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ESC-Songcheck kompakt 2022 (19) – Israel: „I.M“ von Michael Ben David

Quelle: Eurovision.tv

Anders als in der jüngeren Vergangenheit diente in diesem Jahr nicht die interaktive Casting-Sendung „HaKokhav HaBa“ als israelischer Vorentscheid für den ESC. Stattdessen nahm man das international bekannte Format „X Factor“, um den israelischen Act für Turin 2022 zu küren. Nach einem monatelangen Auswahlprozess gelangten schließlich vier Künstler ins Finale und stellten dort mehrere potenzielle ESC-Beiträge vor. Über den eher komplexen Vorentscheidungsmodus haben wir bereits hier berichtet. Am Ende setzte sich die Kombination aus Sänger Michael Ben David und dem Song „I.M“ durch.

Michael Ben David ist 25 Jahre alt und hat georgische sowie ukrainische Wurzeln. Er lebte in seiner Jugend die typische Tellerwäscher-Story in Tel Aviv, wo er als Kellner arbeitete und auf seine große Chance im Musik-Business lauerte. Nachdem er an der renommierten „Beit Zvi School for the Performing Arts“ Gesang und Tanz studiert hatte (wie etwa auch Shiri Maymon oder Harel Skaat), spielte er in verschiedenen Theaterstücken und Musicals mit. Seinen Durchbruch hatte er dann bei X Factor Israel. Parallel hierzu arbeitet er weiter an einer Musical-Tour zu einer Adaption vom Zauberer von Oz.

Der Song

„I.M“ wurde von Chen Aharoni, Lidor Saadia und Michael Ben David selbst geschrieben. Das Lied handelt von innerer Stärke und ist praktisch eine Ode an ein gesundes Selbstbewusstsein. Michael wurde in seiner Kindheit aufgrund seiner hohen Stimme beim Singen gehänselt, zudem hatte er mit familiären Problemen zu kämpfen, da etwa seine Mutter die Homosexualität ihres Sohnes nicht akzeptierte. In „I.M“ spricht er sich selbst Mut zu und richtet sich auf. Das Lied soll nach Angaben des Sängers jedoch keine Rache an seinen „Hater“ sein. Er habe sowohl sich selbst als auch die Vergangenheit akzeptiert und daraus nun Kraft geschöpft – die er mit nach Turin transportieren möchte.

Musikalisch ist „I.M“ klassischer Euro-Pop mit orientalischen Elementen und Einflüssen aus der amerikanischen Drag-Kultur. All dies lässt Michael auch in seinen Auftritt und seinen Videoclip visuell mit einfließen. Markant sind hier auch die Passagen, in denen Michael seine hohe Stimme gesanglich voll ausschöpft. Das Lied schaffte es in den israelischen Charts bis auf Platz 13.

Der Check

Song: 3/5 Punkten

Stimme: 3/5 Punkten

Darbietung: 4/5 Punkten

Instant Appeal: 3/5 Punkten

Benny: Das wird auf der ESC-Bühne bestimmt super, aber als Lied funktioniert diese Aneinanderreihung einzelner Songfragmente für mich überhaupt nicht. Mehr ist zwar meistens mehr, aber eben nicht immer. Meiner Meinung nach etwas verunglückt und der Revamp leider noch mehr. 3 Punkte.

Berenike: Ich weiß nicht, ob es am Revamp liegt oder ob ich mir „I.M“ extrem schöngehört habe, aber mittlerweile gefällt mir der Song recht gut. Schon das Intro setzt ein stimmliches Ausrufezeichen. Für andere mag es wirr zusammengewürfelt wirken, aber ich empfinde das Arrangement als angenehm „bunt“, insbesondere die Flöten- und orientalische Spur gefallen mir. Und was ganz entscheidend ist: ich nehme Michael Ben David ab, dass er meint, was er singt. Kann ich mir sehr gut am Tel Aviver Strand und im Euroclub vorstellen. 6 Punkte.

Douze Points: Vermutlich liegt’s an der späten Uhrzeit, zu der ich das schreibe (es ist auf jeden Fall kein Alkohol im Spiel): Aber ich habe gerade das Gefühl, dass sich mir der Song gerade zum ersten Mal in allen seinen Facetten öffnet. Neben der In-the-Face-Gayness ist das musikalisch tatsächlich vielschichtig, interessant und modern aufgebaut – von Clubsounds bis Orient. Dazu der bitchige Text und die wirklich exzellente visuelle Umsetzung. Oh my Gay-God, werde ich jetzt doch noch Fan? Bevor ich es mir morgen wieder überlege: 10 Punkte.

