Jedes Jahr besteht eine gewisse Unsicherheit, ob der Sieger des ehrwürdigen italienischen Festival di Sanremo auch tatsächlich zum Eurovision Song Contest fahren möchte. Zum ersten Mal seit 2016 lehnte der Sieger in diesem Jahr letztendlich ab. Italien wird 2025 also nicht vom Sanremo-Sieger Olly mit „Balorda nostalgia“ beim Eurovision Song Contest 2025 in Basel vertreten, sondern vom Zweitplatzierten Lucio Corsi mit dem Song „Volevo essere un duro“.

Eigentlich hatte Olly als Sieger des 75. Festival di Sanremo das Vorrecht Italien beim Eurovision Song Contest zu repräsentieren. Nach einiger Bedenkzeit lehnte dieser die Möglichkeit aufgrund einer ausverkauften Tournee im Mai, die sich mit dem ESC und den Proben vollkommen überschnitten hätte, aber ab. Damit fiel das Recht Italien zu vertreten auf den Zweitplatzierten des Festivals und Gewinner des Superfinales Lucio Corsi. Dieser sagte zu und wird somit mit seinem Sanremo-Beitrag „Volevo essere un duro“ nach Basel fahren.

Lucio Corsi ist 31 Jahre alt und stammt aus der Toskana. Dank dem Drittplatzierten des diesjährigen Sanremo-Festivals Brunori Sas erhielt er seinen ersten Plattenvertrag. Sein erstes stark vom Glamrock geprägtes Album kam 2015 heraus, drei weitere folgten 2017, 2020 sowie 2023 und platzierten sich in den italienischen Top 100. Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde er Ende 2024 mit der Veröffentlichung der Single „Tu sei il mattino“, die Titellied der Serie „Vita da Carlo“ ist, in der er auch als Gaststar auftrat. Sein aktuelles Album, das ebenfalls den Namen „Volevo essere un duro“ trägt, erreichte diesen Freitag Platz 1 der italienischen Albumcharts.

Das Lied

„Volevo essere un duro“ ist ein ruhiger Song, der eine sehr warme Grundstimmung ausstrahlt. Zu Anfang hört man nur Klavier, dann kommen Schlagzeug und Streicher hinzu und im zweiten Teil des Liedes ist ein Chor im Hintergrund zu hören. Zum Ende hin wird der Song kräftiger und wandelt sich mit dem Einsetzen einer E-Gitarre in eine Progressive-Rock-Ballade.

Im Liedtext beschreibt Lucio den Wunsch ein „harter Kerl“ zu sein, ein starker und furchtloser Mensch. Er versucht starke und mutige Figuren nachzuahmen wie einen Sumoringer oder einen Dealer, erkennt jedoch, dass er das nicht ist und nie sein wird. Und letztendlich akzeptiert er sich so, wie er ist: verletzlich, mit Ängsten und Schwächen. Und so endet das Lied mit der Zeile „Ich bin nichts anderes als Lucio“.

Musik und Text von „Volevo essere un duro“ wurden von Lucio Corsi selbst sowie Tommaso Ottomano geschrieben. Tommaso Ottomano begleitete Lucio beim Sanremo-Festival 2025 auf der Bühne mit der E-Gitarre und soll auch beim Eurovision Song Contest in Basel mit dabei sein. Außerdem ist über die Inszenierung in Basel schon bekannt, dass diese eher einfach gehalten sein und sich auf die Musik und die Instrumente konzentrieren soll.

Lucio Corsi wird im ersten Halbfinale am 13. Mai 2025 zwischen Startplatz 9 und 10 auftreten, ist aber als Repräsentant eines Big-5-Landes schon für das Finale gesetzt.

Der Check

Song: 3/5 Punkten
Stimme: 3/5 Punkten
Darbietung: 2/5 Punkten
Instant Appeal: 2/5 Punkten

Chris: Für mich ist das viel zu langweilig – da bleibt kaum etwas hängen. Erinnert mich irgendwie an einen älteren italienischen Song. Trotzdem dürfte der Beitrag als italienischer Act wohl deutlich besser abschneiden, als ich es persönlich einschätzen würde. 2 Punkte

Giulia: Leider einfach langweilig. Gut, dass der Sänger auffällt und die italienische Sprache grundsätzlich allem eine gewisse Klasse verleiht. 2 Punkte

Laureen: Gemütlich, entspannt, plätschernd und wohltuend – dieser Song tut nicht weh, aber mir persönlich fehlt das gewisse Etwas. Zudem finde ich, dass Performance, Bedeutung des Liedes, Look und Gefühl nicht zusammenpassen. Da werde ich nicht warm mit, obwohl der Song an sich mir ein warmes Gefühl gibt. 6 Punkte 

Peter: Ich will ganz ehrlich sein, ich habe mir sehr gewünscht, dass Olly die Einladung nach Basel annimmt. Traue mich das kaum aufzuschreiben, weil ich Lucios Titel zwar ganz ansprechend, aber doch eher konventionell wahrnehme. Easy on the eye, aber jenseits seines selbstbewussten, eindrucksvollen Auftritts in Komposition und Instrumentierung ohne große Ecken und Kanten. 4 Punkte

Rick: Mir gefällt weder Lucios Musikstil, noch finde ich, dass er Star-Power mitbringt. Mir ist schon klar, dass dieser Retro-Blues-Rock einfach sein Ding ist, aber für mich klingt das eingestaubt und nicht aufregend genug. Italien hat musikalisch so viel mehr zu bieten und ich hoffe sehr, dass uns nächstes Jahr wieder die wahre moderne Musikszene Italiens präsentiert wird. 2 Punkte

Punktzahlen der anderen Blogger*innen:

• Benny: 7 Punkte 
• Berenike: 12 Punkte
• Danio: 7 Punkte
• Douze Points: 6 Punkte 
• Manu: 5 Punkte
• Max: 3 Punkte 

Gesamtpunktzahl aller Blogger*innen: 56/132 Punkten.

Beim ESC-kompakt-Index landet „Volevo essere un duro“ auf Platz 9.

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Bisher erschienene Songchecks

Erstes Halbfinale

• (1) Estland: „Espresso Macchiato“ von Tommy Cash
• (2) Island: „Róa“ von VÆB
• (3) Polen: „GAJA“ von Justyna Steczkowska
• (4) Portugal: „Deslocado“ von NAPA 
• (5) Slowenien: „How Much Time Do We Have Left“ von Klemen
• (6) Schweden: „Bara Bada Bastu“ von KAJ
• (7) Ukraine: Bird of Pray“ von Ziferblat
• (8) Albanien: „Zjerm“ von Shkodra Elektronike
• (9) Aserbaidschan: „Run With U“ von Mamagama
• (10) Belgien: „Strobe Lights“ von Red Sebastian
• (11) Kroatien: „Poison Cake“ von Marko Bošnjak
• (12) Zypern: „Shh“ von Theo Evan
• (13) Niederlande: „C’est la vie“ von Claude
• (14) Norwegen: „Lighter“ Kyle Alessandro
• (15) San Marino: „Tutta l’Italia“ von Gabry Ponte