Kaum hat der NDR die ersten greifbaren Neuigkeiten zum ersten Late-Nite-Vorentscheid in der deutschen ESC-Geschichte veröffentlicht, kommen auch die Spekulationen, wer beim deutschen Finale „Unser Lied für Liverpool“ ins Rennen geht, wieder in Gang.

Offiziell wissen wir, dass acht bis zehn Songs zur Wahl stehen werden und dass (mindestens) einer davon via TikTok ermittelt wird. Die TikTok-Abstimmung soll am 27. Januar 2023 starten und der oder die Sieger werden am 4. Februar 2023 live auf Eurovision.de bekanntgegeben. An diesem Tag startet nämlich die neue Show „Alles Eurovision“ mit Alina Stiegler und Stefan Spiegel.

Am 27. Januar 2023 wissen wir also offiziell eine Menge mehr, wenn klar ist, wer es in die TikTok-Abstimmung geschafft hat und wer nicht. Aus Künstlerkreisen wissen wir, dass der NDR damit begonnen hat, Zu- und Absagen für das TikTok-Finale zu verschicken. Joël Zupan, bekannt aus der 11. Staffel von „The Voice Of Germany“, der sich mit seinem sehr persönlichen Song „Fear“ beworben hatte, hat bereits öffentlich gemacht, dass er eine Absage bekommen hat.

Parallel zur Auswahl der TikTok-Kandidatinnen und -Kandidaten (hier unsere subjektive Top Ten) scoutet der NDR auch bereits Songs, die direkt für das deutsche Finale gesetzt werden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich auch in diesem engeren Auswahl, deren Zustandekommen wir hier beschreiben, Songs befinden, die bereits via TikTok zur einer gewissen Popularität gelangt sind, deren Interpreten sich aber (auch) direkt beim NDR über die offizielle Bewerbungsplattform auf eurovision.de beworben haben. So gibt es Hinweise und Indizien aus mehreren Quellen, dass Patty Gurdy mit höchster Wahrscheinlichkeit beim deutschen Finale dabei sein wird. Ihr Song „Melodies of hope“ ist ein großer Favorit der Bubble und Pattys Dark-Folk-Pop bedient geradezu idealtypisch die aktuelle oberste NDR-Redaktionsmaxime, im deutschen Finale größtmögliche Diversität und musikalische Vielfalt zu präsentieren.

Findige ESC-kompakt-Leser wiederum haben herausgefunden, dass sich am zurückliegenden Wochenende auffällig viele Interpreten, die sich sicher, wahrscheinlich oder vielleicht für „Unser Lied für Liverpool“ beworben haben, in Hamburg aufgehalten haben, darunter Jona (Selle), Anica Russo, Loi, Lonely Spring und Will Church (Danke für die Co-Recherche an Kommentator „Der Optimist“). Aus Künstlerkreisen weiß ESC kompakt, dass beim NDR in Hamburg-Lokstedt eine Art „Vorsingen“ ausgewählter Bewerberinnen und Bewerber stattgefunden hat.

Andere Acts halten sich aktuell selbst selbstbewusst im Gespräch wie etwa From Fall to Spring, deren Draw The Line ein so starker und zeitgemäßer Nu-Metal-Track ist, der so überzeugend in das aktuelle „Beuteschema“ der NDR passt, dass es kaum vorstellbar ist, dass er übergangen wird. „Draw The Line“ schreit nach einer Nominierung.

Apropos Metal – wenn wir es nicht schon von der Band selbst erfahren hätten: Electric Callboy sind beim deutschen Finale in Köln definitiv nicht dabei (auch nicht als Pausenact), denn sie spielen am gleichen Abend ebenfalls in Köln – aber nicht in den MMC Studios sondern in der Lanxess Arena. Anders als der deutsche Vorentscheid spielen Electric Callboy allerdings in der Primetime. Manchmal ist die Realität witziger als jede Fiktion.

Den größter Buzz löst in der Bubble aber eine Insta-Story von „Wer weiß denn sowas?“-Moderator Kai Pflaume aus. Er zeigt die Gäste einer Aufzeichnung, die am 27. Februar 2023 ausgestrahlt wird, also eine Woche vor dem deutschen Finale am 3. März 2023. Zu Gast sind zwei „Unser Lied Für Liverpool“-Bewerber und zwar Ikke Hüftgold und EES.

Nicht nur der Sendetermin ist auffällig. NDR-ESC-Chef Andreas Gerling ist auch der verantwortliche Redaktionsleiter der NDR-Gameshow „Wer weiß denn sowas?“. Und im vergangenen Jahr waren eben in dieser Vorabend-Show auch Malik Harris (am 22. Februar 2022), Emily Roberts und Nico Suave (gemeinsam am 3. März 2022) zu Gast. Alle drei haben kurz darauf am deutschen ESC-Finale „Germany 12 Points“ am 4. März 2022 teilgenommen.

Das kann logischerweise alles Zufall sein oder auch nicht. Der guten Ordnung halber mag der Chronist an dieser Stelle festhalten, dass es für alle diese heute hier gehandelten Namen keine verbindliche offizielle NDR-Bestätigung gibt. Und es bleiben viele Fragen offen. Aus dem Umfeld von EES hören wir beispielsweise, dass dieser wie Joël Zupan einen schriftlichen Korb bekommen haben könnte. Und bei Ikke Hüftgold bleibt offen, ob er mit seinem eigenen Song „Lied mit gutem Text“ oder als Summerfield-Produzent Matthias Distel („Chuck Norris“ von Freaknation) in die engere Auswahl gelangt ist oder auch nicht.

Wie gesagt, viele Fragen verlieren sich weiter in den Nebeln vor Norwegen. Aber es macht Spaß zu spekulieren (hier weitere Inspirationen). Eins steht aber jetzt schon felsenfest: Der deutsche Vorentscheid 2023 wird deutlich aufregender sein als „Germany 12 Points“ in 2022.