Flo: Ganz ehrlich, „I.M“ ist einfach kein guter Song. Die Performance ist zu künstlich und inszeniert, die Melodie schwierig bis nervig und diese ständigen Wechsel in der Tonlage vielleicht Ausdruck stimmlicher Varietät, über drei Minuten aber ziemlich anstrengend. Schön, wem das gefällt, für mich ist der israelische Beitrag leider gar nichts – daran hat auch der Revamp nichts geändert. 1 Punkt.

Manu: Es tut mir leid. Israel enttäuscht mich in diesem Jahr auf ganzer Linie. Ich mag weder Michael Ben Davids Stimme hören, noch catcht mich sein konfuses Lied. Irgendwie scheinen hier alle möglichen Musikstile verwurstelt zu sein, ohne das das irgendwie zusammenpasst. Dazu dieser strange Auftritt – eine Art Drag-Race-Hommage ohne Drags. I’m sorry – dank des Revamps immerhin noch 2 Punkte.

Max: Das ist ein cooler Song! Keine Frage. Israel schafft es eben, eine Art Popmusik abzuliefern, die sonst niemand beim Contest bringt. Zumindest nimmt man nur Israel die orientalischen Elemente ab, die auch „I.M“ beinhaltet. Nachdem Revamp hört sich der Drop nicht mehr so sehr nach „Swish Swish“ von Katy Perry an und er ist trotzdem ganz cool geblieben. Mich stört hier nur der Text etwas, den ich sehr aufgesetzt finde. Michael Ben David will zwar Selbstbewusstsein zeigen, kommt aber stellenweise etwas arrogant rüber. Zudem passt der Sprechgesang in den Strophen nicht ganz. Trotzdem 7 Punkte von mir, weil ich den Sound an sich gut finde.

Peter: Ein disco-esquer Uptempo-ESC-Song darf für mich gerne camp und trashy bis zur Belastungsgrenze sein, dennoch habe ich hier gewisse Akklimatisierungsbarrieren. Das ist mir zu plump-schrill und zu wenig augenzwinkernd. Der Prototyp für mich, wie man alles richtig macht, ist Deens „In The Disco“. Beim israelischen Beitrag stört mich der doofe Text, aber das Video macht viel Spaß, der kalkulierte Drive ist sympathisch und es gibt genug spielerische Breaks und musikalische Kirmesmusik-Einfälle, die den Song dancefloor-aktivierend machen. Warum also nicht 12 Punkte?

Rick: Ist „I.M“ der hochwertigste Song dieses Jahr? Auf keinen Fall. Ist er aber eingängig und unterhaltsam? JA! Und genau diese Art von Song fehlt vielen doch dieses Jahr. Wir sollten also froh über die Nummer sein, auch wenn ich die Message ziemlich plakativ finde. Sie stellt die LGBTQ+ Szene ziemlich „einseitig“ dar und das ist nicht wirklich repräsentativ, sondern wirkt auf einige eventuell sogar gekünstelt. Aber wie gesagt: musikalisch – vor allem nach dem Revamp – ziemlich cool, finde ich. 5 Punkte.

Gesamtpunktzahl: 46/96 Punkten.

Beim ESC-kompakt-Index landet „Titel“ auf Platz 27 von 40.

Wie schneidet der israelische Beitrag "I.M" von Michael Ben David ab?

  • Bleibt im Halbfinale hängen (64%, 312 Votes)
  • Platz 21-25 (17%, 84 Votes)
  • Platz 16-20 (11%, 53 Votes)
  • Platz 11-15 (4%, 19 Votes)
  • Top 5 (2%, 10 Votes)
  • Platz 6-10 (2%, 9 Votes)

Total Voters: 487

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Bisher erschienene Songchecks:

Erste Hälfte des ersten Semis

(1) Albanien: „Sekret“ von Ronela Hajati
(2) Bulgarien: „Intention“ von Intelligent Music Project
(3) Lettland: „Eat Your Salad“ von Citi Zēni
(4) Litauen: „Sentimentai“ von Monika Liu
(5) Moldau: „Trenuleţul“ von Zdob şi Zdub & Fraţii Advahov
(6) Niederlande: „De Diepte“ von S10
(7) Schweiz: „Boys Do Cry“ von Marius Bear
(8) Slowenien: „Disko“ von LPS
(9) Ukraine: „Stefania“ von Kalush Orchestra

Zweite Hälfte des ersten Semis

(10) Armenien: „SNAP“ von Rosa Linn
(11) Dänemark: „The Show“ von REDDI
(12) Griechenland: „Die Together“ von Amanda Tenfjord
(13) Island: „Með Hækkandi Sól“ von Systur
(14) Kroatien: „Guilty Pleasure“ von Mia Dimšić
(15) Norwegen: „Give That Wolf A Banana“ von Subwoolfer
(16) Österreich: „Halo“ von LUM!X und Pia Maria
(17) Portugal: „saudade, saudade“ von MARO

Erste Hälfte des zweiten Semis

(18) Finnland: „Jezebel“ von The Rasmus


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