ESC-Songcheck kompakt 2024 (6) – Serbien: „Ramonda“ von Teya Dora

Quelle: Instagram @iamteyadora

In Serbien wurde in diesem Jahr bereits zum dritten Mal das Format „Pesma za Evroviziju“ als Vorentscheid für den Eurovision Song Contest genutzt. Insgesamt nahmen 28 Acts daran teil, deren Beiträge im Januar veröffentlicht wurden. Im Februar fand dann das erste Halbfinale und kurz darauf das zweite Halbfinale statt, aus denen sich jeweils acht Acts für das große Finale qualifizierten.

Mit dabei waren einige bekannte Namen aus der serbischen Musikszene, darunter auch ESC-Teilnehmerin Konstrakta (Turin 2022), die mit ihrem Song „Novo, bolje“ als eine der Fan-Favoritinnen galt. Am Ende zogen alle gegen die 32-jährige Teya Dora (Aufmacherbild) und ihre Balkan-Ballade „Ramonda“ den Kürzeren.

Teya Dora, eigentlich Teodora Pavlovska, stammt aus der serbischen Stadt Bor und zog später in die Hauptstadt Belgrad. Professionell macht sie bereits seit 2019 Musik. Vorher hatte sie am Berklee College of Music in Boston in den Vereinigten Staaten Musik studiert. Dort wurde auch der Künstlername Teya Dora geboren, weil man in den Staaten so ihren Vornamen Teodora am besten aussprechen konnte. Neben zahlreichen eigenen Veröffentlichungen hat Teya auch für andere Künstler und Künstlerinnen Lieder komponiert.

Im vergangenen Jahr landete sie einen Europa-weiten Hit: „Džanum“ wurde durch TikTok bekannt und ging viral. Verwendet wurde der Song auf der Plattform vor allem im Zusammenhang mit den Protesten nach dem Amoklauf an einer Belgrader Schule. Mittlerweile hat die Nummer auf Spotify mehr als 110 Millionen Streams gesammelt.

Das Lied

Teya Doras ESC-Beitrag „Ramonda“ wurde von Andrijano Kadović Ajzi, Luka Jovanović und Teya selbst geschrieben. Das Lied ist eine atmosphärische Balkan-Ballade, das auch moderne Elemente beinhaltet. Es durchlebt ruhige wie epische Passagen; im Zentrum stehen dabei natürlich Teyas Stimme und ihre geheimnisvolle Aura.

„Ramonda“ ist der heimische Name des serbischen Felsentellers, auch Phoenix-Blume genannt. Die Blume wurde über die Zeit ein Symbol des serbischen Leidens während des Ersten Weltkriegs. Die Pflanze kann selbst nach weit vorangeschrittener Trockenheit wiederbelebt werden; und so sieht sich Serbien selbst immer wieder in der Geschichte.

Teya bedingt in ihrem Beitrag das Leid einer Person (oder eines Landes), die Ausweglosigkeit der Lage, aber auch die Hoffnung und letztendlich die Wiedergeburt, wie eben bei der lilafarbenen „Ramonda“.

Der Check

Song: 5/5 Punkten
Stimme: 4/5 Punkten
Darbietung: 4/5 Punkten
Instant Appeal: 3/5 Punkten

Benny: Keine schlechte Ballade, die allerdings leider etwas höhepunktlos dahin plätschert. Erst am Ende kommt dann eine kleine Steigerung. Ich mag, dass der Song relativ modern ist, aber die Balkan-Elemente, die ab und zu aufblitzen, hätten für mich trotzdem gerne noch deutlicher hervortreten können. 6 Punkte

Berenike: Ich musste mit dem Lied erst etwas warm werden, mittlerweile mag ich es aber sehr. Es wirkt emotional ehrlich, auch auf Grund von Teya Doras schöner tiefer, leicht nasaler Stimme, die vollkommen ohne Geschrei und unnötige Stimmakrobatik auskommt. Außerdem mag ich, wie sich der Song aufbaut und durch den Einsatz des Chores und der Trommeln zum Höhepunkt schraubt. 8 Punkte

Douze Points: Nicht Balkan-Ballade, nicht Elektro-Ballade. Was dann? Die zerbrechlich-gehauchte Stimme von Teya Dora treibt mich in den Wahnsinn. Und dann noch dieses redundante „Lilac ramonda“. Da gehen nicht mehr als 3 Punkte.

