ESC-Songcheck kompakt 2023 (25) – Australien: „Promise“ von Voyager

Nach mehreren Jahren mit Vorentscheidungen (und der Pandemie-Ausnahme 2021) hat sich das australische Fernsehen in diesem Jahr wieder für eine interne Auswahl des Beitrags für den Eurovision Song Contest entschieden. Dabei fiel die Wahl auf die Metal-Rock-Gruppe Voyager. Diese war im Vorjahr bei der australischen Vorentscheidung „Australia Decides“ Zweiter geworden, hatte dabei allerdings die meisten Zuschauerstimmen eingesammelt. Sollte ihr diesjähriger Beitrag „Promise“ im Halbfinale in Liverpool ebenfalls besonders gut bei den Televotern ankommen, wäre das Finale für die Australier sicher. Denn in diesem Jahr sind die Jurys in den Halbfinals außen vor.

Die Gruppe Voyager wurde bereits 1999 gegründet und war in der Zwischenzeit immer sehr multikulturell aufgestellt – in einem Einwandererland wie Australien ist das nicht besonders überraschend. Allerdings gibt es mit Daniel Estrin nur ein Gründungsmitglied der Band, das noch immer dabei ist. Estrin selbst wurde 1981 in Buchholz in der Nordheide nahe Hamburg geboren und wuchs dort auf, bevor er nach Australien auswanderte. Daher soll er auch heute noch akzentfrei Deutsch sprechen. Davon könnt Ihr Euch in unserem ESC kompakt LIVE mit Daniel am 24. April um 19 Uhr überzeugen.

Aber zurück zur Band: Sie wurde im westaustralischen Perth gegründet. Vier Jahre nach der Gründung veröffentlichte sie ihr ersten Album, mittlerweile sind es sieben. Ausgehend von Australien erreichte die Band auch in Europa und anderen Teilen der Welt Popularität mit ihrem progressiven Metal-Rock. Bereits 2020 versuchte sie an der australischen Vorentscheidung „Australia Decides“ mit dem Titel „Runaway“ teilzunehmen, wurden letztlich aber nicht zugelassen. Nach der Teilnahme im letzten Jahr mit „Dreamer“ kommen sie nun also in Liverpool zum Zug.

Das Lied

Am 21. Februar verkündete das australische Fernsehen, dass Voyager das Land mit dem Track „Promise“ beim ESC 2023 vertreten würden. Dem Stil der Band entsprechend handelt es sich hierbei auch um einen Rocksong mit teilweisen Überschreitungen in den Metalbereich (gerade bei den Instrumentalteilen). Gleichzeitig gibt es immer wieder Keyboard/Synthesizer-Einsätze, die nostalgische Erinnerungen an die 1980er Jahre aufkommen lassen.

Der Song geht dynamisch nach vorn, hat aber trotzdem melancholische Momente. Die Liedstruktur ist etwas gewöhnungsbedürftig mit verschiedenen Teilen, wobei sich diese mitunter wiederholen und auch der Refrain deutlich zu erkennen ist. Dazu kommt die mitgrölfreundliche Zeile: Ah-oh, ah-oh, ah-oh, ah-oh-oh-oh.

Inhaltlich geht es darum, immer mal wieder seine Komfortzone zu verlassen und sich auf etwas Neues einzulassen. Das ist auch kein Problem, wenn man einen Menschen an seiner Seite hat, der einem nicht nur ein Promise (Versprechen) gibt, sondern auch den entsprechenden Halt „till I die“.

Der Check

Song: 3/5 Punkten
Stimme: 4/5 Punkten
Darbietung: 3/5 Punkten (auf Basis des Videos)
Instant Appeal: 4/5 Punkten

Benny: Ich freue mich, dass Voyager (endlich) beim ESC dabei sind. Ich mag die Synthie-Rock-Mischung und am Ende gibt’s ein tolles Gitarrensolo. Allerdings finde ich „Promise“ nicht den stärksten Song. Bis auf eine kurze Ausnahme im Mittelteil ist das Lied doch relativ zahm und weichgespült, daneben finde ich den Ein-Zeilen-Refrain etwas uninspiriert und repetitiv. Schade, hätte mir mehr erhofft, ist aber trotzdem ein schöner Farbtupfer. 6 Punkte.

Berenike: Abgesehen von dem kurzen Schrei-Gröhl-Part zum Ende hin wirkt das extrem brav. „Promise“ ist eher eine 80er-Jahre-Synthie-Ballade mit E-Gitarre denn ein Metalsong. Kann ich aber gut hören und immer kurz bevor es doch zu sehr ins Plätschrige abrutscht, reißt mich Daniel Estrins Stimme zurück. 6 Punkte.

Douze Points: Guter Mix aus einem Rocksong mit Synthie-Klängen und einer starken Stimme. Es gibt immer wieder neue Elemente, die für Abwechslung sorgen; gleichzeitig ist die Struktur nicht sofort zu erschließen und manches wirkt etwas wild durcheinander. Da hilft der Refrain ganz gut als Anker, auch wenn der eher unkonventionell eingesetzt wird. Im direkten Vergleich zum deutschen Beitrag fehlt hier die ganz klare Positionierung und wirkliche „Edginess“. 5 Punkte

Flo: Anders als „Blood & Glitter“, das den Bogen zwischen sanfteren Strophen und härterem Refrain spannt und damit die Aufmerksamkeit aufrecht erhält, fällt „Voyage“ bei mir musikalisch fast schon durch. Die Nummer ist nicht schlecht, aber im direkten Vergleich zum deutschen Beitrag wirkt das Gesamtkonzept von Voyager für mich nicht ganz so stimmig. Alles in allem ist es aber ein solider Track, der Australien wieder nach oben spülen könnte. 6 Punkte.

