ESC-Songcheck kompakt 2024 (16) – Albanien: „TiTAN“ von Besa

Bild: Eurovision.tv

Mit unserem heutigen Songcheck starten wir offiziell ins zweite Halbfinale des Eurovision Song Contest 2024. Nachdem alle Beiträge des ersten Semis abgehakt sind, geht es mit Besa aus Albanien weiter. Die Sängerin konnte sich bereits im Dezember das ESC-Ticket beim Vorentscheid Festivali i Këngës 62 sichern. Seitdem hat sich an ihrem Beitrag für Malmö allerdings einiges geändert. Doch hilft ein (mittlerweile traditioneller) albanischer Revamp erneut dabei, dass es das Land ins ESC-Finale schafft?

Mit vollem Namen heißt die diesjährige Vertreterin Albaniens Besa Kokëdhima und stammt aus der südalbanischen Stadt Fier. Sie lebte zeitweise in Großbritannien, von wo aus sie an ihrer Karriere feilte. 2008 kam dann der Durchbruch in der Heimat Albanien: Besa konnte die Castingshow Top Fest gewinnen. Was die wenigsten wissen: Besa wollte daraufhin zum ESC und nahm deshalb – kurioserweise – am rumänischen Vorentscheid 2009 teil. Gewinnen konnte sie diesen zwar nicht, aber ihre Karriere in Albanien nahm weiter Fahrt auf. Über die Jahre landete sie zahlreiche große Hits.

Jetzt, im Alter von 37 Jahren, darf Besa endlich zum ESC und startet für Albanien auf Startposition 2 im zweiten Halbfinale. Im Vorentscheid Festivali i Këngës, der wie üblich zur Weihnachtszeit stattfand, hat Besa das ESC-Ticket gelöst. Allerdings nur, weil es dort mittlerweile eine eigene Televoting-Abstimmung über die ESC-Vertretung gibt. Dieses konnte Besa gewinnen, während Sänger Mal Retkoceri die Jury überzeugte und zum eigentlichen Festival-Sieger erklärt wurde.

Das Lied

Während Besa „Zemrën n’dorë“ im Vorentscheid noch auf Albanisch singen musste, ließ sie wenig später verlauten, dass die Nummer ursprünglich einen englischen Text hatte. Demnach spielte sie bereits früh mit dem Gedanken, auch beim ESC auf Englisch zu singen. Obwohl ihre Fans sie baten, den Song in albanischer Sprache zu belassen, hat sich Besa dagegen entschieden. Der Revamp hat die Nummer somit nicht nur produktionstechnisch verändert, sondern auch sprachlich. Beim ESC wird die Sängerin ihren Song unter dem Titel „TiTAN“ für Albanien präsentieren. Neben Besa selbst haben an dem Lied Alias Lj, Gia Koka, die auch für den Text verantwortlich ist, und Kledi Bahiti mitgeschrieben.

Ob Besa am Text des Songs doch noch etwas ändert, ist unklar. Laut neuesten Gerüchten soll sie nun doch überlegen, albanische Textzeilen hinzuzufügen. Inhaltlich geht es darum, immer wieder aufzustehen, sich selbst zu motivieren und den Glauben an sich niemals zu verlieren. Besa besingt eine Person, die ihr schaden will und nicht an sie glaubt. Sie hingegen lässt sich nicht unterkriegen und bleibt stark. Im Musikvideo sieht man die albanische Vertreterin in mehreren eleganten, stylishen Outfits, die ihr inneres Selbstbewusstsein zum Ausdruck bringen.

Durch den Revamp bekam der albanische ESC-Beitrag 2024 auch eine deutlich modernere Produktion, die vollendeter klingt, als die bisherige Version. Zudem ändert sich die Nummer in den drei Minuten stilistisch mehrmals. Während „TiTAN“ als ruhige Ballade beginnt, setzt schnell ein Beat ein und Besas Sprechgesang versetzt den Song ins R&B-Genre. Gegen Ende gibt es zudem einen funkigen Disco-Vibe, der den Beitrag überraschend abrundet. Es wird also spannend zu sehen, wie das albanische Team eine so vielfältige Nummer auf die große Live-Bühne bringen wird.

