ESC-Songcheck kompakt 2024 (37) – Großbritannien: „Dizzy“ von Olly Alexander

Bild: Richie Talboy

Wir beenden den diesjährigen ESC-Songcheck kompakt mit dem wohl international bekanntesten Namen des 2024-er Line-Ups. Kein Geringerer als Years & Years-Frontmann Olly Alexander, der auch im deutschsprachigen Raum viele Erfolge landen konnte, vertritt Großbritannien beim Eurovision Song Contest 2024 in Malmö. Er selbst durfte seine ESC-Teilnahme bereits im Dezember live im britischen TV verkünden.

Olly Alexander Thornton ist sowohl in seiner Heimat als auch international ein bekannter Musiker, der 2010 das Trio Years & Years gründete. Mit diesem landete er fünf Jahre später auch im Mainstream-Bereich, als Hits wie „Desire“ und „King“ die Charts stürmten. Der Sound von Years & Years zeichnete sich durch eingängige Synth-Elemente und eine moderne Dance-Produktion aus. Die Band besteht mittlerweile nicht mehr, und Olly konzentriert sich auf seine Solo-Karriere.

Olly Alexander durfte bereits mit Elton John und den Pet Shop Boys live performen und arbeitete in der Vergangenheit mit zahlreichen bekannten Künstler:innen zusammen. Er ist aber nicht nur Musiker, sondern war bereits in verschiedensten Fernsehserien und Filmen zu sehen. Olly wurde von der britischen Sender BBC intern für Malmö ausgewählt, ohne Hilfe des Plattenlabels TaP Music, das in den Jahren zuvor noch bei der ESC-Auswahl geholfen hatte.

Neben der Musik- und Schauspielkarriere ist Olly auch für sein Engagement in der LGBTQ+-Community bekannt und konnte hierfür mehrere Auszeichnungen gewinnen. Die ESC-Teilnahme plant er laut eigenen Aussagen schon lange, und dieses Jahr habe nun endlich alles hierfür gepasst. Mehr dazu haben wir mit ihm auch im ESC-kompakt-Interview besprochen.

Das Lied

Schon kurz nach seiner ESC-Nominierung gab Olly Hinweise auf den Titel seines Songs für Malmö. Schnell errieten Fans, dank versteckter Videobotschaften, dass es sich um „Dizzy“ handeln müsse, was sich schnell bewahrheitete. Olly teaserte daraufhin immer mehr Details über seinen ESC-Song an, bis dieser im März endgültig veröffentlicht wurde.

Für die Nummer arbeitete Olly mit Danny L. Harle zusammen, der in den letzten Jahren bereits große Erfolge als Songwriter feiern konnte. So ist er unter anderem auch an Dua Lipas Welthit „Houdini“ beteiligt. Der britische Beitrag „Dizzy“ geht sich stilistisch in eine ähnliche Richtung, die inspiriert von Musiktrends der 80er ist. Olly selbst erklärte, dass er sich von Bands wie den Pet Shop Boys stark inspiriert fühlt.

Dennoch ist „Dizzy“ eine zeitgemäße Pop-Nummer mit dezenten Electro-Elementen. Thematisch geht es um das Gefühl, verliebt zu sein. Olly singt darüber, dass ihm ganz schwindelig ist von den Küssen der besungenen Person. Die Nummer hat keinen klassischen Höhepunkt und ein eher gleichbleibendes Tempo. Im Musikvideo zeichnet sich bereits ab, dass der Begriff „dizzy“, zu deutsch „schwindelig“, möglicherweise auch bei der ESC-Performance wörtlich genommen werden könnte, da die Kameraführung umher schwankt und Olly auf rotierenden Plattformen zu sehen ist.