Manu: Während mich „Dreamer“ letztes Jahr als Audio durchaus mitnahm, begeisterte mich der Auftritt im australischen Vorentscheid nicht so richtig. Nun intern ausgewählt, könnte genau das Gegenteil eintreten – denn „Promise“ langweilt mich rein vom Audio etwas. In einzelnen Momenten stört mich die gewollt exakte Aussprache des Sängers, der Refrain ist mir zu inhaltslos. Am besten gefällt mir noch die energetische Bridge zum letzten Refrain. Mal sehen, ob Voyager live noch eine Schippe draufpacken können – das Finale dürfte aber auf jeden Fall geritzt sein. 5 Punkte.

Max: Ein interessanter Beitrag, der mich dennoch leider etwas kalt lässt – wie beispielsweise Bulgarien auch im vergangenen Jahr. Ich finde die Nummer nicht besonders eingängig, auch wenn ich den leichten Mix von elektronischen und rockigen Einflüssen schätze. Er hat nur bei mir nicht gezündet und eigentlich bin ich da andere Sachen von Australien gewöhnt. Vielleicht ist die Luft in Down Under etwas raus? 2 Punkte.

Peter: Voyager haben diese Direktnominierung unbedingt verdient, sie haben schon bei „Australia Decides“ 2022 einen richtig guten Eindruck gemacht. „Promise“ ist mehr Pop als Rock, klingt wie ein Crossover aus Tears For Fears und Bon Jovi. Der Song ist zwar konventionell, hat aber ein catchy Intro und ist abwechselungsreich produziert. Für mich wie eine Zeitreise in meine Mötley-Crüe-Phase (die recht kurz war). 8 Punkte.

Rick: Vom ersten Hören an hat mich „Promise“ total mitgenommen. Der Song klingt für mich irgendwie nach Abenteuer – mitreißend und dennoch nostalgisch. Gut, dafür sind sicher auch die 80er-Rock-Vibes verantwortlich. Trotzdem klingt die Nummer aktuell und gut durchdacht. Durch die ruhigen Parts, aber auch den „Metal-Scream-Gesang“ bleibt der Beitrag spannend. Absolut mein Geschmack, obwohl ich eigentlich nicht der größte Rock-Fan bin. 10 Punkte.

Gesamtpunktzahl: 48/96 Punkte.

Beim ESC kompakt-Index landet „Promise“ auf Platz 17 von 37.

Wie schneidet der australische Beitrag "Promise" von Voyager ab?

  • Platz 16-20 (41%, 187 Votes)
  • Platz 11-15 (23%, 106 Votes)
  • Platz 21-26 (16%, 71 Votes)
  • bleibt im Halbfinale hängen (12%, 55 Votes)
  • Platz 6-10 (7%, 30 Votes)
  • Top 5 (1%, 6 Votes)

Total Voters: 455

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Bisher erschienene Songchecks:

Erstes Halbfinale

(1) Irland: „We Are One“ von Wild Youth
(2) Kroatien: „Mama ŠČ!“ von Let 3
(3) Lettland: „Aijā“ von Sudden Light
(4) Malta: „Dance (Our Own Party)“ von The Busker
(5) Norwegen: „Queen Of Kings“ von Alessandra
(6) Portugal: „Ai Coração“ von Mimicat
(7) Serbien: „Samo Mi Se Spava“ von Luke Black
(8) Aserbaidschan: „Tell Me More“ von TuralTuranX
(9) Finnland: „Cha Cha Cha“ von Käärijä
(10) Israel: „Unicorn“ von Noa Kirel
(11) Moldau: „Soarele şi Luna“ von Pasha Parfeni
(12) Niederlande: „Burning Daylight“ von Mia Nicolai & Dion Cooper
(13) Schweden: „Tattoo“ von Loreen
(14) Schweiz: „Watergun“ von Remo Forrer
(15) Tschechien: „My Sister’s Crown“ von Vesna

Zweites Halbfinale

(16) Armenien: „Future Lover“ von Brunette
(17) Belgien: „Because Of You“ von Gustaph
(18) Dänemark: „Breaking My Heart“ von Reiley
(19) Estland: „Bridges“ von Alika
(20) Griechenland: „What They Say“ von Victor Vernicos
(21) Island: „Power“ von Diljá
(22) Rumänien: „D.G.T. (Off and On)“ von Theodor Andrei
(23) Zypern: „Break A Broken Heart“ von Andrew Lambrou
(24) Albanien: „Duje“ von Albina & Familja Kelmendi


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121 Comments
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ag9
ag9
1 Jahr zuvor

P.S.: Australiens Teilnahme als jahrelang verschleppte Ausnahme finde ich theoretisch zwar eigentlich doof, ich würde mich praktisch aber freuen, Australien auch weiterhin mit im Boot zu haben.
Meine Favoriten bisher waren Guy Sebastian und – ja – Montaigne! (Und theoretisch Isaiah, wenn er nicht so grottig schlecht gesungen hätte)

Porsteinn
Mitglied
Porsteinn
1 Jahr zuvor

Electric Callboy im Schonwaschgang.