Flo: In einem Jahrgang, der von vielen temporeichen Nummern dominiert wird, kann Teya Dora mit „Ramonda“ womöglich einen Achtungserfolg landen. Ihre Vorentscheidperformance hat schon gezeigt, dass sie eine tiefe Atmosphäre schafft und viele Emotionen transportiert. Mit dem einsetzenden, aber nicht überbordenden Beat zum letzten Refrain wird daraus eine runde Sache. 7 Punkte

Manu: Schöne Melodie, angenehme Songstruktur, schöne kulturelle Message und keine unnötige Stimmakrobatik – ich mag „Ramonda“. Dadurch, dass Serbien in der ersten Hälfte des ersten Halbfinals startet, in der zweiten Hälfte aber mindestens Slowenien und Portugal ein ähnliches Publikum ansprechen könnten, halte ich das Schicksal des überraschenden Scheiterns im Halbfinale, dass 2017 beispielsweise auch den finnischen Beitrag „Blackbird“ ereilte, nicht für ausgeschlossen. Daumen drücken – 7 Punkte

Max: Was soll ich sagen. Hier kommt vieles zusammen: Eine starke und moderne Balkan-Ballade, wie ich sie nun schon länger vermisst habe. Dazu Teya Doras spezielle Aura, die mich total fesselt. Der Song hat Tiefe. Teya Dora besingt – wie ich oben erwähnt habe – den serbischen Felsenteller, eine Blume, die eine große Bedeutung für das Land hat. Mich hat das Lied total gepackt, dabei haben es Balladen eigentlich schwer bei mir. Mir bleibt nichts anderes übrig: 12 Punkte.

Peter: Das ist ein weiterer Titel, der nach einer guten, erinnerungsstarken Inszenierung verlangt, denn der Instant Appeal ist überschaubar und auch die Melodie ist eher etwas zum musikalischen Heranrobben. Vier Pluspunkte gibt es: Eigenständigkeit durch die Landessprache, Teyas starke, einprägsame Stimme, die (dank ihres Welthits „Džanum“) bereits vorhandene Fancrowd und die Tatsache, dass 2024 nicht so viele Powerballaden am Start sind. 5 Punkte

Rick: Irgendwie ist es nach Konstrakta und Luke Black fast schon enttäuschend, eine so „gewöhnliche“ Nummer aus Serbien zu bekommen. Auf der anderen Seite find ich es aber gut, dass man nicht jedes Jahr das Gleiche macht. Teya ist in der Balkan-Nation ein bekannter Name und die künstlerische Fähigkeit kann man ihr auch nicht absprechen. Dennoch fehlt mir an dem Song etwas, weil der Refrain schon sehr monoton ist. Die Inszenierung im Vorentscheid hat mir aber gefallen. Somit ganz okay, aber für mich ein Wackelkandidat, was das ESC-Finale angeht. 4 Punkte

Gesamtpunktzahl: 52/96 Punkten

Beim ESC-kompakt-Index landet „Ramonda“ auf Platz 18 von 37

Wie schneidet der serbische Beitrag "Ramonda" von Teya Dora ab?

  • Platz 16-20 (27%, 193 Votes)
  • Platz 10-15 (27%, 188 Votes)
  • Bleibt im Halbfinale hängen (15%, 106 Votes)
  • Platz 6-10 (13%, 92 Votes)
  • Platz 21-26 (10%, 70 Votes)
  • Top 5 (8%, 60 Votes)

Total Voters: 709

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Bisher erschienene Songchecks:

Erstes Halbfinale

(1) Kroatien: „Rim Tim Tagi Dim“ von Baby Lasagna
(2) Zypern: „Liar“ von Silia Kapsis
(3) Irland: „Doomsday Blue“ von Bambie Thug
(4) Litauen: „Luktelk“ von Silvester Belt
(5) Polen: „The Tower“ von LUNA


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85 Comments
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Dina
Dina
1 Monat zuvor

Dass ich das noch erleben darf, „Ramonda“ bekommt 12 Punkte von Blogger Max. Egal, was jetzt noch passiert und ob Teya Dora im Halbfinale ausscheidet – diese Höchstwertung bleibt für die Ewigkeit. 🙃

Truth be told, ich wünschte, der Song würde mich auch so berühren, wie es bei Max und einigen LeserInnen hier der Fall zu sein scheint, aber noch hat er das leider nicht. Das mag aber auch daran liegen, dass ich dieses Jahr definitiv eine Affinität zu den Uptempo-Beiträgen verspüre – ist ja oft auf der aktuellen Stimmungslage basierend. Das kann sich aber täglich ändern, vielleicht erreichen mich dann die Balladen etwas mehr.

Ins Finale muss die lila Ramonda aber kommen, sonst weint meine Mom, und das wird ja wohl niemand wollen. 😉

ag9
ag9
1 Monat zuvor
Reply to  Dina

Na gut, vielleicht trete ich einen der 20 Anrufe für Bambie Thug im 1. HF. an Teya Dora ab, damit Muttern nicht weinen muss.

Dina
Dina
1 Monat zuvor
Reply to  ag9

ag9, du bist ein Schatz!

Tausend Thank-yous von der „traorögen“ träumerisch terrestrischen Teya und der trauten transbalkanisch tränenreichen Mom (Tränen der Rührung).

Fabian
Fabian
1 Monat zuvor
Reply to  Dina

Ich hoffe,du wohnst nicht in Bayern,bei uns ist das Gendern an Schulen schon verboten 😁

undeuxtrois
undeuxtrois
1 Monat zuvor

Ich mochte es bei der serbischen VE sehr. Mittlerweile ist es mir
aber auch ein wenig zu langatmig, aber Teyas Stimme ist immer noch eine Wucht.
Tatsächlich glaube ich, dass es Serbien vielleicht doch knapp nicht ins Finale schafft.