Der Check

Song: 4/5 Punkte
Stimme: 3,5/5 Punkte
Darbietung: 4,5/5 Punkte
Instant Appeal: 3,5/5 Punkte

Benny: Olly Alexander hat mich enttäuscht, denn ich habe mir ein besseres Lied erhofft. Trotzdem ist auch ein mittelmäßiges Years-&-Years- bzw. Olly-Alexander-Lied eben immer noch ganz großes Kino, das man sehr gut anhören kann. Ich hoffe auf eine herausragende Show in Malmö. 7 Punkte

Berenike: Da hatte ich wirklich mehr erwartet. Gefühlt wird immer nur eine Zeile wiederholt, sodass die Melodie schnell nervt. Dazu wird seine Stimme so seltsam verfremdet und hat nicht die Kraft über den Instrumentalspuren hervorzutreten, sondern geht unter. Wirkt wie ein schlechter Fülltrack auf einem Mika-Album auf mich. 3 Punkte

Douze Points: Nach anfänglicher Enttäuschung, von Olly nicht den ultimativen Banger geliefert bekommen zu haben, werde ich mit „Dizzy“ immer wärmer. Ich mag die 80er Pet-Shop-Boys-Referenzen und die Dynamik. Die Stimme ist nicht mein Favorit, passt aber. Der Song macht mich vielleicht nicht dizzy, ich bekomme aber gute Laune. 8 Punkte

Flo: „Dizzy“ lässt mich leider ziemlich kalt. Der Song an sich ist überhaupt nicht schlecht, aber mehr als „nice to hear“ springt da nicht raus. Solide Nummer fürs Radio und Streaming-Playlists, die mich aber nicht nachhaltig erreicht. 5 Punkte

Manu: Olly Alexander scheint an den hohen Ansprüchen und Erwartungen an seine Person gescheitert zu sein, dabei hatte er von Anfang an eine Popnummer im Dua-Lipa-Stil vermuten lassen. Und genau das liefert „Dizzy“ meines Erachtens auch – gut produzierter Radiopop mit extrem eingängiger Melodie. Zudem freue ich mich über die musikalischen Erinnerungen an die fabelhaften Pet Shop Boys. Auch wenn mir die Glocken manchmal ein bisschen auf den Zeiger gehen, gefällt mir „Dizzy“ als das, was es ist, und ich hoffe inständig darauf, dass ESC-Beiträge nicht immer laut und grell sein müssen, um Punkte zu erhalten. 8 Punkte

Max: Bevor der Song veröffentlicht wurde, war mir eigentlich klar, dass er mir vermutlich gefallen würde. Und so ist es: „Dizzy“ hat alles, was ich mir von Olly Alexander erhofft habe. Ich mag Ollys Stimme sehr und war deshalb bereits Years & Years-Fan. Unglaublich wettbewerbsfähig ist der Song vermutlich nicht, privat läuft er bei mir aber in Dauerschleife. 12 Punkte

Peter: Olly hat schon mit Kylie zusammengearbeitet, die Heroisierung als „gay icon“ ist also mehr als berechtigt. Beim ersten Hören hat mich „Dizzy“ nicht sofort komplett ergriffen, aber der Song klickt von Mal zu Mal stärker und die Pet-Shop-Boys-Reminiszenzen in Kombination mit der einzigartigen Stimme von Olly mit unmittelbarem Erinnerungswert machen den Beitrag zu einem edgy und doch smooth schwelgenden Hit mit Chartpotenzial. Mir gefällt auch die sanfte Verbeugung an den Italopop der späten 80er. 12 Punkte

Rick: „Dizzy“ ist ziemlich genau das, was ich auch sonst an Musik konsumieren würde. Der Song ist etwas edgy, aber bleibt dabei massentauglich. Die Einflüsse von Bands wie den Pet Shop Boys sind nicht zu verleugnen und Olly ist einfach ein cooler, kreativer Artist. Ich mag es auch, dass die Nummer sich nicht künstlich zu einem dramatischen Höhepunkt steigert und ihre entspannte Grundhaltung behält. Um Europa zu überzeugen, muss allerdings ein Staging her, das in Erinnerung bleibt, denn musikalisch ist der Song nicht besonders genug. Dennoch ein super Beitrag aus UK! 10 Punkte

Gesamtpunktzahl: 65/96 Punkten

Beim ESC-kompakt-Index landet „Dizzy“ auf Platz 23 von 37.

Wie schneidet der britische Beitrag "Dizzy" von Olly Alexander ab?

