich schauen, dass sie da mitziehen kann und ich hoffe, dass ihre Vocals beim ESC stärker sind als im Vorentscheid. Generell ein cooler Beitrag, aber für mich weit entfernt von einem Gewinner-Song. 6 Punkte

Gesamtpunktzahl: 74/96 Punkten

Beim ESC-kompakt-Index landet „Teresa & Maria“ auf Platz 3 von 37.

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Bisher erschienene Songchecks:

Erstes Halbfinale

(1) Kroatien: „Rim Tim Tagi Dim“ von Baby Lasagna
(2) Zypern: „Liar“ von Silia Kapsis
(3) Irland: „Doomsday Blue“ von Bambie Thug
(4) Litauen: „Luktelk“ von Silvester Belt
(5) Polen: „The Tower“ von LUNA
(6) Serbien: „Ramonda“ von Teya Dora