Der Check

Song: 3/5 Punkten
Stimme: 4,5/5 Punkten
Darbietung: 4/5 Punkten
Instant Appeal: 2,5/5 Punkten

Benny: Schade, dass „TITAN“ nicht mehr auf Albanisch ist. Ansonsten finde ich den Song aber durchaus interessant und mag, wie wandelbar Besa sich in dem Song zeigt, etwa durch den Rap-Part. Eine grandiose Stimme hat sie ja auch. Ich habe eine Weile gebraucht, aber mittlerweile gefällt mir Albanien ganz gut. 6 Punkte

Berenike: Ich werde der schönen Sprachmelodie von „A ke ti“ immer nachtrauern; schade, dass sie das Lied nicht auf Albanisch gelassen haben. Die neue Version weist einen schönen Spannungsbogen auf, und Besa vermittelt den selbstbewussten Inhalt des Texts auch gut mit ihrer Stimme. Trotzdem bedaure ich, dass der Song jetzt von überall her sein könnte, sehr glatt wirkt und nicht mehr die landestypischen Elemente der Ausgangsversion aufweist. 5 Punkte

Douze Points: Sehr moderner Midtempo-Song, der mir bis auf die angerappte zweite Strophe ziemlich gut gefällt. Dennoch finde ich es schade, dass die so wandelbare Besa hier nicht noch kraftvoller und auffälliger in Erscheinung tritt. So ist es für mich eher halbgar. 7 Punkte

Flo: „TiTAN“ ist weder richtig Ballade noch Uptempo – und das macht es irgendwie schwierig, den Song einzuordnen. Durch den Revamp ist die Produktion nochmal moderner und der Übergang in den Rappart etwas runder geworden. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, mehrere Songs in einem zu bekommen, insbesondere der Diskopop-Umschwung ganz zum Ende wirkt irgendwie unplatziert. 4 Punkte

Manu: Dass Albanien auch in diesem Jahr den ausgewählten Beitrag überarbeiten würde, verwunderte wohl niemanden wirklich. Herausgekommen ist nun das englischsprachige Poplied „TiTAN“ mit folkloristischen Einflüssen, das kaum noch an das Original erinnert. Auch der vorher vorhandene kantige Rapteil wurde gnadenlos gestrichen. Gerade in der 2. Strophe/Refrain plätschert das Lied nun aber für mein Empfinden leider uninspiriert und mäßig produziert dahin und nimmt erst in den letzten 30 Sekunden an Fahrt auf. Für mich zu spät: im Revamp nur noch schwache 3 Punkte.

Max: Anders als das Fandom finde ich den albanischen Revamp in diesem Jahr gar nicht so schlecht. Ich vermisse auch nicht den fehlenden Rap-Part. Dennoch packt mich der Song nicht wirklich, mir fehlt hier das gewisse Etwas. Dennoch kein schlechter Beitrag für mich. So langsam könnte sich Albanien jedoch wieder etwas mehr trauen… 5 Punkte

Peter: „TiTAN“ ist ein guter Beleg dafür, wie viel ein Revamp bewegen kann. Der Song hat zwei USPs: Erstens hat Besa eine starke Stimme und gleichzeitig eine starke Ausstrahlung. Und zweitens passiert hier im letzten Drittel nochmal eine Menge, sowohl was die hymnische Bridge betrifft, als auch in Bezug auf das tanzbare Outro. Auch noch sehr cool, aber nicht so relevant für Malmö: Das offizielle Musikvideo hat eleganten und eindringlichen Style. Das alles zusammen rettet einen (leicht besser als) mittelmäßigen Song und lässt mich zu 7 Punkten greifen.

Rick: Mir gefällt die deutlich modernere Produktion des Revamps besser als die Ursprungs-Version und auch der „Rap“-Part klingt weiterhin gut. Ich gehöre aber zu den vielen Fans, die nicht ganz verstehen können, warum Besa den Song unbedingt auf Englisch performen will – einige Stellen waren im Albanischen nämlich stärker. Umso besser finde ich es, dass Besa nicht so überdramatisiert leidet beim Singen, denn das hat man aus Albanien schon oft genug gehört. Der letzte (Disco-angehauchte) Teil des Songs ist sehr cool. 6 Punkte

Gesamtpunktzahl: 43/96 Punkte

Beim ESC-kompakt-Index landet „TITAN“ auf Platz 37 von 37.

Wie schneidet der albanische Beitrag "TITAN" von BESA ab?