  • Platz 16-20 (32%, 196 Votes)
  • Platz 21-26 (27%, 162 Votes)
  • Platz 11-15 (24%, 148 Votes)
  • Platz 6-10 (13%, 80 Votes)
  • Top 5 (4%, 23 Votes)

Total Voters: 609

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Bisher erschienene Songchecks

Erstes Halbfinale

(1) Kroatien: „Rim Tim Tagi Dim“ von Baby Lasagna
(2) Zypern: „Liar“ von Silia Kapsis
(3) Irland: „Doomsday Blue“ von Bambie Thug
(4) Litauen: „Luktelk“ von Silvester Belt
(5) Polen: „The Tower“ von LUNA
(6) Serbien: „Ramonda“ von Teya Dora
(7) Ukraine: „Teresa & Maria“ von alyona alyona & Jerry Heil
(8) Australien: „One Milkali (One Blood)“ von Electric Fields
(9) Aserbaidschan: „Özünlə Apar“ von FAHREE feat. Ilkin Dovlatov
(10) Finnland: „No Rules!“ von Windows95man
(11) Island: „Scared of Heights“ von Hera Björk
(12) Luxemburg: „Fighter“ von TALI
(13) Moldau: „In The Middle“ von Natalia Barbu
(14) Portugal: „Grito“ von iolanda
(15) Slowenien: „Veronika“ von Raiven

Zweites Halbfinale

(16) Albanien: „TiTAN“ von Besa
(17) Armenien: „Jako“ von LADANIVA
(18) Österreich: „We Will Rave“ von Kaleen
(19) Tschechien: „Pedestal“ von Aiko
(20) Dänemark: „Sand“ von SABA
(21) Griechenland: „ZARI“ von Marina Satti
(22) Malta: „Loop“ von Sarah Bonnici
(23) Schweiz: „The Code“ von Nemo
(24) Belgien: „Before The Party’s Over” von Mustii
(25) Estland: „(nendest) narkootikumidest ei tea me (küll) midagi“ von 5MIINUST x Puuluup
(26) Georgien: „Firefighter“ von Nutsa Buzaladze
(27) Israel: „Hurricane“ von Eden Golan
(28) Lettland: „Hollow“ von Dons
(29) Niederlande: „Europapa“ von Joost Klein
(30) Norwegen: „Ulveham“ von Gåte
(31) San Marino: „11:11“ von MEGARA

Finale

(32) Schweden: „Unforgettable“ von Marcus & Martinus
(33) Frankreich: „Mon Amour“ von Slimane
(34) Deutschland: „Always On The Run“ von ISAAK
(35) Italien: „La noia“ von Angelina Mango 
(36) Spanien: „Zorra“ von Nebulossa


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134 Comments
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ESCforETERNITY
18 Tage zuvor

Dizzy ist für mich wie eine Reise durch die Vergangenheit mit alten Bekannten, fühlt sich vertraut an, wie „nach Hause kommen“ – Musik die ich so in dieser Form schon immer mochte. Freu mich wahnsinnig diesen Song in der Halle zu erleben (Rusty da sind wir uns wieder mal einig😉) und danach natürlich in der Disco bis mir selbst ganz dizzy wird😅. Olly wird da bestimmt einen super Auftritt hinlegen, da bin ich mir sicher.
Wenn man sich entschieden hat, live dabei zu sein, ist das zunächst immer so eine Zitterpartie, weil man sozusagen ja „die Katze im Sack“ kauft- sobald sich dann im Laufe der Vorentscheidungen herausstellt, dass einem der Grossteil der Lieder gut bis sehr gut gefällt ist man irgendwie erleichtert und die Vorfreude steigt mit der Anzahl der Favoriten immer mehr, jetzt kann ich es nun wirklich kaum mehr erwarten🤗

Last edited 18 Tage zuvor by ESCforETERNITY
undeuxtrois
undeuxtrois
18 Tage zuvor
Reply to  ESCforETERNITY

Viel Spaß und beste Unterhaltung. 😀

ESCforETERNITY
18 Tage zuvor
Reply to  undeuxtrois

Das ist lieb von dir – Dankeschön☺️

Trevoristos
Trevoristos
18 Tage zuvor

das war bisher für Dizzy und Olly Alexander bis jetzt alles noch nicht so optimal gelaufen.
Nach nem zunächst guten Start blieb der beim Streaming am Boden kleben, als ob der Pattex an den Hacken hatte. Insbesondere im Auslandsstreaming konnte Dizzy sich nicht vom Durchschnitt der anderen ESC Beiträge nach oben hin absetzen. (0,35 Mio Spotistreams je Woche bis jetzt).

