ESC-Songcheck kompakt 2023 (24) – Albanien: „Duje“ von Albina & Familja Kelmendi

Bild: RTSH

Der albanische Beitrag für den Eurovision Song Contest wurde auch in diesem Jahr wieder über das traditionell im Dezember stattfindende Festivali i Këngës gesucht und gefunden. Im Finale dieser 61. Ausgabe des Festivals entschied jedoch erstmals zu 100 Prozent ein SMS-Voting darüber, wer Albanien beim ESC vertreten darf. Dem vorausgegangen waren zwei Halbfinale (nachzulesen hier und hier) und ein dritter Abend mit Duetten (nachzulesen hier). 21 der ursprünglich 26 Beiträge standen am Ende noch Finale. Am Ende entschieden die albanischen Zuschauer*innen, dass Albina Kelmendi gemeinsam mit ihrer Familie zum ESC nach Liverpool fahren darf.

Albina Kelmendi stammt aus dem Kosovo und wurde – nicht zuletzt von ihrer Familie – schon früh an die Musik herangeführt. Später lernte sie Klarinette und Klavier. 2014 nahm sie an der vierten Staffel von „The Voice of Albania“ teil, wo sie letztendlich den 2. Platz belegte. Es folgten mehrere Veröffentlichungen, darunter zwei Alben, sowie Teilnahmen an Musikfestivals. Beim ESC steht sie gemeinsam mit ihrer Mutter Albana, ihrem Vater Bujar, ihrem Bruder Albin sowie ihren Schwestern Vesa und Sidorela auf der Bühne.

Das Lied

„Duje“ (deutsch: „Liebe sie!“) handelt davon, wie wichtig die Familie ist und dass die Verwandten auch – und vor allem – dann unterstützend zur Seite stehen, wenn es einem mal nicht gut geht. Verpackt wird dieser Inhalt in die Geschichte einer Familie, die sich entfremdet hat und zerbrochen ist. Der Text stammt von Eriona Rushiti.

Der Appell, seine Familie zu lieben, wurde von Komponist Enis Mullaj in einer dramatischen Balkan-Ballade verpackt. Die Strophen, in denen die zerrüttete Familie geschildert wird, sind vor allem von Albinas intensivem und auch live sehr gutem Gesang geprägt. Im Refrain, in dem die Bedeutung der Familie herausgestellt wird, stimmen die anderen Familienmitglieder mit ein.

Anfang März wurde eine überarbeitete Version von „Duje“ veröffentlicht, die Albina und ihre Familie beim ESC in Liverpool präsentieren werden. Die Inszenierung für die große Bühne wird von der schwedischen Choreografin Sacha Jean-Baptiste stammen.

Der Check:

Song: 2,5/5 Punkten
Stimme: 5/5 Punkten (Albina); 3/5 Punkten (Familja Kelmendi)
Darbietung: 2/5 Punkten (auf Basis des Musikvideos)
Instant Appeal: 2/5 Punkten

Benny: Im Halbfinale des FiK war ich noch ganz begeistert von „Duje“, aber schon im Finale war mir der Auftritt von Albina und ihrer Familie zu theatralisch und aufgesetzt. Leider gefällt mir auch der Revamp schlechter als die Originalversion und das neue Musikvideo löst bei mir eher Fremdscham aus. Der ohnehin schon sehr zeigefingerhafte Text wird so noch unsympathischer. An der Liveversion stört mich zudem noch der teilweise mittelmäßige Gesang der übrigen Familienmitglieder. Kurz: Ich entfremde mich zunehmend von der eigentlich gar nicht so schlechten typisch albanischen Ballade. 4 Punkte.

Berenike: Auf positive Art und Weise ist das altmodische ESC-Kost mit vielen (mittlerweile leider eher seltenen) ESC-Klischees: Ethnische Klänge, Drama, Landessprache und Wumms. Und im Rahmen des ESCs macht mir das auch ziemlich viel Spaß. Dieses „Heile-Welt-Rama-Familien-Bild“, was Albina und ihre Familie da vermitteln, befremdet mich aber immer wieder etwas. 6 Punkte.

Douze Points: Da haben die Albaner endlich mal die Möglichkeit, selbst über ihren ESC-Beitrag abzustimmen – und dann schicken sie diesen wirren Familien-Mix. Zeitweise wähnt man sich in einem albanischen Gesangskreis der 60er Jahre. Dann sind wieder moderne Ethno-Klänge zu vernehmen. Singen kann Albina auf jeden Fall. Aber können das auch alle anderen, die mit ihr auf der Bühne sein werden? Mehr ist nicht immer mehr. 4 Punkte.

Flo: Positiv anzumerken ist, dass Albina und die Familja Kelmendi ihren Song sehr überzeugend verkörpern und zweifelsohne viel musikalisches Talent mitbringen. „Duje“ ist mir aber mindestens eine Spur zu schwerfällig, könnte aber gerade beim ESC dann doch irgendwie funktionieren. 4 Punkte.