  • Bleibt im Halbfinale hängen (64%, 335 Votes)
  • Platz 21-26 (16%, 84 Votes)
  • Platz 16-20 (14%, 71 Votes)
  • Platz 11-15 (3%, 18 Votes)
  • Platz 6-10 (2%, 10 Votes)
  • Top 5 (1%, 6 Votes)

Total Voters: 524

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Bisher erschienene Songchecks:

Erstes Halbfinale

(1) Kroatien: „Rim Tim Tagi Dim“ von Baby Lasagna
(2) Zypern: „Liar“ von Silia Kapsis
(3) Irland: „Doomsday Blue“ von Bambie Thug
(4) Litauen: „Luktelk“ von Silvester Belt
(5) Polen: „The Tower“ von LUNA
(6) Serbien: „Ramonda“ von Teya Dora
(7) Ukraine: „Teresa & Maria“ von alyona alyona & Jerry Heil
(8) Australien: „One Milkali (One Blood)“ von Electric Fields
(9) Aserbaidschan: „Özünlə Apar“ von FAHREE feat. Ilkin Dovlatov
(10) Finnland: „No Rules!“ von Windows95man
(11) Island: „Scared of Heights“ von Hera Björk
(12) Luxemburg: „Fighter“ von TALI
(13) Moldau: „In The Middle“ von Natalia Barbu
(14) Portugal: „Grito“ von iolanda
(15) Slowenien: „Veronika“ von Raiven


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86 Comments
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Delta
Mitglied
Delta
1 Monat zuvor

Der Song ist nett. Mir fehlt der Wumms und auch etwas der Spannungsbogen (keine Ahnung woher der Gegensatz kommt).
Ein Pluspunkt ist definitiv ihre Stimme, die kann vieles bewirken. Für mich einer der besseren albanischen Beiträge der letzten Jahre (auch wenn das bei mir nicht schwer ist).

6 von 12 Punkten und Platz 22.

Sherli
Sherli
1 Monat zuvor

Ich weiß nicht, wie oft ich diverse diesjährige ESC Songs jetzt gehört habe. Titan hat da bei mir einen der größten Sprünge nach oben gemacht und steht inzwischen auf Pl. 8. Aber ja, ich brauchte auch eine ganze Weile, um mit dem Song warm zu werden.

Gerd Geomax
Gerd Geomax
21 Tage zuvor

Und wieder ist es den Albanern gelungen. Einen modernen und trotzdem landestypischen Beitrag durch einen total überflüssigen Revamp inklusive Anglifizierung in einen beliebigen Popsong mit Ethnoklängen zu verwandeln. Das war schon 2016, 2017 und 2022 nicht erfolgreich und wird es wahrscheinlich auch dieses Mal nicht sein. Klar war der Originalson „Zemrën n‘dorë“ chaotisch komponiert, aber hier kam Besaß dramatische Stimmlange wunderbar zur Geltung. In „Titan“ wurden sie dramatischen Wendepunkte bereinigt und übrig geblieben ist ein flacher Popsong. Höhepunkt ist nun ein Uptempo-Finale, was aber den Gesamtsong auch nicht mehr rettet. Für Besas immer noch tolle Stimme vergebe ich noch eine 5,5/10.
Das zweite Halbfinale ist somit eröffnet:

11. Albanien 5,5/10

Gesamt:
4. Litauen 9/10
6. Ukraine 8,5/10
7. Luxemburg 8,5/10
9. Portugal 8/10
10. Slowenien
12. Irland 7,5/10
15. Polen 7/10
16. Kroatien 7/10
18. Serbien 7/10
20. Aserbaidschan 6,5/10
25. Australien 6/10
27. Albanien 5,5/10
28. Zypern 5,5/10
32. Moldau 4,5/10
35. Island 3,5/10
37. Finnland 1/10

meine Einschätzung für Malmö: ganz auszuschließen ist ein Weiterkommen nicht, aber wenn Besa ins Finale einzieht, wird sie im hinteren Drittel landen.

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[…] (16) Albanien: „TiTAN“ von Besa (17) Armenien: „Jako“ von LADANIVA (18) Österreich: „We Will Rave“ von Kaleen (19) Tschechien: „Pedestal“ von Aiko (20) Dänemark: „Sand“ von SABA (21) Griechenland: „ZARI“ von Marina Satti (22) Malta: „Loop“ von Sarah Bonnici (23) Schweiz: „The Code“ von Nemo (24) Belgien: „Before The Party’s Over” von Mustii (25) Estland: „(nendest) narkootikumidest ei tea me (küll) midagi“ von 5MIINUST x Puuluup (26) Georgien: „Firefighter“ von Nutsa Buzaladze (27) Israel: „Hurricane“ von Eden Golan (28) Lettland: „Hollow“ von Dons (29) Niederlande: „Europapa“ von Joost Klein (30) Norwegen: „Ulveham“ von Gåte (31) San Marino: „11:11“ von MEGARA […]