ESC-Songcheck kompakt 2022 (22) – Georgien: „Lock Me In“ von Circus Mircus

Foto: Circus Mircus

Schon im November letzten Jahres gab der Öffentliche Rundfunk Georgiens SSM bekannt, dass die Gruppe Circus Mircus Georgien beim diesjährigen Song Contest in Turin vertritt. Zeitgleich wurde über den YouTube-Kanal von Circus Mircus auch ein entsprechendes Video veröffentlicht.

Mit dieser internen Wahl beweisen die Verantwortlichen aus Georgien ein weiteres Mal, dass sie durchaus ein Händchen für Ausgefallenes haben. Schon beim Debüt 2007 stand die national bekannte Sängerin Sopo Chalwaschi mit dem genialen, aber auch etwas sperrigen Lied „Visionary Dream“ für den eurasischen Staat im Wettbewerb. Zwei Jahre später wurde Georgien sogar vom Wettbewerb ausgeschlossen, als die Popgruppe Stephane and 3G mit dem eindeutig zweideutigen Lied „We Don’t Wanna Put In“ im Gepäck zum ESC nach Russland fahren wollte. Heute leider aktueller als wohl je zuvor…

Bei Circus Mircus handelt es sich um eine Art Künstlerkollektiv, dass erst vor gut einem Jahr von angeblich  ehemaligen Absolventen einer Zirkusschule in Tiflis gegründet wurde. Bisher zeigt sich Circus Mircus so wenig wie möglich – viele Bilder sind so verfremdet, dass man die Gesichter der Mitglieder kaum erkennt. Man darf also gespannt sein, wie sie sich in Turin zeigen werden. Passend dazu veröffentlichte die Band auch ein Manifest:

Die Musik der anscheinend vierköpfigen Band wird als experimentell bezeichnet und dem progressiven Rock-Genre zugeordnet. Zu ihrem ESC-Beitrag „Lock Me In“ wurde vor einiger Zeit schon ein farbenfrohes Musikvideo gedreht. Angesichts des Kriegs in der Ukraine haben sich die Künstler jedoch dazu entschlossen, das Video erst später zu veröffentlichen. Stattdessen fand sich auf dem zuerst veröffentlichten Video nur ein Standbild mit dem Text „Video unavailable – This artist condems russia’s invasion of Ukraine“.

Der Song

„Lock Me In“ ist nur knapp 2:30 Minuten lang und wurde von der Gruppe selbst geschrieben. Der experimentelle Song ist eine alternative Indie-Rock-Nummer, die mit verschiedenen Instrumenten und Stimmeffekten arrangiert ist. Nach einem 40-sekündigen gesprochenem Intro, hören wir zu elektronischen Sounds den recht unmelodisch gesprochenen Text „Take me to the space craft, take me to dance club. Now, right now“ in ebenfalls 40-sekündiger Dauerschleife. Dann öffnet sich „Lock Me in“ plötzlich musikalisch mit sphärischen Sounds zu einem melodisch gesungenen Refrain. Anschließend folgt eine halbe Strophe, ein doppelter Refrain und dann ohne weitere musikalische Schnörkel: Schluss.

Circus Mircus starten am 12. Mai für Georgien an Startplatz 5 im zweiten Halbfinale. Der Auftritt der Band soll von Emilia Sandquist gestaltet werden, die Teil des Teams der bekannten Choreographin Sacha Jean-Baptiste ist.

Der Check

Song: 2/5 Punkten

Stimme: 3/5 Punkten

Darbietung: 3/5 Punkten

Instant Appeal: 5/5 Punkten

Benny: Ein cooler Indie-Song, der mal eine ganz andere Farbe auf die ESC-Bühne bringt. Außerdem ist das Lied ein echter Ohrwurm. 8 Punkte.

Berenike: Durchgeknallter Indietronic – genau mein Ding! Ich mag (fast) alles an den Beitrag. Er ist so einzigartig, seltsam, kreativ, experimental, catchy und unterhaltsam. Die Zeile „Take me to the space craft, take me to dance club“ wird vielleicht etwas häufig wiederholt. Der nachfolgende megaeingängige und so harmonische Refrain nach dem wiederholten Staccatogesang sind dafür umso besser. Ein toller Farbtupfer in dem Jahr. 12 Punkte.

Douze Points: Hokuspokus oder doch Circus Mircus? Leider bin ich von „Lock Me In“ noch gar nicht verzaubert, sondern stehe selbstzweifelnd davor. Habe ich den Gag verpasst? In jedem Fall gebührt Georgien größter Respekt, dass sie die eigentliche Idee des Komponisten-Wettbewerbs ernst nehmen und immer mal wieder auch etwas Experimentelles zum ESC schicken. Das kann man sich anhören und sich etwas überraschen lassen. Es bleiben trotzdem Zweifel, ob der Zaubertrick aufgeht. 5 Punkte.