Im Video – sehr düster, jedoch passend – singt Teya am schwarzen Berg.
Ob sie den „montenegro“ auch mit nach Malmö auf die Bühne holen?
Berge auf der ESC-Bühne – naja

Trevoristos
Trevoristos
1 Monat zuvor

finds immer noch arg seltsam, wie knallhart Breskvica von der Jury im Finale abgekocht wurde.
Die hatte ja das Final-Televote mit ’nem halben Kilometer Vorsprung‘ gewonnen. (im HF sogar mit 5 Kilometer Vorsprung). Teya Dora ist leider eigentlich klar nur die zweite Wahl, wenn es nach den serbischen Votern denn gegangen wäre.

chris
chris
1 Monat zuvor

Ich habe das Lied schon einige Male gehört, aber muss leider sagen, dass ich mich immer noch nicht an die Melodie erinnern kann.

JoBi
JoBi
1 Monat zuvor

Ich hörte schon vor der PZE Woche einige serbischen Beiträge an. Da hatte ich keine große Meinung. In der PZE Woche hörte ich mir alle Songs an. Und Ramonda gefiel mir, neben 2 – 3 Songs. Nachdem Finaleinzug kletterte er auf Platz 2 und schließlich auf Platz 1. Ich höre den Song heute sehr gerne. Ich finde ihn ganz ausgezeichnet.

In meinem Ranking belegt Serbien Platz 3/37.
Ich hoffe das Ramonda Top 10 erreicht, zumindest Platz 6 – 10.

Steffen
Steffen
1 Monat zuvor

Das Erreichen des Finales wird diesmal sehr schwierig für Serbien. Der Nummer fehlt leider eine Melodie, die in Erinnerung bleibt. Auch der Balkan-typische Ethno-Touch ist nicht vorhanden. So ist es einfach nur eine sehr durchschnittliche und langweilige Ballade. Die Sängerin wirkt zudem nicht sonderlich telegen.
Ich sage mal: Das wird nix !

Sandra
Sandra
1 Monat zuvor

Das Lied „Gnezdo Orlovo“ von Breskvica, hätte gewinnen sollen!! Diese Auswahl ist Schiebung! Ganz Serbien ist ssuer, kein Mensch hat fiesen Song und diese Teya

ESCFan2009
ESCFan2009
1 Monat zuvor

Serbien:
Mein Platz 25 mit 5 Punkten.
Eine schöne Ballade, aber es fehlt etwas, um mich mitzureißen…

Delta
Mitglied
Delta
1 Monat zuvor

Für mich ist der Song zu ruhig und zu wenig epochal. Beides zusammen führt leider zu einem meiner hinteren Plätze. Allerdings kann das Staging und der Live-Auftritt hier erfahrungsgemäß noch wunder wirken (für mich jedenfalls). Ich denke auch, dass Serbien das Finale erreichen wird.

Punkte technisch, von mir: 5 von 12 Punkte

Alkibernd
Alkibernd
1 Monat zuvor

Ode an ein großserbisches National-Mauerblümchen

Ramonda, zum Abschied sag‘ ich dir goodbye
Ramonda, ein Jahr geht doch so schnell vorbei
Verzag‘ nicht und frag‘ nicht
Denn in Gedanken bin ich bei dir
Bei Tag bringt die Sonne
Bei Nacht der Mond die Grüße von mir
Ramonda, denk‘ jeden Tag einmal daran
Ramonda, dass nichts vergeht, was so begann
Nach einem Jahr steh‘ ich mit Blumen vor der Tür
Ramonda, dann bleib‘ ich bei dir

Gerd Geomax
Gerd Geomax
25 Tage zuvor

Serbien setzt in diesem Jahr wieder auf eine Balkan-Ballade. Aber es ist ein eher ruhiges Exemplar. So sehr ich auf diese Genre auch stehe, so ganz mag der Funke nicht überspringen. Zu lange dauert die Entwicklung des Songs. Der Text ist mir ein wenig zu pathetisch. Positiv dagegen der leicht klagende Gesang von Teya, womit sie es auch live geschafft hat im letzten Refrain noch die für Balkan-Balladen typische schwermütige Atmosphäre zu kreieren. Dafür gibt es dann gute 7/10 und daraus resultiert folgendes Zwischenergebnis:

Halbfinale 1:
1.Litauen 9/10
6. Irland 7,5/10
7. Polen 7/10
8. Kroatien 7/10
9. Serbien 7/10
12. Zypern 5,5/10

Gesamt:
4. Litauen 9/10
12. Irland 7,5/10
15. Polen 7/10
16. Kroatien 7/10
18. Serbien 7/10
28. Zypern 5,5/10

Meine Einschätzung für Malmö: da die Auslosung es geschafft hat dieses Mal alle Rest-Jugoslawien-Staaten in ein Halbfinale zu bringen, sollte eine Finalqualifizierung sehr sicher sein. Im Finale tippe ich das Mittelfeld von Platz 12 bis 18.