Wobei man aber anmerken darf, dass Dizzy von den UK Radiostationen noch härter gepusht wird, als der Isaak Song in Deutschland.
Dizzy liegt aktuell im UK auf nem ganz ausgezeichneten Wochen Platz 13.
Die UK Radioredakteure sind demnach sehr wohlwollend (was im UK bei nicht jedem der BBC ESC Beiträge in der Vergangenheit der Fall war).

Glaube mit einer wirklich überzeugenden Live Performance könnte Dizzy zumindest im UK vielleicht doch noch deutlich mehr reissen (im Streaming).

Stolperstein bleibt leider ‚die Stimme‘. Da muss er natürlich liefern. Ist leider nicht sicher, dass er das hinbekommen wird.

Halte den Song (als Tonaufnahme) im Instant Appeal überzeugender, als die Wirkung in der Repetitiveness. Baut glaub ich recht schnell ab.

Cali
Mitglied
Cali
18 Tage zuvor

Und zum Abschluss nun schon der letzte Songcheck mit Olly. Die Erwartungen waren schon sehr hoch, da war ich schon im Vorhinein sehr skeptisch, ob er die halten könne. „Dizzy“ ist kein Gewinnerlied, klar, aber beim ersten Hören war ich dann doch ein bisschen überrascht davon. Es ist gut gemachter Radiopop, der, gerade mit dem Sprechteil in der Bridge und dem eingängigen Refrain, sehr gut als Audio funktioniert. Aber ist es auch eigenständig genug, um auf der Bühne bestehen zu können? Da habe ich trotz Ollys Professionalität meine Zweifel. Ich hoffe aber sehr fürs UK, dass eine Platzierung um Mittelfeld herauskommt. Olly musste ja schon genug durchmachen…

Prognose: Finale 21-26 (hatte ihn an 21. Stelle tatsächlich)
Meinung: Platz 17/37 (7 Punkte)

Nils
Nils
18 Tage zuvor

Langweilig und durch das düstere Glockengebimmel auch noch latent nervig. Ich glaube nicht, dass Olly die linke Tabellenhälfte sehen wird.

Aber wenigstens gibt sich das UK aktuell Mühe.

Aufrechtgehn
Aufrechtgehn
18 Tage zuvor

Mir geht es da ähnlich wie Peter. Beim ersten Hören hatte mich der Song nicht sofort gekickt, da war er mir zu sehr bar der Höhepunkte. Mittlerweile hat er sich zu meinem absoluten Lieblings-Ohrwurm entwickelt und flutet mein Hirn bei jedem Hörer mit Serotoninschüben. Ich bin richtig verliebt darin! Das liegt natürlich an den schönen Achtzigerjahre-Anleihen, die mich wieder in die Zeit der Jugend versetzen und in Nostalgie schwelgen lassen. Aber es hat auch mit Olly Alexander, den ich zu meiner Schande vorher nicht kannte, seiner supersweeten Ausstrahlung, seiner angenehmen Stimme und dem relaxten Liedaufbau zu tun. Normalerweise stehe ich eher auf Sachen, die voll auf die Zwölf gehen, bzw. eine dynamischere Liedführung mit dramatischem Finale. Aber hier umfängt mich der Song gerade durch seine relative Gleichförmigkeit wie eine mentale Kuscheldecke oder eine prachtvoll blühende Frühlingswiese und macht mich „dizzy“ voller Glückstrunkenheit.

ag9
ag9
18 Tage zuvor
Reply to  Aufrechtgehn

Wenn dir Olly zusagt, dann schau doch mal in die Serie „It’s a Sin“ rein. Er spielt die Hauptrolle; die Serie ist von Russel T. Davies entwickelt, von dem auch „Queer as Folk“ stammt. Es spielt in den 80ern und es geht um das Aufkommen und den Umgang nit AIDS (also quasi unsere jungen Jahre).

UweB
UweB
17 Tage zuvor

Muss man 2 – 3 mal hören, dann zündet es.
Mag ich inzwischen sehr gerne.
Olly hat s einfach drauf. Den gesprochenen Part finde ich super.