Flo: Circus Mircus geben sich ähnlich mystisch wie die norwegischen Subwoolfer und sind zugleich musikalisch ganz anders unterwegs. „Lock Me In“ ist eine interessante Nummer, die zwar relativ kurz, aber dennoch abwechslungsreich und gut hörbar ist. Verglichen mit vielen eher durchschnittlichen Popnummern in diesem Jahr ist das eine willkommene Abwechslung, unabhängig davon, wie es für Georgien im zweiten Halbfinale ausgeht. 6 Punkte.

Manu: Ach man, ich mag Georgien echt dafür, dass sie so unterschiedliche Musikstile zum ESC bringen. Klar ist da manches dabei, dass ich dann nicht unbedingt haben muss, aber meist waren es eher die braven georgischen Beiträge, die mir nichts gaben. „Lock Me In“ erinnert mich in den besten Momenten an Babylon Zoos „Spaceman“, in der restlichen Zeit warte ich allerdings auf diese besten Momente. Insgesamt wirkt der georgische Beitrag irgendwie „unfertig“ auf mich, aber genau das ist auch schon wieder geil. Ich bin arg gespannt auf den Auftritt, kann an dieser Stelle aber fairerweise nur 5 Punkte geben (allerdings mit Drang für mehr).

Max: „Lock Me In“ ist defintiv etwas… nun… etwas anderes! Nur trifft es meinen Geschmack nicht. Das visuelle Konzept von Circus Mircus ist sehr interessant und wie gesagt ist der Style auch einzigartig in diesem Jahrgang. Mir fehlt trotzdem eine eingängige Melodie oder etwas, das mich an das Lied bindet. Das schafft Georgien leider in diesem Jahr nicht. Auf die Show bin ich trotzdem schon sehr gespannt. 3 Punkte gibt es dennoch von mir.

Peter: Super. Erstmal ist mir die Künstler-Kollektiv-Idee sympathisch, und die damit verknüpfte Spontanität und Kreativität. Und dann ist das intelligente Spiel mit verschiedenen Genres und Musikstilen von Elektro über Progressive Rock bis Pophymne sehr gelungen. Der Refrain ist absolut mitreißend und ein sehr gelungener Bruch zum darauf hinleitenden Elektro-Rap. Das ist innovativ, frisch und witzig. 12 Punkte.

Rick: Ganz schwer zu bewerten – hier weiß man ja noch weniger über die Band-Mitglieder als bei Subwoolfer aus Norwegen. Dadurch fehlt irgendwie der emotionale Bezug bei mir, gleichzeitig macht das Ganze die Sache aber spannend und sticht heraus. Ich kann nur das Musikalische bewerten: die Nummer ist in dem Spektrum, in dem sie sich bewegt, echt gut gemacht. Mir gefällt der Elektro/AlternativeRock-Mix irgendwie sehr und auf die Performance, die sicher interessant wird, bin ich extremst gespannt. Vorerst 6 Punkte.

Gesamtpunktzahl: 57/96 Punkten.

Beim ESC-kompakt-Index landet „Lock Me In“ auf Platz 23 von 40.

Wie schneidet der georgische Beitrag "Lock Me In" von Circus Mircus ab?

  • bleibt im Halbfinale hängen (64%, 261 Votes)
  • Platz 16-20 (14%, 59 Votes)
  • Platz 21-25 (9%, 35 Votes)
  • Platz 11-15 (8%, 33 Votes)
  • Platz 6-10 (3%, 14 Votes)
  • Platz 1-5 (2%, 8 Votes)

Total Voters: 410

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Bisher erschienene Songchecks:

Erste Hälfte des ersten Semis

(1) Albanien: „Sekret“ von Ronela Hajati
(2) Bulgarien: „Intention“ von Intelligent Music Project
(3) Lettland: „Eat Your Salad“ von Citi Zēni
(4) Litauen: „Sentimentai“ von Monika Liu
(5) Moldau: „Trenuleţul“ von Zdob şi Zdub & Fraţii Advahov
(6) Niederlande: „De Diepte“ von S10
(7) Schweiz: „Boys Do Cry“ von Marius Bear
(8) Slowenien: „Disko“ von LPS
(9) Ukraine: „Stefania“ von Kalush Orchestra

Zweite Hälfte des ersten Semis

(10) Armenien: „SNAP“ von Rosa Linn
(11) Dänemark: „The Show“ von REDDI
(12) Griechenland: „Die Together“ von Amanda Tenfjord
(13) Island: „Með Hækkandi Sól“ von Systur
(14) Kroatien: „Guilty Pleasure“ von Mia Dimšić
(15) Norwegen: „Give That Wolf A Banana“ von Subwoolfer
(16) Österreich: „Halo“ von LUM!X und Pia Maria
(17) Portugal: „saudade, saudade“ von MARO

Erste Hälfte des zweiten Semis

(18) Finnland: „Jezebel“ von The Rasmus
(19) Israel: „I.M“ von Michael Ben David
(20) Serbien: „In corpore sano“ von Konstrakta
(21) Aserbaidschan: „Fade To Black“ von Nadir Rustamli


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71 Comments
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Marko
Marko
2 Jahre zuvor

Song, Stimme, Darbietung: Langweilig.

Instant Appeal: Fehlanzeige.

Finale: nein.
Gewinner: nein.