Manu: Den Gewinner des beliebten Festivali i Këngës nicht mehr automatisch zum Eurovision Song Contestes zu machen, ist an sich ein guter Schachzug, da modern instrumentierte Beiträge durch den Einsatz des Orchesters manchmal an Wirkung verloren. So entpuppte sich „Duje“ auf der Bühne als wilder Ritt durch sämtliche albanischen Rhythmen. Im vor kurzem veröffentlichten Revamp ist davon allerdings nicht mehr viel übrig und viele Ecken und Kanten wurden musikalisch geglättet. Gerade der von der gesamten Familie getragene Refrain klingt nun schon fast etwas altbacken. Ich bin gespannt, ob Albina live wieder die Energiekeule rausholt, so ist das für mich leider nur noch schwaches Mittelmaß. 4 Punkte.

Max: Ich mag die Nummer tatsächlich, wie so oft, wenn Albanien etwas rhythmischer unterwegs ist. So ist es auch hier, obwohl ich das Lied jetzt nicht rauf und runter höre. Dafür ist es mir stellenweise dann doch zu sperrig. Zudem könnte der Auftritt mit der Familie ein zweischneidiges Schwert sein: viele könnten es toll und schön finden und andere vielleicht etwas statisch, denn die Performance ist dadurch eingeschränkt. Aber wir werden sehen. 5 Punkte.

Peter: Mir gefällt der Family-Spirit und die damit verknüpfte Authentizität, unterstrichen durch die Landessprache. Auch der Ethnobeat und -spirit im ersten Songdrittel hat etwas inspirierendes, aber danach wird es anstrengend und das Geheule von Albina zu Beginn und zwischendurch ist mehr als gewöhnungsbedürftig. Eigenständig aber schwer vermittelbar und dadurch sogar langweilig. Das Schönhören misslingt. 5 Punkte.

Rick: Mir gefällt es sehr, dass Albanien sowohl soundtechnisch als auch sprachlich wieder einmal sofort identifizierbar ist. Zudem ist die Familien-Thematik mal was ganz anderes, das ich spannend finde. Musikalisch mag ich den Mix der folkloristischen Elemente und des modernen Beats, der einfach frisch klingt und das ganze viel zugänglicher macht. Einziger Minuspunkt: nach meinem Geschmack ist der (sehr laute) Klagegesang von Albina etwas too much. 7 Punkte.

Gesamtpunktzahl: 39/96 Punkten.

Beim ESC kompakt-Index landet „Duje“ auf Platz 23 von 37.

Wie schneidet der albanische Beitrag "Duje" von Albina & Familja Kelmendi ab?

  • bleibt im Halbfinale hängen (62%, 268 Votes)
  • Platz 21-26 (19%, 84 Votes)
  • Platz 16-20 (12%, 53 Votes)
  • Top 5 (3%, 13 Votes)
  • Platz 11-15 (3%, 12 Votes)
  • Platz 6-10 (1%, 3 Votes)

Total Voters: 433

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Bisher erschienene Songchecks:

Erstes Halbfinale

(1) Irland: „We Are One“ von Wild Youth
(2) Kroatien: „Mama ŠČ!“ von Let 3
(3) Lettland: „Aijā“ von Sudden Light
(4) Malta: „Dance (Our Own Party)“ von The Busker
(5) Norwegen: „Queen Of Kings“ von Alessandra
(6) Portugal: „Ai Coração“ von Mimicat
(7) Serbien: „Samo Mi Se Spava“ von Luke Black
(8) Aserbaidschan: „Tell Me More“ von TuralTuranX
(9) Finnland: „Cha Cha Cha“ von Käärijä
(10) Israel: „Unicorn“ von Noa Kirel
(11) Moldau: „Soarele şi Luna“ von Pasha Parfeni
(12) Niederlande: „Burning Daylight“ von Mia Nicolai & Dion Cooper
(13) Schweden: „Tattoo“ von Loreen
(14) Schweiz: „Watergun“ von Remo Forrer
(15) Tschechien: „My Sister’s Crown“ von Vesna

Zweites Halbfinale

(16) Armenien: „Future Lover“ von Brunette
(17) Belgien: „Because Of You“ von Gustaph
(18) Dänemark: „Breaking My Heart“ von Reiley
(19) Estland: „Bridges“ von Alika
(20) Griechenland: „What They Say“ von Victor Vernicos
(21) Island: „Power“ von Diljá
(22) Rumänien: „D.G.T. (Off and On)“ von Theodor Andrei
(23) Zypern: „Break A Broken Heart“ von Andrew Lambrou


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114 Comments
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ag9
ag9
1 Jahr zuvor

Ich liebe albanische Schreifrauen mit toller Stimme, da machen auch Albina und ihr Song keine Ausnahme. Zubrot für die Familie geht für mich auch in Ordnung. Da allerdings nicht allzu originell auf meinem Platz 8.

Verstehe die meisten hier nicht, auch nicht die Wettquoten. Ich tippe auf Finale und circa Platz 18.